25. Kapitel ~ Liebe lässt dich lächeln, wenn du müde bist

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Viktorias Pov.

Kein Stück hatte ich mich bewegt.
Keinen Millimeter.
Mein Nacken war steif und mein Rücken schmerzte bei jedem Atemzug.
Ich rang mit mir selbst.
Ob ich mich erheben und mich in den Krankenflügel begeben oder weiter hier auf dem Boden vor mich hin vegetieren sollte.
Beides schien mir nicht richtig, doch eine weitere Möglichkeit gab es nicht.
Ich konnte nicht mehr.
Weder mit Draco, noch ohne ihn.
Es war alles so schwer.
Einzelne Tränen verließen meine Augen und kullerten meine Wangen hinab, bis sie auf den Boden tropften.
Ich sah bestimmt schrecklich aus.
Total verheult, tiefe Augenringe und auch die Blutergüsse, die Potter und sein Gefolge mir damals zugefügt hatten, waren noch leicht sichtbar und prägten mein ganzes Erscheinungsbild.
Ich hob meinen Kopf und sah mich im Klo der maulenden Myrte um.
Immer noch rannte das Wasser und überflutete somit weiter den gesamten Raum.
Meine Klamotten waren total durchnässt und hingen schwer an meinen Gliedmaßen.
Meine Bluse und Hände hatten sich durch Draco's Blut blutrot gefärbt.
An den Händen war es bereits eingetrocknet, doch die Ärmel tropften rot.
Langsam versuchte ich mich aufzurichten, wobei all meine Knochen knackten.
Wie lang hatte ich hier denn gesessen?
Ich hatte mein Zeitgefühl bis zur Gänze verloren.
In meinem Kopf herrschte Leere.
Ich war nicht in der Lage zu denken.
Es war sehr viel in letzter Zeit.
Zu viel...
Ich begann mich in Bewegung zu setzen, vertraute darauf, dass meine Beine in der Lage waren meinen Körper zu tragen.
Als ich das Klo verließ, fingen die Geräusche wieder an.
Die Stille, die in dem Klo der maulenden Myrte herrschte, war nichts im Vergleich zu dem Lärm, der nun durch meine Ohren sauste.
Überall waren die Stimmen der Schüler zu hören.
Sie unterhielten sich alle Lautstark und sprachen durcheinander, was es mir unmöglich machte etwas zu verstehen.
Ich stand bestimmt einige Minuten mitten im Flur und sah ins Leere.
Ich vertraute im Moment weder meinem Verstand noch meinem Herz.
Sie arbeiteten gegeneinander und nicht miteinander.
Falls ich mal auf meinen Verstand hörte, schmerzte mein Herz.
Doch wenn ich das tat, was mein Herz verlangte, konnte ich dies nicht mit meinem Gewissen vereinbaren.
Ich konnte es mir selbst nicht recht machen.
Wie konnte ich dann von mir erwarten es allen anderen recht zu machen?
Die Frage war ganz einfach zu beantworten.
Keinem!
Ich konnte es niemandem recht machen und machte mich dadurch kaputt.
Ich sah nach rechts und dann nach links.
Und wusste, wo beide Wege hinführen würden, doch konnte ich mich für keinen entscheiden.
Links wäre der Weg Richtung Krankenflügel.
Dort, wo Draco lag und niemand wusste, ob er es überhaupt schaffen würde.
Rechts würde mich die große Halle oder der Gemeinschaftsraum erwarten.
Und dann tat ich das, was ich nicht von mir erwartet hätte.
Ich ging nach links.
Richtung Krankenflügel.
Zu Draco.
Diese Wahl hatte mein Herz getroffen.
Es entschied, ohne jegliche andere Aspekte in Betracht zu ziehen.
Ich hatte den Kopf gesenkt und sah auf meine Füße.
Zählte jeden Fleck, der mir vor die Augen kam.
Bis ich plötzlich gegen etwas Großes und Weiches stieß.
Als ich aufsah, blickte ich in vor Schreck geweitete Augen, welche Blaise Zabini zu gehören schienen.
Ich machte einen Schritt zurück, unterbrach den Blickkontakt jedoch nicht.
„Viktoria, was ist passiert, du bist nass und v-voll, voll mit Blut?", sprach Zabini das aus, was sich in dem Moment alle gedacht hätten.
Ich senkte den Kopf und wollte an ihm vorbeigehen, blieb jedoch ruckartig stehen, als Blaise mein Handgelenk packte.
„Geht's dir gut?", fragte der Dunkelhäutige mich in einem ruhigen Ton.
Ich wich seinem Blick aus und entriss ihm meinen Arm.
„Wann ging es mir jemals gut?", erwiderte ich in einem zerbrechlichen Ton und sah ihm dabei direkt in die braunen Augen.
Er wusste nichts zu erwidern und wandte den Blick ab.
Das reichte mir als Antwort.
Er wusste selbst, wie dreckig es mir ging.
Nur weiß er nur die Hälfte von allem.
Er denkt, dass mich die Situation mit Draco so mitnimmt, doch von meinem Auftrag hatte er keine Ahnung.
Er wusste nicht, was Draco und ich durchmachen mussten, geschweige denn von dem, was uns noch bevorstand.
Keiner verstand uns.
Wir standen damit ganz alleine dar.

Da Zabini nichts darauf erwidert hatte, drehte ich mich ohne ein weiteres Wort um und setze meinen Weg fort.
Es zog mich immer weiter Richtung Krankenflügel, bis ich vor der großen und schweren Holztür zum Stehen kam und Zweifel bekam.
Es war doch alles zum Haare raufen.
Ich lehnte meinen Kopf gegen die Tür und hatte das Gefühl zu ersticken.
Ich krampfte meine Hände zusammen und ballte sie zu Fäusten.
Ließ sie jedoch wieder locker und ließ mich an der gegenüberliegenden Wand auf den Boden gleiten.
Ich atmete schwer und starrte die Tür, welche in den Krankenflügel führte ununterbrochen an.
Es kam mir vor, als würde ich Löcher in die Holztür starren.
Doch sprang wie aus dem nichts, wenige Minuten später die ich auf dem kalten Boden verbracht hatte, auf und öffnete die schwere Tür.
Ich wusste nicht, woher ich diesen Mut geschöpft hatte, doch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, wurde ich mit einem Schlag in die Realität zurückgerissen und mein Blick heftete sich an den leichenblassen Körper, welcher im letzten Bett auf der linken Seite lag.
Vorsichtig, darauf bedacht keine lauten Geräusche von mir zu geben, ging ich Schritt für Schritt auf das Bett zu, indem der Eisprinz von Slytherin lag.
Als ich sah, dass er atmete fiel mir ein Stein vom Herzen und ließ mich nun ein wenig freier atmen.
Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich als ich den Krankenflügel betrat, bis jetzt die Luft angehalten hatte.
Ich setzte mich auf den Stuhl neben Draco's Bett und betrachtete ihn von oben bis unten.
Er sah total fertig aus und sein verschwitztes Haar klebte an seiner Stirn.
Ich stand auf und legte mich zu ihm ins Bett.
Das ich immer noch vor Blut und Wasser triefte, ignorierte ich in dem Moment komplett.
Es war so beruhigend und gleichzeitig befremdlich wieder so neben ihm zu liegen, nach all dem was passiert war.
Ich genoss einfach den Moment und dachte an nichts anderes.
Ich dachte nicht an unseren Streit, den dunklen Lord, noch an die Morde, die ich begangen hatte.
Es zählte nur das hier und jetzt.
Ich legte meinen Kopf an Draco's Schulter und schloss die Augen.
Ich hatte ihn so schrecklich vermisst.
Nur wusste ich nicht, wie es weitergehen sollte.
Einerseits liebte ich ihn und wollte ihn weder verletzen noch gehen lassen.
Andererseits durfte er nichts von meinen Taten erfahren.
Ich wollte ihn nicht in meine Angelegenheiten reinziehen.
Das hatte er nicht verdient.
Es war doch schon schwer genug...

Überraschender Wendepunkt - Wendung ins Gute oder in den Wahnsinn... (Draco Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt