Der Himmel über meinem Kopf war mit Wolken verhangen und verbarg das Licht des Mondes vor meinen Augen. Schwarze Schatten durchzogen stattdessen die Nacht und ließen sie mithilfe des heulenden Windes seltsam gespenstisch wirken.
Ein Wolf heulte. Ich zuckte zusammen. Ein Wolf? Vielleicht das Rudel? Konnte es mich gefunden haben? Doch wie? Schließlich hatte ich mich seit Tagen nicht mehr verwandelt.
Hektisch, beinahe panisch begann ich jede Bewegung in den Schatten zu verfolgen. Meine Schritte wurden unwillkürlich schneller. Wenn sie mich gefunden haben sollten, musste ich fliehen. Niemand wusste, was sie sonst mit mir anstellen.
Auf einmal vernahm ich hinter mir ein lautes Knacken. Konnten sie schon da sein? Mein Herzschlag beschleunigte sich ebenso wie mein Atem.
Verwandle dich!, drängte mich mein Instinkt, doch ich schüttelte mit dem Kopf. Das Blut rauschte in meinen Ohren, während ich mich ängstlich nach allein Seiten umdrehte. Mach schon.
Erneut schüttelte ich mit dem Kopf. Wenn ich mich jetzt verwandeln würde, gebe es kein Entkommen. Aber hatte ich jetzt überhaupt noch eine Chance?
Direkt hinter mir erklang ein bedrohliches Knurren. Mit einem Aufschrei fuhr ich herum und wurde abrupt geblendet. Meine Beine gaben nach.
"Valerie? Valerie?!" Das war mein Name, aber wer rief da nach mir?
Liam
Verflucht, worauf hatte ich mich da schon wieder eingelassen? Warum hatte ich Emily ihre Bitte nicht einfach abschlagen können? Sonst fand ich doch auch immer eine Ausrede, um mich aus der Sache herauszuwinden. Weshalb klappte es dann heute nicht?
Lag es an dem Blick, den die Verlobte meines Bruders mir zuwarf, oder doch an etwas anderem? Vielleicht..., aber war das überhaupt möglich?
Ich schnaubte. Ganz egal, welcher Mächte mich letztendlich dazu verleitet hatten - nun steckte ich tief in der Scheiße.
Nicht nur, dass ich nach 18Uhr noch in Emilys kalten Jeep durch die Schneelandschaft kurven musste, nein, zudem musste ich auch noch nach dem Biest Ausschau halten. Valerie. Allein ihr Name brachte das Blut in meinen Adern zum Kochen.
Wieso hatte sie mein freundliches Angebot sie Nachhause zu fahren nicht einfach annehmen können? Jede, und damit meinte ich wirklich ausnahmslos jedes ahnsehnliche Mädchen aus Forks, wäre ohne Umschweife meiner Einladung gefolgt.
Valerie allerdings nicht. Tatsächlich schien es ihr regelrechtes Vergnügen zu bereiten, mich durch ihre sture Art und ihr aufmüpfiges Verhalten in den Wahnsinn zu treiben. Seitdem sie hier war, wurden meinem einst so einfachen Leben Steine in den Weg gelebt.
Erneut schnaubte ich, während meine Hände sich fest um das Lenkrad des Jepps legten. Ich folgte nun bereits seit fünf Minuten den verschneiten Pfad hinunter zur Bushaltestelle und trotzdem hatte ich bisher keine Spur von ihr gefunden.
Selbst, wenn sie joggte, wäre sie doch niemals so schnell soweit gekommen. Fuck, das kleine Mädchen hatte sich doch nicht verirrt, oder etwa doch? Verflucht, Emily würde mir den Hals umdrehen, wenn Valerie etwas zustieße.
Ohne weiter darüber nachzudenken, gab ich mehr Gas. Ein Glück, dass die Schrottkarre wenigstens Allradantrieb besaß, sodass die Räder selbst im tiefsten Schnee griffig blieben.
Mit 90PS schoss ich um die nächste Kurve. Bis zum Anfang des Pfades blieben bloß noch knappe zwei Kilometer.
Wenn ich sie hier nicht finde, dann...
Mit einem Mal tauchte nicht weit von mir eine schemenhafte Gestalt auf. Ich benötigte nur den Bruchteil einer Sekunde, ehe ich reagierte. Mein rechter Fuß wechselte von dem Gaspedal auf die Bremse, die ich nun mit aller Kraft durchtrat. Der Jepp gab protestierende Geräusche von sich, während die Reifen nur so über den Boden schlitterten.
Für einen kurzen Moment geriet der Wagen ins Schleudern und ich glaubte bereits, dass es aus mit mir wäre, doch dann hielt die braune Schrottkiste unvermittelt an.
Noch bevor sich mein Herz von dem eben erlittenen Schock erholen konnte, sprang ich aus dem Wagen und rannte auf die inzwischen zusammengesackte Person zu. "Valerie? Valerie?!"
Valerie
Nur mühselig gelang es mir den Kopf zu heben, als sich jemand neben mich kniete. Erst erkannte ich bloß das schwarze Haar. Doch dann begannen sich die Farben und Formen allmählich zu einem Bilden zusammenzufügen.
„Vollidiot?", krächzte ich seinen Namen und brachte ihn somit dazu erleichtert aufzulachen: „Gott sei Dank, dir geht es gut." Ohne meine Zustimmung zog er mich einfach in seine Arme.
Aber auch ihm schien nicht klar gewesen zu sein, was er tat, denn keine drei Sekunden später schubste er mich auch schon wieder von sich. Dann räusperte er sich und verwandelte sich zurück in sein altes Ich. „Man, ich hab dir doch vorhin gesagt, dass kleine Mädchen nicht alleine im Dunkeln zu spielen haben. Wieso hörst du nicht auf mich?!"
Für gewöhnlich hätten allein seine großspurigen Worte genügt, um mich aus der Haut fahren zu lassen - so jedoch nicht heute. Die eben noch verspürte Furcht hatte sich verflüchtigt und alles, was sie mir dagelassen hatte, war eine unglaubliche Müdigkeit.
Ich schloss die Augen, spürte allerdings sogleich eine starke Hand, die sich um mein Handgelenk schloss und mich auf meine Beine zog.
"Komm, ich bring' dich heim", murmelte Liam und führte oder eher trug mich mehr zu dem braunen Geländefahrzeug.
Schon mit einem Bein im Traumland bekam ich kaum noch mit, wie er mich auf den Sitz taxierte, seufzte, mich anschnallte, selber einstieg und den Motor startete. Bevor ich mich der Dunkelheit aber komplett ergab, schaffte ich es noch zu flüstern: „Ich kann sehr gut auf mich alleine aufpassen."
Das darauf folgende Glucksen ließ Gegenwart und Traum ineinander verschwimmen.
~
Endlich - der fehlende erleuchtende Gedanke ist aufgetaucht!
Natürlich musste er ausgerechnet solange brauchen, dass die Ferien nun schon wieder vorbei sind, aber besser später, als nie. ^^
Ich hoffe ihr verzeiht mir, dass ich mich die ganze Zeit nicht gemeldet habe.
Euch allen Wünsche ich noch ein frohes neues Jahr und ich hoffe, dass ihr alle schöne Weihnachten hatte.
Liebe Grüße
Zoey
PS: Dieses Mal bin ich aber echt stolz auf das Kapitel. :D Vielleicht gefällt es euch ja genauso gut, wie mir. (Lasst es mich ruhig wissen^^)
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Mondgeheul
WerewolfValerie Moore hat schon vieles in ihrem Leben durchgemacht. Als ihre Eltern jedoch auf Grund der Versetzung ihres Vaters nach La Push ziehen, bricht für sie eine Welt zusammen, denn sie muss ihr bisheriges Leben hinter sich lassen. In La Push erwart...