Das ,,Dann bin ich endlich ich selber/mein leben beginnt" ding

135 12 11
                                    

Hi leute.
Es tut mir leid das so wenig kam in letzter Zeit und auch mein zweites Gutachter Gespräch muss ich nochmal in einem Beitrag erzählen was da so abging und ich bin seit paar Tagen 7 Monate auf Testo...es staut sich alles etwas, aber ja gut😅. Statt über Dinge zu schreiben, die irgendwie sinnvoll erscheinen, schreibe ich jetzt trotzdem über einen Gedanken, den ich in letzter Zeit hatte
Jeder kann was würde ich sagenxD.

Man hört ja so insbesondere in der trans* Comunity oft sowas wie:,,Und wenn ich die transition gemacht habe, bin ich endlich ich." Oder ,,Seit meinem Outing hat mein Leben begonnen." Ich will nicht lügen, auch ich habe sowas schonmal gesagt. Und sicherlich mag das auch auf viele zutreffen, teilweise auch auf mich, aber ich hab mal ein bischen darüber nachgedacht und irgendwie finde ich die Aussagen doch nicht so richtig passend zur Situation. Ähnlich wie auch bei dem ,,Ich bin im falschen Körper geboren", wozu ich ja schonmal etwas geschrieben hatte. Wichtig, wie immer, sind alles nur meine Meinung und Erfahrungen!

Mein Ding mit dem ,,Und wenn ich durch die transition bin, bin ich endlich ich." Ist also folgendes:
Ich verstehe den Grundsatzgedanken. Ich würde sagen es geht dabei einfach darum zu sagen, dass man durch die Transition ein Stück authentischer, selbstbewusster und mehr das ist, was man auch fühlt. Aber mir fällt schwer wirklich zu sagen,,Danach bin ich ich." Denn eigentlich entwickelt man sich doch ein leben lang prinzipiel oder. Naja und zudem ist mein Geschlechtsidentitäs findung und vorallem ausleben auch nur ein kleiner Teil von mir und meinem ,,ich" sein. Natürlich wirkt es jetzt noch groß und vieles hängt davon ab, aber im Endeffekt sagen ja cis Personen auch nicht nur, weil sie sich direktin ihrem Geschlecht wohl fühlen, das sie seit der Geburt sie selber sind.
Versteht man den Gedankengang?
Ich würde zudem auch sagen, das ich selber sein und vorallem zu wissen wer ich bin viel komplexer ist, als das ,,nur" meine transition das ganze für mich klar werden lassen könnte. Natürlich will ich hiermit jetzt nicht meine oder die transition von jeglichen  Leuten runter machen oder als wäre das ganze nicht ein wesentlicher Teil des Lebens! Ich denke einfach nur, dass das alles wesentlich komplexer ist und man aufpassen muss, sich da nicht selber auf das trans* sein zu reduzieren. Ich werde vermutlich nicht an dem Tag, wo ich mit meiner persönlichen transition am Ende bin sagen, ,,ja, jetzt bin ich ich und weiß wer ich bin.". Das stelle ich mir dann doch zu einfach vor. Wer ich bin, sein möchte und wie sich mein ,,ich" gestaltet ist nicht begrenzt durch mein trans* sein oder wie weit ich auf meinem trans* Weg bin. Deshalb würde ich sagen, das ich am Ende meiner transition nicht ,,Endlich ich bin" sondern ein Stück weiter ich und vorallem ein Stück weiter in mir angekommen. Dabei würde ich sagen, dass das finden des ,,ich" und wer man selber ist ein Puzzel ist und die Geschlechtsidentität nur ein Teil davon. Das Teil ist bei manchen größer, bei anderen kleiner. Bei mir mag es groß sein, aber es ist eben immernoch ein Teil, nicht das ganze Puzzle.

Außerdem war ich auch vor meiner transition prinzipiell ich. Mit der Aussage,,Dann bin ich endlich ich." Transportiert sich für mich der Gedanke, das man vorher nicht man selber war. Vermutlich nehme ich das hier auch etwas zu wörtlich oder so, aber ich war bevor ich mich geoutet habe definitiv ich. Wer soll ich sonst gewesen sein?
Klar, ich habe viele Teile von mir und meiner Persönlichkeit versteckt, ich habe einiges getan, was ich nicht tun wollte. Aber ich war ich. Ich habe mich so gefühlt wie ich mich eben selber empfinde und durchaus Dinge getan, die mich als Person wiederspiegeln. Ich war ich, jemand anders hätte ich garnicht sein können, auch wenn ich vieles versteckt habe und scheinbar vielleicht ,,jemand anders" war.

,,Seit meinem Outing hat mein Leben begonnen."
Auch das habe ich sicherlich schonmal zumindest in abgewandelter Form gesagt. Wie bei der ersten Aussage auch, verstehe ich den Gedanken dahinter definitiv. Klar, seit meinem Outing muss ich mich wesentlich weniger verstecken oder verstellen. Mein Leben ist lebwnswertrr und angenehmer.
Aber ich hatte davor auch ein Leben. Dieses Leben, diese Person und die Erfahrungen sollten nicht klein geredet werden oder als wäre das ganze nicht wichtig gewesen.
Mein Leben ist besser seit ich mich geoutet habe, ich sehe eine Zukunft für mich seit ich meine transition angefangen habe.
Aber ich habe mein Leben davor gelebt und es hatte durchaus lebenswerte Momente! Gegenüber dem Menschen, der sich durch meine Kindheit und frühe Jugend gekämpft hat und mir ermöglicht hat heute hier zu sein, wäre es mehr als unfair zu sagen, das mein Leben erst nach meinem Outing begonnen hat. Mein Leben wurde dadurch anders, in vielen Teilen einfacher, in anderen schwerer. Aber es hat nicht erst dort begonnen. Rein logisch natürlich sowieso nicht (ich wurde ja vorher geboren, lol), aber auch in meinem Kopf nicht. Ich habe vorher gelebt, Dinge erlebt und durchaus vieles auch genossen. Meine Kindheit und frühe Jugend war kein reines Trauerspiel. Es ist vieles passiert, was ich mir hätte sparen können, aber ich denke gerne daran zurück wie ich mit meinen Freunden gespielt habe oder mit meinen Geschwistern.
Mein Leben hat davor stattgefunden, es wurde nicht durch mein Outing eingeläutet oder so.

Seht ihr das ähnlich oder habt ihr da doch eine eher andere Sicht auf die Dinge?

Gesagt sei wirklich, das ich den Ansatz hinter beiden Aussagen verstehe kann, sie nur wenn man genauer drüber nachdenken nicht als richtig betiteln würde!

LG Noah

TransStoriesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt