Kapitel 51

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Ellie

Verschlafen öffne ich die Augen und sehe mich in dem dunklen Zimmer um. Die Vorhänge sind zugeogen, trotzdem fällt ein wenig des dunklen Nachtlichtes hinein und lässt die Umrisse im Zimmer erscheinen. Absolute Stille bestimmt den Raum nur das leise ein und ausatmen meiner Freundinnen ist zu hören. Möglichst ohne ein Geräusch zu verursachen schlage ich meine Decke zur Seite und tapse vorsichtig über den kalten Boden ins Bad. Dort schnappe ich mir meine Sporthose und ziehe sie mir über. Das übergroße T-Shirt, welches ich zum Schlafen anhatte lasse ich einfach an. Meine Haare binde ich zu einem unordentlichen Dutt zusammen, ziehe mir ein paar Schuhe an und so schleiche ich leise auf den Flur und obwohl ich weiß, dass ich einfach nur scheiße aussehe und mich eventuell irgendwelche Fans und Fotografen sehen könnten, gehe ich auf die Straße und atme die kühle Nachtluft ein. Mit so einem unruhigen Gefühl hätte ich eh niemals wieder einschlafen können. Kurz schließe ich meine Augen und spüre den leichten Wind, der mich umgibt.

"Es tut mir leid Mum." Flüstere ich leise, sodass nur ich es hätte verstehen können und schaue auf die ruhige Straße, die sich vor mir erstreckt. Langsam gehe ich auf sie zu und bleibe kurz vorher stehen. Die Straßenlaternen schenken der sonst dunklen Nacht ein paar Lichter, keine Autos, keine Menschen. Ruhe.

Zögernd mache ich einen Schritt auf die Straße und überquere sie zögernd. Wohin jetzt? Ich kenne mich hier nicht aus, mein Handy habe ich oben gelassen und wenn ich mich hier verirre finde ich nie wieder zurück. Trotzdem laufe ich die Lange Straße entlang, meine Hände vergrabe ich in die großen Taschen meiner Sporthose. Eine Gänsehaut breitet sich auf mir aus. Ob es nun von der Stille der dunklen Nacht oder dem kühlen Wind kommt weiß ich nicht. Vielleicht ein wenig von beiden. Langsam lasse ich die Häuser hinter mir, achte nicht wirklich auf die parkenden Autos am Straßenrand und auch nicht auf die Bäume. Ich achte nicht darauf wie die Häuser aussehen, sondern laufe einfach, biege irgendwann nach links in eine kleinere Straße ab. Völlig allein mit mir und meinen Gedanken. Ich versuche mich mit meinen Armen ein wenig zu wärmen und schlinge sie um meinen Körper, was mir ein wenig Wärme schenkt. Und plötzlich kann ich meine Gedanken nicht mehr zurückhalten. Ich erinnere mich an die Zeit im College, an die Zeit davor. An die Zeit mit Jason und an die Zeit mit Mum. Ich erinnere mich an Weihnachten, als wir alle gemeinsam am Tisch saßen und gegessen haben. Ich erinnere mich an den Abend als Jason und ich mit Jessy und Mike essen waren. Wir ich nachher bei  ihm eingeschlafen bin und in seinen Armen wach wurde. Wie glücklich er mich an dem Morgen angelächelt hat. Ich spüre diese Wärme, die sich immer in mir ausgebreitet hat, wenn er mich umarmt hat, wenn er mir einen absolut kitschigen Spitznamen gegeben hat, den ich trotzdem insgeheim immer toll fand. Ich erinnere mich aber auch an den Autounfall, an meine Mum wie sie dort lag. Wir sie meine Hand das letzte mal gehalten hat und die letzten Worte über ihre Lippen kamen. 'Ich bin stolz auf euch', war einer der Sätze. Wärst du es jetzt auch noch Mum? Jetzt, wo ich das College geschmissen habe? Jetzt, wo ich das Risiko eingehe nachher mit nichts dazustehen? Jetzt, wo ich meine erste richtige Beziehung verkackt habe?

"Wärst du jetzt noch stolz auf mich, Mum?" Flüstere ich wieder ganz leise, doch anscheinend nicht nur für mich, denn ich höre plötzlich lautes Gelächter hinter mir.

"Gleich wäre sie nicht mehr stolz, Süße." Ruckartig drehe ich mich um und schaue direkt in das Gesicht von drei Kerlen, die mich breit Grinsend mustern und mir noch näher kommen. Scheiße! Rückwerts laufe ich von ihnen weg, doch sie holen den Abstand mit Leichtigkeit wieder auf. Als sie nur noch wenige Schritte bräuchten drehe ich mich um und renne. Ich renne. In irgendeine Richtung. Ich biege in irgendwelche Straßen ab. Wieso ich? Warum muss mein Leben mir immer Steine in den Weg legen? Was habe ich getan, dass immer mir so etwas passiert?! Wer war ich in meinem früheren Leben, dass ich so dafür bestraft werden muss? Plötzlich bemerke ich, dass die Stimmen der Jungs weg sind. Ich werde langsamer, drehe mich um und stelle fest, dass sie weg sind. Ich schließe für wenige Sekunden die Augen und drehe mich wieder nach vorne, doch in der Bewegung bleibe ich stehen und kann meinen Augen nicht trauen. Zwei von ihnen kommen mit einem fiesen Lächeln auf mich zu. Ihre Lippen bewegen sich, doch ich verstehe nicht was sie sagen, viel zu beschäftigt bin ich mit meinen Gedanken. Was jetzt? Zurück. Schnell drehe ich mich um und laufe direkt in die Arme von dem anderen Kerl, der nur noch einen Meter von mir entfernt steht. Fuck! Erschrocken schaue ich wieder zu den anderen, die auch mit jeder Sekunde ihren Abstand mit meinen vermindern. Kein entkommen. Die Straße besteht nicht mal aus einer richtigen Straße. Ein kleines dunkles Fleckchen aus ungeraden Steinen, die den Zwischenraum zwischen zwei Häusern überbrücken. Plötzlich packen mich zwei Hände am Arm, die ich ohne zu zögern wegschlage.

Mein Bruder Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt