Ellie
Immer noch geschockt stehe ich im Wohnzimmer. Die Stimmen aus dem Fernseher ignoriere ich gekonnt, stattdessen bade ich lieber in Selbstmitleid. Wie dumm bin ich denn auch bitte? Nicht nur das ich meine Mum vergessen wollte, ich hab mich auch noch so volllaufen lassen, dass mich die anderen ins Bett tragen mussten und das Harry mich nach Hause gebracht hat, hab ich auch nicht mitbekommen. Was ist denn mit mir los? Langsam gehe ich in die Küche und setze mich auf einen der Stühle. Doch ich bin viel zu aufgekratzt um ruhig hier rumzuhängen. Also laufe ich wieder ins Wohnzimmer, da mich die Stimmen langsam wirklich nerven und schalte den Fernseher ab. Müde bewege ich mich auf die Couch zu und lasse mich auf sie fallen.
Wieso mache ich mir eigentlich so ein schlechtes Gewissen? Harry kam doch auch schon oft genug besoffen nach Hause! Er ist doch nichts besser als ich?! Meine Enttäuschung mir selbst gegenüber verwandelt sich langsam in Wut. Genauso wie mein Dad. Er betrinkt sich täglich und zu ihm hat Harry auch noch nicht so etwas gesagt wie zu mir. Das Mum froh sein kann nicht hier zu sein und das mit ansehen zu müssen. Sie würde bestimmt nicht sauer sein oder enttäuscht. Ist es nicht normal das man in meinem Alter Alkohol trinkt? Die anderen tun es doch auch. Ich atme einmal tief ein und aus, da sich durch die ganzen Gedanken mein Kopf wieder meldet. Eigentlich habe ich nichts falsch gemacht und das sage ich meinem neunmalklugen Bruder auch. Selbst ein Harry Styles kann so etwas nicht bringen. Selbst er hat kein Recht mir so etwas an den Kopf zu werfen und mir so ein schlechtes Gewissen zu machen. Nicht mal er. Langsam stehe ich auf und trinke mir noch ein Glas Wasser als Harry in die Küche kommt und mich emotionslos und doch ein wenig angewidert ansieht. Er übertreibt doch! Wieder steigert sich die Wut in mir. Er soll aufhören mir ein schlechtes Gewissen zu machen. Er ist doch nichts besser! Ich erwidere seinen Blick wütend, trinke mein Glas leer und gehe schweigend an ihm vorbei nach oben, ohne ihm auch noch einen einzigen Blick zu würdigen.
Harry
Ich höre noch wie die Tür zugeknallt wird, dann ist Stille. Tief atme ich einmal ein und aus und sehe aus dem Fenster. Wieso macht sie so etwas? Sie weiß doch genau wie es Dad dabei immer geht. Erst ist alles super und dann ist er am Boden. Da braucht sie jetzt auch gar nicht so stur sein und mich mit ihren wütenden Blicken zu bombardieren. Wenn, dann sollte ich derjenige sein, der sie so ansieht. Ich meine wer hat sich denn bis oben hin vollaufen lassen, dass man einem wie eine Leiche abschleppen konnte? Ich oder sie?! Was soll ich denn jetzt denken wie es ist, wenn sie auf ein Collage geht? Betrinkt sie sich da auch jeden Abend? Dann bin ich nicht da um auf sie aufzupassen. Um sie zu beschützen. Ja beschützen! Sie ist meine kleine Schwester und ich will doch nur, dass ihr nichts passiert. Ich will keinen Streit mit ihr. Ich will nicht das sie sauer ist. Ich will nicht das ihr irgendwas passiert. Und das meiste passiert doch, wenn man betrunken ist. So betrunken, dass man selbst nicht mehr weiß, was man tut. Ich weiß, ich kann ihr nicht lange wütend sein, doch vielleicht merkt sie ja so, was sie falsch gemacht hat? Niemand will ihr was böses und schon gar nicht ich und ich weiß auch das es ein wenig zu hart war, was ich ihr gesagt habe, doch in dem Moment ist es mir einfach so rausgerutscht. Und es stimmt doch das Mum enttäuscht wäre, oder? Sie würde ihr einen langen Vortrag halten und ihr erklären was für eine Scheiße sie gebaut hat, wahrscheinlich würde sie Hausarrest bekommen und Fernsehverbot. Vielleicht würde sie ihr auch das Handy wegnehmen und den Laptop?
Ach was laber ich hier eigentlich? Sie hätte ihr gesagt, dass man aufpassen muss mit Alkohol. Sie müsste lernen wo ihre Grenzen sind und wie gefährlich es sein kann, wenn man nicht aufpasst. Dann würde sie sie in den Arm nehmen und ihr sagen wie lieb sie ihren kleinen Engel hat. Genauso wie sie es bei mir getan hat, als ich das erste mal betrunken war und mein Dad mich abgeholt hat. Er war wütend, wirklich wütend. Und sein Vortrag im Auto war nichts zu dem von Mum. Ich weiß zwar nicht mehr soviel davon, doch das was ich weiß, war das komplette Gegenteil von dem was meine Mum mir gesagt hat. Naja eigentlich war es schon das gleiche nur bei ihr ist es so, dass es sich in einen reinfrisst und dort festbrennt. 'Du bist ein Vorbild für Ellie und musst dich auch so benehmen. Du musst deine Grenzen kennen lernen und gut aufpassen. Alkohol macht mehr kaputt als du denkst mein Spatz, also pass gut auf.' Hat sie gesagt. Dabei haben ihre wunderschönen Augen fest in meine geschaut. 'Ich möchte nicht, dass dir etwas passiert. Also sei bitte vorsichtig. Ich bin nicht sauer, wenn du trinkst und bin bestimmt die letzte die es dir verbietet, wobei es nichts bringen würde, du würdest es trotzdem tun.' Ihr Lachen bereitet mir selbst in der Erinnerung eine Gänsehaut. Sie hatte so ein warmes Lachen. 'Also versprich mir bitte, dass du nicht betrunken Auto fährst und dich nicht sonstwie in Gefahr bringst okay?' Ich habe genickt. Daraufhin legte sie ihre zierlichen Arme um meinen Hals und zog mich zu ihr runter. Es ist als könne ich ihre Wärme immer noch spüren, ihren sommerlichen Duft riechen und ihre weiche ruhige Stimme an meinem Ohr hören 'Ich bin Stolz auf dich mein Spatz. Ich liebe dich.' Wie oft habe ich mich darüber aufgeregt? Spatz. Wer hört das auch schon bitte gerne von seiner Mum? Doch jetzt würde ich mir nichts sehnlicher wünschen. Was würde ich nicht alles dafür geben sie jetzt bei mir zu haben? Ihren Duft riechen zu können, die Wärme zu spüren, mich in ihren atemberaubenden Augen zu verlieren, ihr herzerwärmendes Lächeln zu sehen. Einfach sie in meine Arme zu nehmen und sie nie wieder gehen zu lassen.
Mum wäre nicht enttäuscht von Ellie. Sie wäre enttäuscht von mir. Sie würde wollen, dass ich ihr sage, dass sie aufpassen muss. Niemals würde sie wollen, dass ich ihr so Worte an den Kopf werfe, wie ich es getan habe. Ich habe meine Mum enttäuscht nicht Ellie. Ich sollte ihr erklären wie gefährlich es ist und das sie aufpasse muss. Und was mach ich? Ich sage ihr, dass Mum froh sein kann tot zu sein.
'Ich hab Jessy nach Hause gebracht, ihre Mum ist auch enttäuscht. Und deine wäre es auch, wenn sie dich so sehen würde, doch zum Glück muss sie es ja nicht.' Das habe ich zu ihr gesagt und bin dann einfach gegangen. Ich könnte mich selber dafür Ohrfeigen. Und dann noch der Blick grade. Dieser verachtenden Blick. Ich bin so ein riesiges Arschloch! Wie kann man nur so dämlich sein wie ich?! Als wäre ich irgendwie besser. Ich war schon so oft betrunken. Sie letzte Nacht das erste mal. Wahrscheinlich hatte sie sogar einen guten Grund. Ich weiß wie widerlich sie es findet, wenn Dad trinkt. Wenn er dann lallend auf sie zu kommt und sagt wie lieb er sie hat. Völlig hilflos und überfordert stößt sie ihn meistens weg unterdrückt einen angegwiderten Blick und geht ihm einfach aus dem weg.
'Ich versteh nicht wie man sich so betrinken kann. Es kann doch keinen Spaß machen, so die Kontrolle über die eigene Person zu verlieren.' Hat sie mir mal gesagt. Bestimmt hatte sie einen Grund zu trinken oder die anderen haben sie überredet. Vielleicht war es auch eine wette oder eine Aufgabe beim Flaschendrehen? Doch selbst, wenn es ohne Einfluss der anderen war und sie es nur mal ausprobieren wollte, ich habe einfach überreagiert. Und das mehr als nur ein bisschen.
Ich sollte mich entschuldigen. Nein, ich muss mich entschuldigen. Langsam schleiche ich die Treppe hoch. Was soll ich ihr denn sagen? Wie soll ich ihr erklären, dass ich überreagiert habe und es mir mehr als nur leid tut? Zögernd klopfe ich an die Tür, doch niemand rührt sich. Vorsichtig öffne ich sie einen Spalt. Meine Augen brauchen einige Zeit um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, da es draußen mittlerweile schon dunkel ist. Ellie liegt in ihrem Bett. Kopfhörer in den Ohren. Ihr Gesicht ist zur anderen Seite gedreht. Leise schleiche ich zu ihr bis ich bemerke, dass sie schläft. Ich stelle die Musik aus und decke sie zu. Sie ist wirklich wunderschön, genauso wie ihre Mum. Sie ist wie unsere Mum. Nicht nur äußerlich, vor allem vom Charakter. Ihre liebenswürdigen hilfsbereite Art. Die Art wie sie sich in andere Menschen hineinversetzen kann. Aber auch diese total niedliche naive Art. Ihre schwarzen langen Locken und die bezaubernden grünen Augen hat sie, genauso wie ich, auch von ihr. Ich bin vom Verhalten eher wie Dad. Große Klappe und für jeden Spaß zu haben. Früher war ich eher schüchtern, besonders bei Mädchen, doch mittlerweile habe ich mehr Selbstvertrauen, viel mehr. Ich bin offen für neues und mache wirklich jeden Scheiß mit. Wie mein Vater. Oh Gott, was wir nicht schon alles für nen Mist gemacht haben. Bei den Erinnerungen muss ich lachen. Wir sind beide ein wenig beschützerisch und fürsorglich, besonders wenn es um Mum und Ellie geht. Okay vielleicht übertreiben wir es ab und zu mit unseren Beschützerinstinkt, aber wie sagt man doch: Vorsicht ist besser als Nachsicht!
Ich drücke Ellie einen Kuss auf die Stirn und decke sie noch einmal bis zum Hals hin zu, bis ich leise ihr Zimmer verlasse und die Tür schließe.
Sollte ich sie morgen wecken? So schrecklich wie sie heute aussah, melde ich sie lieber für Morgen von der Schule ab. Das bin ich ihr mindestens schuldig. Müde ziehe ich mich bis auf die Boxershorts aus und werfe mich in mein Bett, wo ich auch schnell in einen tiefen Schlaf falle.
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Hey :)
ich weiß nicht ob es euch aufgefallen ist, aber ich versuche jetzt jedes Wochenende ein Kapitel zu Posten :) Eine große Last liegt auf meinen Schultern! :D
Meint ihr Ellie verzeiht ihm?
Wie findet ihr die Art von der Mum? ihre Erziehungsmaßnahmen? :)
p.s sorry an alle die sich vielleicht einen Streit erhofft haben, wo sie sich anschreien oder so... aber wer weiß? Kann ja sein, dass das noch kommt? was meint ihr? können Ellie und Harry sich überhaupt anschreien ohne sich nachher liebend zu umarmen? :)
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Mein Bruder Harry Styles
FanfictionEigentlich ist das Leben von Ellie Styles perfekt. Nicht nur, weil der berühmte Harry Styles ihr Bruder ist, sondern auch weil sie die besten Eltern und Freunde hat, die man sich nur wünschen kann. Doch wie das Schicksal es nun mal so will, kann sic...