Kapitel 82 Hannes

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PoV Maudado:

Wütend hocke ich in der Bahn. Wie kann er es nur wagen, mir zu unterstellen, dass ich was von Hannes will!! Kann man nicht einfach mal ein bisschen Spaß haben? Ohne Hintergedanken.
Manu hat Recht! Micha bringt mich immer nur zum heulen. Und wenn ich dann mal Spaß habe, ist es gleich ein Verbrechen!

 Und wenn ich dann mal Spaß habe, ist es gleich ein Verbrechen!

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Vor Wut hätte ich beinahe die Haltestelle verpasst.
Viel zu früh komme ich am Rummelplatz an. Hier ist überhaupt nichts los. Ein Blick auf mein Handy verrät mir, dass es gerade mal um sieben ist. Die schlafen hier bestimmt alle noch.
Gedankenverloren schlendere ich über den menschenleeren Platz. Die Fahrgeschäfte stehen alle still.
Die Wagen, in denen die Schausteller wohnen und schlafen, befinden sich im Hintergrund hinter einer Absperrung.
Ich könntet darüber klettern, aber selbst dann wüsste ich nicht, wo ich Hannes finde.
Außerdem starrt mich der Securitytyp inzwischen schon misstrauisch an, weil ich hier unschlüssig in der Gegend rum stehe.

Ich denke, es ist besser, wenn ich wieder nach Hause gehe. Vielleicht sollte ich bei einem Bäcker vorbeigehen und frische Brötchen fürs Frühstück holen. Als Wiedergutmachung, dass ich einfach weggerannt bin. Ja, das wäre wohl das Beste.
Ich wende mich zum Gehen und habe den Rummelplatz schon verlassen, als mich jemand anspricht: "Maurice? Bist du das?"

Vor Schreck fängt mein Herz heftiger an zu schlagen. Als ich mich umdrehe, steht da Hannes. Mit einem süßen kleinen Dackel an der Leine, sieht er mich überrascht an.
"Was machst du denn so früh hier? Willst du zu mir?", freundlich lächelnd läuft er auf mich zu.
"Ja schon", erwidere ich schüchtern sein Lächeln, "Sorry, ich weiß, dass es noch viel zu früh ist."
Grinsend bleibt er vor mir stehen: "Um diese Uhrzeit habe ich tatsächlich nicht mit dir gerechnet. Ehrlich gesagt war ich mir nicht mal sicher, ob du heute überhaupt kommst. Ich hoffe, du hast gestern keinen Ärger bekommen wegen mir."
"Ach Quatsch", lüge ich und spüre die Hitze in meinen Wangen.

Da mir das Thema unangenehm ist, frage ich schnell: "Warum bist du denn schon wach?"
Mit einem gespielt verzweifelten Blick zeigt er auf den kleinen Hund: "Das ist Lizzy. Sie ist noch ein Baby und deswegen muss ich noch öfter mit ihr raus."
"Aww", rutscht es mir raus. Aber die Kleine ist wirklich allerliebst.
Schnell nimmt Hannes das niedliche Bündel auf den Arm, so dass ich sie streicheln kann. Lizzy leckt genüsslich meine Finger ab.
"Oh Gott ist sie süß", schwärme ich.
"So wie du", erwidert Hannes.
Ich schlucke. Verdammt! Soll Micha wirklich Recht behalten?

"Ich habe einen Freund!", sage ich mit fester Stimme, aber vermeide es ihn anzusehen. Als er nichts erwidert, schaue ich verunsichert hoch.
Er sieht mich belustigt an und meint: "Das weiß ich doch. Mach dir mal keine Sorgen Maurice. Ich sage halt immer schnell, was ich denke. Aber ich werde dir schon nichts tun."
Ha! Wusste ich es doch! Erleichtert grinse ich ihn an.
"Und? Kommst du jetzt mit?", fragt er leichthin.
"Mit? Ähm wohin?", antworte ich verwirrt.
"Na zu meinem Wohnwagen", lacht er angesichts meiner Begriffsstutzigkeit.
Zu seinem Wohnwagen? Die Alarmglocken gehen an.

"A-aber wir wollten doch fahren üben", werfe ich abwehrend ein.
"Keine Sorge, das machen wir auch noch", entgegnet er unbekümmert, "Aber erstens können wir die kleine Lady hier nicht mit auf die Bahn nehmen und zweitens brauche ich erstmal einen Kaffee um richtig wach zu werden."
Verunsichert stehe ich da. Ich sollte nicht mit ihm mitgehen, auch wenn er nicht so wirkt, als würde er über mich herfallen wollen.

"Ich weiß nicht, ob ich mit in deinen Wohnwagen gehen sollte", verrate ich ihm schließlich meine Bedenken.
"Aah, verstehe! Wegen deinem Freund", sagt er dann und scheint nachzudenken, "Du kannst natürlich auch schon zur Bahn gehen und dort auf mich warten. Es dauert aber ein bisschen. Ich wollte mir noch schnell ein paar Eier in die Pfanne hauen. Hab mächtigen Kohldampf."
Dann sieht er mich wieder an und meint: "Allerdings nehme ich an, dass du heute auch noch nicht gefrühstückt hast. Wenn du magst, kannst du mitessen. Oder was sagst du dazu Lizzy? Soll ich Maurice auch ein paar Eier machen? Ja? Soll ich?"
Lizzy bellt natürlich erfreut und Hannes grinst mich an: "Siehst du. Lizzy möchte auch, dass du mit uns frühstückst. Na komm schon." Bittend sieht er mich an.

"Na gut. Ausnahmsweise. Aber nur wegen Lizzy", gebe ich mich geschlagen.
"Juhuuu", freut Hannes sich aufrichtig und gibt der kleinen Hündin einen Kuss. Ich fange an zu lachen und muss über meine Bedenken den Kopf schütteln. Hannes ist ein netter Kerl. Micha hat mir ganz schönen Quatsch eingeredet. Warum ist er immer so misstrauisch?
Hannes möchte mir doch nur einen Gefallen tun und mit seiner witzigen Art bringt er mich immer zum Lachen, was mir richtig gut tut.

Als wir durch die Absperrung gehen, nickt mir der Securitymann grüßend zu.
"Hier entlang", sagt Hannes und führt mich durch die Reihe der Wohnwagen.
Etwas abseits steht ein kleiner, schon in die Jahre gekommener Wagen. Hannes zeigt auf ihn: "Das ist meiner."
"Wohnst du da allein?", will ich wissen.
"Ja", antwortet er mit einem gewissen Stolz in der Stimme, "Den habe ich mir von meinem Lohn zusammen gespart, damit ich nicht mehr bei meinen Eltern pennen muss."
"Cool", gebe ich zu.

"Willkommen in meinem kleinen Reich", er hält mir die Tür auf und lässt mir den Vortritt.
Von innen wirkt es größer und ziemlich gemütlich. Ich fühle mich gleich wohl. Sowas könnte mir auch gefallen.
Vielleicht etwas größer und dann mit Manu, Micha und Palle durch die Welt reisen. Weg von meinem Vater und meinen Geschwistern, die manchmal echt anstrengend sein können.
"Es ist toll", sage ich deswegen auch begeistert. Hannes grinst wieder.
Während sich Lizzy in ihrem Körbchen zusammen rollt, stellt er eine Pfanne auf die Kochplatte.
Kurze Zeit später duftet es nach Ei und ich merke, dass ich inzwischen sehr hungrig bin.

Mit den Tellern in unseren Händen sitzen wir auf Hannes Bett, da das hier die einzige Sitzgelegenheit ist. Nachdem ich meine Eier gegessen habe, muss ich deswegen grinsen.
"Was ist denn? Woran denkst du gerade?", erkundigt sich Hannes, der mich aufmerksam beobachtet.
"Ach, es ist etwas peinlich, aber mein Freund hat mich davor gewarnt, dass du mich nur in dein Bett bekommen willst und naja, jetzt sitzen wir wirklich auf deinem Bett", erkläre ich kichernd.
"Witzig, was?", erwidert er knapp, dann nimmt er mir den Teller ab und stellt das Geschirr ins Spülbecken.

Als ich mich gerade erheben will, kommt er zurück und sagt: "Wo willst du denn hin? Bleib doch noch etwas sitzen."
"Okay?", erwidere ich stirnrunzelnd, "Aber vergiss nicht, was wir vorhaben."
Hannes lacht. Ich lache mit, doch plötzlich verstummt er.
"Du willst doch nicht ernsthaft fahren?", kopfschüttelnd sieht er mich an.
Ein ungutes Gefühl breitet sich in meinem Bauch aus und ich stammel: "A-aber du hast doch gesagt..."
"Tz tz tztzzzz!", unterbricht er mich, "Ich würde dir schon gerne das Fahren beibringen, aber genau genommen darf ich das gar nicht. Ich kann die Bahn jetzt nicht anmachen. Das ist nur während der Öffnungszeiten erlaubt."

"Ich dachte, du wüsstest das", sagt er entschuldigend, als ich ihn entgeistert ansehe, "Ich machs wieder gut, ja?"
Plötzlich spüre ich seine Hand an meinem Schritt. Mein Körper verkrampft sich und ich bekomme Angst. Ich muss hier weg!
"I-ich gehe jetzt besser!", sage ich. Leider klingt meine Stimme nicht so fest, wie ich erhofft hatte. Trotzdem versuche ich aufzustehen.
Hannes hält mich fest: "Wo willst du denn hin Süßer? Hast du es dir auf einmal anders überlegt? Das ist aber nicht nett!"
"Was? Wovon redest du?", frage ich verzweifelt.
"Davon, dass wir zwei jetzt eine schöne Zeit haben werden! Ich weiß doch, dass du es auch willst. Warum bist du sonst zu mir gekommen? Noch dazu so früh. Konntest es wohl gar nicht abwarten?", er wird immer zudringlicher. Seine grabschenden Hände wandern über meinen Körper.

Micha hatte mit allem Recht. Warum bin ich nicht bei ihm geblieben?
Micha! HILFE!



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