neuer/alter Name

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Der Name ist eine Komponente in der Transition von den meisten trans* Personen, der nicht ganz unwichtig ist.
Die meisten trans* Personen suchen sich im laufe der Transition einen neuen Namen aus oder bekommen ihn gegeben. Natürlich nicht jeder!

Für mich war das ein seltsamer Prozess und da ich denke, dass es einigen anderen auch so gehen könnte, dachte ich, ich schreibe mal etwas darüber und erzähle Dinge, die ich erlebt habe was den Namen betrifft, wo ich früher gerne gewusst hätte, dass es normal ist.

Wie ich meinen Namen ausgesucht habe, habe ich glaube ich schonmal erzählt. Also Kurzfassung: Ich wollte einen Namen mit mehr als einer Silbe und dem Buchstaben ,,N" zu Anfang. Außerdem sollte er nicht so speziell sein, da sowohl ich als auch meine Eltern Deutsch sind und mir das komisch vorgekommen wäre und ich wollte nicht, dass jemand in meinem Umfeld den Namen trägt.
Mit ein paar Umwegen bin ich dann also bei ,,Noah" gelandet. Damals wusste ich noch nicht, dass das soein beliebter Name bei trans* Leuten ist. Wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich vermutlich einen anderen gewählt. Im Nachhinein denke ich auch, dass ich meine Eltern mit dem jetzigen Wissen meinen Namen hätte wählen lassen, da ich es einfach eine schöne Sache finde. Aber das kann ich jetzt nicht ändern und damals wollte ich mich einfach nicht ohne Namen outen, weshlab ich ihn halt selber gewählt habe. Zum Glück mögen meinen Eltern ,,Noah" aber gerne als Namen.
Als ich den Antrag zur VäPä geschrieben habe, musste ich mich dann ja schlussendlich festlegen und da ich einen zweiten Namen wollte, da ich früher auch einen hatte,  habe ich dann den genommen, den mir meinen Eltern sonst bei der Geburt als bio Junge verpasst hätten.
Gut, das war jetzt nicht so kurz gefasst, egal😅
Wenn du offen bist zu erzählen, wie du auf deinen Namen gekommen bist, würde es mich freuen, dass zu erfahren, schreib es also gerne mal in die Kommis!

Meine Namensfindung war okay.
Ich glaube für viele trans* Leute ist das eher eine anstrengende Sache, da man eben einen Namen haben möchte.
Als Person, die mit dem eigenen Namen im reinen ist, ist einem denke ich nicht bewusst, wie wichtig Namen sind und egal wie affig es klingt, wie machtvoll Namen sind oder sein können. Und das ist auch okay, denn ich denke man kann es aus logischen Gründen auch einfach nicht so verstehen.
Als trans* Person erlebt man die Wichtigkeit des eigenen Namen jedoch am eigenen Leib.
Name ist Identität.
Mit dem falschen Namen angesprochen zu werden oder einfach irgendeinem Namen kann Verletzten oder man fühlt sich einfach nicht angesprochen.

Mein Name ist mir wichtig und ich mag ihn.
Ich muss dazu allerdings auch sagen, dass es mir genauso ging mit meinem alten Namen.
Ich mochte und mag meinen Namen schon immer. Ich mag meinen jetzigen Namen und mochte meinen alten Namen tatsächlich auch immer. Viele trans* Leute nennen ihren alten Namen ,,deadname". Aus verschiedenen Gründen, beispielsweise weil für sie der Name tot ist, weil sie alles mit dem Namen verbundenen tot wünschen, weil die Person hinter dem Namen tot ist oder andere Gründe, die individuel sind.
Für mich ist das allerdings nicht so. Die Person, die ich mal war ist nicht tot und ich wünsche sie nicht tot, genau wie die Erinnerungen oder das Leben. Es war nicht alles toll, aber ich hatte ein gutes Leben, eine schöne Kindheit, an die ich auch gute Erinnerungen habe. Mein Alter Name gehört zu mir und meiner Vergangenheit, dass ist ein Teil von mir und der ist eben nicht tot, weshalb für mich die Bezeichnung ,,Deadname" nicht passend erscheint.
Der Name wird immer ein Teil von mir sein, er passt zwar nicht zu mir, aber er ist ein Teil von mir, ich wünsche mein Kindheit ,,ich" nicht tot und seinen Namen dann ,,deadname" zu nennen, emfinde ich persönlich (!) dem kleinen Wesen was ich damals war gegenüber als Respektlos.
Deshalb ist mein alter Name für mich eben nur mein alter Name, aber das entscheidet und empfindet jeder für sich selber!

Trotzdem ist es für mich wichtig, dass man mich mit ,,Noah" anspricht und nicht mit meinem alten Namen. Denn Noah bin ich halt und ich mag es nicht, mit meinem alten Namen angesprochen zu werden, da der Vergangenheit ist.
Typisch ist, dass Verwandte in Erzählungen über einen von Früher entweder plötzlich den alten Namen verwenden für einen oder sagen ,,damals, als du noch so und so hießt...". Das habe ich mitlerweile von mehreren trans* Leuten gehört. Wichtig ist: Wenn man über mich spricht, egal in welcher Form, Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, ich bin Noah, er und ein Junge. Das das für viele cis Personen nicht ganz verständlich ist, verstehe ich. Ich denke hier ist einfach wichtig, wie an vielen Stellen: Man muss es nicht verstehen, aber respektieren und einfach den Wunsch der Person versuchen so gut es geht umzusetzen.
Aber auch hier macht das das natürlich jede trans* Person individuell.
Dieses alter Name für mich als Kind verwenden kann ich am ehesten bei meinen Eltern und meiner Oma akzeptieren. Meine Eltern haben mir diesen Namen eben damals gegeben und hängen auch in gewisser Form daran und meine Oma ist teilweise einfach etwas tüdelich. Dennoch bin ich froh, dass sie das mitlerweile kaum noch tun.
Bei Leuten aus meiner Familie, mit denen ich wenig zutun habe oder Leuten, die mich als Kind nicht kannten, kann ich es weder verstehen noch akzeptieren, wenn sie mich als Kind mit meinem alten Namen betiteln.

Dinge, die ich gerne gewusst hätte, bevor ich in den Prozess des Namens änderen (im sozialen Bereich)  gegangen bin:

1. Einigen Personen wird es super leicht fallen, anderen schwer. Wem das wie leicht/schwer fällt, ist unvorhersehbar.
Meinen neuen Namen zu nutzen, viel einigen Leuten in meinem Umfeld total leicht. Ich war einfach ,,Noah". Das hat mich natürlich gefreut!
Aber anderen dagegen viel es echt schwer.
Ich weiß nicht, wieso es den Personen schwer oder leicht viel, echt keine Ahnung. Aber es ist einfach so und ich musste es lernen zu akzeptieren.
Besonders Personen die mich lange kennen, meine Eltern und  Geschwister zB, viel es natürlich schwerer. Das ist glaube ich klar und bei vielen so.
Aber beispielsweise bei Lehrern oder auch Freunden ist mir einfach aufgefallen, selbst wenn die Person total suportive ist, kann es sein, dass es dem jenigen einfach schwer fällt mit dem Namen, während es anderen super leicht fällt.

2. Beim neuen Namen genannt zu werden, muss nicht zwangsläufig Euphorie auslösen.
Als meine Familie begonnen hat, mich bei meinem neuen Namen zu nennen, dachte ich zuerst das mich das total euphorisch machen würde.
Stattdessen hat es sich einfach nur seltsam angefühlt. Nicht schlecht, aber einfach komisch.
Damals hatte ich total Panik, weil ich wie ich so bin halt erstmal alles hinterfragt habe und dachte, dass es vielleicht doch nicht das richtige ist.
Im Nachhinein finde ich das ganz lustig.
Es war das richtige, keine Panik!
Eigentlich ist das Phänomen, was ich damals durchlebt habe sehr logisch zu erklären.
Man muss sich überlegen, ich habe vorher 13 Jahre lang mit einem anderen Namen gelebt. Und ob ich das jetzt toll fand oder nicht, ich war logischerweise dran gewöhnt.
Und ich, als Mensch der einfach ein gewohnehitstier ist, war erstmal einfach denke ich überfordert mit der Änderung des Namens.
So wie es für das Umfeld eben auch seltsam ist, weil sie mich vielleicht nicht mit dem neuen Namen verbunden haben, war das bei mir eben ähnlich.
Ich musste mich erstmal daran gewöhnen, ,,Noah" genannt zu werden.
Also falls hier jemand was ähnliches erlebt, es ist normal und okay!

3. Kinder verstehen das.
Eine Angst von mir war beim Outing auch, dass die Kinder in meinem Umfeld das nicht verstehen werde. Ich würde behaupten, dass die Gesellschaft generell Kinder immer eher dümmer darstellt, als sie sind. Und sie unterschätzt.
So wurde es mir teilweise auch dargestellt und ich glaube viele Erwachsenen denke auch immer, dass kleine Geschwister von trans* Personen ein outing nicht verstehen werde.
Ich habe das ganz anders erlebt!
Bisher ist mir tatsächlich noch kein Kind über den Weg gelaufen, was mein Outing oder das Outing einer anderen trans* Person negatiev aufgenommen hat oder den Namen nicht nutzen wollte.
Wie bei Punkt eins schon erwähnt habe ich bei Kindern auch extrem mitbekommen, dass einige den Namen super schnell auf die Reihe bekommen und andere Zeit brauchen.
Aber wenn man es Kindern eben kindlich, aber nicht albern oder nach dem Motto ,,Du bist ein bischen dämlich", erklärt, verstehen die das auch und bekommen den Namen hin.

Ja, ich denke das waren ein paar Dinge und Gedanken zum Thema Namen.
Ich hoffe es hat euch gefallen!

Wenn du einen Gedanken zum Thema Namen hast oder einen Kommentar zu meinen Gedanken, würde es mich interessieren, dass zu erfahren!

LG Noah

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