29. Kapitel ~ Die Bürde auf der anderen Seite zu stehen

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Viktoria's Pov.

Wie lange es wohl noch dauern würde?
Wie sich die Geschehnisse entwickeln werden?
Ob und wie das alles enden würde.
In mir tobte ein Sturm.
Ich konnte nicht mehr denken und keine klaren Gedanken mehr fassen.
Ich wusste nicht, was uns noch alles erwarten würde.
Viele Fragen und doch nur halb so viele Antworten ergaben sich, desto länger ich darüber nachdachte.
Es tat nicht gut, über die Vergangenheit nachzudenken und nicht mit ihr abschließen zu können.
Jeder hatte in der Vergangenheit etwas getan, was er bis heute bereute.
Auch machte es wenig Sinn, an die Zukunft zu denken.
Das Einzige auf der Welt, das man nicht voraussehen konnte.
Niemand wusste, was in naher oder ferner Zukunft auf einen warten würde.
Dennoch machte es mich verrückt.
So wenig zu wissen.
Und erst recht, nichts daran ändern zu können.
Die Zukunft kann man nur ändern, wenn man an der Gegenwart arbeitet.
So können Ereignisse in der Zukunft entweder verhindert oder hervorgerufen werden.
Ich dachte oft über alles nach, was ich bis heute schreckliches getan hatte.
Musste jeden Tag, über die vielen Morde nachdenken.
Einerseits störte ich mich nicht mehr daran, anderseits wollte ich kein Handlanger für den dunklen Lord mehr sein.
Immer nach seiner Pfeife und Laune tanzen zu müssen.
Zu springen, wenn er dies verlangte.
Seinen eigenen Kopf hin halten zu müssen, wenn dies erforderlich war.
Ich trug, dass dunkle Mal am Unterarm, da dies vor Jahren von mir verlangt wurde.
Ich konnte mich nicht dagegen wehren.
Ich musste es über mich ergehen lassen.
Manchmal wachte ich immer noch Schweiß gebadet auf, weil ich seine ekelhafte Gestalt vor mir sah, wie er seine langen Fingernägel in meine Handgelenke bohrte, bis sie bluteten.
Ich wusste, wenn all dies vorbei war und ich bis dahin überlebt hätte.
Würde der dunkle Lord, all die Jenen töten, die er für unbrauchbar hielt.
Früher oder später, müsste ich mit meinem Leben bezahlen oder meine Zeit in Azkaban absitzen.
Auf beiden Seiten, sah es nicht besonders rosig für mich aus.
Ich konnte mir keinen Reim daraus machen, warum ich all dies noch tat.
Wieso ich mich innerlich kaputt machte, für Nichts...
Ich sah hinunter auf meine Hände und starrte sie so lange an, als ob ich dachte ich könne all die grausamen Taten, die ich mit ihnen begangen hatte, rückgängig machen.
Ich ballte sie zu Fäusten und schlug auf die kühle Steinmauer neben mir.
Ich schnaufte belustigt aus.
Ich musste ein wenig über mich selbst lachen, als mich die Erkenntnis traf, dass ich all dies selbst zu verantworten habe.
Ich hab all diese Menschen ermordet.
Da machte es keinen Unterschied, ob ich gezwungen und bedroht wurde oder nicht.
Es war geschehen und ich konnte es nicht rückgängig machen.
Ich hatte diese Menschen bei vollem Verstand kaltblütig getötet und irgendwann werde ich dafür bezahlen müssen.
Meine Füße trugen mich wie von selbst in Richtung Astronomieturm.
Ich war immer gerne dort.
Ich liebte es, so weit oben zu sein.
Über die ganzen Ländereien Hogwarts blicken zu können.
Langsam setzte ich einen Fuß vor den anderen und stieg die Treppe, welche nach oben führte hinauf.
Augenblicklich wehte mir ein kühler Wind entgegen und umspielte meine Haare.
Ich schloss meine Augen fühlte mich für einen Moment ganz normal.
Wie ein normaler Schüler von Hogwarts, welcher nicht diese Last zu tragen hatte.
Ich wünschte mir manchmal nichts sehnlicher, als diese Bürde abgeben zu können.
Als ich meine Augen wieder öffnete, konnte ich im schwachen Licht die Silhouette vom Eisprinzen ausmachen.
Er lehnte am Geländer und schien mich noch nicht bemerkt zu haben.
Ich ging langsam auf ihn zu und umarmte ihn von hinten.
Ich sehnte mich danach ihn zu berühren.
Ich sah, wie sich eine Gänsehaut auf seinem ganzen Körper ausbreitete, als ich ihm leise ins Ohr flüsterte.
Er drehte sich um und sah zu mir hinunter.
Er nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich.
Es war nur ein kurzer Kuss, doch spürte ich all diese Emotionen und Gefühle, die gerade in ihm zu toben schienen.
Er nahm mich an der Taille und drückte mich gegen das Geländer.
Er zog mich noch näher an sich, bis der Spalt zwischen unseren Lippen nur noch so gering war, dass nichts mehr zwischen uns gepasst hätte.
Ich spürte seinen warmen Atem auf meiner Haut und es lief mir kalt den Rücken hinunter.
Er beugte sich langsam zu mir herunter, bis seine Lippen auf meine trafen.
Ich erwiderte den Kuss sofort, schlang meine Arme um seinen Hals und zog ihn noch inniger in unseren Kuss.
Das Feuer zwischen und brannte immer stärker.
Seine Zunge umspielte gekonnt meine und so wurde unser Kuss immer leidenschaftlicher.
Vertieft in meine Gefühle, überließ ich mich ihm vollkommen.
Nach einer Weile glitten seine Hände nach unten zu meinen Oberschenkeln, bis er mich plötzlich packte, hoch hob und auf dem Geländer abgesetzte.
Als wir uns schwer atmend von einander lösten, sah ich ihm in die Augen und umarmte ihn.
Er vergrub sein Gesicht in meinen Haaren.
Ich wusste, dass es ihm nicht leicht viel, sich mir gegenüber schwach zu zeigen, aber genauso gut wusste ich, dass er genau das gerade brauchte.
Also schob ich alles weitere in meinem Kopf beiseite um ihm einen Teil seines Schmerzes abzunehmen.
Ich löste mich etwas von ihm, um ihm in die Augen sehen zu können.
Ich legte meine Hand an seine Wange und lächelte ihm liebevoll entgegen.
„Weißt du, diese Aufgabe hat mich verändert.
Ich bin nicht mehr der kleine Malfoy von vor wenigen Jahren.
Ich hab gelernt damit umzugehen.”, flüsterte Draco.
Ich blickte ein Stück weiter nach oben, direkt ins Dracos Augen.
Er lächelte leicht, als ich ihm über seine Wange strich.
„Womit umzugehen?”, ich blieb an seinen Lippen hängen und fuhr deren Konturen nach.
Er nahm meine Hand und küsste sie.
„Mit der Bürde, ein Malfoy zu sein.”

Überraschender Wendepunkt - Wendung ins Gute oder in den Wahnsinn... (Draco Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt