56. Kapitel ~ Eine Stunde, in der die Lebenden zu Toten werden...

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Viktoria's Pov.

Ich lief durch die kämpfenden Massen und hoffte sie würden ihre Aufmerksamkeit nicht mir widmen.
Es würde unmöglich für mich sein, mich zu verteidigen, wenn Flüche aus allen Richtungen auf mich zu geschossen kommen würden.
Ich zog unbewusst den Kopf ein Stück ein und rannte weiter an den Todessern und Auroren vorbei.
Hin und wieder blickte ich über meine Schulter um mich zu vergewissern, dass Draco noch hinter mir lief.
Als ich wieder nach vorne sah, duckte ich mich instinktiv und konnte somit einer geschwungenen Keule eines Riesens ausweichen.
Überall kamen bunte Lichtblitze angeschossen.
In jeder Ecke gingen Schüler und Todesser zu Boden.
Ein Lauter Knall ertönte, bevor ein Teil des Ravenclawturmes in die Luft gesprengt wurde.
Mehrere Felsbrocken krachten unter lautem Getöse zu Boden und brachen als sie unsanft aufprallten in hunderte Stücke auseinander.
Hunderte kleinere Steine stoben durch die Luft und wirbelten alles auf.
Ich hielt schützend meine Hände vor mein Gesicht und drehte mich zur Seite, als der restliche noch stehende Turm nun entgültig in binnen weniger Sekunden zusammenstürzte und einige Kämpfende unter den Mauern begrub.
Die restlichen noch Stehenden wurden von den Todessern zurück in die Schlossgemäuer gedrängt.
Vor mir und Draco tauchten einige Siebtklässler auf, welche keine Scheu davor hatten schwarzmagische Flüche gegen die Anhänger des dunklen Lords anzuwenden.
Immer wieder schossen grüne Lichtblitze knapp an meinem Kopf vorbei und ich hatte Mühe jeden Zauber abzuwehren.
Draco stand mit dem Rücken zu mir und schien ebenfalls Schwierigkeiten zu haben, jeden einzelnen Fluch auszuweichen.
Ich verwarf meine guten Vorsätze und schockte einige der Schüler, welche daraufhin zu Boden gingen.
Ich hatte nicht vor jemanden zu verletzten, jedoch schien es in dieser auswegslosen Situation keinen anderen Weg zu geben.
Draco fesselte einen der Siebtklässler, während ich den Letzten ebenfalls außer Gefecht setzte.
Ich sah mich kurz um und erkannte, dass er Innenhof wie leer gefegt schien.
Die Todesser sind weiter ins Schloss vorgedrungen und brachten immer mehr Wände zu Fall.
Ich lief mit zügigen Schritten ins Innere des Schlosses und verstärkte den Griff um meinen Zauberstab.
Als ich um eine Ecke bog und in einen leeren Gang gelangte, lehnte ich mich für einen Moment gegen die kühle Steinwand.
Es gab in dieser Nacht wenige Momente, einmal tief Luft zu holen.
„Du blutest..!”, sprach der Eisprinz, während er sich seine schmerzende Seite hielt und auf meinen linken Arm deutete.
Ich griff mit meiner rechten Hand auf die Wunde und als ich sie wieder wegnahm, war meine Hand blutrot eingefärbt.
Ich wischte meine Handfläche an meinem Umhang ab und schob den Ärmel nach oben.
Ich hoffte dies würde die Blutung stillen.
„So geht es.”, keuchte ich und stieß mich leicht von der Wand ab, bevor ich weiter den Korridor entlang lief und mehreren schwarzmagischen Flüchen auswich.
Von allen Seiten drangen Kampfgeräusche in meine Ohren.
Überall halten die Schreie durch die Gänge.
Ich bog um eine Ecke und erkannte nun, wo ich mich befand.
Nicht weit von unserem aktuellen Standort entfernt, befand sich die große Halle, aus welcher bunte Lichtblitze geschossen wurden.
Wir rannten zum Ende des Ganges.
Links und rechts führte eine Treppe nach unten.
Gerade als ich überlegte, welche wir nehmen würden, wurde die Wand vor uns in tausend Stücke zerteilt.
Ich sprang zur Seite und ging in die Hocke.
Als sich der Rauch gelegt hatte, richtete ich mich wieder auf und sah mich nach Draco um.
Er hatte sich flach an die Wand gedrückt und hielt sich schützend eine Hand vor den Mund, um keinen unnötigen Staub einzuatmen.
Ich zückte meinen Zauberstab und sicherte erstmal die Umgebung.
Als ich keine potenziellen Feinde ausmachen konnte, schritt ich auf den Eisprinzen zu und lehnte mich neben ihn an die Wand.
Erschöpft schloss ich die Augen.
Ich erschrak als plötzlich eine zischende Stimme erklang.
Voldemorts Stimme hallte von den Wänden und vom Boden wider.
Er sprach zu Hogwarts und der ganzen Umgebung.
Seine Stimme war so hoch und kalt, dass die Bewohner von Hogsmead und alle die noch im Schloss kämpften, ihn so deutlich hörten, als ob er neben ihnen stünde, als ob sie seinen Atem im Nacken hätten, einen tödlichen Schlag entfernt.
„Ihr habt gekämpft.
Heldenhaft gekämpft.
Aber vergeblich.
Ich weiß Tapferkeit zu schätzen.
Doch ihr habt schwere Verluste erlitten. Wenn ihr mir weiterhin Widerstand leistet, werdet ihr alle sterben, einer nach dem anderen.
Ich will nicht, dass dies geschieht.
Jeder Tropfen magisches Blut, der vergossen wird, ist ein Verlust und eine schreckliche Verschwendung.
Lord Voldemort ist gnädig.
Daher befehle ich meinen Streitkräften sich sofort zurückzuziehen.
Ihr habt eine Stunde.
Nutzt ihre Abwesenheit und schafft eure Toten in Würde fort.
Versorgt eure Verletzten.
Harry Potter, ich spreche nun direkt zu dir.
Heute Nacht hast du zugelassen, dass deine Freunde für dich sterben, anstatt mir selbst gegenüberzutreten.
Es gibt keine größere Schande.
Ich werde eine Stunde im verbotenen Wald warten. Wenn du nach Ablauf dieser Stunde nicht zu mir gekommen bist, dich nicht ergeben hast, dann beginnt die Schlacht von neuem.
Diesmal werde ich selbst in den Kampf ziehen.
Harry Potter, und ich werde dich finden, und ich werde jeden Einzelnen, ob Mann, Frau oder Kind bestrafen, der versucht hat, dich vor mir zu verbergen.
Eine Stunde!”, sprach der dunkle Lord mit zischender Stimme und sie verschwand so schnell, wie sie gekommen war.
Ich schüttelte angestrengt meinen Kopf und suchte den Blickkontakt mit dem Eisprinzen.
„Ich glaube wir sollten uns in den verbotenen Wald begeben.”, sprach ich das Offensichtliche aus und setzte mich in Bewegung.
Draco nickte zustimmend und folgte mir in den nächsten Korridor.
Mit zügigen Schritten liefen wir die Treppen hinab bis wir nur noch ein paar Gänge vom Ausgang entfernt waren.
Draco hielt mich plötzlich an meiner Hand fest und drehte mich zu sich um.
„Viktoria, du wirst in den verbotenen Wald gehen und ich werde Blaise suchen.
Ich könnte es mir niemals verzeihen, falls ihm etwas zugestoßen wäre.
Ich hab ihn das letzte Mal vor Stunden gesehen...”, sprach er leise und senkte seinen Kopf.
Ich nahm seine Hand und drückte sie kurz fest.
„Okay, pass auf dich auf.”
Ich ließ sie wieder los und drehte Hogwarts den Rücken zu.

Ich stampfte über das nasse Gras und nahm einen tiefen Atemzug.
An der Baumgrenze in den verbotenen Wald hielt ich kurz inne und drehte mich zum Schloss um.
Ich konnte mir in keinster Weise vorstellen, wie viele Opfer es in dieser Nacht schon gegeben hat.
Wie vielen Familien auseinander gerissen wurden, oder dies noch werden.
Mit trägen Schritten betrat in den Wald und trat über einige Wurzeln, die sich auf dem Boden räkelten.
Mit Mühe konnte ich mich noch auf den Beinen halten.
Ich versuchte angestrengt meine Augen offen zu halten.
Wenn ich sie geschlossen hätte, wäre ich wahrscheinlich vor Erschöpfung eingeschlafen.
Kopfschüttelnd um die Müdigkeit zu vertreiben, setzte ich meinen Weg fort, bis ich raschelnde Geräusche aus dem Dickicht ausmachen konnte.
Ich packte meinen Stab fester und ging mit bedachten Schritten, in die Richtung aus der ich das Rascheln vermutete.
Ich erkannte eine Person, welche mit dem Rücken zu mir stand und den Kopf gesenkt hielt.
Ich stand hinter einem Baum und lugte immer wieder zu der vor mir stehenden Person.
Bei genaueren betrachten, erkannten ich, um wen es sich handelte.
„Potter...?”, sagte ich an die Person vor mir gewandt und trat hinter dem Baum hervor.
Der Auserwählte drehte sich ruckartig in meine Richtung und zielte mit Dracos ehemaligen Zauberstab auf meine Brust.
Er sagte kein Wort, hielt den Stab nur höher, als ich mich ihm näherte.
„Was willst du, Lestrange?”, fragte er mich mit leicht brüchiger Stimme.
„Willst du mich an Voldemort ausliefern?”, zischte er und ich sah wie seine Knöchel weiß hervortraten, als er den Griff um den Zauberstab verstärkte.
„Nein, das werde ich nicht tun!”
Ich sah wie ein verwirrter Ausdruck auf seinem Gesicht Platz nahm.
Er legte den Kopf schief, zielte jedoch weiterhin auf mich.
„Was sonst?”
Ich blickte ihm unter meiner Maske entgegen und ließ meinen Stab neben meinem Körper baumeln.
„Ich werde versuchen dich davon abzuhalten, dich zu opfern...” während diese Worte meine Lippen verließen, trat ich einige Schritte an den Auserwählten ran.
Er rang mit sich, senkte jedoch seinen Zauberstab und steckte ihn unter seinem Umhang.
„Warum willst du, als Todesserin, als Anhängerin Voldemorts mich aufhalten?”, fragte mich Potter wenig überzeugt.
Ich schüttelte kaum merklich meinen Kopf und verringerte den Abstand zwischen uns, um ein weiteres Stück.
„Weil...weil ich Voldemort tot sehen will...”
Er zog die Augenbrauen zusammen und musterte mich argwöhnisch.
„Warum?”
„Er hat mir mein Leben genommen....
Wenn du dich opferst, ist alles verloren.”, meinte ich schlussendlich und trat an Potter vorbei.
„Die Stunde ist gleich um.... Du musst dich entscheiden...!”

Überraschender Wendepunkt - Wendung ins Gute oder in den Wahnsinn... (Draco Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt