Kapitel 66

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"Was zum?!" Ruckartig reißen wir uns voneinander los. Ein schockierter Niall steht in der Tür. Zayn steht von mir auf, völlig benommen setze ich mich aufrecht in das Bett, da tauchen auch schon Liam und Louis hinter dem Blonden auf.

"Alles okay mit euch?" Fragt uns Liam, der Pakistaner und ich nicken beide. Louis fängt an zu lachen.

"Ihr seht aus als wären wir Aliens." Ich setze ein gekünseltes Lachen auf.

"Ellie ist nicht in ihrem Zimmer, wisst ihr wo sie sein könnte?" Auch Harrys Wuschelkopf erkenne ich.

"Hier!" Rufe ich ihm und hebe lachend die Hand und winke ihm zu. Wir umarmen uns kurz, er drückt mir einen Kuss auf die Wange.

"Ist alles in Ordnung?" Fragt er mich.

"Ja, bei dir auch?" Er nickt. Mein Bruder lässt mich los. "Ich geh dann mal rüber, ist ja schon spät." Lächle ich, als wäre nichts gewesen. Zayn steht immer noch miten im Raum und blickt völlig perplext rein. "Gute Nacht Jungs." Ich küsse Harry noch kurz auf die Wange und quetsche mich anschließend an ihm vorbei in den Flur, direkt in mein Zimmer, wo ich auch auf Jessy und Amy treffe. 

"Da bist du ja." Begrüßt mich Amy.

"Du hast echt was verpasst, das Essen war perfekt!" Jessy reißt ihre Augen weit auf. Lachend verdrehe ich die Augen und setze mich neben sie. 

"So schlecht war mein Abend auch nicht." Grinse ich gespielt. Nun ist es Jessy, die ihre Augen verdreht. 

"Seid wann bist du denn schon wieder hier?" Lenkt Amy von Thema ab, bevor wir wieder anfangen können zu diskutieren. 

"Ich weiß nicht genau, seit zwei Stunden ungefähr." Zucke ich mit den Schultern.

"Warst du bei Zayn?" Fragt sie mich weiter. Ich unterdrücke ein Lächeln und nicke bloß mit dem Kopf. Nun ist auch Jessys Aufmerksamkeit von ihrem Handy abgelenkt und sie sieht mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an.

"Ach ja?" Mit einem breiten Grinsen sieht sie mich an.

"Ja?" Bestätige ich sie fragend. "Und?" 

"Nichts nichts." Immer noch hat sie ein breites Grinsen im Gesicht, ein kurzer Blick zu Amy, bei der ich mir eigentlich Unterstützungen gehofft hatte, da ich natürlich weiß, was in dem kleinen Köpfchen meiner besten Freundin vorgeht, zeigt mir jedoch enttäuschender weise, dass auch sie ein Lächeln zu unterdrückken versucht. 

"Wir sind nur gute Freunde." Klar Ellie, gute Freunde. An gute Freunde verliert man nicht was seine Unschuld! Jagt es mir durch den Kopf. Ich sollte es alles bereuen, ich sollte mich für das grade schrecklich fühlen, doch stattdessen ist es immer noch als könnte ich seine Berührungen auf mir spüren, seine Nähe fühlen und es einfach genießen. Wieso habe ich kein schlechtes Gewissen? Ich sollte Jason anrufen, ihm erklären was passiert ist, ich sollte Angst haben, dass er sauer wird und mich verlässt, so wie ich ihm verlassen hatte, als er mich... als er mich betrogen hatte. Ich bin genauso ein Arschloch wie er es war. Wenn er es erfährt fühlt er sich bestimmt genauso scheiße wie ich mich gefühlt habe. Und da überkommt es mich langsam, das schlechte Gewissen. Besser spät als nie, oder? Doch bereue ich es? Wünsche ich mir, dass das nie passiert wäre? Nein. Ich würde es womöglich jedes mal, genau so machen. Es hat sich einfach so verdammt richtig angefühlt. So gut, obwohl es doch so falsch war. Wie kann ein so krasser Gegensatz überhaupt entstehen? Es kann doch nicht etwas richtig und falsch sein. Entweder oder, oder etwa nicht? 

Die Menschen, die sagen, dass die Liebe mehr ist als ein einfaches ja oder nein, sshwarz oder weiß, richtig oder falsch, gut oder schlecht, haben verdammt recht. Es ist um einiges komplizierter. Doch ist es überhaupt Liebe? Liebe ich Jason? Liebe ich Zayn? Ich mag sie beide, keine Frage, doch was ist denn Liebe? Wenn man ohne den anderen nicht leben kann, wenn man nicht mehr ohne ihn sein will. Wenn man seine Fehler akzeptiert, wenn man sie lieben lernt. Ist das Liebe? Denn wenn ja, dann liebe ich mehr als nur eine Person. Was unterscheidet Liebe und Freundschaft? Meine Freunde will ich auch nicht vermissen wollen, ihnen habe ich auch gerne an meiner Seite und sie liebe ich doch auch nicht. Also so richitg meine ich. 

Wie erkenne ich, ob ich einen Menschen wirklich liebe? An dem Kribbeln im Bauch? Diese welches ich jetzt schon bei zwei Personen hatte? Man kann doch nicht zwei Personen lieben, oder? Das geht doch nicht. 

"Hörst du mir überhaupt zu?" 

"Nimm es ihr nicht übel, sie denkt bestimmt grade an Zaynieboy." Lacht Amy. 

"Was?" Frage ich sie völlig aus den Gedanken gerissen.

"Ich habe dich gefragt, ob da was zwischen dir und Zayn läuft. Und jetzt komm mir nicht mit irgendwelchen Ausreden, ich bin deine beste Freundin, seitdem wir beide denken können, ich merke das da mehr ist." Die zwei Augenpaare meiner besten Freundinnen sind beide auf mich gerichtet und lasse mich ein wenig nervös werden. Sollte ich es ihnen sagen? Lieber nicht, sonst fangen sie wieder an auf Jason rumzuhacken, dass ich Schluss machen sollte und Zayn viel besser zu mir passt, was überhaupt nicht stimmt. Oder? Aber selbst wenn, wäre da immer noch Harry, ich kann nichts mit dem besten Freund von meinem Bruder anfangen. Dem Bruder von meinem Bruder, oder wie auch immer. Das geht einfach nicht.

"Darf ich dein Schweigen als eine Antwort nehmen?" Siegessicher grinst Jessy mich an.

"Nein! Ich bin bloß müde, sorry. Zwischen Zayn und mir läuft nichts, es lief nie was und es wird auch nie etwas zwischen uns passieren. Wir sind bloß gute Freunde." Lüge ich und laufe ins Bad um mich bettgehfertig zu machen. Ich schminke mich ab, putze mir die Zähne und binde meine Haare zu einem lockeren Dutt zusammen. Danach ziehe ich mir schnell meine Schlafsachen an und lege mich in mein Bett. Da die zwei sich schon umgezogen hatten, folge sie mir und so schalten wir wenige Minuten später das Licht aus. 

"Vertrau mir, da ist mehr zwischen ihnen als beide denken." Höre ich noch Amy sagen, worauf Jessy ihr zustimmt. Ich kann ihr stolzes, siehessicheres Gesicht förmlich vor mir sehen, was mich verrückt macht, da sie einfach recht haben. Sie haben recht, doch ich traue mich nicht ihnen diese Genugtuung zu geben. Ihnen Rech zu geben. Vielleicht bin ich dafür momentan auch einfach zu stolz. Oder einfach nur unsicher, da ich selber nicht weiß was ich davon halten soll. Jetzt ist es einfach wichtig, dass Niall nichts weitererzählt. Sonst git es noch einrießen Chaos. 

"Niall, ich will mir noch was aus dem Automaten unten holen, kommst du mit?" Frage ich unseren blonden Iren. Jedoch nicht ohne Hintergedanken. 

"Klar." Mit was anderem hätte ich auch nicht gerechnet. Wir verlassen das Hotelzimmer und er folgt mir schweigend zum Fahrstuhl. Wir steigen ein und starren schweigend die silberne Tür an, bis diese sich öffnet und wir in Richtung des Automaten laufen.

"Ich wollte noch mal mit dir reden. Alleine." Fasse ich endlich meinen ganzen Mut zusammen.

"Weiß ich." Seine eisblauen Augen treffen auf meine, es fühlt sich an als wollen sie mir bis auf die Seele gucken. "Zayn hat schon mit mir geredet. Ich weiß das es bloß ein ausrutscher war und es nichts zu bedeuten hatte. Ich verrate es keinem, gibt nur unnötige Spannungen in der Gruppe." Autsch. Es hatte für Zayn also wirklich nichts zu bedeuten, es war bloß ein Fehler. Ich zwinge mir ein Lächeln auf die Lippen und nicke bloß. "Aber ich bin nicht blöd, Ellie. Das ist ja schließlich nicht das erste Mal, dass ihr zusammen in einem Bett lagt." Ich erinne mich an den Morgen, als Niall plötzlich in Zayns Zimmer kam. 

"Da war aber wirklich nichts Niall, das schwöre ich dir!" Etwas ungläubig sieht er mich an und wirft Geld in den dafür gedachten Schlitz.

"Und wieso hast du bei ihm geschlafen?" Wieder treffen seine Augen auf meine.

"Er hat mich nachts quasi gerettet." Gebe ich leise zu. 

"Wie?" Ich erkläre ihm, was passiert ist. Das mich diese drei Typen verfolgt hatten, worauf er verständnissvoll nickt. "Oh. Weiß Harry davon?"

"Nein und bitte du darfst es ihm nicht sagen!" 

"Wieso nicht? Du hast ziemlich viele Geheimnisse vor ihm."

"Er macht sich dann bloß wieder grundlos Sorgen. Es ist ja nichts passiert." 

"Wenn du meinst." Das mag ich so an Niall. Er respektiert die Meinung anderer und versucht nicht diese zu ändern oder jemanden ein schlechtes Gewissen einzureden. 

Gemeinsam gehe wir wieder nach oben, bewaffnet mit unseren Schokoriegeln. 

Gut, dass dann alles geklärt ist.
Hoffentlich.

Mein Bruder Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt