Kapitel 2 Pizza

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PoV Zombey:

Die erste Nacht in der neuen Wohnung war kurz. Claus und ich saßen, nachdem wir meine Möbel aufgebaut und mein Zimmer eingerichtet hatten, noch bis 4:00 Uhr morgens zusammen und unterhielten uns.

Mein Onkel hatte mir eine Kiste Bier zum Einzug spendiert und davon sind letzte Nacht einige Flaschen drauf gegangen.
Claus hatte mir im angeheiterten Zustand gebeichtet, dass er seit seinem Einzug Ende letzten Jahres, in den Jungen von oben verknallt ist. Manuel war sein Name, wenn ich mich richtig erinnere. Ich hatte ihn gestern kurz zu Gesicht bekommen, ebenso seinen besten Freund, den süßen blonden, meinen Nachbarn.

Claus war voll rot geworden, als ihm bewusst wurde, was er mir da gestanden hatte und befürchtete ich könnte ihn verurteilen, weil er auf einen Typen stand. Aber da konnte ich ihn schnell beruhigen. Ich hatte kein Problem damit.

Wäre auch ziemlich dumm, denn schließlich bin ich bi und hatte selbst schon einige Typen gehabt. Allerdings keine Beziehung, eher so One-Night-Stands. Mit manchen traf ich mich auch mehr als einmal, aber etwas festes wurde nie daraus.

Bei den Frauen verhielt es sich nicht anders. Ein einziges Mal hatte ich eine Beziehung, die etwas länger ging.
Damals war ich 17 und war 1 1/2 Jahre mit ihr zusammen und war sogar mit ihr in eine gemeinsame Wohnung gezogen.

Dann hat sie mich mit einem Bekannten im Bett erwischt und das war es gewesen.
Seitdem habe ich nie wieder versucht, etwas Ernstes mit einem Mädel aufzubauen, weil ich weiß, dass ich immer wieder Interesse an einem Jungen haben werde und es deswegen wieder zu Stress führen würde. Gegen etwas Spaß habe ich allerdings nichts.

Mit einem leichten Brummschädel sehe ich nach, wie spät es ist: 12:30 Uhr.

Ich bin froh, dass in meinem Zimmer schon Rollos an den Fenstern sind, denn sonst hätte ich nie so lange schlafen können. Es ist Mitte Juli und draußen scheint die Sonne.

Ich verlasse mein Zimmer, um Claus nach einer Aspirin zu fragen, die mein Kopfweh erträglicher werden lässt, aber ich kann ihn nirgends finden. Als ich schließlich auf mein Handy sehe, lese ich eine Nachricht von ihm. Er ist mit einer guten Freundin unterwegs, von der er sich heute schon verabschieden möchte, da sie in 2 Tagen verreist und erst in 5 Wochen wieder kommt, wenn er dann nicht mehr hier wohnt.

Ich schreibe zurück, dass ich ihm viel Spaß wünsche und koche mir einen Kaffee, in der Hoffnung, dass dieser ein wenig gegen meinen Kater hilft.
Mit meinem Kaffee in der Hand betrete ich den großen Balkon, den man vom Wohnzimmer aus erreichen kann. Da es angenehme 26 Grad heute sind, gehe ich so wie ich bin, in Boxershorts, hinaus und stelle mich an die Brüstung.

Ich genieße die Aussicht, da hinter dem Haus ein kleines Wäldchen liegt und man schön ins Grüne sehen kann, als plötzlich ein helles Lachen an mein Ohr dringt.

"Maaaanuuu! Lass das!", ruft die Stimme und kichert wieder.
Manu? Moment! Dann muss das vom Nachbarbalkon kommen!
Neugierig gehe ich ganz nach rechts und die Stimmen werden lauter.

"Wieso denn? Du wolltest doch Eis!", sagt eine andere Stimme, die dann wohl Manuel, Claus' Schwarm, gehört.

"Jaaaaa! Aber keine Eiswürfel! Aaaaahhh!"

Eiswürfel? WTF?!
Meine Fantasie geht mit mir durch und ich kann nicht anders, als mich, wie so ein Spanner, über die Brüstung zu beugen und um die Ecke auf unseren Nachbarbalkon zu sehen.

Der kleine Blonde.... wie hieß er doch gleich? Maurice oder?... er liegt unter einem Sonnenschirm auf einer Liege und versucht seinen Freund abzuwehren, der ihm offenbar versucht Eiswürfel ins Shirt zu stecken.

Ich muss lachen und die beiden sehen mich erschrocken an.
"Na, habt ihr Spaß?", frage ich immer noch grinsend.
Maurice läuft rot an und guckt beschämt, während Manu ein spitzbübisches Grinsen aufsetzt und mit seinem Arm ausholt. Sekunden später fliegen mir Eiswürfel um die Ohren.

"Digga, was geht?", rufe ich erschrocken, "Beinahe wären die in meinem Kaffee gelandet!"
"Geschieht dir Recht", sagt Manu und kommt näher, "Das ist die Strafe dafür, dass du uns heimlich beobachtest."
Ich grinse nur, weil ich keinen Grund sehe, mich zu rechtfertigen. Er hat ja Recht, aber ich stehe dazu.

Während sich Manu, nur mit sommerlichen Shorts bekleidet, zu mir an die Brüstung stellt, bleibt Maurice erst einmal auf der Liege sitzen. Er trägt ein dünnes langärmeliges Shirt und ebenfalls kurze Hosen. Mit seinen blonden längeren Haaren, die in leichten Wellen sein zartes Gesicht einrahmen, sieht er zum Anbeißen aus.

"Warum trinkst du um die Uhrzeit noch Kaffee?", fragt Manu vorlaut.
"Warum nicht? Gibt es dafür vorgeschriebene Zeiten?", frage ich zurück, "Außerdem bin ich gerade erst aufgestanden."
Während Maurice verständnisvoll nickt und schüchtern näher kommt, guckt mich der kleinere missbilligend an: "Warum schläfst du bis Mittag?"

"Warum seit ihr nicht in der Schule, sondern albert hier herum?", gebe ich zurück und er sieht mich empört an: "Wir haben Sommerferien!"

"Achso! Sommerferien... Na, ihr habt es gut!", erwidere ich lachend.
"Du doch auch", kommt es prompt zurück, "Wer bis Mittag schlafen kann..."

"Manu!", zischt Maurice leise und sieht seinen Freund vorwurfsvoll an.
"Ist schon okay", sage ich und zwinkere ihm zu, woraufhin er wieder rot anläuft.

Ding Dang Dong

Ein Klingeln ertönt aus der Nachbarwohnung und wie aus einem Mund, rufen beide: "Pizza!"

"Ihr habt es wirklich gut", sage ich neidvoll, während Maurice in die Wohnung eilt.
Manu legt seinen Kopf schief und sieht mich an. Als ich einen leidenden Gesichtsausdruck mache, grinst er und meint: "Na gut, du kannst was abhaben."

Und tatsächlich geben mir beide reichlich von ihren Pizzen ab und haben sichtlich ihren Spaß daran mich, ihren neuen Nachbarn, mit Nahrung zu versorgen.

"Wie heißt du überhaupt?", fragt Manu mit vollem Mund.
"Michael, aber ihr könnt ruhig Micha sagen", antworte ich.
Manu grinst: "Ich heiße Manuel, aber du kannst ruhig Manu sagen."
Als ich auch grinsen muss, zeigt er auf seinen Freund: "Und das ist Maurice. Mein bester Freund." Beim letzten Satz sieht er richtig stolz aus, was ich irgendwie niedlich finde.

Ich lächel Maurice an und sage dann zu Manu: "Es war schön euch kennenzulernen. Und vielen Dank für die leckere Pizza. Ich würde mich gern revanchieren und euch morgen Abend zu uns zum Pizza essen einladen."
Ich hätte auch Maurice fragen können, aber ich habe das Gefühl, dass ich bei dem Kleineren mehr Erfolg habe, dass er die Einladung annimmt.

Und wie ich vermutet habe, sagt er sofort: "Wir kommen gern. Wann sollen wir da sein?"
"Kommt 18 Uhr rüber. Dann bestellen wir uns was leckeres", ich sehe Maurice tief in die Augen und denke: 'Und du wirst mein Nachtisch!'

Ich verabschiede mich, da mir vom Kaffee die Blase drückt und ich mich außerdem nach einer erfrischenden Dusche sehne.

Nachdem ich frisch geduscht bin, gehe ich wieder auf den Balkon und schaue um die Ecke, aber die zwei sind nicht mehr da.
'Schade', denke ich, 'Aber ich sehe ihn ja morgen wieder.'

Dann gehe ich in mein Zimmer und mache ein paar Aufnahmen. Ich bin gerade am Schneiden, als Claus spätabends wieder auftaucht.

"Da bist du ja wieder", begrüße ich ihn, "Hast du einen schönen Tag gehabt?"
"Ja", nickt er zufrieden, "Es war sehr schön. Tut mir leid, dass ich dich alleine lassen musste."
"Ach so schlimm war das gar nicht", beruhige ich ihn, "Ich habe ein bisschen gearbeitet und die Jungs von nebenan haben mich mit Pizza versorgt."
"Wie bitte?", Claus sieht mich verstört an.
"Guck nicht so entsetzt", lachend sehe ich ihn an, "Manu und Maurice hatten sich Pizza bestellt und dann mit mir geteilt. Zum Dank habe ich sie für morgen Abend zu uns eingeladen."

Noch fassungsloser als eben, starrt Claus mich einfach nur an.

"Und jetzt kannst du 'Danke' sagen", grinse ich anzüglich, "Dein kleiner Liebling wird morgen Abend mit uns Pizza essen."

"D-danke", stottert er und verlässt kopfschüttelnd mein Zimmer.

Ich schüttel ebenfalls meinen Kopf. Seit einem halben Jahr steht er auf den Typ und schafft es nicht, ihn anzusprechen. Wenn ich nicht ein wenig nachhelfe, wird das nichts mehr bis zu seinem Auszug...



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