"Bitte! Erzähle es mir!", fordere ich ihn auf und streichel behutsam seine Hand...
PoV Palle:
Ich muss ihn festhalten, damit er sich nicht von mir weg dreht. Seine Hand beginnt zu zittern.
Verdammt! Was hat er erlebt?Er atmet schwer. Besorgt schaue ich ihn an: "Willst du dich lieber hinsetzen?"
Er nickt und ich helfe ihm auf.
Als er sitzt, stehe ich auf und mache seine Deckenlampe an. Dann setze ich mich ihm gegenüber.
Er kaut nervös auf seiner Lippe.
"Was ist passiert?", frage ich dann sanft.Triggerwarnung!!!
Wer Probleme mit Gewaltgeschichten hat, bitte erst nach Aufhebung der Warnung weiterlesen.Noch einmal atmet er schwer aus. Dann beginnt er zu erzählen.
"Mein Vater!", sagt er so leise, dass ich Mühe habe ihn zu verstehen.
Sein Vater? Ich habe noch nie etwas von ihm gehört. Er hatte ihn bisher noch nie erwähnt. Unbewusst hatte ich das Gefühl, dass er ihn gar nicht kennt.
"Er war ein Trinker!", erklärt er und nach einem unsicheren Blick zu mir, fügt er hinzu: "Und ein Schläger."
Ach du Scheiße!Kurz habe ich das Gefühl, dass er nichts mehr sagen will, als er plötzlich weiter redet: "Ich war noch klein. 5 oder 6."
Er schluckt.
"Immer wenn er abends aus der Kneipe kam, war er betrunken. Mama hat dafür gesorgt, dass wir dann schon im Bett lagen. Weil er aggressiv wurde, wenn er gesoffen hatte und wegen jeder Kleinigkeit ausgerastet ist", erzählt er weiter, "Ich musste das Licht aus lassen, damit er denkt ich schlafe. Einmal bin ich nochmal aufgestanden und habe das Licht angemacht, weil ich meinen Teddy nicht finden konnte."
Manu zittert am ganzen Körper, als er weiter redet: "Er kam in mein Zimmer und brüllte mich an, warum ich noch nicht schlafe. Ich fing sofort an zu weinen und er begann mich zu schlagen und anzuschreien, ich solle ruhig sein und gefälligst schlafen."Er atmet schwer, dann spricht er weiter: "Meine Mama ging dazwischen und lenkte ihn von mir ab. Sie scheuchte mich ins Bett, machte mein Licht aus und lockte meinen Vater aus meinem Zimmer."
Ich merke, wie schwer es ihm fällt, weiter zu sprechen: "Dann habe ich gehört, wie er sie verprügelt hat. Direkt vor meiner Tür. Ich fühlte mich schuldig und hatte Angst um sie. Ich wollte ihr helfen, aber ich konnte mich vor Angst nicht bewegen."
Tränen laufen über sein Gesicht.Ich nehme seine zitternden Hände in meine und versuche ihn zu beruhigen: "Du warst noch klein und konntest ihr nicht helfen Schatz. Außerdem warst du selbst gerade geschlagen worden."
Er seufzt, dann sagt er leise: "Ich bin oft von seinem Gebrüll und ihren Schreien aufgewacht."
Mein Magen verkrampft sich bei der Vorstellung.
"Kannst du deswegen nicht im Dunkeln schlafen?", frage ich vorsichtig nach.
Er nickt und sagt: "Manchmal träume ich davon und werde nachts wach. Mit Licht finde ich schneller in die Gegenwart zurück. Im Dunkeln werde ich panisch." Traurig sieht er mich an.
'Armer Schatz', denke ich. Ich würde ihm gern helfen, aber ich weiß nicht wie."Ich passe auf dich auf", sage ich aufgewühlt und er lächelt mich zaghaft an.
"Wo ist dein Vater jetzt?", frage ich zögernd. Ich habe Angst, dass ich ihn damit noch mehr aufrege, aber es interessiert mich.
"Weg!", antwortet er sofort heftig.
Beruhigend streichel ich seinen Arm.
"Peter, mein Bruder, ist eines abends dazwischen gegangen. Er war 17 und der ganze Hass auf meinen Vater brach aus ihm raus. Er hat ihn so heftig zusammengeschlagen, wenn meine Mutter ihn nicht gestoppt hätte, hätte er ihn umgebracht."
Manu weicht sämtliche Farbe aus dem Gesicht. Kreidebleich erzählt er weiter: "Noch in derselben Nacht hat meine Mama es endlich geschafft, ihn rauszuwerfen. Die Angst, dass ihr Sohn ins Gefängnis kommt, war dann doch größer, als die Angst vor meinem Vater. Peter stand ihr bei und mein Vater hat sich nicht getraut zu widersprechen, als er ihm den Wohnungsschlüssel abnahm."Triggerwarnung vorbei.
Hier können alle wieder lesen."Hat er nochmal versucht zurück zu kommen?", möchte ich wissen.
Er schüttelt den Kopf: "Nein, ich habe ihn nie wieder gesehen."
"Das ist gut so", murmel ich. Lieber keinen Vater, als so einen!Armer Manu! Kein Wunder, dass er Panik bekommen hat, als ich im Urlaub aus der Kneipe kam und das Licht ausmachte. Dann habe ich noch die Tür so unvorsichtig zugeknallt. Und als ich dann auch noch lallend fragte, warum er so schreit, brüllte er noch lauter.
Maurice hatte ihn zum Glück beruhigen können und hat dann auch bei ihm geschlafen.
Obwohl ich wegen gestern eigentlich sauer auf Manus besten Freund sein müsste, bin ich froh, dass er ihn hat. Und irgendwie habe ich es Maurice ja auch zu verdanken, dass wir überhaupt zusammen sind, da er uns regelrecht dazu gezwungen hat, miteinander zu reden.Seufzend ziehe ich Manu in meinen Arm und lasse uns vorsichtig aufs Kissen fallen. Dann decke ich uns zu.
"Danke, dass du es mir erzählt hast und sorry, dass ich dir im Urlaub Angst gemacht habe", sage ich entschuldigend.
"Schon okay, du hast es ja nicht gewusst", ganz eng kuschelt er sich an meine Brust. Ich schließe meine Arme um ihn und halte ihn einfach nur fest.
Nach einer Weile merke ich seine ruhigen, gleichmäßigen Atemzüge. Er ist eingeschlafen.
Es ist ja auch mitten in der Nacht und das Erzählen muss anstrengend für ihn gewesen sein. Um das große Licht auszumachen, müsste ich ihn jetzt von mir schieben, aber das bringe ich nicht übers Herz. Egal! Schlafen wir heute mit voller Beleuchtung.....
Ein Geräusch weckt mich. Ich öffne meine Augen und sehe Manu neben mir. Er hat sich aufgesetzt und betrachtet verwirrt seinen Radiowecker. Doch dieser blinkt nur und zeigt dabei eine völlig unsinnige Uhrzeit.
"Hä?", macht er und sieht mich fragend an.
Ich greife nach meinem Handy, welches neben dem Bett liegt.
"Halb zehn", teile ich ihm verschlafen mit.
"Was? Schon?", entsetzt sieht er mich an, "Warum hat mein Wecker nicht geklingelt?"
Ich sehe noch einmal zu dem blinkenden Wecker und dann fällt es mir ein: "Wir hatten doch Stromausfall. Du hättest den Wecker am Handy stellen müssen."
"Oooh, stimmt!", sagt er, ist aber immer noch sichtlich verwirrt, "Warum hat uns meine Mum nicht geweckt?"
Ich zucke mit den Schultern. Woher soll ich das wissen?Wir stehen auf und ziehen uns an, dann verlassen wir Manus Zimmer.
Auf dem Esstisch liegt eine Tüte mit Bäckerbrötchen. Daneben liegt ein Zettel.
Wie cool, Manu muss heute nicht zur Schule. Das heißt, wir haben den restlichen Vormittag für uns. Zufrieden helfe ich ihm, den Tisch zu decken.Nach dem Frühstück sieht Manu auf sein Handy. Er hat eine Nachricht bei WhatsApp, wenn ich das richtig sehe. Er liest, dann schaut er auf und fragt mich: "Hast du Micha erzählt, was passiert ist?"
"Nein, ich wollte es Maurice überlassen", antworte ich wahrheitsgemäß.
Er nickt dankbar und tippt eine Antwort. Wahrscheinlich hatte Maurice danach gefragt. Er schreibt noch eine Weile mit ihm, während ich den Tisch abräume.
"Du Schatz", spricht er mich plötzlich an, "Wie wird Micha reagieren?"Gute Frage! Ich kann das echt sehr schlecht einschätzen. Ich habe Micha kennengelernt als Typ, der es mit Treue oder überhaupt Beziehungen nicht so ernst nimmt und selbst kaum etwas anbrennen lässt, wenn sich die Gelegenheit auf ein Abenteuer ergibt. Allerdings fiel mir gleich, als ich hier einzog, auf, dass er Maurice anders behandelt, als frühere Typen oder Mädels, die mit ihm unterwegs waren.
Er scheint ihm echt viel zu bedeuten.
"Ich weiß es ehrlich gesagt nicht", antworte ich, "Wann will er es ihm denn sagen?"
"Jetzt!", sagt Manu und schaut mich besorgt an._________________________________________
Sorry, dass ich dieses WE nicht schon eher zum Schreiben gekommen bin. Aber bald habe ich wieder mehr Zeit. 👍🏻
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Nebenan! ~ Kürbistumor ~ Zomdado ~ Germanletsplay ~ Paluten ~ Zombey ~ Maudado
FanfictionManu und Maurice sind beide 16 Jahre alt und seit ihrer frühesten Kindheit beste Freunde. Sie wohnen mit ihren Familien im selben Mehrfamilienhaus. Manu in der Wohnung über Maurice. Michael (20 Jahre), verdient seinen Lebensunterhalt mit Lets Play...