Kapitel 5

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Sofort kam mir der angenehme Wind entgegen und meine Haut begann zu kribbeln, als die warme Mittagssonne auf mir herabschien.
Gut gelaunt steckte ich mir meine Kopfhörer ins Ohr und joggte los.

Wie immer nahm ich die Strecke die anfangs durch einen Park und anschließend durch einen Wald führte.
Dort hatte ich immer meine Ruhe und musste nicht damit rechnen irgendjemandem wie zum Beispiel Steven zu begegnen.

Allein wenn ich schon seinen Namen hörte, drohten meine Spaghetti in mir wieder das Tageslicht zu erblicken.

Schon seit zwei Jahren klebte er an meiner Backe.
Jedes mal versuchte er mit mir zu flirten, doch sein mikroskopisch kleines Hirn verstand einfach nicht, dass ich nichts von ihm wollte.
Obwohl ich ziemlich bezweifelte, dass er überhaupt ein Hirn hat.
Und trotzdem wollten fast alle Mädchen was von ihm. Naja bis auf die normalen.
Allerdings gab's nicht gerade viele von denen auf meiner High School.

Genervt atmete ich aus und verschnellerte mein Tempo während ich versuchte an etwas besseres zu denken.
Automatisch kam mir wieder der Traum in den Sinn.

Super Versuch.

Meine noch zuvor gute Laune verschlechterte sich und mir wurde wieder bewusst, dass er tot war. Nicht mehr hier war. Und das, laut meiner Mutter, nur wegen mir.
Meine gute Laune verschwand nun endgültig und ich wurde immer langsamer bis ich schließlich stehen blieb.

Verzweifelt riss ich die Stöpsel meiner Kopfhörer aus meinen Ohren und ließ mich auf eine voller Moos bewachsene Bank, die am Rande des Waldweges stand fallen.
Das morsche Holz brach etwas ab, als ich mich vorsichtig nach hinten lehnte und meine Augen schloss.

Tränen stiegen in mir auf die ich krampfhaft versuchte zu unterdrücken.
Auch wenn ich hier alleine am Rande eines Waldweges, den je kaum einer gegangen war saß, wollte ich nicht weinen.
Auch wenn mich keiner beim weinen sehen geschweige denn hören würde.

Ich schluckte die vielen Gefühle, die drohten, in Tränen über meine Wangen zu fließen runter und steckte wieder die Stöpsel in meine Ohren. Sofort ertönte die Musik und ich erhob mich von der Bank.

Da ich hier war um zu joggen lief ich also in einem regelmäßigem Tempo wieder los und kam nach etwa weiteren 15 Minuten endlich bei mir Zuhause an.
Erneut begann ich mich zu dehnen, bevor ich klingelte und meine Mutter mir die Tür aufmachte. Als sie sah, dass nur ich es war, verschwand ihr gerade noch aufgesetztes lächeln und mit einem emotionslosem Gesichtsausdruck ließ sie mich rein.

„Danke“, hechelte ich und schloss die Tür.
Meine Mutter nickte einfach und schon verschwand sie auch wieder in ihrem Büro.
Dem Ort in dem sie am meisten verbrachte.

Erschöpft zog ich meine Schuhe aus und ging in die Küche.
Immernoch schwer atmend schnappte ich mir eine Wasserflasche und trank etwas während ich die Treppen hoch- und anschließend ins Bad schlenderte um zu duschen.
Nachdem ich all den Schweiß von mir runtergespült hatte, tapste ich in mein Zimmer wo ich mir frische Klamotten anzog.

Mit jedem Schritt fühlten sich meine Beine immer weicher an.
Fast schon wie Wackelpudding.
Stöhnend schnappte ich meinen Laptop, der auf meinem Schreibtisch lag und verkrümelte mich in meinem Bett nachdem ich das Licht ausgeschaltet hatte.
Warme Luft stieß aus der Seite des Laptops und erwärmte meine Decke unter der ich lag.

Entspannt lehnte ich mich zurück um mir einige Folgen von Breaking Bad anzuschauen.
Nach vier Folgen schaltete ich schließlich den Laptop aus und legte ihn auf meinem Nachttisch ab.

Auch wenn es erst 20 Uhr war, legte ich mich schon schlafen, denn ich wusste, dass ich diese Nacht nicht meine Ruhe haben werde.
Außerdem wollte ich diesen Teil des
Traumes so schnell wie möglich hinter mir haben.

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