Cis Perspektive-erste Erfahrung mit einem Outing

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Hallöchen hier ist Dodo :D  Ich erzähle heute Mal ein bisschen über meine ersten Berührungspunkte mit der LGBTQ+ Community und auch was über das erste Mal, als sich jemand vor mir geoutet hat (das war übrigens Noah).

Also bevor sich Leute vor mir geoutet haben, wusste ich noch nicht wirklich viel über das alles und die Community. Ich war dem ganzen aber nie abgelehnt oder so etwas, da mir von meinen Eltern praktisch von klein auf beigebracht wurde, dass ich lieben und leben darf wen und wie ich mich wohl fühle. So war es für mich nie wirklich verwunderlich, wenn Leute in den Parallelklassen nicht hetero waren, sondern sich mit einer anderen Sexualität indentifiziert haben. Aber wirklich vertraut war ich trotzdem nicht mit der Community. Das fing erst richtig mit einer Person aus meiner Klasse an, damals war ich in der 7. Klasse. Diese zeigte alles sehr offen und war auch immer bereit darüber aufzuklären. Einmal hatte sie ein Buch dabei, wo alle Zeichen für die Sexualitäten drin waren und alles war beschriftet. Ich war erstaunt, dass es so viele Sexualitäten gab. Damals waren mir nur Heterosexuell, Homosexuell und Bisexuell bekannt. Jetzt kenne ich natürlich viel mehr, obwohl ich immer noch nicht alles merken kann, aber letztendlich bin ich auch der Meinung, dass es nicht so wichtig ist, womit man sich betitelt, sondern dass jeder glücklich lieben kann. Naja also man merkt, ich wusste zwar ein bisschen was und habe mir auch nicht wirklich viele Gedanken gemacht, aber es war für mich nie ein Problem. 

Kommen wir jetzt zum ersten Outing, was ich mitbekommen habe. Wie oben schon gesagt, war es Noah, der sich bei uns geoutet hatte. Ich kann ja mal erzählen, wie das alles ablief: 
Also eine Person (übrigens die gleiche Person mit dem Büchlein und den Zeichen drin) sagte mir und ein paar Freunden, dass wir bitte nach der Schule noch im Klassenraum bleiben sollten. Wir waren zwar ein bisschen verwirrt, aber blieben da. Als wir allein waren, waren Noah und Will schon rausgegangen, was übrigens auch ein bisschen verwirrend war xD Naja aber dann holte besagte Person einen langen Brief hervor und begann zu lesen. Ich weiß gar nicht mehr genau, was jetzt im Detail gesagt wurde, aber ich glaube, es war halt einmal die Erklärung, was Transgender sein überhaupt bedeutet, dass sich nur der Name ändert und nicht die Person oder der Charakter und dass er hoffe, das wir es verstehen. Als die Person fertig gelesen hatte, schauten praktisch alle den Brief an und ich erkannte natürlich die Schrift (sagen wir mal so unter 50 Handschriften erkennt man Noahs sofort xD). Damals sagte ich dann völlig perplex: “Das ist doch Noahs (damals benutzte ich noch den falschen Namen) Schrift oder?” Ich weiß nicht, wir haben glaube ich alle erstmal drei Minuten verwirrt geschaut und uns gefragt, ob das jetzt wirklich Noahs Schrift sei. Die Person bestätigte uns das letzten Endes und ein paar Leute gingen dann auch, weil die Mensa sonst kein Essen mehr ausgibt. Ein zwei Leute und ich blieben und standen irgendwie doof rum. In mir drin breitete sich ein Gefühl aus, dass ich heute noch nicht ganz beschreiben kann. Ich glaube jeder hier kennt das Gefühl, wenn man merkt, dass sich panik in einem anbahnt, oder? Diese heiß-kalte gefühl, was dir irgendwie die Kehle zuschnürt und du das Gefühl hast, dass dein ganzes Blut in deinen Kopf schießt. Ich glaube ungefähr so kann man das beschreiben. Naja jedenfalls war ich, was unschwer zu erkennen ist, sehr überfordert und wusste nicht ganz, wie ich mit der Situation umgehen sollte. ich bin dann auf jeden Fall raus und draußen standen Noah und Will. ich erinnere mich daran, dass ich wohl irgendwie eine Verabschiedung gemurmelt habe und praktisch “weggelaufen” bin, obwohl ich nicht gerannt bin. Diese Reaktion tut mir immer noch ein bisschen Leid. Auf dem Rückweg von der Schule zu mir, war es irgendwie komplettes Chaos in mir drin. Ich hatte das Gefühl ich müsse weinen und genau da war der springende Punkt. Ich wollte nicht so reagieren und ich fühlte mich schlecht, weil ich anscheinend ein Problem damit hatte darauf klarzukommen. In meinem Kopf schwirrten Sätze wie “Was ist dein problem damit?” oder “Es ändert sich eh nichts...”. Ich glaube das war einfach eine Reaktion auf etwas, dass mich ein bisschen überrumpelt hatte und dazu noch etwas Neues war. Ich hab mich ein Glück auf dem Weg beruhigt bekommen und konnte dann Zuhause in Ruhe darüber nachdenken. Ich habe dann auch erstmal Noah geschrieben und mich entschuldigt, dass ich nicht gleich was dazu sagen konnte. Wir haben dann darüber geschrieben und das hat echt geholfen, da ich mich so viel leichter daran gewöhnen konnte und verstehen konnte (das ist etwas, dass mir oft bewusst wird, reden hilft wirklich oft).

Heute komme ich mit allem übrigens mehr als gut zurecht und es ist einfach normal für mich. In der Zeit nach Noahs Outing haben sich bis jetzt übrigens zwei weitere Freunde bei mir geoutet darunter auch Will. Ich empfinde nun auch keine Überforderung mehr sondern eher Stolz, dass ich so mutige Freunde hab und ich freue mich auch für sie, dass sie endlich anfangen können mit sich selbst ins Reine zu kommen :) 

So das wars erstmal von meiner Seite dazu, ich hoffe, mein erster beitrag hier hat euch gefallen. Wenn ich Fragen habt, dann fragt einfach in den Kommentaren, wir versuchen dann alles mehr oder weniger zu beantworten. 
Eure Dodo :D (& Noah & Will)

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