Kapitel 40 Lügen

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PoV Maudado:

Ich werde wach, weil ich Stimmen im Flur höre. Meine Mama ist mit meinen Geschwistern nach Hause gekommen.
Ich stehe vom Boden auf, setze mich auf mein Bett und lausche.
"Hanna, mach bitte gleich deine Hausaufgaben. Laurin, spiel doch jetzt schon mit Louis, ihr wolltet doch die neue Knete ausprobieren. Ich muss mit eurem Vater reden", höre ich die Stimme meiner Mutter.
Am liebsten würde ich jetzt zu ihr rennen und mich in ihren Arm werfen und von ihr trösten lassen. Aber ich traue mich nicht. Gleich wird sie erfahren, was ich getan habe!!!
Dann wird sie mich auch verachten und wütend sein. Mir kommen die Tränen. Weinend verkrieche ich mich unter meiner Bettdecke.

Die Minuten vergehen. Auf einmal höre ich die lauten Stimmen meiner Eltern. Erstaunt hebe ich meinen Kopf. Streiten die etwa? Ich verstehe nicht, was sie sagen, aber ich bin mir sicher, dass es wegen mir ist. Jetzt bin ich auch noch Schuld daran, dass sich meine Eltern anschreien! Ich mache alles kaputt! Warum? Warum bin ich so? Warum kann ich nicht einfach normal sein und keinen Ärger machen? Bestimmt sind jetzt alle wütend auf mich.

Unruhig geht mein Blick durch mein Zimmer. Auf der Suche nach etwas Scharfkantigem...
Ich durchsuche meine
Schränke und Schubladen. Aber mein Vater war gründlich. Er hat alles weggeräumt, womit ich mich schneiden könnte.
Mein Blick fällt auf die Box mit den Haargummis. Manu hat gesagt ich soll die dafür nehmen, wenn ich es nicht mehr aushalte. Ich lege mir einen dünnen Gummi um mein Handgelenk und lasse diesen wieder und wieder auf meine Haut schnipsen. Aber es funktioniert nicht. Ich fühle mich nicht besser und der Schmerz in mir drin lässt auch nicht nach!!!
Ich brauche jetzt eine Rasierklinge! Oder wenigstens etwas ähnliches.
Das Badezimmer! Genau! Da muss doch etwas zu finden sein.
Ruhelos laufe ich zur Tür und renne beinahe meine Mutter über den Haufen, als ich mein Zimmer verlassen will.

Ihr Blick durchbohrt mich, sie wirkt beunruhigt und drängt mich zurück in mein Zimmer.
Sie schaut auf mein Handgelenk, welches vom Gummi schnipsen gerötet ist. Ihre Augen werden feucht und sie zieht mich in ihre Arme.
"Mama!", schluchze ich auf und lasse mich von ihr sanft hin und her wiegen. Ein warmes Gefühl durchströmt mich. Ihre Umarmung tut einfach nur gut. Ich will sie gar nicht wieder los lassen.
"Maurice", sagt sie und schiebt mich vorsichtig von sich, "Wir müssen reden."
Ich lasse mich auf mein Bett drücken und vermeide es, ihr in die Augen zu sehen. Sie schließt meine Tür und setzt sich neben mich.
Stille. Dann unterbricht sie das Schweigen: "Du und Michael also?"
Ich breche beschämt in Tränen aus.

"Es tut mir leid!", schluchze ich tränenüberströmt

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"Es tut mir leid!", schluchze ich tränenüberströmt.
"Was tut dir denn leid?", hakt sie nach.
"D-dass ich mich in Micha verliebt habe!", sage ich unglücklich.
Sie sieht mich eine Weile still an, dann streichelt sie mir über den Kopf und sagt: "Das muss dir nicht leid tun. Niemand kann sich aussuchen, in wen er sich verliebt."
Verwundert sehe ich sie an: "Bist du nicht sauer?"
"Nicht deswegen", antwortet sie.
Ich schlucke und frage kleinlaut: "Warum dann?"
"Du hast uns angelogen! Du hast mir erzählt, du schläfst bei Manu, obwohl du bei Michael warst!", sagt sie vorwurfsvoll und ich laufe knallrot an.
Wenn sie das weiß, muss mein Vater meine Nachrichten gelesen haben!!! Alle!!! Beschämt halte ich mir die Hände vors Gesicht. Das darf nicht sein! Es ist so peinlich! Warum hat er das getan? Was hat er Mama alles erzählt? Ich kann ihr nie wieder in die Augen schauen!!

"Maurice, es tut mir leid. Papa hätte deine Nachrichten nicht lesen dürfen!", sagt sie entschuldigend, "Ich hatte einen ziemlich heftigen Streit mit ihm deswegen. Er wird es nicht nochmal tun!"
Ich nicke schniefend, während ich mein Gesicht immer noch hinter meinen Händen verberge.
"Du brauchst dich nicht zu schämen", sagt sie sanft, "Du bist 16 Jahre alt und es ist völlig normal, dass du Interesse an Sexualität hast."
Aaaaaah! HILFE! Warum sagt sie das? Ich will mit ihr nicht über sowas reden!
"Maurice?"
"Hmmmmm?", grummelnd nehme ich meine Hände vom Gesicht.
Sie sieht mich aufmunternd an und sagt: "Ich möchte nur gern von dir wissen, ob du dir sicher bist, dass du auf Jungs stehst oder ob du dir das nur von Manu abgeguckt hast." Jetzt wird auch meine Mutter leicht rot. Ihr scheint dieses Gespräch auch schwer zu fallen.

"I-ich habe Manu nichts nachgemacht Mama! Ich liebe ihn. Wirklich! Ich liebe Micha und da geht es nicht nur um Sex", meine Stimme zittert leicht, weil es mir so schwer fällt, vor ihr darüber zu sprechen, "U-und ich stehe schon immer auf Jungs ehrlich gesagt. D-das weiß ich schon lange. E-es tut mir leid, dass ich nicht ehrlich war."
Sie seufzt: "Schön, dass du jetzt ehrlich bist. Aber du hast trotzdem den Rest der Woche Hausarrest, weil du uns angelogen hast."
"Okay", ich nicke betrübt.
Sie greift in ihre Hosentasche und hält mir mein Handy entgegen: "Micha darf dich trotzdem zur Schule bringen und abholen." Sie zwinkert mir zu, während ich sie verblüfft anstarre. Sie hat ihn zum ersten Mal Micha genannt.
"Danke Mama!", sage ich, als sie die Tür öffnet, da dreht sie sich nochmal um und fragt plötzlich sehr ernst: "Du Maurice? Hat Papa irgendetwas gemacht, was ich wissen müsste?"
Ich schlucke. Ja, er hat mich geschlagen. Der Ausdruck meiner Mutter schwankt zwischen Enttäuschung und Angst und ich bringe es nicht übers Herz, es ihr zu erzählen.
"Nein Mama! Er hat ziemlich gebrüllt, aber sonst hat er nichts getan", sage ich mit fester Stimme.
Erleichtert lächelt sie mich an und sagt dann: "Ich rufe dich dann zum Essen oder hast du heute gar keinen Hunger?" Sie deutet auf meinen Schlafanzug und ich muss grinsen. Jetzt habe ich wieder Hunger und sage: "Doch! Bitte ruf mich dann."

Nachdem sie das Zimmer verlassen hat, hebe ich sofort die Blockierung von Micha auf und schreibe ihm:

Ich liebe dich!!!

Er antwortet: Ich liebe dich auch. Ich hoffe, es ist alles okay bei dir?!

Ich schreibe: Ja! Aber ich habe diese Woche Hausarrest, weil ich heimlich bei dir geschlafen habe. 🙄

Micha: Puh! Zum Glück nur Hausarrest. Auch wenn ich nicht weiß, wie ich die Woche ohne dich überleben soll.

Ich: Wir sehen uns doch morgen früh. Also, falls du uns noch zur Schule begleiten möchtest. 🤔

Micha: AUF JEDEN FALL!!!!! Ich hole dich auch ab!! 😠

Ich: 😂😂😂 Mein grimmiger Mann! Ich vermisse dich auch.

Micha: Ich muss doch auf dich aufpassen.

Dann schreibe ich noch eine Weile mit Micha und Manu hin und her, als es an meiner Tür klopft.
"Ich komme schon", hungrig springe ich auf und zucke zusammen, als mein Vater plötzlich mein Zimmer betritt.
Ich mache einen Schritt rückwärts.
Er sieht mich schuldbewusst an.
"Ich wollte dich zum Essen holen", sagt er traurig, "Und mich bei dir bedanken, dass du deiner Mutter nichts gesagt hast."
"Schon gut", sage ich emotionslos und vermeide es, ihn anzusehen.
"Es tut mir so leid, dass ich dich geschlagen habe!", sagt er aufgewühlt, "Ich möchte mich bei dir entschuldigen, auch dafür, dass ich in deinem Handy gelesen habe."
Ich starre meine Wand an und schweige.
"Ich weiß, dass es nicht zu entschuldigen ist", sagt er schließlich traurig und wendet sich zum Gehen.
Irgendwie tut er mir jetzt leid. Auch wenn ich immer noch stinksauer auf ihn bin, kann ich ihn doch jetzt nicht einfach so gehen lassen!
"Es tut mir auch leid Papa!", sage ich deswegen schnell und als er sich wieder zu mir umdreht, rede ich weiter: "Ich hätte von Anfang an ehrlich sein müssen. Dann wäre es gar nicht erst dazu gekommen. Hoffe ich zumindest!"
Prüfend sehe ich ihn an. Wenn er weiterhin ein Problem mit meiner Homosexualität hat, dann weiß ich auch nicht, wie das zwischen uns weitergehen soll. Wir starren uns an.

"Du hast Recht Junge", sagt er schließlich, "Es ist besser, wenn du ehrlich bist!" Er nickt mir zu, dann gehen wir zu dem Rest der Familie, um gemeinsam zu Abend zu essen.
Ich denke, mein Vater hat immer noch ein Problem damit, dass ich Micha liebe. Aber solange er es nicht zu meinem Problem macht, ist mir das egal. Er wird sich daran gewöhnen müssen!
Manu hat es gut! Der hat keinen Vater, der was dagegen haben könnte, dass er auf Jungs steht.

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Weil ich euch nicht im Ungewissen lassen wollte und ihr wissen wolltet, wie es weitergeht, habe ich noch ein drittes Kapitel geschrieben.
Jetzt ist aber genug für dieses Wochenende. xD
Ich wünsche euch noch einen schönen Sonntag. Nächstes Wochenende geht es dann hier weiter. 😘❤

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