Kapitel 56 Abschied

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Freitag Nachmittag

PoV Maudado:

Mit meiner gepackten Tasche sitze ich im Flur der geschlossenen Station der Psychiatrie und warte auf meine Mutter.

Dr

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Dr. Hermann, bei dem ich eben mein Abschlussgespräch hatte, sehe ich am Montag schon wieder. Denn dann übergibt er mich auf eine andere Station. Dort bekomme ich wieder eine neue Psychologin. Das mag ich nicht, weil ich mich an ihn gewöhnt habe. Aber er versprach mir, dass seine Kollegin eine sehr gute Psychologin ist und ich bestimmt gut mit ihr klar kommen werde.
Ich habe trotzdem Angst davor.
Was aber schön ist, ist, dass ich dann nicht mehr hier eingesperrt bin, sondern jeden Tag 16:00 Uhr nach Hause darf und an den Wochenenden ganz zu Hause bin.

So wie dieses Wochenende.
Ich bin schon total aufgeregt.
Endlich sehe ich Manu wieder.
Und Micha!
Mein Herz klopft aufgeregt, wenn ich an unser Wiedersehen denke. Ob er sich auch auf mich freut?

Dr. Hermann hat mir vorhin noch einmal geraten, die Sache locker anzugehen. Immerhin hatte Micha mich auch vier Wochen nicht gesehen und muss sich vielleicht wieder an mich gewöhnen.
Und ich muss auch damit rechnen, dass er nicht mehr mein Freund sein will.
Aber darüber möchte ich gar nicht nachdenken. Denn allein der Gedanke, dass es so sein könnte, tut weh.

Na endlich! Da ist ja meine Mum. Schwester Claudia öffnet ihr die Tür. Ich laufe ihr entgegen und umarme sie stürmisch: "Mama!"
"Hi mein Großer", sie gibt mir einen Kuss, "Ich muss noch kurz zu Dr. Hermann, dann kann es los gehen."
Ich nicke und lasse sie gehen.
Die paar Minuten kann ich jetzt auch noch warten.

Schwester Claudia setzt sich zu mir, als meine Mama im Arztzimmer verschwunden ist: "Ist ziemlich ruhig hier, oder?"
"Oh ja", antworte ich und muss grinsen.
Die anderen Patienten sind gerade zur Therapie, sonst wäre hier mehr Leben auf den Gängen.
Ich glaube, sie legen die Entlassungen extra so, damit es nicht soviel Abschiedsschmerz gibt. Dafür haben sich heute alle schon in der Mittagspause von mir verabschiedet und mir ein Gruppenfoto, sowie ein kleines Heft überreicht, in das alle ein paar persönliche Worte für mich rein geschrieben haben.

Schwester Claudia redet noch eine Weile mit mir und wünscht mir alles Gute für meine Zukunft. Dann kommt auch schon meine Mama wieder und schnappt sich meine Tasche: "Lass uns nach Hause gehen." Nichts lieber als das!
Dr. Hermann winkt mir noch einmal zu und dann öffnet uns die Schwester die Tür.
Mein Bauch kribbelt vor Aufregung. Endlich darf ich raus hier. Trotzdem blicke ich noch einmal wehmütig zurück und schenke Schwester Claudia ein Lächeln.
Die vier Wochen hier waren ziemlich heftig! Heulend und fix und fertig mit den Nerven, bin ich hier angekommen.
Ich wollte Micha anrufen, wollte mein Handy haben und auf gar keinen Fall wollte ich hier bleiben!
Ich wollte auch mit niemandem reden, sie sollten mich alle in Ruhe lassen!

Dass das gerade einmal vier Wochen her ist, fühlt sich irgendwie komisch an. Mir kommt es so vor, als wäre ich länger hier gewesen.
Und mittlerweile bin ich sogar froh, dass ich Leute zum Reden hatte.
Viele Leute sogar. Dr. Hermann, mein Psychologe, Herr Launert, mein Bezugsbetreuer, aber auch die ganzen Schwestern und Pfleger hatten immer ein offenes Ohr für uns. Sogar Frau Schmidt, die 4 Stunden täglich mit uns Unterricht machte, war ziemlich cool und auch die ganzen Therapeuten, redeten während der verschiedenen Therapien viel mit uns und halfen, mit den verschiedensten Emotionen besser umgehen zu können.
Und zu guter Letzt waren hier Kinder und Jugendliche, die auch Probleme hatten. Nicht unbedingt dieselben wie ich, aber jeder hatte einen Grund hier zu sein. Wir saßen alle im selben Boot und konnten uns austauschen.
Im Nachhinein gesehen, bin ich meiner Mutter dankbar, dass sie mich hierher gebracht hat und plötzlich habe ich das dringende Bedürfnis ihr das mitzuteilen.

Kurz vor dem Ausgang bleibe ich stehen: "Mama!"
Sie stoppt ebenfalls und sieht mich fragend an: "Ja? Hast du was vergessen?"
"Danke Mama!", sage ich emotional und umarme sie fest. Sie lässt meine Tasche fallen und erwidert gerührt meine Umarmung.
"Ich liebe dich, mein Großer", sagt sie bewegt.
"Ich dich auch Mama", erwidere ich glücklich.
Sie gibt mir einen Kuss und grinst mich gutgelaunt an: "Ich habe eine Überraschung für dich im Auto."
"Eine Überraschung?", wiederhole ich.
Was kann das sein?
Wir verlassen die Klinik und als wir uns dem Parkplatz nähern, sehe ich ihn an unserem Wagen stehen.

"MANUUUU!", ich renne jubelnd los.
"Maurice!", er sieht mich etwas zurückhaltend an, als wüsste er nicht, wie er mit mir umgehen soll, doch ich reiße ihn einfach übermütig in meine Arme, als ich bei ihm angekommen bin und drehe mich mit ihm im Kreis.
Nach einer kurzen Schrecksekunde erwidert er stürmisch meine Umarmung und sagt: "Gott sei Dank, du bist noch der Alte!"
"Natürlich!", erwidere ich amüsiert und will ihn gar nicht mehr los lassen.

Er hat mir schrecklich gefehlt! Und ich muss ihm soviel erzählen

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Er hat mir schrecklich gefehlt! Und ich muss ihm soviel erzählen.
Aber es gibt etwas, was noch viel dringender ist...
"Wie geht es Micha?", frage ich, nachdem wir uns wieder voneinander gelöst haben.
Kurz habe ich das Gefühl, als würden sich seine Gesichtszüge verfinstern und bekomme es mit der Angst zu tun, doch dann lächelt er mich an und sagt: "Gut! Er wartet zu Hause auf dich."

Er wartet auf mich?
Ein Stein, so groß wie ein Felsen, fällt mir vom Herzen. Er ist noch da! Er ist nicht ausgezogen.
Obwohl ich inzwischen überzeugt davon bin, dass er das nur aus Wut gesagt hatte, hatte ich insgeheim doch riesige Angst davor gehabt, dass er das ernst gemeint haben könnte und vielleicht gar nicht mehr da ist, wenn ich wieder komme.

Ich strahle Manu an. Er schluckt und sagt: "Lass uns einsteigen."
Ich setze mich zu ihm auf die Rückbank und ergreife seine Hand, sobald wir angeschnallt sind.
Er lächelt mich glücklich an und drückt meine Hand.
"Ich bin so froh, dass ich dich wieder habe", sagt er leise.
"Ich habe dich auch vermisst", erwidere ich.
Ein warmes Gefühl breitet sich in mir aus und ich freue mich auf mein Zuhause.

Mein Zuhause! Mit meinen Eltern, meinen Geschwistern, Manu und Micha.
Ich kann es kaum erwarten, dass wir endlich ankommen.

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