Kapitel 54

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,,Ich bringe den Koffer mal in mein Zimmer", rief ich meiner Mutter, die in der Küche war zu, bevor ich mich umdrehte und den Koffer an mich nahm.
,,Soll ich dir helfen?", hörte ich sie rufen doch ich verneinte und versicherte ihr, dass ich das schon schaffen würde.

Tatsächlich schaffte ich es auch ohne große Probleme den Koffer nach oben zu befördern.
Mit einem erleichterten Ausatmen stellte ich den Koffer auf den Boden, bevor ich den Griff hochzog und ihn hinter mir herrollen ließ.

Stumm ging ich durch den Flur, als ich langsamer wurde, bevor ich schließlich vor den vielen Bildern die an der Wand hingen stehen blieb.
Zum ersten Mal sah ich Bilder hier an der Wand.
Meine Mutter hatte nie welche aufgegangen, nachdem wir hier eingezogen waren, die Wände waren komplett weiß und leer gewesen.
Sie ließen den Flur endlos lang wirken, doch jetzt waren sie in einem warmen bordeauxrot gestrichen und mit vielen Bildern gefüllt.

Meine Augen fokussierten sich auf eines der Bilder.
Darauf zu sehen waren mom, dad und ich.
Ich erinnerte mich an dieses Bild.
Es wurde an Weihnachten geschossen, das letzte Weihnachten was wir mit Dad erlebt hatten...
Ich liebte dieses Bild.
Es war eins der schönsten Weihnachten gewesen.

Meine Lippen umspielte ein Lächeln als ich auch die anderen Bilder ansah.
Es waren Urlaubsbilder von uns dreien, dann welche wo ich noch ganz klein war oder Bilder von der Hochzeit meiner Eltern.
Allein, dass meine Mutter diese Bilder aufgegangen hatte bedeutete schon sehr viel, denn die ganzen Jahre über hing in diesem Haus kein einziges Bild.
Nur meine Mutter hatte eins bei sich im Schlafzimmer von ihr und Dad stehen und ich hatte eins bei mir im Zimmer stehen gehabt.
Das, welches ich auch mit nach Florida genommen hatte.

Einige Minuten stand ich dort und betrachtete jedes einzelne Bild die mich an mein damaliges Leben zurück erinnern ließen...
Das Leben in dem mein Vater noch gelebt hatte.

Augenblichlich spürte ich ein Stechen in meinem Herzen und schnell verdrängte ich den Gedanken, während ich den Griff des Koffers umfasste und mich wieder in Bewegung setzte.

Es war nur das rollende Geräusch des Koffers auf dem Holzboden zu hören als ich schließlich direkt vor der geschlossenen Tür meines Zimmers stehen blieb.
Ich wusste nicht wieso, doch ich war etwas aufgeregt, als ich zögernd meine Hand auf die Türklinke legte und sie anschließend herunterdrückte.

Langsam öffnete ich die Tür und bekam immer mehr Einblick in mein altes Zimmer, bis die Tür schließlich komplett offen stand und ich nun in den kompletten Raum sehen konnte.
Neugierig trat ich einige Schritte nach vorne und ließ meinen Blick durch das Zimmer schweifen.
Es sah noch alles genauso aus wie ich es verlassen hatte.
Als wäre hier keiner über die ganze Zeit in der ich weg war drinnen gewesen.

Stumm stellte ich den Koffer ab, als ich zu meinem Bett herüber sah.
Es war ordentlich gemacht, ohne jegliche Falten auf der Tagesdecke, nein sie war glatt und lag nahezu perfekt auf meinem Bett.
Ich hatte immer mein Bett gemacht, doch es war nie so ordentlich gewesen wie es gerade aussah, denn sobald ich von der Schule gekommem war und mir eine Jogginghose angezogen hatte (Das war ein absolutes muss für mich endlich aus diesen engen Jeans rauszukommen)
warf ich mich auf's Bett und machte es damit wieder unordentlich.
So ordentlich hatte ich das Bett nie gemacht.
Und die einzige die es so ordentlich konnte war meine Mutter.

,,Ich war oft hier in deinem Zimmer", hörte ich sie plötzlich hinter mir sagen und ich zuckte leicht zusammen.
Anscheinend hatte meine Mutter es nicht bemerkt, dass sie mich erschreckt hatte und ich drehte mich zu ihr, als ich sie angelehnt an der Tür sah.
Sie ließ ihren Blick lächelnd durch den Raum wandern, als wäre sie noch nie hier drinnen gewesen, bevor ihre Augen meine trafen.
,,Jedes mal wenn ich völlig am Ende war, sei es von der Arbeit oder wegen uns und Dad gewesen war ich hier drinnen. Das war ziemlich oft", erzählte sie, als ihr ein seufzen entfuhr.
Mit einem Nicken deutete sie schließlich auf's Bett und fuhr fort:
,,Ich habe oft hier gelegen. Es hat mir geholfen wenigstens etwas schlafen zu können, denn es roch -auch schon lange nachdem du weg warst- immernoch nach dir", sprach sie leise was mich lächeln ließ.

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