Kapitel 35 Taddl

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PoV Palle:

"Er war mein erster Freund...", beginnt er leise zu erzählen und ich höre aufmerksam zu, "Es war am Ende der 9. Klasse und unsere Klassenfahrt hatte das selbe Ziel, wie die der 12., also beschlossen die Lehrer, dass wir gemeinsam fahren. So habe ich ihn kennengelernt." Er seufzt leise.
"Er war ziemlich beliebt in seiner Klassenstufe und sah echt gut aus", er wirft mir einen entschuldigenden Blick zu, "Ich fand ihn interessant und er hat es bemerkt. Ich wusste gar nicht, dass er schwul ist, aber nach der Fahrt, in den Sommerferien, kam er einfach zu mir nach Hause und fragte, ob ich Zeit habe."
Manu wird bei der Erinnerung rot und ich kann mir vorstellen, wie aufgeregt er damals gewesen sein muss.

"Er nahm mich mit in seine WG", erzählt er weiter, "Dort stellte er mich seinen Freunden vor. Die waren alle schon älter und genauso cool wie er. Nicht so unsicher wie ich!"
Er wirft mir einen nervösen Blick zu und erklärt: "I-ich wurde schon immer gemobbt in der Schule. Wegen meinen langen Haaren und weil ich so dünn bin. Sie haben mich Schwuchtel genannt und irgendwann habe ich mal gesagt: 'Ja, ich bin schwul! Was ist euer verdammtes Problem?' D-dann wurde es richtig schlimm." Er zittert leicht und ich würde ihn am liebsten umarmen und trösten, aber ich möchte ihn nicht unterbrechen, also streichel ich nur kurz beruhigend seine Hand. Es hilft. Er atmet ruhig ein und aus und das Zittern lässt nach.

"Taddl und seine Freunde akzeptierten mich so, wie ich bin. Sie fanden mich sogar "niedlich" und "cool". So etwas kannte ich nicht! Und Taddl sagte mir, dass er sich in mich verliebt hatte. In mich!!! In die hässliche kleine Schwuchtel, auf der alle anderen nur rumtrampelten. Ich konnte es nicht glauben. Aber er wollte es mir beweisen. Er nahm mich mit auf sein Zimmer u-und...", er kommt ins Stocken und auch ich bin mir nicht sicher, ob ich das jetzt wirklich hören will, aber wenn er die Kraft hat drüber zu reden, werde ich mich auch zusammen reißen, "... und dann hat er mit mir geschlafen."
"Wolltest du das?", unterbreche ich ihn dann doch.
Er zuckt mit den Schultern: "Darüber habe ich nicht nachgedacht. Als wir bei ihm im Zimmer waren, war ich einfach nur glücklich, dass ich ihm gefiel und er mich nicht hässlich und eklig fand."

Mein Magen verkrampft sich. Was haben diese verdammten Mitschüler nur angerichtet?!
Manu sieht mich unsicher an und ich zwinge mich zu einem Lächeln.
Er nickt und redet weiter: "Er sagte dann, dass wir jetzt zusammen sind. Und ich war glücklich und fasziniert so einen tollen Freund zu haben. Ich gab mir immer Mühe, ihm zu gefallen." Bei diesen Worten wird er rot und ich will gar nicht wissen, was er damit alles meint.
"Aber das war nicht immer einfach", Manus Augen sehen plötzlich feucht aus, "Sie feierten viel und es gab Alkohol und Joints... und Taddl wurde dann immer sehr kuschelig, auch anderen gegenüber. Ich musste öfter aufpassen, dass er keine Scheiße baute. Manchmal war er dann sauer und beschimpfte mich, weil ich seiner Meinung nach zu eifersüchtig war." Er seufzt und ich kann mir vorstellen, wie anstrengend diese Zeit für ihn gewesen sein muss. Wie alt war er da? 15!

"Als die Schule wieder los ging, fing auch seine Lehre an und es wurde etwas besser. Weniger Partys!", erklärt er, "Und nachdem er das erste Mal ein blaues Auge bei mir bemerkte, schlief er dann in der Woche immer bei mir und brachte Maurice und mich vor seiner Arbeit zur Schule und sorgte dafür, dass einer seiner vielen Freunde uns am Nachmittag abholte und heim brachte. Wenn er dann Feierabend hatte, wartete ich schon mit leckerem Essen auf ihn. E-es war eine schöne Zeit." Unsicher sieht er mich an, aber ich nicke verständnisvoll. Ich kann mir vorstellen, dass es ihm gefallen hat, keine Angst mehr haben zu müssen. Weder vor den Mitschülern, noch davor, dass der Freund über die Strenge schlägt.

"Ich war glücklich", sagt er leise, "Und ich dachte, dass es für immer so bleibt. E-er hat es mir versprochen. Immer wieder. 'Ich passe auf dich auf Manu!', 'Ich bin für immer deiner.', 'Ich liebe nur dich!', all das sagte er mir und ich habe ihm geglaubt. Mein Leben war endlich schön. Und auch Maurice ging es gut. E-er hörte auf, sich selbst zu verletzen und ich musste nicht mehr soviel Angst um ihn haben."
Ich spüre, wie mir Tränen über die Wangen fließen und ich beginne ihn zu verstehen. Die Angst um seinen besten Freund muss ihn zusätzlich, zu seinen eigenen Problemen, extrem belastet haben und deswegen hing sein ganzes Wohlergehen, sein ganzes Glück, seine ganze Hoffnung... an Taddl!

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