37. Kapitel ~ Was versuchen Sie mir zu erklären...?

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Viktoria's Pov.

Eine eigenartige Spannung lag in der Luft, seitdem wir Potter und Ginny Weasley in den Raum der Wünsche gefolgt waren.
Es traf uns wie ein Schlag direkt in die Magengrube, als wir den lebenden kleinen Vogel aus den Verschwindekabinett flattern sahen.
Wir erkannten, dass es ernst wurde.
Nun führte kein Weg mehr an Dumbledore's Tod vorbei.
Einerseits fühlte ich Erleichterung in mir, da das Kabinett funktionierte und wir somit unser Todesurteil noch nicht unterschrieben hatten.
Andererseits fühlte ich völlige Leere.
Mein Kopf schien wie leer gefegt zu sein.
Draco bekam es langsam mit der Todesangst zu tun.
Seine Bedenken von vor ein paar Monaten waren nichts gegen seine aktuellen Zweifel.
Er versuchte sich damit abzufinden, dass es keinen Weg zurück mehr gab.
Keinen Ausweg.
Gar nichts.
Ich saß gerade in meiner Zauberkunst Stunde und hörte die Stimme von Professor Flitwick nur gedämpft in meinen Ohren ankommen.
Ich bekam vielleicht jedes achte Wort mit, dies reichte jedoch nicht um zu behaupten, ich würde dem Unterricht folgen.
Doch da wir mit den Ravenclaws Unterricht hatten, schenkte Flitwick den Slytherins wenig Aufmerksamkeit.
Er war damit beschäftigt voller Elan und Tatendrang seinen Lieblingsschülern etwas beizubringen.
Ich sah mich etwas im Raum um und erkannte, dass mehr als die Hälfte meines Hauses mit anderen Dingen beschäftigt zu sein schien.
Pansy Parkinson und Daphne Greengrass schienen eine äußerst wichtige Unterhaltung über Draco Malfoy und anderen Mädchenkram zu führen.
Ich genoss die eifersüchtigen Blicke der anderen Mädchen in Slytherin, welche sie mir zuwarfen, wenn Draco meine Hand hielt oder mich küsste.
Auch der junge Malfoy schien die begehrenden Blicke zu genießen.
Jedoch fand er Parkinsons Verhalten übertrieben und unangemessen.
Er konnte sie genauso wie ich nicht ausstehen.
Ich wandte mich von den tratschenden Mädchen ab und blickte hoffnungslos zur großen Uhr, welche auf der gegenüberliegenden Wand hing und seufzte laut auf.
Eine Doppelstunde Zauberkunst war grausam und reinste Folter.
Ich legte den Kopf auf dem Tisch ab und schloss die Augen.
Ich versuchte die langweilige Stunde sinnvoll zu überstehen.
Genauso dachte Draco schon vor einer halben Stunde, als er beschloss die Stunde über zu schlafen.
Ich merkte wie meine Augenlider immer schwerer wurden und mein Puls sich verlangsamte.
Langsam driftete ich weg und merkte wie meine Gliedmaßen bleischwer wurden.
Unerwartet wurde die große Eichentür ruckartig geöffnet und gab einen schrillen quietschenden Laut von sich.
Ich schreckte aus meinem Halbschlaf und hob meinen Kopf.
Als ich die Schüler ansah, bemerkte ich, dass sich alle zur Tür umgedreht hatten und diese fragend musterten.
Ich hievte meinen Körper auf die Seite und konnte am Eingang zum Klassenraum Professor McGonagall ausmachen, welche mit ihrem streng gebundenen Dutt eine äußerst ernste Wirkung auf die Schüler erzielte.
„Filius, könntest du eine Schülerin entbehren?", fragte McGonagall mit dem Ansatz eines Lächeln auf ihrem Gesicht.
„Natürlich, Minerva", gab der kleine Professor von sich und klatschte einmal in die Hände.
Mein Blick wanderte zurück zur Hauslehrerin von Gryffindor und blieb an ihren verschränkten Armen hängen.
„Miss Lestrange, würden Sie mir bitte folgen!", gab sie letztendlich von sich und machte auf dem Absatz kehrt.
Ich brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass sie mich gemeint hatte.
Draco neben mir blickte mich fragend an.
Ich zuckte hingegen nur mit den Schultern, erhob mich träge von meinem Platz und schritt langsam auf Professor McGonagall zu, welche bereits im Gang vor dem Klassenraum auf mich wartete.
Ich schloss die Tür hinter mir und sah ihr erwartungsvoll entgegen.
Sie verzog jedoch keine Miene und ihr Blick verriet rein gar nichts.
„Folgen Sie mir.", äußerte sie und ging voraus.
„Wohin bringen sie mich?", fragte ich und erhoffte eine befriedigende Antwort zu erhalten.
„Zu Professor Dumbledore, er bat mich Sie in sein Büro zu bringen.", gab die spitzhütige Verwandlungslehrerin von sich und setzte ihren Weg fort.
Vor dem goldenen Wasserspeier kam Professor McGonagall zum Stehen.
„Zitronensorbet", sprach sie mit fester Stimme.
Es gab einen kurzen Ruck, bis der Wasserspeier eine sich selbst aufwärts windende Wendeltreppe freigab.
Mit einer Handgeste deutete mir die Verwandlungslehrerin auf die erste Stufe zu treten.
Gleich daraufhin setzte sich die Treppe in Bewegung und trug mich zum Büroraum hinauf.
Als die Treppe stoppte, ging ich auf die große schwere Eichentür zu.
Auf ihr hing ein Türklopfer in Form eines Greifs.
Ich sah, dass die Tür einen Spalt breit geöffnet war und trat ohne zu klopfen ein.
Der runde Büroraum wirkte freundlich und geräumig, dennoch fühlte ich mich alles andere als wohl.
Ich sah mich um und erblickte die ganzen Gemälde der ehemaligen Schulleiter von Hogwarts.
Ich erkannte nicht alle, dafür waren es zu viele.
Außerdem standen im Büro noch viele Bücherregale und ein großer Schreibtisch.
Auf einem der Regale erkannte ich den alten, zerfledderten sprechenden Hut.
Und auch Dumbledores Phönix Fawkes hatte neben der Tür platz genommen.
Doch von Dumbledore fehlte jede Spur.
Ich hasste es.
Von jemanden herbestellt zu werden und dann selbst nicht zu erscheinen.
Ich drehte meinen Körper in Richtung der zierlichen, kleinen Tische auf denen surrende und rauchende Messgeräte standen und begutachtete diese.
„Oh, Miss Lestrange schön das sie gekommen sind.", hörte ich die alte, weise Stimme des Schulleiters.
Ich drehte mich in seine Richtung und ging mit bedachten Schritten auf ihn zu.
„Bitte setzten Sie sich.", sprach Dumbledore und deutete auf den Besucherstuhl, welcher vor seinem Schreibtisch stand.
„Ich stehe lieber.", gab ich meine Meinung kund und verschränkte die Arme.
Er nickte nur und ließ sich hinter seinem Schreibtisch nieder.
„Sie fragen sich bestimmt, aus welchem Grund ich sie zu mir gebeten habe.
Nun Viktoria, ich darf Sie doch so nennen oder?
Jedenfalls, Viktoria es gibt da etwas, was ich Ihnen erzählen möchte.", er hielt kurz inne und seine Augen funkelten mich hinter seiner Halbmondbrille an.
Ich wartete ab.
Bis er fort fuhr.
„Wissen Sie, vor vielen Jahren gab es einmal einen jungen Mann.
Er war unter vielen Namen bekannt, sodass ich Ihnen seinen richtigen gar nicht nennen kann.
Viele nannten ihn jedoch Ragnar, was übersetzt soviel wie Rat und Heer bedeutete ", er schwelgte in Erinnerungen und während er weitererzählte schritt er im runden Raum auf und ab.
„Er lebte in den skandinavischen Ländern, in einem der alten Wikinger Dörfer.
Sein Vater war unter dem Namen Lodbrok bekannt und war ein großer, starker Mann von stattlicher Statur.
Doch Ragnar hingegen, war schmächtig und klein.
Er war alles andere, jedoch kein Wikinger.
Sein Vater wollte dies aber nicht einsehen und nahm ihn mit aufs Schiff auf Beutejagden und Raubüberfälle.
Er wollte dies nicht.
Er wollte es nie.
Nie wollte er ein Wikinger sein.
Doch, da er in einen Wikinger Stammbaum hineingeboren wurde, hatte er nie eine Wahl.
Seine Eltern entschieden alles für ihn.
Er wusste, würde er versuchen sich dagegen zu wehren, würde er sterben.
Doch auch die Missionen auf die er gegen seinen Willen mitgenommen wurde, wurden mit jedem Mal gefährlicher.
Immer öfter zwangen sie ihn Dinge zu tun, die ihm zuwider waren.
Sie waren moralisch verwerlich.
Er war am Ende.
Er wusste, dass er so nicht mehr weiter machen konnte und beschloss trotz allem, seiner Familie den Rücken zu kehren.
Er tauchte unter.
Niemand hatte ihn je wieder gesehen.
Er tat das Richtige.
Er entriss sich den Zwängen seiner Familie und schaffte es daraus.
Noch heute wird seine Geschichte erzählt.", endete er und drehte mir den Rücken zu.
Ich war komplett verwirrt und konnte mir keinen Reim daraus machen.
„Professor, ich verstehe nicht worauf Sie hinaus wollen.", meinte ich ernst.
„Das werden sie noch, Viktoria, Sie können jetzt gehen.", sprach Dumbledore und entließ mich völlig verwirrt und etwas verärgert.
Warum hatte mich Albus Dumbledore zu sich rufen lassen, um mir eine dämliche alte Wikinger Geschichte zu erzählen?
Mit einem lauten Seufzen verließ ich sein Büro, stieg die Wendeltreppe hinab und machte mich auf den Weg in den Slytheringemeinschaftsraum.

Überraschender Wendepunkt - Wendung ins Gute oder in den Wahnsinn... (Draco Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt