Ich habe mich heute morgen selber dabei erwischt, wie ich über meine Transition nachgedacht habe und wie trans sein mein Leben beeinflusst und beeinflusst hat.
Über trans sein nachdenken ist bei mir selten etwas aktives. Damit meine ich, es gibt Dinge, über die ich nachdenke, weil ich darüber gerade nachdenken will oder es gerne tue. Über trans sein nachdenken ist eher etwas, was einfach passiert. Es ist da und ich nehme es hin, weil es mitlerweile kaum noch etwas negatives für mich ist, darüber nachzudenken.
Und wenn das Nachdenken dann so aufkommt, denke ich gerne noch darüber nach, wieso ich eigentlich gerade darüber nachedenken muss, woher das wohl kommt. Ich weiß nicht ob das bei jedem so ist oder ob das nur mein Gehirn ist, aber ich verstehe gerne, wieso ich über bestimmte Dinge gerade nachdenken muss und wieso ich was in dem zusammenhang emfinde. Mir persönlich hilft das die Gedanken zu sortieren und vorallem mich selber besser zu verstehen.Da dieses Buch, wie ihr mitlerweile bemerkt haben solltet, übers trans sein allgemein, aber auch über meine Transition ist, dachte ich mir ich teile hier mal meine Gedanken. Teilweise hätte ich gerne mehr die Möglichkeit, die Gedanken von anderen trans Leuten mitzubekommen, weshalb ich dachte, ich kann das ja einfach mal machen. Willkommen also zum heutigen "Gedanken Haufen". Ich sitze hier gerade und gucke parallel Fußball, ob das so schlau ist weiß ih nicht, aber man muss ja Prioritäten setzen nh.
Im Vorhinein sei natürlich wie immer gesagt, dass das alles nur meinen Gedanken entspricht und auf keinste Weise für alle trans leute stehen soll.
Außerdem freue ich mich immer auch eure Gedanken zu meinen Gedanken zu lesen, wenn dir also zu irgendwas hier etwas einfällt, was du teilen würdest, dann mach das immer gerne, ich freu mich darüber!Trans sein ist in den letzen Monaten ein sehr kleiner Teil meines lebens gewesen.
Natürlich bin ich trans, war das die ganze Zeit und werde es auch immer sein, aber ich habe Verhältnismäßig extrem wenig darüber nachgedacht.
Besonders am Anfang meiner Transition und bis zu einem Jahr auf Testo war trans sein etwas, was mich fast jeden tag aktiv begleitet hat.
Ich habe jeden tag mindestens ein mal darüber nachgedacht, meist viel öfter. Und wie man sich denken kann und ich denke viele relaten können, war das fast immer in einer negativen Art und Weise. Gedanken ums passing, dysphorie, ob mich andere als Junge sehen und der ständige Begleiter ,,Das geht hier alles nicht schnell genug, meine Transition Ziele werde ich nie erreichen."
In den letzen Monaten ist das weniger geworden.
Das weniger werden war ein Prozess. Ich würde behaupten, dass es dadurch kommt, dass ich grundsätzlich zufriedener mit mir selber bin. Aber hier nicht nur im trans Sinne, also das ich zufriedener mit meiner Stimme, Gesichtsform und alle dem bin, sondern generell. Ich habe gelernt auf mich selber besser zu achten und aufzupassen, was dazu führt, dass ich einfach allgemein zufriedener bin und eben damit auch viel weniger übers trans sein nachdenken musste. Eine ,,Erkentniss" die ich daraus mal wider ziehen konnte, ist das glücklich und zufrieden sein viel mehr bedarf, als die Transition. Natürlich führt meine Transition dazu, dass ich mich wohler fühle und glücklicher bin, wieso sollte ich das alles sonst machen. Es ist nur so, dass obwohl trans sein ein großer Bestandteil meines daseins ist, ich natürlich noch viel mehr als das bin. Und ich denke dieses selber aufs trans sein reduzieren, musste ich erst lernen aus zu schalten. Aus schalten klingt in dem Zusammenhang etwas zu einfach, ich denke aber ihr wisst was ich meine. Ich habe mich, mein Leben und meine Gedanken denke ich selber sehr lange zu stark aufs trans sein reduziert. Aber ich und alle trans Personen da draußen, sind noch so viel mehr als trans. Also lass dich nicht von anderen aufs trans sein reduzieren, reduziere dich aber auch selber nicht darauf.
jetzt bin ich gerade etwas abgeschweift, deshalb heißt das hier ja auch "Gedanken Haufen". Worauf ich hinaus will, ist das ich in den letzen Monaten viel weniger über trans sein nachdenken musste, es aber im Moment wider mehr zurück kommt. Der grund dafür ist, dass ich in 3 Tagen ins Krankenhaus fahren werde, für meine Mastektomie.
Um darüber genaueres zu lesen, lies gerne mal die paar Kapitel vor diesem.
Dieser Fakt führt dazu, dass ich logischerweise wieder mehr über das alles nachdenken muss. Sei es nur im "Was muss ich alles einpacken?" Sinne.
und das ist erstmal nichts negatives, eher interessant.
Denn heute morgen habe ich darüber nachgedacht, dass meine Transition nach dieser OP für mindestens die nächsten 2 Jahre, vielleicht für wesentlich mehr Jahre und möglicherweise auch für immer abgeschlossen sein wird. Und das ist ein sehr ,,friedvoller" und Angsteinflößender Gedanke zugleich.
Ich weiß nicht, ob ich mehr OPs möchte und brauche, als die Mastek.
Erstmal ist das aber auch garkeine Möglichkeit, da ich minderjährig bin und man unter 18 keine anderen OPs machen darf. Aber danach ist es natürlich eine Möglichkeit, zu der ich im Moment eher nein sage, aber einafch noch nicht zu 100% weiß, ob ich in die Richtung eben noch OPs benötige.
Die Frage, ob ich das für mich brauche stresst mich zum Glück nicht. Ich weiß das viele mit dieser Frage sehr struggeln und das so Entscheidungen sind, die einen Nachts wach liegen lassen, aber bei mir ist das zumindest im Moment noch nicht so. Ich weiß, dass ich die Möglichkeit habe, weitere OPs zu machen, wenn ich das brauche. Aber ich weiß auch, dass es da keinen Stress oder Druck gibt, weder von mir, noch von meinem Umfeld. Von daher lasse ich mir bei dieser Entscheidung Zeit und gucke, was die Zukunft da so bringt.Was mir an dem Gedanken, dass nach der Mastek meine Transition zunächst beendet sein wird diese Art von ,,Frieden" gibt, ist das ich weiß, dass es für mich erstmal einfacher wird. Nicht ständig zu diverse Ärzten zu müssen, sich um Kostenübernahmen kümmern zu müssen, mit der Krankenkasse stress haben und nebenbei dann noch diverse freunde und Verwandte darüber aufklären, was jetzt gerade passiert, ist sehr angenehm. und mit friedvoll meine ich da irgendwie auch eine Art ,,Frieden" in und mit mir selber, den ich jetzt gerade nur sehr schwer beschreiben kann. Ich denke aber viele trans Personen können gerade vielleicht verstehen, was ich damit meine.
Auf eine Art und weise macht mir der Gedanke, danach erstmal fertig zu sein, aber auch Angst. Angst ist hier vielleicht das falsche Wort. Ich habe keine Angst davor, dass meine Transition danach erstmal zuende ist. Ich habe weder Angst vor der OP, noch Angst vor der zeit danach. Es ist eher soeine Art komisches Gefühl. So ähnlich wie der Gedanke, dass die Schulzeit irgendwann endet. Man freut sich (in den meisten Fällen, wie gesagt rede ich hier nur von mir) darüber und ist extrem gespannt auf die Zeit danach und was so auf einen zukommt, gleichzeitig ist da aber auch dieses komische Gefühl, dass etwas, was einen sehr lange begleitet hat, auch wenn es nicht immer gerade toll war, dann weg fällt.
Soein ähnliches Gefühl habe ich eben auch dem ganzen Transition Ding gegenüber.
Ich weiß einfach nicht, wie es danach mit mir im Bezug auf das Thema trans weiter geht. Inwiefern spielt trans sein danach eine Rolle in meinem Alltag? Vergesse ich danach manchmal, dass ich trans bin? Brauche ich vielleicht in der Zukunft noch mehr OPs?
All das ist etwas, was ich nicht weiß und nicht beantworten kann.
Bisher wusste ich nach jedem Schritt in meiner Transition, was danach kommt.
Als ich mich geoutet habe, wusste ich was ich danach will und worum ich mich kümmern muss. Als ich Testo bekommen habe, wusste ich was mein nächstes Ziel ist. Und auch nach der VÄ/PÄ wusste ich, was mein nächster Wunsch ist und was ich dafür so tun muss und werde.
Die Transition hat mir insofern eine Art struktur gegeben, da trans sein und all das eben ein großer Bestandteil meines Lebens ist und war.
Nach diesem Schritt weiß ich nicht was kommt. Wie werde ich mich was Dysphorie angeht fühlen? Wird trans sein überhaupt noch eine Rolle in meinem Alltag spielen?Bitte nicht falsch verstehen. Ich bin extrem froh und dankbar, diesen Schritt zu gehen. Und ich finde es extrem angenehm und eben auf eine Weise ,,Friedvoll" zu wissen, dass ich mich nach diesem Schritt erstmal nicht um das nächste kümmern muss. Ich kann mich danach auf andere Dinge fokussieren und kümmerm, dass ist sehr cool und eine Sache, die ich mir immer mit gewünscht habe.
Gleichsam damit kommt eben aber auch diese kleine Unsicherheit, die nur mit der Zeit weg gehen wird.Ein weiterer Punkt der mit diesem erstmaligen Ende der Transition kommt, ist zwangsläufig der Gedanke, wie ich es her überhaupt her geschaft habe.
Ich habe es immer gehasst, wenn andere trans Leute das gesagt haben, aber wir standen alle mal am Anfang. Man vergisst das viel zu schnell. Jeder, wirklich jeder war mal an dem Punkt, wo man überall ungeoutet war und dachte, dass man das alles eh niemals schaffen wird. Auch der dude, der schon seit 3 Jahren den Aufbau hat und 6 Jahre auf Testo ist.
Ich erinnere mich noch ziemlich gut daran, als ich dieses Buch gestartet habe. Ich war mitte 14 und gerade mal bei meinen Eltern und ein paar wenigen Freunden geoutet. Nicht in der weiteren Familie, nicht in der Schule. Und schon garnicht auf Testo, die VÄ/PÄ oder gar die Mastektomie. Das alles hat sich immer unglaublich weit entfernt angefühlt und bis ich die einzelnen Dinge dann geschaft habe so, als würde ich es eh niemals schaffen.
So richtig wissen, wie ich das dann alles gemacht habe und mich getraut habe und woher die Kraft kam, weiß ich im Nachhinein nicht. Klar weiß ich, welche Leute mir dabei geholfen haben und all das.
So im Nachhinein passt auf meine bisherige Transition und all das ,,Trust the process" ziemlich gut. Denn vermutlich war das auf eine Art und weise immer das, warum es weiter gegangen ist, weil die Zeit un der Prozess das eben schon irgendwie machen wird.Und ich denke nach wie vor, dass trust the process ein ganz guter Anfang im bezug auf das, was jetzt alles so noch kommt ist. Das wird schon.
Wundervoll, ich hoffe das war jetzt alles nicht zu haufig und unzusammenhängent. Ich hoffe man konnte verstehen, was ich meine und das nichts so rüber kommt, als wäre ich nicht dankbar für diese Transition und die Möglichkeit dazu, denn das bin ich.
Was denkt ihr zu alle dem gedöns, was ich jetzt hier so von mir gegeben habe? Kann vielleicht jemand relaten oder hat sonstige weise oder nicht weise Gedanken?
Trust the process meine Freunde
LG Noah
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