Kapitel 12

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Schnell öffne ich unsere Hautür, damit Harry und Dad hineingehen können. Zum Glück schaffen wir es zusammen ihn die Treppe hochzuschleppen und legen Dad auf sein Bett. Schweigend setzen wir uns auf unser Sofa. Keiner von uns weiß was er jetzt sagen soll. Was soll man auch sagen, wenn man seinen eigenen Vater gerade betrunken aus einer Kneipe nach Hause geschleppt hat? Und das mitten in der Woche, noch vor acht Uhr. Richtig, da gibt es nichts zu sagen.

"Sollen wir noch einen Film gucken?" Frage ich irgendwann.

"Ich hätte Lust auf irgendein Spiel." Verwuírrt schaue ich ihn an.

"Ein Spiel?"

"Ja, Monopoly?" Er lächelt mich zuckersüß an, sodass wohl niemand hätte nein sagen können. Also holt er das Spiel und wir fangen an es aufzubauen. Sofort schnappe ich mir das Auto.

"Hey, ich will das Auto sein!" Er sieht mich mit einem Schmollmund an.

"Nein! Du bist immer das Auto!" Harry versucht es mir weg zu nehmen, doch ich halte es fest. Nach wenigen Minuten landet auch schon das erste Sofakissen in seinem Gesicht, worauf er mich mit offenem Mund ansieht. Lachend schreie ich kurz auf als auch ich ein Kissen zu geschmissen bekomme. Triumphierend werfe ich eine Decke über seinen Kopf und stürze mich dann auf ihn, lachend rollen wir uns von dem Sofa und knallen auf den harten Holzboden.

Nach Luft ringend lehnen wir uns an das Sofa, Harry legt einen Arm um mich und zieht mich näher an sich ran, sodass ich halb auf seinem Schoß sitze.

"Wann haben wir uns das letzte Mal um das Auto gestritten?" Er sieht mich nachdenklich an.

"Keine Ahnung, es ist auf jeden Fall zu lange her." Ich lasse meinen Kopf auf seine Schulter fallen und schaue auf die kleine Uhr neben dem Fernseher. Halb zehn. "Ich bin müde, gute Nacht." Ich drücke menem Lieblingsbruder einen Kuss auf die Wange und stehe auf.

"Schlaf gut und träum schön, Kleine."

"Danke du auch." Ich lächle ihn an, was er sofort erwidert und räume zusammen mit ihm noch schnell unser Chaos auf und verschwinde dann zügig ins Bett.

Harry

Ich lasse mich wieder nachdenklich auf das schwarze Sofa nieder und schaue aus dem Fenster. Außer dem Ticken der Uhr ist nichts mehr zu hören. Träumend stelle ich mich vor die Scheibe und schaue in die Dämmernde Nacht. Der Himmel ist dunkel und doch gleichzeitig hell. Ein typischer Frühlingsabend. Ich denke an die Vergangenheit, an die schönen Momente, an unsere Familienabende aber auch an den Unfall, wie ich meine Mum aus dem Auto getragen habe und wie sie langsm aufhörte zu atmen, wie ihre Muskeln sich entspannten und die Rettungssanitäter uns auch die letzte Hoffnung nahmen. Ich habe die Bilder vor Augen, wie ich Ellie im Arm halte und sie leise schluchst. Wie soll es jetzt weiter gehen? Mit meinem Dad. Bald ist Ellie weg und ich bin auch nur selten zu Hause. Er ist dann ganz alleine, keiner ist da der auf ihn aufpasst. Niemand ist da, der ihn davon abhält sein Leben weg zu werfen. 

Müde gehe auch ich nach oben, ziehe mich bis auf die Boxershorts aus und lege mich in mein Bett. Schnell schlafe ich ein und falle in einen traumlosen Schlaf.

Am nächsten Morgen wecken mich die grellen Sonnenstrahlen aus meinem Schlaf. Wieso hab ich auch die Rollladen nicht runter gemacht? Verschlafen ziehe ich die Decke über meinen Kopf. Nach ein paar Minuten stehe ich auf und gehe ins Bad wo ich schnell dusche. Mit einem Handtuch um meinen Hüften putze ich meine Zähne und versuche meine Haare ein wenig zu richten, als es plötzlich klingelt. Immer noch nur mit einem Handttuch um stolper ich die Treppe runter, da anscheind keiner der beiden aufmacht und sehe meine Jungs, die mich lächelnd mustern.

"Na stören wir?"

"Mhmm." Murmel ich auf Louis frage mit der Zahnbürste im Mund. "Kommt rein, ich mach mich nur eben fertig." Die vier Jungs gehen an mir vorbei in die Küche. Immer noch müde stolper ich die Treppe wieder hoch ins Bad und spüle meinen Mund aus und ziehe mich an.

"Was macht ihr hier?" Frage ich als ich wieder unten bin und schaue in die Runde.

"Dürfen wir dich nicht mal besuchen?" Niall sieht mich fassungslos an, worauf ich lache und mir einen Kaffee koche.

"Wollt ihr auch?" Alle beneinen, außer Niall. Natürlich.

"Hast du auch was zu essen da?" Typisch Nialler.

"Du hast doch grade gefrühsückt?" Liam sieht in kopfschüttelnd an.

"Jaa... vor na halben Stunde, das ist jetzt schon verdaut." Wir lachen alle und ich gucke, ob ich noch etwas für unseren Iren habe.

"Ähmm... Ich hätte noch ein bisschen Toast?" Fragend halte ich die Packung hoch. Er nickt, allso fange ich an es zu toasten und stell es ihn vor die Nase.

"Du weißt ja wo alles steht." Lächle ich und nehme mir ein Toast und den Kaffee.

"Wie gehts dir?" Zayn sieht mich mitdleidig an.

"Wie soll es mir schon gehen." Antworte ich kurz. Ich hasse es mitleid zu bekommen. Was bringt mir das? Davon wird sie auch nicht wieder lebendig. Ich werde durch das Klingeln des Telefons aus meinen Gedanken gerissen. Genervt stehe ich auf und drücke auf den grünen Knopf.

"Styles?" Melde ich mich und höre der Stimme am Ende der Leitung zu. "Okay, danke." Lustlos lege ich auf und gehe zurück in die Küche, sie gucken mich fragend an. "Beerdigung." Antworte ich auf ihre stille Frage und setze mich wieder auf meinen Platz.

"Das wird schon wieder Hazz." Verssucht mich Zayn aufzumuntern.

"Nein wird es nicht." Traurig schaue ich von einem zum andern bis ich bei Zayn angekommen bin. "Sie wird nie wieder zurück kommen." Wir schweigen alle, bis Ellie die Treppe runterkommt und uns mit einem müden 'Guten Morgen' begrüßt. Sie setzt sich zu uns und isst ihr Toast.

Irgendwie finden wir dann ein Gesprächsthema und das schreckliche Schweigen hat ein Ende. Nach ein paar Stunden kommt mein Dad mit einem Kater nach unten und nimmt sich eine Kopfschmerztablette. Die anderen Jungs sehen ihn verwirrt an. So kennen sie ihn nicht und erzählt, wie er sich verändert hat, habe ich auch nicht. Aus irgendeinem Grund werde ich wütend, wütend und verzweifelt. Ich weiß auch nicht was los ist aber seid dem Tod meiner Mum werde ich schneller wütend als sonst. Immer wieder würde ich am liebsten irgendwo gegen schlagen.

"Nicht wundern in letzter Zeit passiert das öfter." Ruscht es mir abwertend raus, worauf ich mich selber ohrfeigen könnte. Alle gucken mich irritiert an. Ellie, die Jungs und auch Dad. "Sorry." Füge ich noch beschämt hinzu. "War nicht so gemeint, Dad."

"Schon gut, hast ja recht." Er sieht mich traurig lächelnd an. "Ich weiß nur nicht wie ich das alles schaffen soll, ohne eure Mum." Ich nicke traurig. Mein Verständnis hat er. Ohne noch ein Wort zu sagen verlässt er die Küche und geht nach oben.

Mein Bruder Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt