Dieses Kapitel wollte ich schon eine halbe Ewigkeit geschrieben haben. Auf komische Weise spornt mich genau jetzt der Gedanke an, dass ich das Kapitel möglicherweise noch vor Neujahr hochlade.
Grundsätzlich stellt sich mir in letzter Zeit die Frage, was ich jetzt eigentlich hier so machen möchte, aber auch welchen Platz trans sein im Allgemeinen in meinem Leben hat oder haben soll. Und dazu werde ich jetzt hier ein paar Gedanken sammeln, die ihr gerne auch kommentieren könnt mit anderen Gedanken!Nach der Mastek die ich ja jetzt hatte bin ich für mich die nächsten Jahre erstmal durch mit OPs. Ich möchte mir die Gebärmutter und Eierstöcke noch nicht entfernen lassen, da sie mich nicht stöhren und ich auf eine Weise daran hänge noch eigenen Kinder haben zu können (auch wenn ich definitiv nicht plane schwanger zu werde). Und der Aufbau und die OPs drum herum sind mir im Moment noch mit zu vielen Komplikationen verbunden und vorallem zu viel Krankenhaus. Ich kann mir einfach nicht vorstellen ein ganzes Jahr oder mehr primär im Krankenhaus zu verbringen, der Aufbau würde mir im Moment nicht so viel an Lebensqualität zurück geben, wie er mir Lebenszeit nehmen würde.
Ich bin jetzt quasie erstmal ,,fertig", wenn man das so sagen kann.
Natürlich überlege ich hin und wieder und denke auch ich werde mir Vorgespräche machen bei Operateuren, aber es existiert erstmal kein so konkretes Ziel wie die letzen Jahre.Da stellt sich mir die Frage: Was nimmt trans sein noch ein und wieviel soll es in meinem Leben präsent sein?
Denn, ich bin trans. Ich werde immer trans sein.
Und das ist erstmal nichts schockierende und auch nichts schmerzhaftes für mich. Es ist einfach ein Fakt und dementsprechend muss ich eben sehen, wieviel diese Tatsache dann in meinem Leben präsent sein soll.
Trans sein war lange extrem präsent in meinem Leben. Bestimmt ein Jahr durch habe ich mich ständig überall geoutet, dann kam der ganze medizinische Kram mit vielen Therapie Sitzungen, Krankenkassen beantragungen und anderen Aufenthalten bei Ärzten. Nicht zu vergessen die Jahre vorm outing mit den Überlegungen und Gedanken ob man denn jetzt trans ist und wie es damit weiter geht.
Trans sein nimmt mitlerweile so wenig Platz in meinem Leben ein wie noch nie zuvor. Ich hätte niemals gedacht, dass es so wenig einnehmen könnte.
Ich habe noch dysphorie, definitiev. Aber so viel weniger. Vorallem im Alltag eben so viel weniger. Mit Menschen interagieren, vorallem auch in der Schule kann ich. Einfach weil ich eben durch Testo und die Vä/Pä einiges da an dysphorie und Hindernissen aus dem Weg schaffen konnte.
Ich habe mal ein Kapitel zu der Frage ,,Wie ist das trans zu sein?" verfasst. Damals hat das für mich im wesentlichen Leidensdruck, Schmerz und Dysphorie bedeutet.
Meine Antwort heute wäre: Normal.
Ich will damit nicht sagen das dysphroie und Leidensdruck nicht dazu gehören. Das tun sie vielleicht auch nicht für jeden, für mich aber eben schon. Im wesentlichen ist trans sein für mich aber einfach normal. Ich bin trans und daran wird sich nichts ändern und ich habe es so weit geschaft in meiner Transition das ich mich halbwegs wohl fühle. Deshalb ist trans sein für mich nichts exorbitantes mehr, was ich dringend loswerden muss und verstecken will. Es ist einfach normal. Ich kenne es nicht anders. Das ist die angenehmste Herangehensweise an das Thema, die ich je hatte.
Für mich war trans sein früher immer das schlechte an mir. Das was mein Leben schwer gemacht hat, was mich anders gemacht hat als alle anderen und etwas was ich wenn ich könnte sofort abschütteln würde.
Zum Glück habe ich gelernt trans sein zu akzeptieren, denn die ,,Einstellung" die ich früher hatte war sehr, sehr anstrengend. Immer gegen etwas zu kämpfen, was man nicht loswerden kann, ist im wahrsten Sinne eine Sisyphus Aufgabe.
Ich bin nicht glücklich trans zu sein, dass kann ich von mir nicht behaupten. Aber es ist ein Teil von mir. Es gehört zu mir und dagegen an zu kämpfen macht alles nur schlimmer. Ich akzeptiere trans sein, dass es ein Teil von mir ist, das konnte ich lernen.
Wenn ich cis sein könnte, dafür aber alle Erfahrungen die trans verbunden sind flöten gehen würde, würde ich mich nicht cis machen.
Das ist ein Schritt.
Ich versuche das trans sein unter Kontrolle zu haben, anstatt das es andersherum ist.Das sind so Veränderungen, die meine Beziehung zum trans sein logischerweise sehr verändern.
Da wo trans sein früher, weil ich eben mitten in der Transition gesteckt habe, immer ein großer Teil war, ist es das jetzt eher nicht mehr so.
Deshalb bin ich am Überlegen, wieviel Raum das Thema einnehmen soll. Ich möchte mich nähmlich beispielsweise nicht immer überall outen, indem ich mich in Gespräche einmischen die trans relatet sind. Auf der anderen Seite möchte ich aber mein Wissen auch nicht zurück halten oder falsch gesagte Dinge stehen lassen. Eine Balance zwischen genug sagen, aber nicht immer outen müssen ist da etwas, was ich finden muss. Auch muss ich lernen, dass nicht immer etwas sagen kein ,,Verrat" an der trans* Comunity ist. Ich schulde niemanden etwas. Mein trans sein kommt nicht mit Verpflichtungen.
Wenn mich Freunde oder Verwandte etwas zu dem Thema Fragen, beantworten ich die Fragen immernoch gerne.
Im Moment hat mich das Thema am meisten wieder beschäftigt, vorallem im negativen Sinne, wegen der ständigen Nachrichten von der beängstigend steigenden Anzahl von transphobie auf der Welt und in den Medien. Bisher konnte ich das immer ganz gut an mir abperlen lassen, aber vor ein paar Wochen hat mich das dann doch auch sehr mitgenommen und in dieser Zeit habe ich mich mit dem Thema zwangsläufig beschäftigt.
Dazu ein bischeb input:
Hier auf Wattpad muss ich auch sehen, wie aktiv ich sein werde. Hin und wieder logge ich mich bereits aus dem Account aus, um etwas Abstand zu gewinnen.
Das Buch ansich möchte ich aufjednefall erstmal bestehend lassen. Ich habe das Gefühl es kann helfen und habe auch schon einige Male Rückmeldung in die Richtung bekommen und genau das ist es, was mein 13 jähriges Ich (mitlerweile bin ich 17) wollte. Selbst wenn es nur einer Person hilft oder das Gefühl gibt, doch nicht ganz so allein zu sein, dann hat das Buch seinen Dienst getan.
Ob ich noch schreibe, weiß ich nicht.
Mal sehen, dass kommt extrem darauf an, wie ich Lust und Gedanken habe. Ich denke aber, dass ich nach wie vor auf Kommentare und Nachrichten reagieren werde, wenn diese Fragen oder ähnliches beinhalten.Kommt gut ins neue Jahr, ich bin gespannt was es so bringen wird!
LG Noah
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