64. Kapitel ~ Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts...

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Viktoria's Pov.

Ich löste mich vom Eisprinzen und sah mich genau in der Halle um.
Überall lagen tote Körper auf dem Boden.
Einige waren schwer verletzt und wurden mit Schwebezaubern in die große Halle gebracht.
Viele lagen sich in den Armen.
Einige überglücklich, bei anderen liefen die Tränen wie in Strömen.
Viele weinten.
Sie hingen über den Körpern der Gefallenen und versuchten sie mit kräftigen Rütteln wach zu bekommen.
Sie standen alle unter Schock und realisierten nicht, dass ihre Geliebten nicht mehr unter den Lebenden weilten.
Ich fühlte mich wie ausgelaugt.
Jeder in diesem Raum hatte unvorstellbares durchgemacht.
Sie alle hatten gekämpft und gesiegt.
Überall bröckelte das Gestein von den Wänden.
Es rieselte wie feiner Sand zu Boden.
Das Geräusch bereitete mir Unbehagen und das markerschüttende Geschrei der Hinterbliebenen, ließ das Blut in meinen Adern gefrieren.
Ich ließ meinen Blick in die Richtung des Schreie schweifen und erkannte wie ein Mitglied des Orden versuchte einen Schüler von einem ehemaligen Hogwarts Schüler zu trennen.
Er lag wimmernd über den leblosen Körper gebeugt und bohrte seine Fingernägel in die schlaffen Oberarme.
Bill Weasley trat an den Jungen heran und legte eine Hand auf seine Schulter, während er sich neben ihn hockte.
Er sprach zu ihm, jedoch verstand ich nichts, da er zu weit weg stand.
Der Junge beruhigte sich und löste seinen Griff von dem am Boden liegenden Schüler.
Zusammen mit dem ältesten Weasley erhob er sich.
Madame Pomfrey ließ den toten Körper mit einem Laken überdecken und in die große Halle fliegen.
Ich wandte mich von dem Szenario ab und ließ meinen Blick weiter durch die noch stehenden Gänge schweifen.
Nach und nach kamen die Überlebenden zur Ruhe.
Sie hielten gegenseitig ihre Hände und gaben sich Kraft.
Ich löste mich von meinem Platz, an dem ich eben noch gestanden hatte und ging mit langsamen Schritten durch die Eingangshalle.
Ich trat über einige große Felsen, welche auf dem Boden lagen hinweg und ignorierte Draco hinter mir, welcher meinen Namen rief.
Ich trat über tote Schüler, Lehrer, Auroren hinweg, aber auch leblose Körper der Todesser ließen sich unter den Massen ausmachen.
Einige sind ebenfalls gefallen.
Andere traten als es ernst wurde die Flucht an.
Die restlichen wurden von den noch lebenden Auroren eingesammelt und in die Ecke getrieben.
Ich sah wie einem Todesser die Maske von Gesicht gerissen wurde.
Ich kannte ich ihn nicht besonders gut, doch sein schelmisches Grinsen, verriet mir, dass er bis zum Ende ein treuer Anhänger Voldemorts gewesen war.
Er wusste, was ihn erwarten würde.
Er trat diesen letzten Weg mit Stolz an.
Er würde in Askaban verrotten.
Jedoch mit dem Hintergedanken, seinem Herrn für immer treu geblieben zu sein.
Meine Füße trugen mich ohne Aufforderung in eine bestimmte Richtung.
Vor einem leblosen Körper einer Frau, kam ich zum Stehen und verzog angeekelt mein Gesicht.
Auf dem Boden zu meinen Füßen lag der leblose Körper meiner Mutter.
Ihre Augen weit aufgerissen, jedoch leer, ohne Leben.
Ihr Körper lag in sich verrenkt auf dem Boden.
Ihr Zauberstab lag wenige Meter entfernt.
Ich spürte, wie sich eine Hand auf meine Schulter legte und die Wärme, die von ihr ausging, brachte mich dazu, mich von meiner Mutter abzuwenden.
„Alles okay?”, fragte Draco mich mit besorgter Miene und legte den Kopf leicht schief.
Ich blinzelte die aufkommenden Tränen weg und versuchte ein ehrliches Lächeln zustande zu bringen.
Es gelang mir nur mäßig.
Ich lächelte, auch wenngleich einige Tränen über meine Wangen kullerten.
„Wo ist Blaise?”, fragte ich den Eisprinzen und hob suchend meinen Kopf.
Er atmete aus und setzte zu Sprechen an.
„Ich wollte ihn gerade suchen.”
Er tippelte leicht mit dem Fuß auf dem porösen Boden.
„Worauf wartest du, finde deinen besten Freund.”, gab ich schnaufend von mir und sah wie sich seine Miene etwas aufhellte.
„Kommst du zurecht?”
Auf seine Frage nickte ich und sah zu, wie der junge Malfoy in einem der vielen Gänge verschwand.
Ich blickte ihm noch einige Zeit hinterher, bis mich eine tiefe Stimme aus meinen Gedanken riss.
„Miss Lestrange!”, die Worte der Person dröhnten in meinen Ohren.
Ich drehte mich um und zog die Augenbrauen zusammen, als ich erkannte, dass ungefähr ein halbes Dutzend Auroren vor mir Stellung genommen haben.
Sie zielten allesamt mit ihren Zauberstäben auf mich.
Ich musterte den Auror, welcher in der Mitte der Formation stand.
Er war derjenige gewesen, welcher vorhin zu mir gesprochen hatte.
Mit seinem großgewachsenen und breitgebauten Körper machte er einen etwas einschüchternden Eindruck.
„Miss Lestrange, lassen sie ihren Zauberstab fallen! Unverzüglich!”, seine Worte hallten von den Wänden wider.
Sie klangen so unendlich laut in meinen Ohren.
Alles um mich herum war totenstill.
Niemand sprach auch nur ein Wort.
Ich spürte die Blicke der Überlebenden in meinem Rücken und ließ meinen Blick durch die Reihen der Anwesenden schweifen.
Ich sah jedem von ihnen in die Augen und erkannte das riesige Leid, welches Voldemort verursacht hatte.
„Miss Lestrange, ich wiederhole mich ein letztes Mal.
Lassen Sie ihren Zauberstab fallen!
Sie sind festgenommen!”, die tiefe Stimme, brachte mich dazu mich von den Reihen der Kämpfenden abzuwenden.
Ich wandte mich wieder den Auroren vor mir zu.
Ich ließ meinen Zauberstab durch meine Finger gleiten.
Das Stück Holz fühlte sich so schwer in meiner Hand an.
Ich wiegte den Stab hin und her, überlegte und senkte meinen Blick.
Ungefähr sechs Zauberstäbe waren auf mich gerichtet.
Ich hatte keine Chance.
Auch wenn ich es schaffen sollte, die Auroren vor mir außer Gefecht zu setzten, würden sich alle, die noch in der Lage waren zu kämpfen gegen mich stellen.
Ich biss mir auf die Unterlippe und hob wieder meinen Kopf.
Meine Augen fokussierten die Augen des Auroren vor mir.
Ich machte einen Schritt auf ihn zu.
„Keine Bewegung!
Bleiben Sie, wo Sie sind!”, sprach er kühl.
Er und seine Kollegen hoben ihre Zauberstäbe ein Stück höher.
Ich hielt nicht inne und trat weiter einige Schritte auf sie zu.
Meinen Zauberstab ließ ich unbeteiligt neben meinem Körper baumeln.
Die Erschöpfung zerrte an meinen Knochen.
Jeder meiner Schritte wurde immer mühevoller.
Ich spürte, wie das Adrenalin langsam meinen Körper verließ.
Langsam fing ich an, wieder das Ausmaß meiner Verletzungen zu spüren.
Meine Rippen stachen und ich spürte, das warme Blut an meiner Schläfe.
Weniger als einen halben Meter entfernt, kam ich vor dem Auroren zum Stehen.
Die Spitze seines Zauberstabes berührte leicht meinen Hals.
Ein fragender Ausdruck zierte sein Gesicht.
Ich blickte ihm in die Augen und wandte meinen Blick nicht von ihm ab.
Träge hob ich meine Zauberstabhand.
Bei ihm läuteten plötzlich die Alarmglocken.
Er machte einen Schritt zurück und packte seinen Stab nun mit beiden Händen.
Ich sah wie sich andere Auroren neben ihren Kollegen aufstellten.
Allesamt mit erhobenen Stäben.
Ich musterte das Stück Holz ein letztes Mal in meiner Hand, bevor ich dem großgewachsenen Auroren vor mir meinen Zauberstab mit dem Griff in seine Richtung entgegen hielt.
Sein Gesicht fiel in sich zusammen.
Er schüttelte kurz seinen Kopf, dann nahm er meinen Stab an sich und verstaute ihn in seinem Umhang.
Er ließ seinen Zauberstab ebenfalls sinken und steckte ihn zurück in die Halterung.
Er trat auf mich zu und drückte mich gegen eine Wand.
Meine Arme verschränkte er grob hinter meinem Rücken und band sie mit einem unsichtbaren, magischen Seil zusammen.
Ich spürte die immer wiederkehrenden elektrischen Impulse.
Sie wurden von dem Seil verursacht, welches sich schmerzhaft in meine Handgelenke schnitt.
Ein anderer Auror packte meine Hände und zerrte mich mit sich.
„VIKTORIA!”, vernahm ich eine brüllende Stimme hinter mir.
Ich drehte mich reflexartig zum Eisprinzen um.
Er wollte auf mich zu laufen, wurde jedoch von Blaise zurückgehalten.
„Nein! Nehmt sie nicht mit!”, er wandte sich an die Auroren.
Diese jedoch ließen sich nicht beirren und zerrten mich weiter mit sich.
Ich sah wie die der Eisprinz auf die Knie sank und angestrengt versuchte seinen besten Freund abzuwimmeln, welcher ihn weiterhin festhielt.
Ich suchte den Blick von Blaise und nickte kaum merklich.
Jedoch verstand er mich und hievte Draco auf die Beine.
Er zog ihn mit sich.
Brachte ihn in die Halle.
Brachte ihn weg von hier...
Ich sah wie der junge Malfoy weiterhin versuchte sich loszureißen.
Ich wurde gezwungen meinen Blick von ihm abzuwenden, als der Druck um meine Handgelenke fester wurde.
Der Auror zog mich kontinuierlich mit sich und schubste mich in die Arme eines anderen Auroren.
„Bringt sie bis zu ihrer Anhörung nach Askaban.
Wir werden dafür sorgen, dass sie niemals wieder auf freien Fuß sein wird!”, hörte ich sein Gesprochenes gedämpft in meinen Ohren ankommen.
Ich sah wie der Auror, welcher mich festhielt nickte und schon spürte ich das altbekannte Gefühl durch einen Schlauch gepresst zu werden.
So würde es also enden...

Überraschender Wendepunkt - Wendung ins Gute oder in den Wahnsinn... (Draco Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt