Kapitel 58

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Nachdem wir uns in der Pommesbude gestärkt hatten, fuhren wir zurück ins Hotel. Nun sitze ich vor meinem Koffer im Schneidersitz und überlege, ob ich wirklich alles in den Schrank räumen sollte. Dann zerknittert es nicht noch mehr und riecht nicht nach Koffer. Riechen Klamotten aus dem Koffer eigentlich anders? Bestimmt. Allerdings muss ich in einer Woche wieder alles zusammenpacken. Oder wie lang ist 'etwas länger' für Simon? Ich war echt einfach zu müde um nachzufragen. Ich entschließe mich den Koffer auszupacken und fange auch direkt an. Die beiden Mädels sind in der Zwischenzeit unten in dem kleinen gemütlichen Restaurante zusammen mit den Jungs, ich hatte jedoch nicht wirklich Lust. Ab und zu bin ich ganz gerne mal alleine. Doch dieser Wunsch wird mir nicht gegönnt, denn es klopft an meine Tür.

"Hey." Verwundert schaue ich zu Zayn, der mich mit seinen traumhaften Augen anfunkelt.

"Hey, ehm Harry hat sich Sorgen um dich gemacht, wieso du hier alleine so rumsitzt, da wollte ich mal nachfragen." Erklärt er mir und folgt mir ins Zimmer. Nachdem er die Tür geschlossen hat, setzen wir uns gemeinsam auf mein Bett.

"Hübsch." Lächelt er, als er das Chaos entdeckt. Ja ich kann nicht wie jeder normale Mensch die Sachen aus dem Koffer in den Schrank packen. Mal liegen die Sachen, die ich gerade brauche ganz unten, sodass die Oberen Sachen weg müssen, mal ist der ideale Platz im Schrank schon belegt, sodass ich wieder alles umräumen muss und manchmal muss ich die passenden Sachen auch in den Koffern von meinen Freundinnen suchen. Ist nun mal so. Kann ich nicht ändern.

"Danke." Lache ich. "Und sag Harry er braucht sich keine Sorgen machen, mir geht es gut"

"Naja okay um ehrlich zu sein, wollte ich sowieso zu dir." Gesteht er mir schüchtern.

"Ach echt? Habe ich was angestellt?" Lache ich und lege meinen Kopf leicht schief. "Hey!" Freundschaftlich stoße ich meine Schulter gegen seine um eine Antwort zu bekommen.

"Nein hast du nicht, ich ehm, ich wollte einfach mal mit dir reden." Etwas verwundert schaue ich ihn an. Seine braunen Augen erwidern diesen Blick jedoch nur kurz, weichen ihn dann wieder aus und er fängt an mit seinen Fingern zu spielen, was mich aus irgendeinen Grund ganz kribbelig macht.

"Über was?" Frage ich ihn ruhig, lege meine Hand auf seine, weswegen er sofort in eine sozusagene Starre fällt und mich ansieht. Okay irgendetwas läuft hier gerade falsch.

"Ich ähm... ich weiß nicht." Unwillkürlich muss ich anfangen zu schmunzeln. Er ist ja schon süß wie er da so sitzt. So nervös und niedlich. Wie ein kleiner Junge. Ich rutsche ein wenig näher an ihn ran und lege meinen Kopf auf seine Schulter. Zu Anfang spüre ich wie er seine gesamten Muskeln im Oberarm anspannt, doch nach ein paar Sekunden entspannt er sich wieder. Er hatte aber schon mal eine Freundin oder? Oder ist ihm vorher nie ein Mädchen so nahe gekommen? Doch klar hatte er eine Freundin, jedoch nicht lange.

"Wolltest du über das Interview reden?" Er antwortet nicht, schüttelt jedoch mit dem Kopf. "Über das, was letzte Nacht passiert ist? Beziehungsweise diese Nacht?" Keine Reaktion. "Hör mal Zayn, wir können das einfach vergessen, wenn dir das lieber ist." Ich hebe meinen Kopf an und schaue ihn an, er erwidert meinen Blick, regt jedoch nichts. "Ich kann mir vorstellen, dass du vielleicht ein schlechtes Gewissen Harry gegenüber hast, aber ich meine es ist ja nichts passiert. Wir haben uns ja nicht... ehm geküsst oder so." Stottere ich nun auch mehr als mir lieb ist.

"Du hast recht. Es ist besser wir vergessen das einfach." Stimmt er mir zu. Wir schweigen eine Zeit lang, bis er die unangenehme Stille unterbricht.

"Ich fand es trotzdem schön." Flüstert er kaum hörbar.

"Ich auch." Wir lächeln uns unsicher an.

"Ich finde du bist ein wirklich tolles Mädchen, Harry kann sich glücklich schätzen, so jemanden wie dich als seine kleine Schwester zu haben." Ich spüre wie meine Wangen leicht rot werden, ein komisches Kribbeln verbreitet sich in meinem Bauch. Was macht der bloß mit mir? Der beste Freund von meinem Bruder.

"Danke Zayn." Lächle ich ihn ehrlich an und suche wieder seinen Blick. "Ich mag dich auch echt gerne." Und davon war kein einziges Wort gelogen. Ich mag Zayn wirklich. Er ist ein toller Freund, ein Freund zum Lachen und zum Weinen, ein Freund für Höhen und für Tiefen, immer für einen da. Ganz langsam nähern sich unsere Gesichter, die Spannung zwischen uns steigt ins Unermessliche, meine Körpertemperatur erhöht sich. Sein Atem prallt gegen meine Lippen, was sie zum Brennen bringt. Die Haut unter seiner Hand fängt zu kribbeln an, welches sich über meinen ganzen Körper ausbreitet. Der Puls wird schneller, Herzschläge klopfen immer kräftiger gegen meinen Brustkorb. Plötzlich, kurz bevor sich unsere Lippen berühren, werden wir durch ein lautes Klopfen auseinadnergerissen. Ich zucke zusammen, setze mich augenblicklich wieder gerade hin. Was war das denn schon wieder? Auch Zayn scheint sich bewusst zu sein, was gerade fast passiert wäre und sieht mich entschuldigend an.

"Tut mir leid." Flüstert er leise. Dann klopft es wieder und wir stehen auf.

"Mir auch." Sage ich eben so leise. Wir stehen uns schweigend gegenüber und starren uns einfach nur an, bis ich wieder durch ein lautes Klopfen zurück in die Realität gezogen werde.

"Ich sollte jetzt gehen." Ich nicke bloß und folge ihm zur Tür. Er öffnet sie. Doch mit der Person, die plötzlich dort steht hätte ich in diesem Augenblick niemals gerechnet. Mit dieser Person hätte ich allgemein nicht gerechnet. Da wäre ich weniger erstarrt gewesen, würde nun die Polizei vor mir stehen und mich fragen, ob ich jemanden erschlagen hätte.

"Was willst du denn hier?" Frage ich bissig, die bis vor wenigen Sekunden noch herschende Ruhe in mir ist wie weggeflogen.

"Hey Ellie." Antwortet er mir bloß und sieht von mir zu Zayn und wieder zurück. "Können wir reden?"

"Ich wüsste nicht was wir zu bereden hätten." Mein Blick schweift zu Zayn, der mit einem düsteren Ausdruck die Arme vor seiner Brust überkreutzt hat und so aussieht als würde er ihn jeden Moment rauswerfen, würde er auch nur ein falsches Wort sagen. Und dafür wäre ich ihm dankbar.

"Bitte. Es tut mir alles so furchtbar leid, was passiert ist." Entschuldigt sich Jason bei mir.

"Und?" Erwidere ich standfest, doch innerlich bröckelt meine Fassade, die ich mir in den letzten Tagen aufgebaut hatte. Niemals würde ich ihm verzeihen, schwor ich mir, doch wie er da steht mit seinen braunen Augen, die mich so unfassbar lieb und mitleidig ansehen. Nicht so schön wie Zayns, schießt mir durch den Kopf. Unpassender Zeitpunkt!

"Bitte lass uns reden." Versucht er es erneut.

"Dann rede." Fordere ich ihm auf. Immer noch steht Zayn neben mir.

"Ich meinte alleine."

"Nein." Meldet er sich nun zum ertsen Mal zu Wort. Wir schauen ihn beide erstaund an. "Wieso willst du alleine mit ihr reden? Damit du sie wieder um deinen Finger wickeln kannst?"

"Nein! Ich... mir tut es wirklich leid." Beschwört er, doch davon lässt er sich nicht beeindrucken.

"Steck es dir doch sonst wo hin, ich glaube dir kein Wort!" Er geht einen Schritt auf ihn zu und sieht auf ihn hinunter, da Jason ca einen halben Kopf kleiner ist.

"Zayn." Ich lege meine Hand auf seinen Oberarm, um ihn zurückzuhalten jetzt bloß keinen Unsinn zu machen. "Ist schon okay." Damit gebe ich ihm zu verstehen, dass es okay ist für mich.

"Bist du dir sicher? Wenn der Typ irgendetwas macht-"

"Ja bin ich. Ist schon okay." Lächle ich ihn unsicher an. Er wirft Jason noch einen pass-besser-auf-was-du-tust-sonst-bereust-du-es-du-Truthahnsandwich-Blick zu und verschwindet dann durch die Tür, die er laut zuknallt.

"Dann rede."

Mein Bruder Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt