,,Neue" trans* Therapieform

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Okay, also vor einiger Zeit habe ich mal ein YouTube video von Mick gesehen. Vielleicht sagt Mick dem einen oder anderen was, wenn nicht, ist das auch kein Problem!

Aufjedenfall hat er in besagtem Video über seinen etwas anderen Weg zu Testosteron berichtet. Er hat nämlich dafür in Berlin eine mehr oder weniger neue Form der Therapie für trans* Personen in Anspruch genommen. Natürlich ist diese Therapie nicht ganz anders als die herkömmliche, aber besoners in ihrer Länge eben etwas anders geregelt. In diesem Kapitel möchte ich ein mal meine Gedanken, Bedenken und meine Kritik gegenüber dieser Form der Therapie aussprechen.

Vorab ist wichtig: 1. Dies ist keine Kritik an Mick selber oder seinem Weg. Ich möchte hier wirklich ihn oder seinen Weg nicht negatiev machen, sondern ledigtlich auf die Therapieform eingehen und er hat dazu nunmal ein Video gemacht. 2. Wie immer ist das ganze nur meine Meinung, wenn ihr Gedanken dazu zu teilen habt, schreibt sie gerne respektvoll in die Kommentare!

Um dieses Kapitel zu 100% zu verstehen, solltet ihr euch ein mal das Video anschauen, von dem ich die ganze zeit rede. Es ist 15 Minuten lang und sehr übersichtlich, also eine kurze ruhige Minute reicht vollkommen, denn Mick erklärt und erzählt das ganze wirklich super!

Also er erzählt ja hier dann im Prinzip von einer stark verkürtzten Form der Therapie. Man geht also nur ein paar wenige male zu Sprechstunden und meist höchstens 3 Moante (hoffe ich habe das alles richtig verstanden) und bekommt dann schon seine Indikation, wenn man eben laut der Therapeut*innen trans* ist.

Okay ich find das klingt erstmal zimlich cool. Ich meine wer will nicht nur 2 mal zur Therapie gehen und dann direkt die Indikationnin der Hand haben? Das ist denke ich besonders für trans Jungs die noch ganz am Anfang stehen eine Aussicht, die zimliech nice aussieht. Und ich denke auch, wie Mick selber auch gesagt hat im Video, dass das ganze auch einige Möglichkeiten mit sich bringt. zB bei Personen, die immer von ihren Eltern ein strich durch die Rechnung bekommen haben und jetzt dann volljährig werden, sowie schon länger out leben ist es natürlich super, wenn man dann nicht noch nach der Volljährigkeit lange warten muss. Zudem giebt es natürlich auch immer wieder leute, die schon mehrere Jahre geoutet leben, nur immer keinen Therapie Platz gefunden haben. Auch bier sehe ich, dass diese sehr kurze Therapie sicherlich Möglichkeiten mit sich bringt. Im endeffekt muss das natürlich aber auch jeder für sich selber entscheiden, ich denke das ist klar!

Allerdings sehe ich auch viele Probleme und Kritikpunkte an dieser Therapieform, wie man vielleicht schon ahnen konnte. Nicht ohne Grund heißt die Therapie, die man macht wenn man trans* ist ja auch ,,Begleittherapie". Ich glaube, dass bei einer Therapie die um die 3 Monate geht und oft nur wenige Sitzungen umfasst, kaum von einer Begleitung gesprochen werden kann. Eine Diagnose ,,trans*" zu stellen, ist natürlich die eine sache, weshalb man die Therapie macht, aber eine meiner Meinung nach größere, ist der Begleitungs Aspekt. Dabei geht es nicht darum, dass davon ausgegangen wird, dass alle die zur Therapie wegen trans* sein gehen verwirrt sind, sich nicht auskennen und eigentlich garnicht trans* sind, sondern einfach eine Anlaufstelle für Fragen, Sorgen und Ängste sowie eine Möglichkeit sich selber immer wieder hinterfragen zu bietet. Die ,,Diagnose" trans* ist ja erstmal nach wie vor eine Selbstdiagnose. Natürlich geht es in der Therapie auch darum, dass der Therapeut/die Therapeutin diese Diagnose nochmal stellt, um im Endeffekt darauf basierende Indikation aus zu stellen, aber so wie ich trans* Therapie erlebt habe und noch immer erlebe, geht es dabei um noch einiges mehr.

Um ein mal kurz bei dem Diagnose gedöns zu bleiben. Bei Personen, die schon länger out leben überall und da kein Zweifel mehr haben, sehe ich kein Problem zu sagen:,,Okay, guck mal du lebst auch schon eine Weile so und fühlst dich scheinbar wohl, dir kann ich schnell eine Indikation geben" und da nach dem Prinzip wie im Video zu gehen, dass man sagt man kann eine Geschlechtsinkongruenz schon anch 2-3 Sitzungen diagnostizieren. Ich bin zwar auch kein Fan des sogenannten Alltagstests, wo man eben eine bestimmte Zeit überall geoutet leben muss, um bestimmte Maßnahmen ergreifen zu können, denke aber dennoch, dass wenn eine Person schon länger geoutet lebt überall, dass eine Diagnose vereinfachen bzw verkürzen kann. Wenn da jedoch eine Person zur Therapie kommt, die noch nicht überall, noch nicht sehr lange oder womöglich noch bei kaum wem geoutet ist, denke ich kann es gefährlich sein da zu sagen, dass man eine Diagnose innerhalb von wenigen Stunden stellen kann un darauf basierend direkt eine Indikation ausstellt. Natürlich kann auch bei gänzlich ungeouteten Personen eine Diagnose schnell gestellt werden, dass will ich hier nicht mit bezweifeln, dass war ja bei mir selber auch so, aber die Indikation dann zu stellen, finde ich etwas schwierig. Ich finde es wichtig, dass man sich in dem Fall einer Person, die noch nicht lange überall out lebt oder noch nicht überall geoutet ist erstmal damit beschäftigt, was trans* sein eigentlich so bedeuet für die Person, was es für die Person bedeutet männlich (ftm) zu sein, über Ängste zu sprechen, das Umfeld wie Eltern vlt auch in eine Sitzung mit zu nehmen um auch hier Ängst und Sorgen zu behandeln sowie sich mit detrans außeinander zu setzten. Hier geht es nicht darum, der Person ausreden zu wollen, trans zu sein oder irgendwie Angst zu machen und abzusschrecken. Der Weg ist nur eben einfach viel mehr, als Hormone nehmen und dann OPs zu machen. Man muss sich vielem bewusst sein und sicher sein mit dem, was man ist. Denn natürlich kann es auch immer vorkommen, dass man sich geirrt hat.  Das muss ja nichtmal bedeuten, dass man doch cis ist, es kann genauso bedeuten, dass man für sich doch herausfindet, dass man zB nicht binär ist. Und natürlich kann man dann auch immernoch sagen, man möchte Hormone haben, aber ich denken es ist wichtig, dass bevor man so gravierende Schritte geht, man sich selber und seiner Identität bewusst und sicher ist und nicht in mitten einer Identitätskriese steckt.

Natürlich hätte ich ansich auch gerne früher Hormone bekommen. Ich war ziemlich genau 1 Jahr und 3 und Monate in Therapie, vor meinem Testo Start. Aber besonders aus meiner heutigen Sicht, kann ich sagen, dass es gut war das ich vorher eine Zeit in Therapie war. Die Länge ist natürlich meinem alter geschuldet, ich war 14 als ich in Therapie gekommen bin, natürlich wird einem dann nicht sofort Testo verschrieben. bei volljährigen Personen, passiert das meist schneller, in einem Zeitraum von oft zwischen 3 und 6 Monaten Therapie. Ich habe mich in der Therapie damit außeinander gesetzt, was es für mich bedeutet, ein junge zu sein, wieso ich nicht ein maskulines Mädchen sein kann oder nicht binär. Aber auch mit dem Thema detrans habe ich mich beschäftigt, wobei ich das auch außerhalb der Therapie gemacht hatte. Über detrans haben wir nicht gesprochen, weil mein Therapuet dachte ich sei detrans oder so, aber einfach um zu wissen das dass existiert, dass es Menschen gibt die den Weg gehen und dann merken es war doch falsch. Das es auch okay ist, wenn das passiert und vorallem, wieso es passiert. All diese Stunden, in denen wir über verschiedenen Theman gesprochen haben, sollten aber wie gesagt nicht dem Zweck dienen, mir irgendwas auszureden, sondern einfach zu hinterfragen und sich selber Identitäts mäßig zu festigen. Mir haben diese Stunden im wesentlichen eine sicherheit gebracht, dass das was ich tue richtig ist. Klar, ich war mir auch vorher schon sehr sicher, aber in der Form äußern, was meine Bedürfnisse sind, wieso ich das so emfinde und wie ich vorallem allein den Prozess in die Hand nehme und den Weg eben im Endeffekt von mir aus gehe, konnte ich damals so noch nicht ganz sicher sagen und machen. Wenn man sich etwas hinterfragt und mit einem Therapeuten zusammen über Wünsche etc unterhält was trans angeht, bin ich mir sicher, dass man seine Identität und den Weg deutlich sicherer und Selbstbewusster gehen kann. Mir hat die Therapie also im wesentlichen diese Sicherheit gegen, dass es richtig ist was ich tue, egal wie andere reagieren oder das hinterfragen.

Auch bei Fragen und Ängsten ist eine Therapie sehr gut. Einerseits konnte ich meine Fragen nennen und Ängste aussprechen, ohne das darüber geurteilt wird und andererseits und bei mir viel wichtiger, konnten das meine Eltern. Egal wie alt man ist, für das Umfeld (ob das Eltern, Geschwister, Freunde oder Partner*innen sind) ist der Weg auch nicht einfach mit zu gehen. Es gibt oft viele Fragen und vorallem Ängste und Sorgen. Diese können aber oft schnell auch genommen werden. Und dabei kann ein Therapeut/eine Therapeutin, der/die auf das ganze etwas nüchterner und vorallem sehr professionell schaut sehr hilfreich sein! Ich will nicht sagen, dass trans* Personen selber ihrem umfeld da die Angst etc nicht nehmen können, aber wenn ein Therapeut dir sagt,,Ihr Kind ist trans. Und das bedeutet das und das" hilft das oft Eltern einfach sehr. Und auch für Freunde oder Partner*innen kann ein Therapeut/eine Therapeutin der dich begletet hier oft eine gute Anlaufstelle sein. Und mit einem Therapeuten/einer Therapeutin kann man eben auch über eigene Sorgen sprechen was den Weg angeht und steht damit nicht allein. Denn ein anstehendes outing, eine kommende Hormontherapie oder auch eine anstehende OP kann natürlich auch Angst auslösen, die man dort dann loswerden kann.

Ein weiterer, weniger emotionaler Punkt für mich ist, dass man laut den Richtlinien für die Genitaloperationen mindestens 12 Moante Therapie vozeigen muss. Auch das Therapeutische schreiben für die Mastek stellen die kurz Therapeut*innen meines wissens nach nicht aus. Für die Therapeutischenschreiben was jegliche OPs angeht müsste man sich dann also noch zusätzlich eine andere Therpie suchen.

Mein fazit: Ich persönlich sehe die Vorteile einer solchen Therapieform für Personen, die schon länger überall out sind schon. Ich verstehe auch, wieso es einem lukratiev vorkommt, nur kurz in Therapie sein zu müssen. Ein großer negatiev Punkt für mich ist allerdings das fehlende Begleiten, was eine trans* Begleittherapie eigentlich bieten soll. Dabei ist es natürlich immer unterschiedlich, inwieweit man diese Begleitung benötigt, doch ich denke das besonders am Anfang des weges das ganze wichtig ist und einen besonders selber in seiner Identität und dem Weg positiev stärkt. Außerdem muss man dazu sagen, dass es auch viele Therapeut*innen gibt, die besonders bei 18+ Jahren eine Hormon Indikation nach 3-4 Monaten ausstellen.

Wie ist deine Sicht auf das Thema? Ich habe darüber bisher nur mit einem trans Kumpel gesprochen, der das so sieht wie ich, wie seht ihr das?  Würde mich wie immer freuen, wenn du deine Gedanken etc dazu in den Kommis teilen würdest (:

LG Noah 

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