Bruderherz

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Remus pov

Ich schließe die Haustür auf. Meine Hände zittern leicht. Ich bin völlig durcheinander. Als ich ins Wohnzimmer komme, kommt Sirius sofort auf mich zu. Besorgt streicht er über meine Wange. "Was ist los, Baby? Ist etwas passiert?" Ich nicke durcheinander. "Baby, was ist passiert? Ist dir etwas zugestoßen?" "D-Dein Bruder... Er ist tot..." murmle ich. Sirius' Gesicht schläft ein. "Aber was- Wie- Ich meine-" "Inferius... Du-weißt-schon-wer..." Mit einem Schlag wird Sirius wütend. 

Dieser Mann hat eine sehr interessante Trauerweise: Erst wird er richtig wütend, schlägt Sachen kaputt, dann wird er todtraurig und hört für Tage auf zu reden. Nach einigen Tagen, manchmal Wochen oder sogar Monaten, fängt er wieder an zu reden und ist nicht mehr vollkommen depressiv. Allerdings fängt er immer noch an zu weinen, sobald man ihn an das Thema seiner Trauer erinnert. 

Wütend greift Sirius seine Jacke und zieht seine Boots an. "Wohin gehst du?" frage ich verwirrt. Stumm sieht er mich an. Okay, er ist so wütend, dass er schon jetzt nicht mehr spricht. Er verlässt das Haus und ich folge ihm. Schnell packe ich seinen Arm, bevor er alleine appariert. Kurze Zeit später stehen wir vor dem Grimmauldplatz Nr. 12. "Sirius, was machen wir hier?" frage ich. Ohne zu klopfen oder zu klingeln, öffnet er die Tür und geht durch den Flur. Unsicher folge ich ihm. 

"Orion! Walburga!" schreit er durch das gesamte Haus. Wir begegnen Kreacher, der freiwillig ausweicht. So in Rage habe ich Sirius noch nie gesehen. Und ich habe ihn schon sehr wütend erlebt. Wir kommen im Wohnzimmer an, wo Sirius' leibliche Eltern am Tisch sitzen. 

Wir bezeichnen sie schon lange nicht mehr als seine Eltern. Er selbst sagt, dass seine Eltern Fleamont und Euphemia sind und James sein Bruder ist. Aber Regulus war auch immer sein Bruder und wird es immer sein. Die beiden haben sich vielleicht nicht mehr so gut verstanden, aber sie wussten immer dass sie sich über alles lieben. Sie hätten immer zueinander gehalten. Und wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum wir hier sind. Sirius hält zu seinem kleinen Bruder. 

"Ihr habt ihn umgebracht! Ihr seid schuld an seinem Tod!" schreit er. Sie sehen ihn an. "Er wollte euch immer nur gefallen! Er wollte gutmachen, was ich in euren Augen versaut habe! Und das hat ihm den Tod gebracht! Ich konnte ihn nie überzeugen, dass er sich von euch abwendet! Ich habe immer versucht ihn vor euch zu beschützen! Und als ich dachte, dass wenn ich gehen würde, er der perfekte Sohn wäre und ihr ihm endlich zeigen würdet, was er wert ist und nicht nur, dass ich wertlos bin, da habt ihr ihn umgebracht! Wie konntet ihr ihn nur in eure dämlichen Angelegenheiten mit reinziehen? Er hat nichts getan! Er hat das nicht verdient!" schreit er sie an. 

"Sirius-" beginnt Mr. Black. Sirius greift einen Kerzenständer und wirft ihn nach ihm. Bewusst verfehlt er ihn, sodass der Ständer gegen die Wand knallt und dann auf den Tisch schmettert. "Nein! Jetzt hört ihr mir zu!" schreit er und tritt den Wohnzimmertisch um. Erschrocken trete ich einen Schritt zurück. So habe ich ihn noch nie erlebt. Ich weiß, dass er mir nie etwas antun würde, aber im Moment habe ich wirklich Angst vor ihm. 

"Er hat doch nur versucht euch zu gefallen! Euretwegen ist er ein Todesser geworden. Euretwegen ist er tot." "Regulus hat-" "Er hat das Richtige getan! Aber soweit hätte es nie kommen müssen! Ihr seid schuld an seinem Tod und darüber habt ihr euch endlich klar zu werden! Lebt mit der Schuld an seinem Tod!" 

Dann geht er in die Hocke und streckt die Hand nach Kreacher aus, welcher unsicher zu ihm kommt. "Du und Regulus waren beste Freunde, das weiß ich. Deswegen möchte ich dich um etwas sehr Wichtiges bitten." Der Elf nickt. "Erinnere sie daran. Jeden verdammten Tag. Mach sie fertig, okay?" Der Elf nickt. "Sehr gut." grinst er und tastet dann seine Taschen ab. Dann steht er auf, kommt zu mir, drückt mir einen schnellen Kuss auf die Lippen und nimmt mir den Schal ab. "Ich kauf dir einen neuen." sagt er und gibt mir noch einen kurzen Kuss. Dann geht er zurück zu Kreacher und legt ihm den Schal um den Hals. Er zwinkert ihm zu. 

Dann kommt er zu mir, zeigt über seine Schultern seinen leiblichen Eltern beide Mittelfinger. "Ach und noch was!" sagt er. Er greift meinen Kragen, zieht mich nah an sich und küsst mich drängend. Dann zieht er mich in den Flur und wir verlassen das Haus. Draußen auf der Straße will er meine Hand greifen, aber ich zucke zurück. "Was ist denn?" fragt er und sieht mich besorgt an. Ich senke den Blick ängstlich nach unten. "Okay, reden wir zu Hause, ja?" Ich nicke. Unabhängig voneinander apparieren wir nach Hause. Sirius setzt sich auf die Couch und klopft auf die Polster neben sich. Ich lasse mich auf die Couch fallen und schaue meinen Freund an. 

"Warum hast du die Hand weggezogen?" fragt er mit sanfter Stimme und sieht mich aufmerksam an. "Als du die beiden angeschrien hast..." "Was war da?" "Ich hab Angst gehabt. Angst vor dir." Erschrocken sieht er mich an. "Du- was?" Ich senke den Blick. "Hattest du Angst, dass ich dich schlage, als ich deine Hand nehmen wollte?" "Nein, ich weiß nicht, warum ich zurückgezuckt bin." "Ich würde dir niemals, unter keinen Umständen, auf keinen Fall etwas antun. Ich werde und würde nie in meinem Leben Hand an dich legen. Ich liebe dich über alles." Ich lächle leicht. Sirius breitet langsam die Arme aus, vermutlich will er mich nicht erschrecken. 

Ich rutsche zu ihm und kuschle mich in seine Arme. "Ich liebe dich auch." flüstere ich und lege meinen Kopf auf seine Brust. "Bitte hab nie wieder Angst vor mir." flüstert er in mein Ohr und gibt mir einen Kuss auf die Haare. Ich nicke leicht. Er umarmt mich ein bisschen fester und ich genieße seine Wärme und auch, wie nah ich ihm bin. 

Ich liebe ihn über alles. 

Wolfstar OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt