43. Kapitel ~ Weniger Worte, mehr Taten

254 21 0
                                    

Viktoria's Pov.

Schon seit Wochen herrschte Funkstille zwischen dem Eisprinzen und mir.
Ich hatte des öfteren versucht mit ihm zu sprechen, ihm alles zu erklären, doch er blockte jedes Mal ab.
Es war zum Haare raufen.
Ich wollte nicht, dass er mich hasste.
Dennoch konnte ich ihn verstehen.
Ich selbst würde mit mir auch nichts zu tun haben wollen.
„Und jetzt kurz Luft anhalten.", hörte ich die Bedienstete der Malfoys und nahm noch einen kräftigen Atemzug, während sie die Schnüre auf meinem Rücken enger zog.
Mein Oberkörper wurde immer wieder vor und zurück gerüttelt, als sie das Korsett fester schnürte.
Ich atmetete aus und merkte den enormen Druck auf meiner Brust.
Das Atmen fiel mir verdammt schwer.
Es fühlte sich an als, ob jemand meine Lungen mit seinen bloßen Händen zerdrücken würde.
„So und fertig. Ich lasse Sie nun allein, Miss Lestrange.", sprach die kleine Frau mit hoher und zitternder Stimme.
Ich wusste, dass sie dies hier nicht freiwillig tat und jeden Tag in Angst und Schrecken lebte.
Mit einem dumpfen Geräusch schloss sich die Tür von außen und ließ nun eine erdrückende Stille im Raum einkehren.
Ich hielt inne und legte meine Handflächen auf meiner Taille ab.
Mit einem Schritt trat ich näher an den großen Standspiegel und sah mein Spiegelbild.
Ich legte meine Fingerspitzen auf dem kühlen, glatten Glas ab und kratzte mit meinen Nägeln die Front des Spiegels.
Ich zog die Augenbrauen zusammen und versuchte irgendetwas von früher in meinem Spiegelbild zu erkennen.
Doch ich sah nur eine junge Frau, welche in ein edles Korsett geschnürt wurde.
Der schwarze, lange Rock, den ich trug, fiel fließend auf den Boden.
Ich erkannte mich selbst nicht mehr.
Einzig allein das dunkle Mal, dass auf meinem linken Unterarm prankte, brachte mich zurück in die Realität.
Ich ballte meine Hand zitternd zu einer Faust und senkte meinen Kopf, sodass einige Locken in mein Gesicht fielen und mir teilweise meine Sicht nahmen.
Ich krallte meine Fingernägel in die Innenseite meiner Hand und merkte wie eine Träne von meiner Wange auf den dunklen Holzboden tropfte.
Was hatte das alles aus mir gemacht...?
Ich schnaufte laut aus und strich meine zuvor ins Gesicht gefallen Strähnen, hinter mein Ohr.
Ich richtete mich auf und trocknete meine Wange.
Wandte mich vom Spiegel ab und verließ das Zimmer.
Mit zügigen Schritten, lief ich die steile Marmortreppe hinab und versuchte nicht über meine eigenen Füßen zu stolpern.
Die Musik, welche von unten kam, drang in mein Ohr und ließ mich mein Tempo zügeln.
Zu Feier, dass Lucius Malfoy nicht mehr in Askaban seine Zeit absitzen muss, hatte er ein Bankett organisiert und viele reinblütige Todesserfamilien eingeladen.
Der Eingangsbereich war voller Todesser und anderer reinblütiger Zauberer und Hexen.
Ich bahnte mir einen Weg durch die Menschenmassen und versuchte ins Herz des Anwesens zu gelangen.
Im Festsaal, welcher eher an einen Tanzsaal erinnerte, befanden sich die wichtigsten der Gäste. ich ließ mich auf einem der vielen Stühle welche an den Wänden entlang aufgestellt wurden nieder und behielt den Türraum im Auge.
Als ich Lucius und Narzissa ausmachen konnte, suchte ich den Raum, nach einem weiteren Blondschopf ab und konnte ihn hinter seinem Vater ausmachen.
Als Lucius Malfoy mich erblickte, kam er mich langsamen Schritten auf mich zu.
Ich erhob mich und wartete auf das, was noch nun kommen würde.
„Viktoria, du siehst bezaubernd aus.", sprach der Weißhaarige und küsste meinen Handrücken.
Ich nahm dies mit einem Nicken zur Kenntnis und suchte den Blick des Eisprinzen.
„Draco sei ein Gentleman und fordere Viktoria zum Tanz auf.", befahl Lucius seinem Sohn und ließ uns mit einem letzten Nicken stehen.
Der junge Malfoy kam auf mich zu, blieb wenige Zentimeter vor mir stehen und hielt mir seine Hand entgegen, in welche ich meine wenige Augenblicke später legte.
Er zog mich auf die Mitte der Tanzfläche und legte seine rechte Hand an meine Taille mit der anderen umschloss er meine.
Meine linke Hand hatte ich auf seiner Schulter abgelegt und ließ mich vom Eisprinzen führen.
Er bewegte sich im Takt der Musik und sah mir in die Augen.
„Erklär's mir..", sprach Draco nach einiger Zeit mit trauriger Stimme.
Durch die laute Musik, wurde seine Stimme leicht übertönt.
Er drehte mich einmal um mich selbst und als er mich wieder fest umschlungen hatte, setzte ich zu einer Antwort an.
„Es hat angefangen damit, dass mich der dunkle Lord auf eine Mission mit Evan Rossier schickte.
Ich wusste nicht, was das für eine Mission sein wurde, doch als wir in ein Haus einer Muggelfamilie einbrachen, wusste ich, was ich tun musste.
An diesem Abend hatte ich zwei Kinder und ein wenige Wochen altes Baby ermordet...", ich hielt kurz inne und blinzelte die Tränen weg.
Ich sah in seine Augen und konnte keinerlei Emotionen in ihnen ausmachen.
„Doch es blieb nicht bei dieser einen Mission.
Immer wieder ließ mich der dunkle Lord zu sich rufen und gab mir weitere Aufträge.
Aufträge, bei denen immer mehr Leute starben.
34...um genau zu sein.
Das Blut von 34 Menschen klebt an meinen Händen und ich kann dich voll und ganz verstehen, wenn du nichts mehr mit mir zu tun haben willst.
Ich will mit mir selbst eigentlich nichts mehr zu tun haben.
Ich hasse mich für die Taten, die ich begangen habe.
Doch mit den Konsequenzen muss ich lebe....", ich wurde durch Draco's Lippen unterbrochen, welche er auf meine gelegt hatte.
Im ersten Moment wusste ich nicht, wie ich mit der Situation umgehen sollte, doch dann erwiderte ich den Kuss und legte meine Hände in seinen Nacken.
Es war mir in dem Moment komplett egal, dass wir inmitten von hundert Leuten standen.
Ich merkte wie sich eine Tränen aus meinem Auge löste und meine Wange hinab lief.
Als Draco sich von mir löste und mit seinem Daumen die Träne von meinem Gesicht wischte, nahm ich einen tiefen Atemzug und wartete bis er zum Sprechen ansetzte.
„Ich verzeihe dir, Viktoria.
Aber nur wenn du mir ab jetzt alles erzählst.
Ich will wissen, wie es dir geht.
Wissen, was du denkst.
Ich will wissen, was dich nicht schlafen lässt...
Versprich es mir...", sprach der Eisprinz mit ruhiger Stimme und sah mich eindringlich an.
„Ich versprech's", gab ich mit leicht zittriger Stimme von mir und schloss die Augen.
„Ich liebe dich und das werde ich auch für immer, egal was passiert.", flüsterte der junge Malfoy und bewegte sich weiter im Takt der Musik.
Ich legte meinen Kopf auf seiner Brust ab und schloss die Augen.
„Ich liebe dich auch..."

Überraschender Wendepunkt - Wendung ins Gute oder in den Wahnsinn... (Draco Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt