Wie trans meine Alltag beeinflusst und was gerade so abgeht

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Hey an euch alle!
Es kam recht lange nichts mehr, dafür entschuldige ich mich und ich würde es in diesem Kapitel gerne einmal etwas erklären und damit zusammenhängend einfach ein bischen Erfahrungs Bericht mäßig erzählen wie trans sein Mein Alltag beeinflusst in letzter Zeit.

Die letzten Wochen waren echt nervig, anstrengend und ermüdend, das muss ich einfach ehrlich sagen. Ich hatte innerhalb von 3 Wochen 4 Termine die jeweils den Tag eingenommen haben, da ich dazu in die nächste Großstadt fahren musste und das natürlich seine Zeit dauert. Ich musste viel telefonieren, habe ein Vorgespräch ausgemacht und musste mich trans technisch in der nahen Vergangenheit (weiß nicht ob es das in dem Kontext so gibt die Ausdruckweise)in der Schule mit trans kram rumschlagen, sowie im Moment immernoch, zudem warte ich im Moment auch gespannt auf Post zu dem Thema.
Ich bin im Moment einfach froh über jeden Moment, an dem ich nicht daran denken muss das ich trans bin, das ich ,,anders" bin und das ich noch da und da anrufen muss und noch den und den Termin benötige.

Ich will hier garnicht in die ,,Alles ist so schrecklich, warum muss ich trans sein" Mentalität abrutschen, das ist nicht meine Intention und auch nicht meine Mentalität was das Thema angeht, ich will nur zeigen wie es ist und das es okay ist auch mal solche Phasen durch zu machen.

Um es kurz zu fassen: Ich habe momentan viel auf oft negative Art und Weise mit dem Thema zutun und umgehe jede nicht nötige Situation was das Thema trans angeht um mir einfach da mal Ruhe zu gönnen.

Jetzt würde ich noch einmal die oben genannten Punkte erläutern und generell so meine Erfahrungen mit trans sein im Alltag erklären.
Also grundsätzlich denke ich, nimmt die Wichtigkeit und generell auch das Gewicht des trans seins im Alltag, seine Präsenz immer weiter ab, je weiter man auf seiner Transition kommt. Ist ja auch klar, man kommt weiter, räumt Hürden aus dem Weg und durch die eventuelle medizinische transition auch Dysphorie. Das erleichtert den Alltag ungemein und man kann oft auch einfach vergessen, das man trans ist, was echt super ist! Denn trans sein macht eine Person nicht aus, trans sollte am einem bestimmten Punkt nur noch ein kleines Stück des Lebens sein, bzw fände ich das gut für mich persönlich.
Ich habe viel dieser hochs und tiefs, wo ich mich mal gerne mit dem Thema befassen und mal weniger gerne, ich denke das kennt jeder. Auch cis Personen, mit belastenden und anstrengenden Themen setzt man sich eben manchmal mehr und lieber auseinander und mal weniger und ungerne.

Es ist nicht so, das ich verdrängen möchte trans zu sein, es ist einfach nur manchmal angenehm nicht daran zu denken, mal frei von dem Gedanken zu sein ,,Ich muss noch das machen", ,,shit, da steht jetzt mein alter Name drauf"  und, und, und.
Mich hat das ganze Thema in den letzten Wochen oder dem letzten Monat bis 1 1/2 Monaten einfach etwas überrannt.
1. Ich bin gerade dabei meine VäPä zu machen, dafür benötige ich ja die zwei Gutachten, ich ich mittlerweile bereits schon hatte (zum zweiten schreibe ich nochmal genau etwas in einem separaten Kapitel), das in einem Abstand von einer Woche.
2. Ich hatte meinen alle 6 Monate Endo Termin.
3. Ich hatte nach 4 Wochen Pause wieder trans Therapie.
4. Ich wurde in der Schule trotz 1 1/2 Jahren out in letzter Zeit oft von den neuen Lehrkräften die ich seit Ende der Sommerferien (neue Klasse) habe in die Spate ,,Mädchen" eingeteilt
Und
5. Ich musste mich mit meiner Schule rum schlagen, weil auf allen Listen, die die Lehrer haben und die in den Klassen aushängen, mein Alter Name steht und die das patu nicht ändern wollten.

Ich sag das jetzt echt nicht weil ich Mitleid will oder so, das ist alles okay und normal, ist eben anstrengend, ich möchte wie gesagt nur die Realität darstellen.
Das alles hat mich einfach echt angestrengt und mehr belastet und überrannt als ich dachte.

Zunächst mal die Gutachter Termine. Ich bin echt super happy das ich die VäPä bald habe und auch die Gutachten so schnell bekommen konnte, ohne viel Wartezeit. Allerdings hatte ich die Gutachten und meine Endo Termin+Therapie alles innerhalb von 3 Wochen. Bei jedem Termin war ich um die 1-2 Stunden und musste erzählen wie es mir geht, wie meine Kindheit war, wie es mir mit Testo geht, was ich in Zukunft plane, wie meien Selbstfindung war, wie meine Familie so ist und wie mein Outing war. Das hött sich nicht dramatisch an, aber immer wieder solche Erinnerungen die größtenteils nicht unbedingt positiv sind hoch zu holen um sie dann einer mehr oder weniger fremden Person zu erzählen und Rückfragen dazu zu bekommen ist echt anstrengend. Jedes Mal wieder von vorne anfangen, jedes Mal die Kindheit durchlaufen, jedes Mal erklären wie es mir geht und ging, hat mich irgendwann echt ermüdet.

Drauf kommt eben diese ganze Schulgeschichte.
Als anfang des neuen Schuljahres wurde unsere Klassen wegen der Oberstufe neu gemischt. Da haben ich und meine Mutter eine Mail an die Schulleiter geschrieben, ob sie nicht bitte meine Namen im Klassenbuch ändern könnten, damit neue Lehrer mich direkt als Noah kennen lernen und nicht mit meinem alten Namen ansprechen. Ich war zu dem Zeitpunkt schon etwas über 1 Jahr in der Schule geoutet und in meiner vorherigen Klasse hat auf Nachfrage mein Lehrer den Namen einfach geändert, ohne die Schulleitung zu fragen. Deshalb dachten wir sollte das kein Problem sein...turns out, falsch gedacht😅.
Es war ein riesen Problem für die. Erstmal meinten sie einfach ,,nein, das geht nicht, solange der Name nicht offiziell ist, ändert das doch bitte erstmal." Ist ja leider aber nicht so einfach und nicht so billig. Klar, können die nicht wissen, war trotzdem nh ziemliche ,,bruh" Situation. Zudem hat der Vertretenden Schulleiter den dummen Kommentar abgegeben:,,Das ist dann ja total viel Aufwand, wo willst du denn das wir das noch alles ändern?".
Ich dann also ins neue Schuljahr, statt einfach nur Noah zu sein musste ich an jeden Lehrer nh Mail schicken, halb so wild dachte ich mir. Naja, einige Lehrer haben die aber scheinbar nicht gelesen, heiß sie haben die Klassrnliste vorgelesen und ich musste vor versammelten Mannschaft den Namen verbessern und erklären was da los ist, was echt nh doofe Situation ist wie man sich vorstellen kann. Außerdem haben wir in jeder Klasse Kurslisten hängen, wo eben drauf steht wer in welchen Kurs ist in bestimmten Fächern ist. Da steht mein Alter Name drauf und das hängt in jeder Klasse aus🤦‍♂️.
Wir dann also nochmal zu Schulleitung gelatscht. Die meinten ,,Hm, ne, rechtlich blah, blah, wir müssen das ans Ministerium weiter leiten." Die leiten also Zitat:,,Meinen Fall." Ans Ministerium weiter, das Ministerium Meldet sich, sagt aber sie wissen da auch nicht genau weiter. Wahnsinnig hilfreich also, danke liebes Ministerium 😂. Die Schulleitung ratlos, ich endgültig an Rand meiner Geduld.
Ich hatte generell keine Lust da ständig mit der Schulleiter rum zu Hühnern und zudem wollte ich auch das alles eigentlich nicht an die große Glocke hängen. Das auf meinem Schülerausweis und dem Zeugnis mein Name nicht stehen kann wusste ich schon aus dem Vorjahr, das macht zwar auch jede Schule anders, aber da ich diese Sachen eh nur persönlich bei mir habe, ist mir das relativ egal. Aber das mit den Klassenlisten war dann doch etwas zu viel des Guten.
Schlussendlich habe ich das ganze dann an meinen Therapeuten weiter geleitet und der hat dann ein Gutachten verfasst an meine  Schule, in dem er geschrieben hat, das ich das nicht aus spaß mache und das ich schon lange in Psychologischer begleitung bin und das sie meine Namen doch bitte ändern sollen um mir einen möglichst angenehmen und normalen Werdegang zu ermöglichen. Eigentlich wollte ich nicht das mein Therapeut an die schreibt, aus dem einfachen Grund das ich dachte man kann es mit einfachem Menschenverstand klären und muss da nicht soein Zampano veranstalten. Naja, muss man scheinbar leider doch, aber das Therapeuten schreiben hat sie schlussendlich dazu bewegt meinen Namen in ,,Noah (rechtlich...)" auf der Klassenlsite zu ändern.
Das freut mich natürlich, aber der Punkt an dem diese Änderung wirklich wichtig gewesen wäre ist jetzt leider schon schief gelaufen.
Außerdem wurde ich in den letzten Tagen bereits 2 mal von Lehrern die eigentlich immer ganz gut auf das Thema zu sprechen waren die die Gruppe der Mädchen eingeteilt. Ich weiß das sie das weder böse meine noch extra machen, was gut ist, aber es trifft mich trotzdem. Wie gesagt vorallem vor dem Aspekt das ich schon 1 1/2 Jahre geoutet bin, 6 Monate auf Testo und die mich auch nie als Mädchen gekannt haben.

Naja, aus all diesen Gründen ist mir trans sein in den letzten  1-2 Monaten etwas über den Kopf gewachsen und ich wollte Abstand dazu finden.
Die  gute Nachricht ist das ich im März nächsten Jahres zusammen mit einem guten Freund ein Vorgespräch für die Mastektomie habe. Dazu und zu den zweiten VäPä Gutachten dann in nächster Zeit mehr😅.

Habt ihr manchmal auch dieses Gefühl das trans sein einfach zu viel wird und ihr das gerne mal aus dem Kopf haben wollt?

Ich hoffe einfach das bald alles wieder etwas ruhiger wird, soviel also zu meinen Erfahrungen mit trans im Alltag in letzter Zeit.

Ich hoffe euch allen geht es gut!

LG Noah

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