55. Kapitel ~ Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

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Viktoria's Pov.

Das Schloss wurde immer wieder von heftigen Erschütterungen geplagt.
Es wurde immer schwieriger sich auf den Beinen zu halten.
Meine Lunge brannte und das Blut rauschte in meinen Ohren.
Ich fühlte mich wie benommen, rannte jedoch weiter und wich immer wieder Flüchen aus, die mich sonst getroffen hätten.
Ich sprang über sich nicht regende Körper hinweg und versuchte den Überblick zu behalten, was in diesem Moment jedoch unmöglich schien.
Ich rannte weiter, bog in verschiedene Korridore ein.
Versuchte den Streitkräften von Hogwarts zu entgehen und ihnen nicht über den Weg zu laufen.
Ich lief eine Treppe hinauf und wäre um ein Haar auf eine Trickstufe getreten.
Ich machte einen gewaltigen Satz und übersprang jene Stufe.
Irgendwann kam ich einen Stock höher und lief weiter planlos durch die Korridore.
Ich wusste nicht, was ich hier eigentlich tat.
Ich kämpfte weder für den dunklen Lord, noch für Hogwarts.
Ich griff weder die Schüler, Lehrer und Auroren an, noch erledigte ich die Todesser.
Ich kämpfte einzig und allein für mich.
Lief nur durch die Gänge und wich den bunten Lichtblitzen aus, welche ohne Pause durch die Gegend geschleudert wurden.
In dem Korridor, in welchem ich mich im Moment aufhielt, schien es äußerst ruhig zu sein.
Keine Kämpfenden, keine Explosionen und auch keine Flüche stoben durch die Luft.
Doch wie aus dem Nichts erklang ein schepperndes Geräusch aus dem Gang.
Gefolgt von vielen aufgeregten Stimmen.
Mit bedachten Schritten ging ich in die Richtung der Stimmen und hob meinen Zauberstab etwas höher, als ich um die Ecke bog.
Dann standen sie auch schon vor mir.
Potter, Granger und Weasley drehten sich blitzschnell um, als sie meine Anwesenheit bemerkten und zückten ihre Zauberstäbe.
Ich wusste, dass sie mich erkannten.
Sie wussten, genau mit wem sie es unter der Maske und dem Todesserumhang zu tun hatten.
Ich wusste nicht, was ich tun sollte und stand einfach nur da, unfähig mich zu bewegen.
Eigentlich hätte ich den Auserwählten zum dunklen Lord zerren sollen, aber etwas in mir kämpfte dagegen an.
Und so standen wir uns einfach gegenüber.
Ich konnte an ihren Gesichtern erkennen, dass sie erwartet hatten, dass ich irgendetwas gegen sie unternehmen würde, aber das hatte ich nicht vor.
Langsam ließ ich meinen Stab sinken und konnte pures Entsetzen und einen fragenden Ausdruck in ihren Gesichtern feststellen.
Ich ließ meine Hand, welche meinen Zauberstab fest umschloss, neben meinem Körper baumeln und musterte das goldene Trio, welches vor mir stand und immer noch mit ihren Stäben auf mich zielte.
„Habt ihr Draco gesehen....?”, fragte ich mit vor Anstrengung zitternder Stimme.
Potter legte den Kopf schief und deutete mit seinem Finger in die Richtung, aus welcher sie gerade gekommen waren.
Ich nickte kaum merklich und trat an ihnen vorbei.
Ich lief hektisch in die von Potter genannte Richtung und bog in einen anderen Korridor ein.
Und dann sah ich ihn.
Er saß zusammengekauert über einen leblosen Körper gebeugt und sein Brustkorb hob und senkte sich hektisch und unregelmäßig.
Ich trat mit bedachten Schritten auf den Eisprinzen zu und erkannten, dass ein blasser Gregory Goyle auf seinem Schoß lag.
Ich ahnte nichts Gutes und ging vor dem jungen Malfoy in die Hocke.
Er hatte sich seines Todesserumhangs entledigt und saß nun mit seinem schwarzen Anzug vor mir, welcher bereits einige Anzeichen der Schlacht aufwies.
Seine Maske hatte er ebenfalls abgelegt und somit erkannte ich, dass sein halbes Gesicht mit Ruß bedeckt war.
Ich hob sein Kinn mit einem Finger an und zwang ihn, sich von seinem toten Freund abzuwenden.
Er hob gequält seinen Kopf und eine Träne rann von seiner Wange.
Als er mich erkannte, erhob er sich träge und schloss mich in seine Arme.
Er drückte mich fest an sich. Hogwarts wurde währenddessen immer wieder heftig erschüttert und immer mehr Kampfgeräusche drangen in mein Ohr.
Als sich der Eisprinz von mir löste, schob er meine Maske ein Stück beiseite und küsste flüchtig meine Lippen.
Ich verdeckte mein Gesicht wieder und setzte mich in Bewegung, als ich Schreie hinter mir ausmachen konnte.
„Los, wir müssen hier weg!”, sagte ich an Draco gewandt und bog in einen anderen Gang ein.
Als ich um die Ecke lugte, erkannte ich, wie sich einige Mitglieder des Orden mit maskierten Todessern duellierten.
Immer wieder prallten bunte Lichtblitze gegen die kühlen Steinwände und verursachten riesige Risse.
Eine elektrisierende Spannung lag in der Luft, als ich grüne Blitze durch die Luft zischen sah.
Ich versuchte mich von den bunten Lichtern abzuwenden und zerrte Draco mit mir.
„Was ist da drin passiert?”, wollte ich von ihm wissen und zeigte hinter meinen Rücken, während ich mit zügigen Schritten weiter durch die Korridore lief.
„Ich sollte das Ravenclaw-Diadem finden und es Voldemort bringen...”, sprach der Eisprinz, wurde jedoch durch eine laute Explosion unterbrochen.
Die Wand direkt hinter uns wurde in die Luft gesprengt und verursachte eine enorme Druckwelle.
Draco reagierte sofort und zog mich in eine Nische.
Der ganze Staub, welcher auf dem Boden lag, wurde aufgewirbelt und ein grauer Schleier lag nun in der Luft, welcher das Sehen erschwerte.
Ich wartete einen Moment und lugte aus der Nische hervor.
Als ich nichts erkennen konnte, setzte ich meinen Weg fort und Draco erzählte weiter.
„Ich war mit Crabbe und Goyle im Raum der Wünsche und wollte das Diadem finden, doch wie der dunkle Lord voraussagte, hatten Potter und sein Gefolge den selben Plan.
Wir duellierten uns, bis Crabbe ein Dämonenfeuer heraufbeschwor und den ganzen Raum in Brand setzte.
Als wir versuchten uns auf einem Berg von Gerümpel in Sicherheit zu bringen, stürzte Crabbe in die Tiefe.
Ich versuchte angestrengt, den bewusstlosen Goyle festzuhalten, während das Feuer unter uns immer mehr verschlang.
Ich dachte echt, dass es vorbei sei, da der Berg, auf den wir standen, drohte zusammen zu stürzen....”
Er machte eine kurze Pause und holte einmal tief Luft, bis er wieder zu sprechen ansetzte.
„Potter und seine Freunde, kamen auf Besen zurück und haben mich und Goyle dort rausgeholt.
Potter hat mir das Leben gerettet....”, endete der Eisprinz nach Luft rangend und hielt sich schmerzend seine rechte Seite, während er weiter rannte.
„Wo ist dein Zauberstab?”, fragte ich entsetzt an ihn gewandt, als mir auffiel, dass er keinen bei sich trug.
„Irgendwo im Raum der Wünsche verloren...”, keuchte er und sah sich erschrocken das Ausmaß des Krieges an.
Ich wühlte in meinem Umhang und zog einen Zauberstab hervor, welchen ich zuvor in einem der Korridore vom Boden aufgehoben hatte.
„Besser als gar nichts.”, sagte ich schulterzuckend und hielt ihm den Stab mit dem Griff entgegen.
Er nahm ihn vorsichtig und nickte knapp.
„Lass uns diese Schlacht überstehen...”, sagte ich mit neu geschöpfter Kraft und blickte in den Innenhof, in welchem kontinuierlich bunte Lichtblitze durch die Luft geschossen wurden.

Überraschender Wendepunkt - Wendung ins Gute oder in den Wahnsinn... (Draco Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt