Schon, als ich aus der Umkleidekabine in die Turnhalle trat, flatterte mein Herz wie ein kleiner Vogel in meiner Brust. Als jedoch Liam's Blick kaum einen Augenblick später auf mir landete, verstärkte sich das Gefühl der Beklemmung in meiner Brust noch einmal. Nervös begann ich auf meiner Unterlippe zu kauen, während ich hastig und mit gesenktem Kopf auf die Gruppe der Mädchen aus meinem Jahrgang zu lief. Ob er es bereits wusste? Aber was sollte mich verraten haben?
Unmerklich schnupperte ich an mir und schüttelte dann bestimmt mit dem Kopf. Mein Geruch war noch immer überdeckt und verriet rein gar nichts über mein wahres Wesen.
Aber warum starrte er mich dann so an? Und weshalb brachte allein sein Blick meine Gedanken vollkommen durcheinander.
„Hey Valerie", stupste mich Lissa, eine zierliche Blondine mit der ich zusammen Geografie hatte, breit grinsend an. „Kannst du mir verraten, warum Liam Uley dich die ganze Zeit anstarrt? Läuft da was zwischen euch?" Sie deutete unauffällig mit dem Kinn auf Liam. Allerdings traute ich mich nicht hinzusehen.
Stattdessen zuckte ich mit den Schultern und schüttelte mit dem Kopf. „Nein, gar nichts."
Plötzlich drängte sich der schwarze Schopf von Jessica in mein Blickfeld. Überrascht Blicke ich zu ihr und sah noch, wie sie die Lippen schürzte, bevor sie meinte: „Und warum sieht er dann so aus, als würde er dich am liebsten auffressen wollen?"
Unwillkürlich zuckte ich zusammen und linste nun doch kurz zu dem Werwolf hinüber. Und tatsächlich lagen seine dunklen Augen nach wie vor durchdringend auf mir.
Ich schluckte, setzte dann jedoch ein unbekümmertes Lächeln auf und sagte: „Wir sind nur Freunde." Doch der Satz, der eigentlich locker und leicht über meine Lippen kommen sollte, klang plötzlich ganz matt und fühlte sich vollkommen falsch an.
Dabei war ich mir doch vor kurzem noch so sicher gewesen, dass ich keine Gefühle für ihn entwickelt hatte. Aber seit dieser Silvesternacht schien sich einiges verändert zu haben. Etwas, dass es mir beinahe noch unmöglicher machte mein Herz zu verstehen.
„Was mach ich hier bloß", murmelte ich, bevor ich mich meinem Sportlehrer zu wandte, der auf die Minute genau die Sporthalle betrat.
„So meine Lieben", begann er und erklärte anschließend, dass wir fortan mit dem neuen Themengebiet - Volleyball beginnen würden.
Nicht schlecht, dachte ich mir, da ich auch diese Sportart mochte. Allerdings verflog meine Laune auch gleich wieder, als ich erfuhr mit wem ich im Team spielte: Abigale, einer ihrer billigen Kopien, Lissa, Cole und Liam.
Und wenn man gerade vom Teufel sprach: Genau dieser steuerte auch direkt auf mich zu und schenkte mir ein schiefes Grinsen. „Hey Kratzbürste."
„Hi", brachte ich gerade so heraus, ehe ich förmlich unter Liam's gefährlich blitzenden Augen zu schrumpfen begann.
Gott sei Dank erlöste mich Coach Ross, in dem er einmal kräftig pfiff und das Spiel damit startete. Tatsächlich verlief der Anfang gar nicht mal so schlecht. Mein Team schaffte es sogar einige gute Angriffe zu starten und auch abzuwehren.
Das Blatt wendete sich allerdings, als Liam mich das erste Mal wegschubste und den Ball annahm, der für mich bestimmt war. Anfangs überrumpelt, starrte ich ihn bloß an und dachte mir nichts dabei. Doch spätestens nach dem dritten oder vierten Mal riss mir der Geduldsfaden. „Sag' mal was soll das denn?", zischte ich und funkelte den Werwolf wütend an.
Dieser zuckte jedoch nur gleichgültig mit den Schultern und meinte: „Du standest eben im Weg."
Mir fiel die Kinnlade herunter. War das denn die Höhe?! „Ich stand dir im Weg?! Du weißt schon das diese Bälle eindeutig auf meine Position gespielt wurden?!"
„Und wenn schon", tat er seinen Fehler wieder ab und grinste mich provokant an. Inzwischen hatte der Rest der Mannschaften aufgehört zu spielen, sodass nun alle Augen und Ohren auf uns lagen.
„Ich fass' es nicht", fauchte ich langsam außer mir vor Wut und ballte die zitternden Hände zu Fäusten. Wie konnte er nur so ein Arsch sein? Wollte er mir damit heimzahlen, dass ich ihn ignoriert hatte? Wirklich?
Der Zorn in meinem Inneren baute sich mit jedem Gedanken an diesen Idioten mehr auf und drohte überhand zu gewinnen. Die Wölfin saß nun ganz dicht an der Oberfläche und wartete bloß auf den richtigen Moment um herauszubrechen und sich zähnefletschend auf Liam zu stürzen.
„Valerie", rief Olivia von der anderen Feldseite aus meinen Namen, doch ich konnte meinen Blick nicht von seinem lösen. Noch immer grinste er vollkommen überlegen und hatte inzwischen auch die Dreistigkeit bewiesen lässig seine Arme vor der Brust zu verschränken, um noch mehr auf mich herab zu sehen.
Oh mein Gott! Plötzlich wurde mir klar, warum er sich so seltsam benahm. Er versuchte mich absichtlich zu provozieren! Er wollte mich aus der Reserve locken und somit testen, ob ich diejenige war nach der er Ausschau hielt. Sofort zwang ich mich dazu einem tiefen Atemzug zu nehmen und meine Glieder nach und nach zu entspannen. Dann hob ich das Kinn und knurrte: „Mach doch, was du willst", bevor ich einen dramatischen Abgang in Richtung Kabine hinlegte.„Das war bühnenreif! Einsame Spitze", kicherte Olivia selbst noch Stunden nach dem Vorfall und kugelte sich auf meinem Bett herum.
Ich hingegen fand das gar nicht witzig, da mein Geheimnis kurz davor stand gelüftet zu werden und ich noch immer nicht wusste, ob ich dazu bereit war.
„Man Liv, was machen wir denn jetzt?", jammerte ich und drückte das Kissen mit dem Flauschbezug fest auf mein Gesicht.
„Erst einmal solltest du wissen, dass Suizid keine Lösung ist", scherzte sie und entriss mir das Kissen sofort wieder.
„Ey Liv", knurrte ich und schob meine Unterlippe vor. Sie nahm das Ganze viel zu locker. Oder auch nicht, denn auf einmal verfinsterte sich ihr Gesicht und ein ernster Zug legte sich um ihren Mund. „Was gedenkst du nun zu tun?"
„Ganz ehrlich", hakte ich nach und bedachte sie mit einem eindringlichem Blick. „Ich weiß es nicht." Mein Blick richtete sich auf die mintgrüne Wand mir gegenüber. „Einerseits möchte ich es Liam ja sagen, mich nicht mehr verstecken und einfach ganz ich selbst sein, wenn er und die anderen um mich sind. Anderseits...", seufzte ich. „...war ich stets eine Einzelgängerin und liebe meine Unabhängigkeit. Außerdem möchte ich, dass er mich weiterhin als Valerie sieht und nicht als die Wölfin aus den Wäldern. Was ist, wenn sich genau das ändert, wenn er mein Geheimnis herausfindet?"
Unsicher zuckte meine beste Freundin mit den Schultern. Dann platzierte sie ihren Kopf auf meinem Bauch und machte es sich bequem. „Ich denke, dass kommt ganz auf eure Verbindung an."
Ich stieß einen wehleidigen Ton aus. „Warum muss das Leben nur so schwer sein?"
Auf diese Frage erhielt ich keine Antwort. Stattdessen folgte ein Schwall von Stille, der sich bald darauf im ganzen Raum ausbreitete. Sie gab uns Zeit über das Gesagte nachzudenken und tief in uns zu gehen.
Nachdem einige Zeit verstrichen war, rollte sich Olivia langsam auf den Bauch. Den Kopf auf eine Hand gestützt musterte sie mich eingehend. „Sag mal Val, was hältst du eigentlich von Liam?"
Nicht in der Lage sofort zu antworten, stieß ich die Luft aus und fuhr mir dann mit der Hand übers Gesicht. „Was ich von Liam halte?" Keine leichte Frage. „Zuerst dachte ich er wäre ein arrogantes Arschloch mit deutlich zu viel Selbstbewusstsein. Du weißt schon so ein Bad Boy, der sich einbildet er könne jede haben und nichts im Kopf hat." Olivia neben mir lachte kurz auf, bevor ich fortfuhr: „Aber nach und nach lernte ich auch andere Seiten an ihm kennen. Zwar ist er immer noch deutlich zu eingebildet und starrköpfig, aber auch liebevoll, ehrlich, standhaft, klug, witzig und zuvorkommend..." Ich errötete, nachdem mir auffiel, wie leicht mir fiel all diese Charaktereigenschaften dem Uley-Jungen zu zuordnen.
„Weißt du, was ich denke", meldete sich nun wieder Olivia zu Wort. „Ich glaube, dass du dich in Liam verliebt hast."~
So jetzt ist es raus! Was gesagt ist, ist gesagt und manche Dinge können sich nicht ungeschehen machen.
Wie wird es wohl weitergehen? Kommt nun endlich das "große Geheimnis" um Valeries wahres Ich heraus? Wie ändert sich die Beziehung zwischen Valerir und Lism? Ihr werdet es sehen: In Kapitel 60 von Mondgeheul!
gezeichnet
Z.
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Mondgeheul
WerewolfValerie Moore hat schon vieles in ihrem Leben durchgemacht. Als ihre Eltern jedoch auf Grund der Versetzung ihres Vaters nach La Push ziehen, bricht für sie eine Welt zusammen, denn sie muss ihr bisheriges Leben hinter sich lassen. In La Push erwart...