Kapitel 1

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Es war kurz vor 10. Seit knapp zwei Stunden saß ich nun in der Agentur und hing mehr meinen Gedanken nach, als mich mit dem Auftrag zu beschäftigen. Wenn man es genau nimmt, hing ich gedankenverloren über der Fotoauswahl des gestrigen Abends und somit hatte es doch etwas mit dem Auftrag zu tun. Ich hatte gestern beim Konzert von CASPER fotografiert und sollte nun für unser Online-Musikmagazin Muusikko eine Auswahl der besten Bilder treffen. Doch ich war gefesselt von diesen wunderschönen braungrünen Augen, diesem Lächeln und den wunderschönen und vielseitigen Tattoos.
"Milena?", ich erschrock mich so sehr, dass ich einen leichten Schrei ausstieß und entsetzt meine Kollegin Isi ansah. "Milena, wo bist du nur mit deinen Gedanken?", lächelte sie, "ich stehe seit 5 Minuten neben dir und versuche mit dir zu sprechen!" Ihr Blick wanderte zum Bildschirm. Ich merkte, wie ich rot wurde und sagte deshalb hastig: "Ich kann mich einfach nicht für die 10 besten Bilder entscheiden. Es sind noch so viel mehr schöne Bilder dabei." Isi setzte sich zu mir und wir sahen uns die Bilder gemeinsam an. Ich kannte sie schon seit Beginn meiner Ausbildung und mittlerweile war sie meine beste Freundin geworden. Meistens arbeiteten wir zusammen, sie schrieb die Interviews zu meinen Bildern.
Auf einmal sah ich meinen Chef ins Büro und direkt auf uns zukommen. Er hielt mir den Schlüssel für den Firmenwagen vor die Nase. "Milena, fährst du bitte ins Hotel auf der Wiener Straße? Wir haben kurzfristig noch einen Interview mit dem Sänger der Band arrangieren können, die du gestern fotografiert hast." Perplex schaute ich erst zum Autoschlüssel und dann zu Isi.. "Aber.. Das ist doch ihr Part?" Isi grinste mich an. "Ach", stöhnte sie, "ich hab noch so viel Arbeit liegen. Ich muss noch ein paar Texte fertig stellen, für die Ausgabe die heute Abend noch online gehen soll. Es wäre super, wenn du fahren könntest." Ich nahm also den Autoschlüssel, schnappte mir meinen Notizblock und meine Jacke und machte mich auf dem Weg aus dem Büro in die Tiefgarage. "Oh man, Milena", dachte ich, als ich im Auto saß, "du bist keine 13 mehr. Reiß dich gefälligst zusammen. Du machst hier nur deinen Job und hast vorher schließlich auch noch nichts von dieser Band gehört." Mit diesen Gedanken startete ich das Auto und fuhr aus der Tiefgarage Richtung Wiener Straße.
Nach ungefähr 15 Minuten Autofahrt parkte ich das Auto vorm Hotel und atmete nochmal tief durch. Ich war so verdammt aufgeregt, ich verstand bloß nicht warum. Es war doch ein Job wie jeder andere auch. Schließlich betrat ich die Hotellobby und lies meinen Blick durch die Halle schweifen. Auf einem Sessel im hinteren Bereich der Halle sah ich ihn sitzen. Ich kramte meinen Presseausweis hervor und ging auf ihn zu. Scheinbar wusste er Bescheid, denn als ich mich näherte, stand er auf und lächelte mir zu. "Hey, du bist sicher Milena vom Muusikko-Magazin!", seine Stimme klang so rau. Ich nickte und reichte ihm meine Hand. Ich merkte, dass mein Herzschlag sich beschleunigte, als seine Hand meine berührte. Wie peinlich! "Bloß nichts anmerken lassen", dachte ich und setzte mich auf den Sessel ihm gegenüber. "Okay, dann wollen wir mal", räusperte ich mich schließlich und begann ihm ein paar Fragen zum gestrigen Konzert und seiner Musik zu stellen. Seine Stimme war so verdammt sexy. Ich hätte ihm stundenlang zuhören können. Nach ungefähr einer halben Stunde klappte ich meinen Notizblock zufrieden zu. "Damit lässt sich was anfangen, ich danke dir für deine Zeit!" Ich wollte aufstehen, als Ben mich ansah und scheinbar kurz überlegte. "Sag mal...", sagte er schließlich, "hast du nicht Lust noch zusammen was zu Mittag zu essen?" Ich starrte ihn an und merkte, dass ich rot wurde. "Na super. Die ganze Zeit konnte ich mich beherrschen und nun sowas..." Ich lächelte verlegen. "Klar, wieso nicht?" und schaute auf die Uhr, "es ist eh Zeit für meine Mittagspause." Auf dem Weg nach draußen tippte ich schnell eine Nachricht an Isi: "OMG! Er geht mit mir Mittag essen!"

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