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Panik durchfloss mich, denn ich spürte, wie das Zittern immer stärker wurde und sich meine Knochen begannen zu verändern. Es tat weh, tat weh, weil ich die Verwandlung nicht zulassen konnte. Ich durfte mein Geheimnis nicht verraten.
„Hey Süße", löste sich eine weitere Gestalt aus der dunklen Masse. Nicht Tony und auch nicht der andere. Ein neues Gesicht trat auf mich zu. Ein blonder Engel, jung und unschuldig. Vielleicht war es eben sein Äußeres, das mich stutzen ließ, als er mit eine tiefen Stimme sagte: „Genug gespielt, lass uns etwas Spaß haben" und schmutziges Lächeln auf seinem Gesicht erschien.
Unwillkürlich schüttelte ich mit dem Kopf. Komm nicht näher.
Doch meine Warnung kam zu spät. Noch ehe seine Hände überhaupt in meine Nähe gelangen konnten, brüllte ich auf, holte mit meiner Hand aus und zog ihm meine spitzen Nägel quer über sein Gesicht. „Verdammte Scheiße", schrie er auf und hielt sich das Gesicht von dessen linker Gesichtshälfte bereits Blut tropfte. „Du dämliche Hure! Das wirst du mir büßen!"

Alles passierte viel zu schnell. Reifen quietschten, Licht blendete mich und dann tauchte ein mir nur allzu bekannter Wagen vor meinen Augen auf. „Liv", rief ich den Namen meiner Freundin inzwischen mehr Tier, als Mensch.
„Valerie, steigt ein!", wies sich mich an, während sie die mir die Tür aufhielt. Das war meine Chance.
Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, stürmte ich an den vereinzelten Mitgliedern, der geteilten Gruppe vorbei und sprang auf den Beifahrersitz. Olivia gab sofort Vollgas.
„Alles okay bei dir?", erkundigte sie sich vollkommen außer Atem, den Blick starr auf die Straße gerichtet. Ich antwortete ihr nicht.
„Val?" Die Angst in Olivias Stimme war überdeutlich, ja schon fast greifbar...und sie machte mich wahnsinnig.
Ich ballte die Hände in meinen Schoß zu Fäusten, während ich spürte, wie sich meine Ohren schon zu verformen begannen. „Liv, du musst mich hier raus lassen."
Wir hatten soeben die Stadt hinter uns gelassen. Vor uns der Wald. Eigentlich hatte ich es nicht dazu kommen lassen wollen. „Halt' an", knurrte ich.
„Nein Val, was zum..." Sie hatte ihren Satz noch nicht einmal zu Ende gesprochen, als sie mich zum ersten Mal direkt ansah. „Ach du heilige Scheiße!"
Schneller, als ich reagieren konnte, hatte Liv das Bremspedal durchgetreten und wir kam mit einem gewaltigen Ruck abrupt zum Stehen.
„Verdammt Liv!", knurrte ich und sprang aus dem Wagen. Mir blieb keine Zeit mehr, um sie anzumotzen. Oh man, ich wusste ja noch nicht einmal, ob mir ausreichend Zeit blieb, um ihr das zu erklären.
Türen schlugen zu und es war offensichtlich, dass mir Olivia folgte. Trotzdem blieb ich nicht stehen ich musste schnellstens von der Straße runter.
„Val, jetzt warte doch mal. Nicht so schnell", rief mir meine Freundin keuchend hinterher, aber auch darauf konnte ich keine Rücksicht nehmen. „Was passiert hier?"
Augenblicklich hielt ich in der Bewegung inne. Eine Frage. Nein, falsch - die Frage. Ich senkte den Blick, ehe ich mich zu ihr umwandte. Was sollte ich sagen? Wie sollte ich ihr das Unmögliche erklären? Ihr erzählen, dass ich mich gleich in ein Tier verwandeln würde. Die Legenden!, schoss es mir durch den Kopf.
„D-Die Legenden der Quileute", presste ich zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, da mich plötzlich eine erneute Welle des Schmerzes überrollte und mich dazu brachte mich auf alle Viere zu begeben.
Liv war sofort neben mir und legte einen Arm um mich. „Val! Alles okay?" Es war beeindruckend. Trotz ihrer Furcht vor dem, was hier soeben geschah, kümmerte sie sich noch immer um mich.
Ich sah ihr in die Augen, schaute sie mit dem wilden Ausdruck eines Raubtieres an und dennoch wurde ihr Blick plötzlich weich. „Alles gut, ich versteh' schon. Lass dich gehen."
Was? Was redete sie da? Wie konnte sie bloß solches Vertrauen in mich und den Wolf haben? Ich..."Danke", raunte ich den Tränen nahe. Und dann ließ ich los...
Nun, da ich es nicht mehr verhinderte, verlief die Verwandlung vollkommen reibungslos. Meine Gliedmaßen wuschen, mein Gesicht wurde länger und meine Knochen nahmen ihre neue Form an.
Es konnte kaum mehr, als eine halbe Minute vergangen sein, als ich schließlich in meiner vollen Wolfsgestalt am Waldrand stand.
„Val?", fragte Liv vorsichtig und kam ganz langsam auf mich zu. Ich nickte und bedeutete ihr somit, dass ich noch immer die Alte war. „Also sind die Legenden unserer Urahnen tatsächlich war."
Erneut nickte ich, während ein zustimmendes Brummeln von mir gab. Dann drehte ich den Kopf zum Wald.
„Du musst laufen, nicht wahr?" Wie, als wäre es selbstverständlich strich mir Liv über das Fell, ehe sie mir einmal auf die Schulter klopfte. „Na dann mal los. Ich warte hier auf dich." Damit lächelte mir meine Freundin zu und trat einen Schritt zurück, um mir Platz zu machen.
Oh man, würden Wölfe weinen können, wäre ich nun schon längst in Tränen ausgebrochen. Nicht nur, dass sie nicht schreiend davon rannte, Olivia schien mich auch noch einfach so zu akzeptieren. Jahrelang hatte ich mich dazu gefürchtet anderen mein wahres Ich zu offenbaren und nun war es geschehen und alles war in Ordnung. Danke.
Mit einem letzten Blick auf Olivia wandte ich mich um und rannte in den Wald hinein.

~

Soooo endlich ist Valerie Geheimnis gelüftet. :D Ich hoffe ihr seid zufrieden mit Olivias Reaktion. Wäre ich ein Werwolf, dann würde ich auf jeden Fall wollen, dass meine beste Freundin so reagiert.
Wenn ihr wollt, könnt ihr ja mal schreiben, wie ihr vermutlich reagiert hättet. ^^

Liebe Grüße
Zoey

MondgeheulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt