Kapitel 83 Hinterher

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PoV Zombey:

Unruhig starre ich aus meinem Fenster und warte darauf, dass Maurice zurück kommt. Sein Handy hat er hier liegen lassen, sonst hätte ich ihn schon längst angerufen und gesagt, dass ich mir langsam Sorgen mache.
Vor etwa 20 Minuten ist er Richtung Bahn gelaufen. Er wird doch nicht ernsthaft zum Rummel fahren wollen...
Warum ist der denn nur so bockig? Hat er ernsthaft erwartet, dass ich ihn um Vergebung anflehe? Ich habe mich entschuldigt für das, was ich gestern gesagt habe. Aber das ändert nichts daran, dass ich sauer darüber bin, was er getan hat.
Es muss ihm doch aufgefallen sein, dass dieser Typ ihn angebaggert hat! Und mir wollte er weiß machen, dass alles ganz harmlos war. Schon klar. So wie dieser Hannes mich provoziert hat, waren seine Absichten alles andere als harmlos. Dass muss Maurice doch gemerkt haben. So naiv kann man doch gar nicht sein.

Oder?!
Was, wenn er wirklich überzeugt davon ist, dass dieser Typ harmlos ist?
Was, wenn er wirklich zu ihm geht?
Ja, was dann? Verdammt!
Dann ist Maurice womöglich in Gefahr.
Ich kann nicht länger tatenlos am Fenster stehen.
Ich bin schon halb zur Wohnungstür raus, als mir einfällt, dass die Bahn um diese Uhrzeit am Wochenende nur jede halbe Stunde fährt. Was, wenn sie mir gerade vor der Nase weg fährt?
Taxi?
Dauert zu lange bis das hier ist!
Palle?
Das wäre das Beste... aber der schläft noch tief und fest. Außerdem wäre da noch Manu. Der würde mir wieder die Hölle heiß machen, wenn er mitbekommt, dass ich Maurice alleine gehen lassen habe.
Verdammt, was mach ich?

Ich sehe Palles Autoschlüssel. Soll ich??
Ich mein, ich weiß wie man Auto fährt... auch ohne Führerschein.
Allerdings mache ich mich strafbar. Und wenn was passiert, habe ich die Arschkarte.
Ich denke an Maurice. Er ist doch völlig hilflos, wenn ihm jemand etwas antun will. Ich muss doch auf ihn aufpassen!
Ohne noch ein weiteres Mal nachzudenken, schnappe ich mir den Autoschlüssel und renne zu Palles Wagen.

'Ruhig bleiben!', rede ich mir immer wieder gut zu, damit ich nicht anfange wie ein Verrückter zu rasen. Warum ist hier gefühlt jede Ampel rot, wenn ich ankomme? Ich drehe gleich durch!
Ich erkenne schon von Weitem den Rummelplatz. Aber wo kann man hier eigentlich parken?
Als ich näher komme, sehe ich Maurice nahe dem Ausgang stehen. Mit Hannes!
Mein Magen verkrampft sich. Er ist wirklich zu ihm gefahren.
Einen kurzen Moment weiß ich nicht, was ich machen soll?
Wenn er sich mit ihm treffen will, dann ist das wohl so. Aber ich möchte nicht, dass er es aus Trotz macht. Ich werde ihn zur Rede stellen. Danach kann er machen, was er will.

Nachdem ich einen Parkplatz in der Nähe gefunden habe, laufe ich schnell zum Festplatz.
Verdammt, sie sind weg!
Suchend blicke ich mich um. Wo können sie hin sein? Ich gehe eilig zum Autoscooter, aber wie erwartet ist dort keiner. Alles ist dunkel und still.
Hätte mich auch gewundert...
Mann Maurice, wo bist du??

Ich suche den Platz ab, aber hier ist niemand. Hinter den Ständen ist eine Absperrung und dahinter stehen die Wohnwagen der Schausteller.
Er wird doch wohl nicht...
Aber wohin soll er denn sonst verschwunden sein?
Ein grimmig glotzender Typ beobachtet mich. Ich gehe zu ihm. Vielleicht hat er Maurice gesehen.

"Guten Morgen", begrüße ich ihn, "Ich suche meinen Freund. Es könnte sein, dass er hier vorbei gekommen ist."
Interessiert betrachtet er mich: "Dein Freund? So so. Wie sieht er denn aus?"
"So ein kleiner blonder", ich halte die flache Hand in die Höhe meines Halses, um Maurice' Größe anzudeuten, "kinnlange Haare, grüne Augen."
'Dumm, naiv und hilflos', denke ich mir noch und warte nervös auf seine Antwort. Doch er sieht nicht so aus, als würde er mir was verraten wollen.
"Er war gerade noch mit Hannes am Eingang. Dann habe ich sie verloren", füge ich schnell hinzu.

Kritisch mustert er mich, dann seufzt er und sagt: "Ja, der ist mit Hannes mit." Dann schweigt er wieder und schaut über den Platz.
Mein Herz schlägt aufgeregt. Maurice ist wirklich mit ihm mitgegangen. Ist das zu fassen?
"Ich möchte zu ihnen", sage ich freundlich, aber bestimmt.
Langsam dreht er wieder seinen Kopf zu mir und checkt mich von oben bis unten ab. Er versucht heraus zu finden, ob ich ihm Ärger machen könnte.
"Du kannst hier nicht rein", sagt er ruhig.
"Aber es ist wirklich wichtig", beharre ich.
"Ich könnte Hannes holen, aber ich störe da lieber ungern, wenn du verstehst, was ich meine", sein Blick ruht auf mir und prüft meine Reaktion.

 "Ich könnte Hannes holen, aber ich störe da lieber ungern, wenn du verstehst, was ich meine", sein Blick ruht auf mir und prüft meine Reaktion

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Betroffen schlucke ich.
"D-du meinst, die wollen ungestört sein?", frage ich geschockt nach.
Mitfühlend nickt er: "Es sah ganz danach aus. Tut mir leid."
Ich kann es einfach nicht fassen. Mein süßer, kleiner Maurice trifft sich mit einem anderen Kerl, um mit ihm rumzumachen. Fand er ihn wirklich so heiß? Hat er sich so schnell in ihn verliebt? Weil er ihn zum Lachen bringen konnte?
Am liebsten würde ich jetzt zu ihnen gehen und Maurice anschreien und Hannes die Fresse polieren. Aber was soll das bringen? Maurice wollte sich mit ihm treffen und ist offensichtlich gern mit in seinen Wohnwagen gegangen.
"Nimm es nicht so schwer", höre ich den Securitymann sagen, welcher mich mitfühlend ansieht.
Ich nicke nur betroffen und wende mich zum Gehen.
"Es ist in jeder Stadt dasselbe", sagt er noch, "Du bist nicht alleine."

Schlagartig drehe ich mich um: "Wie hast du das gemeint?"
"Reg dich nicht auf. Ich wollte dich nur trösten", wiegelt er ab.
"Wie hast du das gemeint 'in jeder Stadt dasselbe'?", frage ich noch einmal.
"Na wie wohl?", er verdreht die Augen, "Hannes findet überall seine Betthäschen. Und du bist nicht der erste betrogene Freund oder Verlobte, der hier vor mir steht. Einmal war es sogar eine frisch verheiratete Ehefrau, die ihren Mann vermisste. Ohjeee, da war was los, sag ich dir."

Während er in Plauderlaune kommt, laufen meine Gedanken Amok.
So einer ist Hannes also. Hatte ich doch richtig vermutet. Mann Maurice, wie kann man nur so dumm sein?
Und plötzlich ist mir egal, ob er den Vogel heiß findet oder neue Erfahrungen sammeln will. Er wird definitv keine Trophäe für diesen Aufreißer! Nicht Maurice! Nein!
"Ich gehe da jetzt rein und ich finde ihn", sage ich drohend, "Es geht schneller, wenn du mir sagst, welcher Wohnwagen es ist."

Die Freundlichkeit verschwindet aus dem Gesicht meines Gegenüber: "Du kommst hier nicht rein. Wenn du Ärger machst, ruf ich die Bullen!"
Kurz denke ich nach, dann sage ich klar und deutlich: "Du kannst von mir aus die Bullen rufen. Das ist sogar das Beste, denn der liebe Hannes hat gerade einen 16 jährigen in seinem Wagen! Und die Polizei wird es sicher interessieren, dass du hier Minderjährige zum Sex rein lässt!"
Sekunden starren wir uns an, dann senkt er den Blick: "Scheiße! Verdammt Hannes!"
Seufzend dreht er sich zur Absperrung: "Komm mit!"

Gott sei Dank! Ich bin mir nicht sicher, ob es überhaupt verboten ist, wenn Maurice freiwillig mitgegangen ist. Aber allein der Aspekt, dass er noch minderjährig ist, hat ausgereicht, dass der Wachmann es sich anders überlegt hat. Gleich bin ich bei Maurice. Das ist das einzige, was zählt.

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Bevor ihr schimpft, dass das Kapitel hier endet.... das nächste habe ich schon geschrieben. In der Nacht.

Ich muss es aber im Laufe des Tages noch einmal überarbeiten und denke, dass ich es Nachmittag schaffe hochzuladen.

Es sind heute also zwei Kapitel.
Viel Spaß beim Lesen und einen schönen Sonntag.

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