Kapitel 53 Schuld?

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PoV Palle:

"Beruhige dich doch Schatz!", rede ich auf Manu ein, "Er hat es doch gar nicht ernst gemeint!"
"Was hat er nicht ernst gemeint?", entgeistert sieht er mich an.
"Das mit dem Dreier. Er wollte Maurice testen", erkläre ich.
"Alter!", schnaubt Manu empört, "Du wusstest davon?"
"Nein!", beeile ich mich zu sagen, "Er hat es mir auch gerade erst erzählt. Er wollte aber nicht wirklich einen Dreier mit dir. Du musst dich nicht mehr aufregen."
"ABER DARUM GEHT ES DOCH GAR NICHT!", schreit er mich an.
"Worum dann?", frage ich verwundert und Manu sieht sich plötzlich hektisch um.
"Maurice! Ich muss zu ihm", er schüttelt mich ab und läuft auf die Treppen zu.
"Ich komme mit!", beschließe ich und ziehe die Tür zu und gehe hinter Manu die Stufen nach oben. Ich will nicht, dass er mit ihm alleine ist. Jetzt, wo ich weiß, dass Maurice immer noch was mit Manu anfangen würde, kann er vergessen, dass...

Ich kann meinen wütenden Gedanken nicht zu Ende führen, denn ich erblicke Maurice, der zusammengerollt vor Manus Wohnungstür auf dem Boden liegt und hemmungslos weint.
Ich verstehe nichts mehr und bin völlig überfordert.
Manu hockt sich neben ihn und redet ihm gut zu, während er versucht ihm aufzuhelfen. Aber er hat keine Chance.
Maurice lässt sich nicht beruhigen. Mein Freund wirft mir einen hilflosen Blick zu.

Ich seufze. Dann gehe ich zu ihm.
"Rutsch mal", sage ich und als Manu Platz macht, packe ich den Blonden und hebe ihn hoch. Von Schluchzern durchgeschüttelt, klammert dieser sich an mich, während Manu die Tür aufschließt.
Die Stimme von seiner Mutter kommt näher: "Seid ihr wieder ... Oh mein Gott, was hat er denn?"
"Das geht dich nichts an Mama!", Manu schiebt mich mit dem weinenden Maurice auf dem Arm in sein Zimmer.
"Na hör mal, so geht das aber nicht", empört sich Monika und Manu geht erstmal zu seiner Mum und lässt uns alleine.
Maurice klammert sich immer noch an mir fest und ich bin überfordert mit der Situation.

Ich räuspere mich und sage: "Ähm, ich lasse dich jetzt runter." Dann setze ich ihn vorsichtig auf das Bett. Mit leerem Blick starrt er vor sich hin.
"Äääh, gehts dir gut?", frage ich zögernd.
Er sieht mich an und wirkt tottraurig.
Eigentlich bin ich wütend auf ihn, aber irgendwie tut er mir gerade voll leid: "Ist es wegen Micha?"
Er nickt schwach und fragt: "Seit wann hat er vor, wegzuziehen?"
Kann er sich das nicht denken?
"Seit heute!", antworte ich heftiger, als beabsichtigt und er zuckt zusammen. Dann weicht er wieder meinem Blick aus. Dicke Tränen laufen über sein Gesicht.

"Micha hat dich getestet", sage ich knapp.
"Getestet?", verwirrt sieht er mich an.
"Ja, wegen Manu", als er mich immer noch verständnislos anstarrt, erkläre ich es ihm, "Er hat dich nur nach dem Dreier gefragt, weil er wissen wollte, ob du noch was von Manu willst."
Man kann in seinem Gesicht richtig ablesen, wie er nach und nach den Sinn meiner Worte erfasst und versteht.
Am Ende starrt er mich entsetzt an.

"A-aber ich habe doch nur wegen ihm zugestimmt", sagt er weinerlich

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"A-aber ich habe doch nur wegen ihm zugestimmt", sagt er weinerlich.
"Achja?", frage ich skeptisch. Ich weiß nicht, ob ich ihm glauben soll, als er nickt.
"I-ich dachte, er will das unbedingt", erzählt er betrübt.
"Und du nicht?", hake ich nach.
Jetzt schüttelt er heftig den Kopf: "Nein! Es war ein Ausrutscher. Und ich will nicht noch einmal mit Manu schlafen."
Er sieht mir fest in die Augen.

"Na, besser ist das", antworte ich etwas ungehalten.
"Es tut mir leid Patrick", er schluchzt wieder auf, "I-ich bin schuld. Manu wollte das gar nicht."
Ein Stein fällt mir vom Herzen. Ich hatte es zwar die ganze Zeit vermutet, dass es nicht von meinem Freund ausging, aber es jetzt aus Maurice' Mund zu hören, tut gut.
"Warum?", frage ich knapp.
"Hmmm, also, ich wollte schon länger wissen, wie es andersherum ist..." gibt er mit roten Wangen zu.
"Aber warum mit Manu? Warum nicht mit Micha?", verständnislos schüttel ich den Kopf.
"Der hat mich nicht gelassen", antwortet Maurice mit gesenktem Blick, "Und als wir die Fotos für dich gemacht haben, habe ich die Kontrolle verloren und war hinterher selbst erschrocken darüber, dass ich Micha in dem Moment einfach vergessen habe."
"Aber warum wolltest du dann jetzt wieder Sex mit ihm? Du hast ihn doch gefragt, oder?", vorwurfsvoll sehe ich ihn an.
Sein verzweifelter Blick trifft mich: "Ich habe geglaubt, dass Micha das will. Ich hatte Angst, er macht Schluss, wenn ich Nein sage." Wieder laufen die Tränen über sein Gesicht.

Er hatte Angst, dass Micha Schluss macht? Wie kommt er denn darauf?
Und was für ein Irrsinn! Denn genau damit hat er erst erreicht, dass Micha sich trennen will.
"Du Maurice", sage ich behutsam, "Vielleicht solltest du nochmal mit ihm reden und es ihm erklären."
Er sieht mich zweifelnd an, doch bevor ich ihm erzählen kann, dass Micha weggehen will, weil er denkt, dass Maurice immer noch scharf auf meinen Freund ist, geht die Zimmertür auf und Manu kommt mit seiner Mutter herein.
Sie trägt dabei einen großen Plastikkoffer mit einem roten Kreuz darauf.
Hä? Wollen wir jetzt Arzt spielen?

Maurice sieht verlegen zur Seite, als sie zielstrebig auf ihn zuläuft und seinen Arm ergreift.
Was geht hier vor sich?
Vorsichtig schiebt sie seinen Ärmel nach oben. Geschockt sehe ich auf Maurice' Arm. Zusätzlich zu den Narben, die ich im Urlaub schon einmal gesehen habe, sind frische dazu gekommen. Sie schiebt auch den zweiten Ärmel nach oben. Dort erscheint ein blutiger Verband.
Man sieht, wie sie damit kämpft, etwas zu sagen, aber nachdem sie Manu einen Blick zugeworfen hat und dieser sie eindringlich flehend anstarrt, schweigt sie.
Monika, von Beruf Krankenschwester in unserem städtischen Krankenhaus, beginnt Maurice' provisorischen Verband abzuwickeln.
Tiefe, frische Schnitte kommen zum Vorschein. Die Wunden bluten zum Teil noch.

"Verdammt Manu, das muss genäht werden!", sagt sie aufgewühlt, doch beide Jungs schütteln sofort den Kopf. Maurice sieht sie ängstlich an.
"Kannst du das nicht irgendwie machen? Mit Flüssigpflaster oder so?", bettelt Manu.
Sie seufzt und beginnt die Wunden zu säubern.
"Das werden fiese Narben", sagt sie leise und mir wird übel.
Tief geschockt wende ich mich zum Gehen. Manu schaut mich kurz entschuldigend an, dann verlasse ich das Zimmer.
Im Flur halte ich mich an der Wand fest, weil ich befürchte, dass meine Beine gleich ihren Dienst versagen. Ich atme ein paar mal tief ein und aus und kämpfe gegen die aufsteigende Übelkeit an. Meine Beine zittern und ich rutsche an der Wand nach unten, bis ich schließlich auf dem Boden sitze.

Warum hat er das getan? Ich habe nichts davon geahnt.
Klar hatte ich schon seine Narben gesehen, aber ich dachte, das ist Vergangenheit. Nichts aktuelles.
Ob Micha davon weiß? Ich kann es mir nicht vorstellen. Er hätte doch bestimmt etwas gesagt heute, wenn er es wüsste.
Aber wie kann er es nicht wissen? Die beiden hatten regelmäßig Sex. Das muss ihm doch aufgefallen sein.
Das ist also der Grund, warum Manu vorhin so ausgerastet ist. Er gibt Micha die Schuld. Er wollte, dass dieser sich in Zukunft von Maurice fern hält.
Aber inwiefern sollte er daran Schuld sein?
Ich habe kein Zeitgefühl mehr und weiß nicht, wie lange ich schon hier im Flur sitze und vor mich hin grübel, als die Zimmertür wieder aufgeht.

Monika läuft an mir vorbei und ich höre sie dumpf telefonieren. Es fühlt sich an, als hätte ich Watte in den Ohren.
"Gehts?", ich schaue auf und Manus Mutter hält mir ein Glas Wasser entgegen.
Mit zitternden Händen nehme ich es dankbar an.
"Der Anblick hat dich ziemlich geschockt oder?", fragt sie leise.
Ich nicke: "Das kann man wohl sagen."
"Bleib noch etwas sitzen", rät sie mir und geht zur Wohnungstür, welche sie öffnet und wartet.
Kurz darauf erscheint Maurice' Mutter und verschwindet mit Monika wieder in Manus Zimmer. Jetzt weiß ich, wen sie eben angerufen hat.

Es dauert eine Weile, bevor die Tür erneut aufgeht und alle vier aus dem Zimmer kommen.
Maurice' Mama verabschiedet sich von Monika, während Manu seinen besten Freund innig umarmt.
Schlagartig bekomme ich ein schlechtes Gewissen. Ich habe Manu die letzten Tage immer davon abgehalten, Zeit mit Maurice zu verbringen. Ich wollte ihn nur für mich haben.
Ob ich auch schuld bin?
Nachdem die beiden gegangen sind, lässt Manu sich neben mir nieder. Erschöpft lehnt er seinen Kopf an mich.

"Es tut mir leid!", sage ich und er schaut mich erstaunt an. Man sieht ihm an, wie fertig er ist.
"Es tut mir leid, dass ich so selbstsüchtig war und dich von Maurice fern gehalten habe", aufrichtig sehe ich ihn an.
"Schon gut Schatz", er tätschelt meine Hand, "Aber danke."
"Was passiert jetzt?", möchte ich wissen.
"Er wird eine Therapie machen müssen", antwortet Manu, "Ob er will oder nicht."
Seine kleine Hand ballt sich zur Faust.
Ich lege meine Hand darüber.
Ich werde mit ihm kämpfen, für seinen besten Freund.

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