Kapitel 9

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„Er ist tot“, schrie ich verzweifelt und weinte unkontrollierbar.

Meine Worte rammten sich wie ein Messer in jede einzelne Zelle meines Körpers und frustriert schluchzte ich immer wieder auf.

„Brooke“, stammelte Diana, die schon lange bemerkt hatte, dass ich weinte.
Sie hatte den Rollstuhl angehalten und kniete nun vor mir, während sie versuchte mich zu beruhigen, doch vergeblich.
Ich konnte einfach nicht aufhören zu weinen.

Aus dem Augenwinkel erkannte ich einige Patienten, die mit ihrer Familie durch den Gang liefen, während manche mich abwertend und manche mich bemitleidend ansahen.
Dies allerdings, war mir gerade völlig egal.

„Brooke, wir kriegen das schon hin. Ich bin für dich da“, flüsterte Diana während sie meinen Kopf anhob und mich anschließend feste umarmte.

Obwohl ich Diana seit gerade mal zehn Minuten kannte, hatte ich das Gefühl ihr Vertrauen zu können.
Natürlich gehörte es zu ihrem Job, doch bei ihr war es anders.
Sie war nicht wie die typischen
Schwestern in einem Krankenhaus.
Auch wenn ich sie seit gerade mal zehn Minuten kannte, wusste ich, dass sie ein unglaublich großes Herz hatte.

„Er darf nicht tot sein Diana“, wimmerte ich und krallte mich an ihrem weißen Kittel fest.
Ich spürte wie Diana leicht zusammenzuckte und sofort lockerte ich meinen Griff.

Tschuldige“, murmelte ich heiser.
„Kein Problem. Ich kann mich ja selbst verartzten
Ich lachte leicht und schniefte.

Ich sag's doch. Sie war anders.
Sie brachte mich zum Lachen obwohl ich gerade völlig am Ende war.

Langsam beruhigte ich mich und Diana löste sich von mir. Vorsichtig umfasste sie meine kalten Hände und augenblicklich umgab mich eine angenehme Wärme.

„Wir gehen jetzt zur Untersuchung und wenn wir fertig sind kannst du mir ja erzählen was passiert ist. Aber nur wenn du es möchtest“, erklärte sie, während sie mit ihren Daumen über meine Handrücken strich.

„Okay“, gab ich ihr als Antwort und Diana sah mich lächelnd an.
Ich tat es ihr gleich und langsam erhob sie sich und stellte sich wieder hinter den Rollstuhl.
Mit einem kleinen Ruck setzte sie mich wieder in Bewegung und fuhr durch den endlos langen Gang.

Es war ein seltsames Gefühl in einem Rollstuhl zu sitzen.
In einer gewissen Weise fühlte ich mich darin gefangen. Ich saß hier fest und konnte weder wegrennen, geschweige denn selbst aufstehen.

Schweigend starrte ich die Wände an, an denen nichts, außer Türen angebracht waren.
Das einzigste was den kahlen Wänden etwas Farbe brachte, war die Zahl des Stockwerkes in dem ich mich befand.

Mit einem grellen Orange stach mir immer die Zahl sechs in die Augen. Der starke Kontrast bereitete mir Kopfschmerzen und stöhnend wandte ich meinen Blick von der Wand ab und schaute runter.

Der Kittel den ich trug, verdeckte nur ein Viertel meiner Beine und langsam strich ich über die Nackte Haut, auf der sich Gänsehaut gebildet hatte.

Diana hielt vor einem Fahrstuhl an und kurz darauf wurde dieser geöffnet.
Wortlos brachte sie uns rein und drückte den Knopf der zum vierten Stock führte.
Mein Magen drehte sich, als der Fahrstuhl sich in Bewegung setzte und runterfuhr.
Ich wagte es nicht in den großen Spiegel neben mir zu sehen, denn mir war klar, dass ich einfach schrecklich aussehen musste.
Somit war ich auch froh, schnell wieder aus dem Fahrstuhl zu sein und nachdem wir erneut eine Weile den Gang entlang fuhren, brachte Diana mich in einen Raum, in dem der Arzt von vorhin auf einem Stuhl saß.

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