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„Ich denke jetzt sind wir sicher", entschied ich, als wir letztendlich in die Einfahrt vor Olivias Haus einbogen.
Meine Freundin neben mir hob ungläubig die Augenbraue. „Ach meinst du? Nachdem wir erst zweiundvierzig Mal dieselbe Runde in Forks gedreht haben?"
Augenblicklich schoss mir das Blut in die Wangen. Scheinbar hatte ich es ein wenig mit dem „vorsichtig sein" übertrieben.
Olivia beobachte mit einem belustigten Grinsen meine Reaktion, ehe sie mir auf einmal auf die Schulter klopfte und ausstieg. Ich tat es ihr gleich und streckte meine müden Knochen erst einmal. Ein was Gutes hatte die Begegnung mit dem Wolf jedenfalls: Meine zuvor angestaute Energie war vollkommen aufgebraucht.
„Komm, lass uns reingehen", schlug Liv vor und ergriff meine Hand. Dann gingen wir beide Seite an Seite ins Haus.

Liam

Müde schleppte ich mich die drei Stufen zu Emilys Haus hoch. Eines stand fest: Die Nachtwache würde ich heute ganz sicher nicht mehr beenden. Sollte Sam sie doch übernehmen.
Ich für meinen Teil brauchte jetzt erst einmal eine Mütze voll schlaf. Allerdings hatte ich da auch noch nicht mit meinem Bruder gerechnet, der gleich hinter der Eingangstür auf mich lauerte.
„Liam, was machst du schon hier?", fragte er mich mit seinem üblichen Alpha-Unterton.
Genervt verdrehte ich die Augen, ehe ich ihm die Antwort liefert. „Ich gönne mir eine Pause, SAM."
„Und wie kommst du darauf, dass du das darfst?"
Schon wieder versuchte er den Boss raushängen zu lassen. Aber dieses Mal würde ich nicht den Schwanz einziehen. Ich knurrte ihn an. „Womöglich, weil ich gerade eine echt harte Zeit hatte."
„Ach?" Sam hob arrogant eine Augenbraue und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wieso das denn?"
Erneut musste ich mich zurück halten ihn nicht direkt anzuspringen. Wenn der Rest unseres Rudels ihn so sehen könnte. Doch unter all den Werwölfen behandelte er nur mich von oben herab, seinen eigenen Bruder. Ich biss mir auf die Lippe und ballte die Hände zu Fäusten, bevor ich zu einer Erklärung ansetzte: „Jemand ist unerlaubt in unser Gebiet eingedrungen."
Sofort veränderte sich Sams Gesichtsausdruck. Sobald es um das Reservat oder deren Einwohner ging, wurde er auf einmal unerwartet fürsorglich. „Jemand von den Cullens oder ein anderer Blutsauger?"
„Weder noch", schüttelte ich mit dem Kopf und erinnerte mich zurück. Ich war nur dem Heulen gefolgt und dann stand sie plötzlich vor mir. Eine in Licht gehüllte silberne Wölfin, die mich auf eine eigenartige Weise faszinierte und dann verschwand... „Jemand von uns."
Schon wieder veränderte sich Sams Haltung, denn plötzlich lagen seine Arme auf meinen Schultern und sein Gesicht war meinem ganz nah. „Ein Wolf?! Wer?"
Ich schüttelte den Kopf. „Eine Wölfin. Wer sie jedoch ist,...ich habe keine Ahnung." Ein bedrücktes Seufzen löste sich aus meiner Kehle. Von wo es gekommen war, wusste ich nicht.
Mein Bruder ließ von mir ab. „Eine Wölfin", wiederholte er schließlich meine Worte in einem ehrfürchtigen Ton.
Tatsächlich waren weibliche Artgenossen eher selten. Eben deshalb schätzten die Ältesten der Quileute unser Rudel auch so sehr. Da wir Lea hatten. Und nun sollte sich auch noch ein weiteres Mädchen gewandelt haben? Das entspräche somit einem echten Weltwunder.
„Geh ins Bett, Liam", meinte Sam mit einem Mal unbekannt sanft. Nun hörte er sich beinahe, wie der große Bruder an, den ich einst so geschätzt hatte. Aber, als wäre das schon nicht genug gewesen, sagte er zusätzlich noch: „Gute Arbeit."
Überrascht von diesem Lob hielt ich kurz inne. Dann, nachdem ich mich wieder gefangen hatte, nickte ich stumm und ging die Treppe zu meinem Zimmer hinauf.

Valerie

Inzwischen hatten Olivia und ich uns in ihr großes Bett gelegt und das Licht gelöscht, sodass uns nun eine angenehme Dunkelheit umgab.
„Du Valerie?", setzte Liv nach einiger Zeit des Schweigens an und drehte sich zu mir.
„Hmn?", machte ich, ehe ich sie ansah.
„Wie kam es eigentlich dazu, dass du dich...na du weißt schon, in einen großen, mächtigen Wolf verwandelst." Ich musste bei ihrer Formulierung schmunzeln. Mächtig, ob ich das wirklich war?
„Wurdest du gebissen?", schoss es aus einem Mal aus dem Mund meiner Freundin heraus und das gab mir den Rest. Ohne mich zurück zu halten, begann ich lauthals los zu prusten und rollte mich in dem Bett hin und her.
Kaum eine Sekunde später wurde mir auch schon ein Kissen ins Gesicht gedrückt. „Ey! Ich meine das Ernst."
„Ich weiß", gluckste ich. „Deshalb ist es ja so komisch! Aber..." Ich bemühte mich darum wieder an Beherrschung zu gewinnen. „Nein, ich wurde nicht durch einen Biss bei Vollmond verwandelt. Ich bin so geboren worden."
„Hm", nickte Olivia und stützte ihren Kopf auf ihrem Arm ab, dann schwieg sie. Scheinbar legte sie sich ihre Worte zuerst genau zurecht, ehe sie mir die nächste Frage an den Kopf warf.
Als sie schließlich einen Entschluss gefasst hatte, holte sie tief Luft und hielt ihre Hand in die Höhe. „Also wir wissen folgendes: Du bist ein Werwolf."
„Ich bevorzuge den Begriff Wandler", korrigierte ich sie, woraufhin meine Freundin die Augen verdrehte. „Gut, dann bist du eben eine Wandlerin, die sich in einen großen Wolf verwandeln kann." Ich nickte ihr immer wieder zu, während sie nacheinander die uns bekannten Fakten aufzählte. „Man das klingt fast genauso wie die Legenden von uns Quileute."
„Das habe ich mir auch schon gedacht." Tatsächlich war es mir beim ersten Mal bei dem Lagerfeuer aufgefallen. Demnach wäre ich laut Billy Blacks Erzählungen ein Nachfahre von Wölfen - wie originell. Aber, wenn die alten Legenden wirklich der Wahrheit entsprachen, dann könnten sie mir vielleicht mehr über den anderen Teil in meinem Inneren verraten. Ich wandte mich wieder Olivia zu. „Sag mal, weißt du vielleicht mehr darüber?"
„Na klar!", nickte Liv eifrig, ehe sie begann mir ihr ganzes Wissen anzuvertrauen. Und das war wirklich eine ganz schöne Menge, denn bis ich letztendlich alles gehört hatte, verschwand der Mond bereits hinter den Bergen.
„Danke, dass du mich so akzeptierst, wie ich bin", murmelte ich Olivia zu, welche bereits neben mir eingeschlafen war. Dann schloss auch ich meine Augen.

~

Man schon das 32igste Kapitel - kaum zu fassen. Ich denke es wäre an der Zeit ich endlich mal zu danken! Also:
Danke, dass ihr alle Mondgeheul bis hierhin gelesen habt. Das bedeutet mir wirklich fiel, denn das heißt, dass ihr -genau wie ich - Valerie inzwischen schon (ein wenig) in eure Herzen geschlossen habt. Vielen Dank! <3

gezeichnet
Z.

MondgeheulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt