Kapitel 1

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Madisons POV:

Madison Oh.

In meiner Heimat nannte man mich einfach Maddie. Meinen Nachnamen konnten die meisten dort nicht mal anständig aussprechen, geschweige denn buchstabieren.
Dabei war das doch wirklich nicht gerade schwierig. Zwei Buchstaben: O und H. vermutlich ist das Oh für die meisten Menschen nur eine Aussage. Zum Beispiel wenn ihnen ein Missgeschick passierte. Also passte selbst mein Nachname irgendwie zu mir, denn ich war der Welt beste Fettnäpfchen-Treter.

Ich kam aus dem kalten Kanada, etwa eine Stunde nördlich von Toronto entfernt. Meine Mutter war Kanadierin. Sie hatte einen Teilzeitjob in einer Bibliothek, was meiner Meinung nach eine komplette Jobverfehlung war. Mit ihren Koch- und Backkünsten könnte sie locker ein fünf Sterne Restaurant führen. Ihre Entscheidung Literatur zu studieren brachte sie allerdings dazu meinen Vater kennen zu lernen.

Dieser kam damals als koreanischer Auslandsstudent nach Kanada, um das selbe Fach wie sie zu studieren. Seit dem waren die beiden ihr Leben lang unzertrennlich, haben geheiratet und mich bekommen. Mein Vater führt heute eine große Verlagsfirma. Er arbeitet viel und auch hart. Vielleicht freute ich mich deswegen immer umso mehr, wenn er es schaffte mich nach einem langen Arbeitstag ins Bett zu bringen und mir aus einem der neuen Bücher vorlaß. 

Ich bin also die lustige Mischung aus einer rothaarigen Kanadierin mit magischen Töpfen und einem warmherzigen Koreaner mit einer Liebe zu Büchern. Im Gesamtbild habe ich die typischen Merkmale einer Koreanerin. Meine Haare und Augen waren in einem sehr dunklem Braun, sodass sie fast schon schwarz wirkten, sowie bei meinem Vater. Naja, zumindest bevor seine Harre einen Grauton angenommen hatten. 

Meine Stubsnase hingegen ist alles andere als asiatisch. Auch meine Rundungen scheine ich eher von meiner Mutter zu haben. Anfangs war ich davon gar nicht begeistert, schließlich war so ein Busen nicht wirklich praktisch. Man muss immer einen nervigen BH tragen und dass Essen landet viel mehr auf dem Shirt als irgendwo anders. Aber in den letzten zwei Jahren habe ich mich damit abgefunden, mich so zu mögen wie ich bin.  

Das Leben in Kanada trug dazu bei dass ich ziemlich blass war. Wie ein Käse, sagte meine Mutter oft. Ich fand das allerdings gar nicht so schlecht. Auch wenn ich hier aufgewachsen bin würde ich mich niemals für meinen Nachnamen schämen, im Gegenteil ich trage ihm mit Stolz. Trotzdem gerät mein Blut in Wallung, als meine Flugbegleiterin "Madison Ouhhhhhhhhh!" durch den halben Flughafen rief. 

Tief seufzte ich auf. Ja ich sagte Flugbegleiterin, wie bei einem Klein Kind. Meine Eltern bestehen nun mal darauf. Dabei war ich schon 18 Jahre alt, also wirklich kein Kind mehr. In einigen Ländern war ich also schon volljährig. Leider zählte das weder in Kanada noch in Korea. Das war übrigens das Ziel meiner Reise. Das wunderschöne Korea, meine zweite Heimat. 

Elisabeth winkte mir vom Eingang des Gates zu. Schon mein erster Eindruck von Ihr ließ mich wissen, dass ich in den nächsten Stunden sicher keinen Spaß haben würde. Sie ist einer dieser Menschen die ihren Job hasst und versucht es irgendwie schnell hinter sich zu bringen. Da sie aber noch relativ jung wirkte hatte sie bis zur Rente noch einige Jahre Zeit. Ich hoffte nur dass ich niemals so über meine Arbeit denken würde. 

Das vibrieren meines Handyweckers in der Hosentasche sollte mich daran erinnern, dass es höchste Zeit war um ins Flugzeug zu steigen. Etwas niedergeschlagen wandte mich meinen Eltern zu. Nun war wohl der Zeitpunkt gekommen sich zu verabschieden. Ein Moment vor dem es mich die letzten Monate am meisten gegrault hatte. 

Meine Mutter schluchzte laut in ihr Taschentuch. Sie weinte seit heute Morgen schon Rotz und Wasser. Ihre roten Locken standen ihr zu allen Seiten des Kopfes ab und ihre Augen sind ganz blutunterlaufen. Ich konnte nicht anders als ein kleines Lächeln über die Lippen zu bringen, auch wenn aus grausam sein mag. Sie war so süß. 

Mein Vater legte tröstend einen Arm um ihre Schulter und drückt sie sanft an seine Seite. Es tat fast etwas mehr weh meinen Vater in dem Moment anzusehen, als meine weinende Mutter. Das lag daran das der traurige Blick meines Vaters, den er versuchte mit einem Lächeln zu verbergen, grausamer war als jede einzelne Träne. Mein Vater und ich hatten eine starke Bindung zueinander, die sich nicht so leicht erklären lässt. 

Auch wenn er nicht oft da war, weil er viel Zeit benötigte seine Firma aufzubauen, war er immer da. Er schenkte mir mein erstes Buch, brachte mir das erste Stück am Piano bei und brachte mich zur ersten Tanzstunde. Er ist der Held meiner Kindheit und mein großes Vorbild. Ich wusste dass er mich immer unterstützen würde um mein Ziel zu erreichen. 

Ich ging auf meine Eltern zu und nahm sie in die Arme. "Ihr werdet mir sehr fehlen." flüsterte ich leise, aber noch laut genug dass beide mich verstanden. Meine Mutter erwiderte etwas dass ich durch das ganze Schluchzen nicht genau verstand. Sie ist ein sehr emotionaler Mensch und hat mir ihre Liebe immer so gut es ging gezeigt. Mein Vater streichelte mir liebevoll mit seiner warmen Hand über den Rücken, wie er es früher immer tat um mich zu beruhigen.

Nachdem wir einen Moment so verweilte löste ich mich. "Ich muss los. Sonst verpasse ich noch den Flug." Flink bückte ich mich um nach meinem Rucksack zu greifen. "Vergiss nicht: wir sind immer stolz auf dich Maddie, solange du das tust was dich glücklich macht!" Rief mein Vater mir hinterher als ich auf das Gate zuging. Ich biss mir auf die Unterlippe um nicht auch loszuheulen, während ich ihnen nachwinkte. 

Eine Zeit später startete das Flugzeug und ich sah dass letzte mal auf Toronto hinab bevor mein neues Abenteuer begann. Ich war schon oft in Korea, da meiner Familie und mir dieses Land sehr viel bedeutete. In Korea fühlte ich mich schon immer Zuhause. Dort fand ich all das was mir in Kanada fehlte. Die Menschen waren fleißig und positiv, immer darauf bedacht ihr Bestes zu geben. Allgemein fasziniert mich die gesamte Kultur dort jedes Mal erneut. 

Trotzdem gibt es eine Sache zu der ich mich besonders hingezogen fühlte: Die Musik. Seit meiner Kindheit habe ich gesungen, getanzt und Stücke auf meinem Klavier gespielt. Mein größter Traum wurde also: meine Leidenschaft zu meiner Berufung zu machen. K-Pop ist mittlerweile weltweit bekannt, was mich umso mehr antrieb. Neben der Highschool trainierte ich so hart wie ich nur konnte. 

Vor einem Jahr erfühlte sich dann auch endlich mein Traum. Ich nahm an einem Casting in Seoul teil. Ich kam in die engere Auswahl und wurde letzten Endes von J.Y.Park ausgewählt einer der bereits bestehenden Gruppen beizutreten, da diese ein um ihr Konzept weiter zu führen ein weiteres Mitglied benötigte. Ich kannte die Gruppe bereits. Sie hatten ihr Debüt bereits 2015 und ist seit her nicht ein Mal von der Bildfläche verschwunden. Ja ich rede hier von Twice.

Besonders mein Vater unterstützt mich in der Hinsicht sehr, vielleicht weil er sich seinen Traum mit dem Verlag damals selbst erfüllen konnte. Aber sowohl er als auch meine Mutter und die Produzenten bestanden darauf,  dass ich meinen Schulabschluss beende sollte, bevor ich als Idol in meine Kariere starten durfte. Trotzdem musste ich natürlich vorbereitet werden, weswegen ich von Kanada aus bereits die Choreos als auch die Songs lernte.

Doch selbst jetzt im Flugzeug fühlte sich alles noch so surreal an. Nach meiner Landung sollte ich ein Mitglied von Twice sein? Ein Idol das vor Publikum auftritt? Konnte ich dann wirklich endlich meinen Traum ausleben? 

The Bright Shine BTS FF(Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt