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Den gesamten restlichen Tag hatte ich mich in meinen Zimmer eingeschlossen, mich in einem Bett zusammen gekauert und geweint. Und selbst, als keine Tränen mehr kommen wollten, wurde mein Körper von Schmerzenswellen erfasst. Ich fühlte mich so verraten, so betrogen...und so allein. Es kam mir beinahe so vor, als hätte man mein Herz in tausend Stücke zerfetzt und es anschließend achtlos beiseite geworfen.
Er hatte mich nur ihretwegen geküsste! Er interessierte sich nicht wirklich für mich, sondern nur für das Wesen in mir!
„Ich hasse ihn!", schrie ich in mein Kissen. Aber gleichzeitig fühlte ich das Brennen in meiner Brust, das mich daran erinnerte, dass dies eine Lüge war.
Seitdem wir uns – Tag für Tag – näher gekommen waren, hatte sich mein Herz verändert. Es schlug weiterhin seinen ewig stätigen Rhythmus, aber dennoch war etwas anders... Über all die Zeit hatte es einen weiteren Platz geschaffen. Für die Person, die es nun zerstört hatte – Liam.
Mein Handy, welches noch immer auf meinem Nachttisch neben mir lag, vibrierte und zeigte mir an, dass ich schon wieder von ihm angerufen wurde. Erneut fuhr ein Stich durch mein Herz. Ich biss mir auf die Lippe, streckte die Hand danach aus und schaltete es kurzerhand aus. Dann vergrub ich das Gesicht in meinem Kissen, rollte mich unter meiner Bettdecke zusammen und ließ die Dunkelheit über mir zusammenbrechen.

Erneut befand ich mich auf dem Feld, kniend vor einer Frau, die im Sterben lag. Noch immer spürte ich die Tränen in meinen Augen, merkte wie sie mir die Sicht nahmen. Dennoch griff ich nach ihrer Hand und rutschte näher an sie heran.
Erst reagierte sie nicht, aber dann richteten sich ihre starren Augen plötzlich auf mich. „Du musst dich...", stöhnte sie, während sie versuchte ihren Kopf in meine Richtung zu drehen. Unwillkürlich schluchzte ich auf, als ich merke, wie viel Kraft es sie kostete und mir meiner eigenen Hilflosigkeit noch mehr bewusst wurde. Ich konnte nichts für sie tun. „Du musst dich..." Ihre Lippen zitterten und verzogen sich zu einem Ausdruck des Schmerzes, als erneut ein Zucken durch ihren Körper ging. Sie stöhnte. Gleich würde es vorbei sein, dachte ich bitter und spürte, wie mein Herz in meiner Brust noch schwerer wurde.
Doch plötzlich umfasste mich die Frau meiner Hand stärker, schien all ihre verbliebene Stärke in diese eine Geste hineinzustecken. „Du...musst dich...erinnern!"

Ich setzte mich mit einem Keuchen aufrecht und hellwach im Bett auf. Mein Atem ging schwer und vollkommen unregelmäßig und dennoch fühlte ich nicht dieselbe Panik, wie die letzten Mal. Erinnere dich!, halten die Worte der Fremden in meinem Gedanken wieder.
Erinnern? Aber woran?! Ich griff mir an die Brust. Und erst da bemerkte ich, dass ich noch immer so in der Decke eingerollte da lag, wie zufuhr.
Schlagartig kamen auch die Erinnerungen an die Zeit vor dem Traum wieder und wieder überschwemmte mich dieser tiefe Kummer.
Augenblicklich wurde mir eines klar – ich musste hier raus! Ohne darüber nachzudenken meinen Eltern eine Notiz zu hinterlassen oder mir etwas anderes überzuziehen, öffnete ich das Fenster und sprang hinaus.
Meine nackten Füße begannen zu brennen, als sie auf den kalten Boden trafen und dennoch lief ich einfach weiter. Mein Instinkt trieb mich voran, schickte mich in die Wälder in der sich die Wölfin so wohl fühlte. – Auch sie sollte ich eigentlich hassen. Aber ebenso, wie ich Liam niemals hassen könnte, konnte ich es auch bei ihr nicht.
Eben deshalb gab ich mich auch dem Drang hin mich auf alle Vier zu begeben und die Verwandlung geschehen zu lassen. Ich wurde zu ihr. Mein Schmerz wurde zu ihrem. Meine Hoffnungslosigkeit wurde ihre und wir wurden eins.
Seite an Seite rannten wir, trieben uns bis zum Äußerten und ließen den Rest der Welt hinter uns. Das einzige, was noch zählte, war, dass wir mehr und mehr Land zwischen uns und La Push brachten.

Liam

Sie ist wieder da!
Und sie ist schnell!
Schnappen wir sie uns!, hörte ich die Stimmen von Seth, Jared und Paul in meinem Kopf wiederhallen. Augenblicklich ging mein Atem schnell und meine Pfoten folgten dem Geheul, welches mich in ihre Richtung trieb.
Ich musste sie erreichen, musste unbedingt vor den anderen bei ihr sein. Bei Valerie. Ich hatte alles falsch gemacht! Man, ich hatte mich wie ein echter Vollidiot benommen, sodass sie mich nun hasste. Bestimmt wollte sie mich im Moment gar nicht mehr sehen. Verdammt! Ganz sicher wollte sie mich nie wiedersehen! Und trotzdem musste ich zu ihr! Nichts anderes hatte Priorität.
Immer schneller jagten meine Pfoten über den Boden. Der kalte Nachtwind peitschte mir um die Ohren und riss an meinem Fell. Mein Herz raste in meiner Brust und mein Atem wurde immer flacher. Dennoch hinderte es mich nicht daran noch schneller zu werden. Ich kam ihr immer näher, konnte sie beinahe schon wittern.
Schneller, schneller, schneller!, hetzte ich den Wolf in mir sein Tempo zu verdreifachen. Ich streckte die Nase in die Luft, schnüffelte und nahm abrupt ihre Fährte auf. Mein Kopf zuckte nach rechts. Kaum eine Sekunde später schoss ein silberner Blitz aus Fell und Krallen aus der Dunkelheit an mir vorbei. Valerie!
Ohne lange zu zögern setzte ich ihr nach und begann sie zu jagen.

Valerie

Sie verfolgten mich als Rudel, versuchten mich einzuholen und einzukreisen. Doch immer wieder entwischte ich ihren Fallen und brachte mehr und mehr Abstand zwischen uns. Ich spielte das Spiel solange, bis ich das durchdringende Heulen des Alphas vernahm.
Sie gaben auf, zogen sich zurück. Alle, bis auf einen. Der pechschwarze Wolf, der fast vollkommen mit der Nacht verschwamm, klebte mir weiterhin dicht an den Fersen. Wieso verfolgte er mich? Ausgerechnet er?! Warum konnte er mich einfach nicht in Ruhe lassen? Gerade ihn, den ich nie mehr wiedersehen wollte. Ich schnaubte und fletschte die Zähne, bevor ich meinen zitternden Muskeln ein noch höheres Tempo aufzwang. Der Boden zu meinen Füßen, die Bäume, Büsche, Sträucher und Farnen um mich herum, der Wald – alles schien zu einem Strudel aus sich stätig wechselnden Farben zu verschwimmen. Meine Gedanken wurden leer und ich begann mich vollkommen meinem Instinkt zu überlassen. Ein Instinkt, der meinen Körper ohne weiteres übernahm und meinen Geist immer zurück drängte, sodass ich schließlich weder wusste, wo ich mich befand, noch in welche Richtung ich lief. Ich wurde allmählich immer tiefer in die Finsternis meines Bewusstseins gezogen. Ich begann in ihr zu versinken und mich immer mehr in mir zu verlieren, bis schließlich pure Finsternis über meinen Gedanken zusammenklappte.
Dunkel, allein, leer. Andere Worte, die den Ort an dem ich mich befand, beschrieben hätten, hatten sich bereits aus meinem Geist verflüchtigt. Es gab nur mich und die Dunkelheit. Nur die Dunkelheit...
Valerie! Ganz dumpf, wie durch Glas, drang eine entfernt vertraute Stimme dumpf durch das tiefe Schwarz in meinen Geist. Valerie!, rief die Stimme erneut nach mir, dieses Mal lauter und mit ihr tat sich ein schmaler Lichtstrahl auf.
Immer und immer wieder wiederholte die Person zu der die Stimme gehörte meinen Namen und jedes Mal verdrängte sie ein Stück mehr von der Leere um mich herum. Beinahe so, als würde sie mir eine Hand entgegen strecken, um mich aus dieser Schwärze zu befreien.
Trotzdem zögerte ich sie zu nehmen. Was geschah, wenn ich sie tatsächlich ergriff? Zitternd schlang ich meine Arme um meinen Arstralkörper. Was tat ich, wenn der Schmerz und all die Emotionen zu mir zurückkehrten? Ich konnte nicht, konnte nicht noch einmal das Leid in Kauf nehmen, das mich erwarten würde. Ich musste fliehen, mich meinem Instinkt überlassen. Ja genau..vollkommen darin versinken.
Valerie! Bleib verdammt noch mal stehen!, donnerte die tiefe Stimme durch meinen Kopf. Dieses Mal jedoch nicht leise und gedämpft, sondern laut und kraftvoll. Kraftvoll genug, um mich mit einem Schlag wieder ins Licht zu ziehen... 

~

Hi liebe Mondi's,
wie geht's wie stets?
Ich persönlich bin ja ein wenig deprimiert, da es mir selber weh tut, dass Valerie in den letzten Kapiteln so leiden muss.
Aber mal sehen...Vielleicht geht es ja demnächst wieder Bergauf. ;)

MondgeheulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt