Kapitel 50 Gedankenchaos

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PoV Maudado:

Wie in Trance sehe ich dabei zu, wie das Blut über meinen Arm läuft und anschließend in dicken Tropfen auf die Fliesen fällt.
Tropf.... tropf.... tropf....

"Maurice?", erschrocken zucke ich zusammen, als meine Schwester gegen die Badezimmertür klopft, "Brauchst du noch lange? Ich muss mal!" Ihre Stimme klingt vorwurfsvoll.
"I-ich bin gleich fertig", antworte ich schnell und spüle die Rasierklinge, die ich in meiner Hand halte, mit Wasser ab. Schnell wickel ich sie in etwas Toilettenpapier ein und lasse sie in meiner Hosentasche verschwinden. Dann versuche ich die Blutung zu stoppen, indem ich mit Klopapier fest auf den frischen Schnitt presse.

"Beeil dich doch mal! Was machst du da drin?", ungeduldig rüttelt Hanna an der Türklinke.
"Ich bin gleich soweit!", rufe ich genervt. Warum muss sie unbedingt jetzt hier rein? Gerade als es mir besser ging und sich alles leichter anfühlte, musste sie mich stören!
Ich wische das Blut ebenfalls mit Toilettenpapier, welches ich etwas angefeuchtet habe, vom Boden auf.
Dann erneuere ich noch einmal das Papier um meinen Arm, ziehe den Ärmel von meinem Hoodie darüber und betätige die Spülung.
Ich schließe die Tür auf und drücke mich eilig an ihr vorbei.
"Wie wäre es mal mit Hände waschen?", ruft sie mir angeekelt hinterher, aber ich reagiere nicht.
"Schwein!", schreit sie mir nach, während ich meine Zimmertür hinter mir schließe.

In meinem Zimmer angekommen, atme ich erleichtert auf. Schnell hole ich die Klinge aus meiner Hosentasche und trockne sie sorgfältig, damit sie nicht anfängt zu rosten. Dann wickel ich sie vorsichtig in ein Stofftaschentuch ein und gehe zu meinem Geheimversteck. Auf die Unterseite von meiner Schreibtischschublade habe ich mit doppelseitigem Klebeband einen Briefumschlag geklebt, in dem ich die Klinge jetzt verstecke.
Ich weiß, dass meine Eltern regelmäßig mein Zimmer durchsuchen, aber dieses Versteck haben sie bisher noch nicht gefunden.

Ich lege mich in mein Bett und denke daran, wie schön es aussah, als die roten Tropfen auf die weißen Fliesen fielen.
Es sind angenehmere Gedanken als die, die ich davor hatte.
Seitdem ich Micha vor über zwei Wochen gestanden habe, dass ich ihn mit Manu betrogen hatte, ist alles anders zwischen uns.
Er will zwar immer noch genauso viel Sex wie vorher, aber genau das ist das Problem! Er will eigentlich nur noch Sex von mir. Nichts anderes!

Das ist auch der Grund, warum ihm nicht auffällt, dass auf meinen Armen inzwischen lauter neue Schnitte sind. Nach dem ersten Mal Schneiden habe ich mich geschämt und hatte Angst davor, was er sagt, wenn er es sieht. Als er mich ausziehen wollte, habe ich so getan, als wäre mir total kalt und habe gesagt, dass ich meinen Pulli anlassen möchte. Er hat nur kurz komisch geguckt und seitdem hat er nicht wieder versucht mir mein Oberteil auszuziehen. Es reicht ihm, wenn mein Arsch nackt ist.
Mehr ist auch tatsächlich nicht nötig. Denn Zärtlichkeiten gibt es keine mehr.

Wenn ich daran denke, wie glücklich er mal war, als ich mich endlich traute mit ihm draußen Händchen zu halten....
Inzwischen kann ich froh sein, wenn er mich überhaupt mal noch zur Schule bringt. Während Patrick nach wie vor jeden Morgen mit uns mitläuft, lässt sich Micha immer öfter fadenscheinige Ausreden einfallen, warum er nicht mitkommen kann. Dabei bräuchte ich ihn gerade dann am meisten, weil ich mich in Patricks Nähe immer noch so unsicher fühle.
Auch wenn dieser sich offensichtlich Mühe gibt, normal mit mir umzugehen, spüre ich doch, dass er mir in Wirklichkeit keinen Meter über den Weg traut. Er achtet peinlich genau darauf, dass ich Manu nicht zu nahe komme.

Das macht mich am meisten fertig. Ich habe nur noch in der Schule Gelegenheit mit Manu zu reden. Sobald die Schule aus ist, nimmt Patrick ihn in Beschlag.
Manu hat mir zwar schon angeboten, dass er ihm auch mal absagen kann, aber ich will nicht, dass er wegen mir Ärger mit Patrick bekommt. Ich habe schon genug angerichtet!
Dadurch er mit Patrick jetzt meistens bei sich oben ist, bekommt Manu auch nicht mit, dass Micha jetzt ganz anders zu mir ist.
Manu hatte sich ehrlich für mich gefreut, dass wir uns nicht getrennt haben und ich bin ja auch heilfroh darüber. Aber mir geht es mit jedem Tag beschissener. Und ich weiß nicht, was ich dagegen tun soll.

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