Rette mich

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Diesen OS hat sich @KatharinaOppermann gewünscht. Entschuldige, dass ich ihn nicht gleich gepostet habe, sondern noch einen anderen vorher, ich musste mir noch überlegen, wie ich deinen Wunsch umsetze. Ich hoffe, dir gefällt der OS und er entspricht deinen Vorstellungen. Jetzt viel Spaß beim Lesen.

Remus pov

Es ist schon weit nach der Sperrstunde, als ich durch die Gänge von Hogwarts schleiche. Mal wieder habe ich beim Lesen die Zeit vergessen und habe nicht mitbekommen, wie spät es schon ist. Jetzt bin ich mit dem Buch durch und habe festgestellt, dass ich schon viel zu spät bin. Hoffentlich werde ich nicht von Filch erwischt und die fette Dame macht nicht so einen Aufstand. 

Doch leider muss ich mit der fetten Dame eine viel zu lange Diskussion führen, bis sie mich endlich durchlässt. Ich schleiche durch den dunklen Gemeinschaftsraum, im Kamin glimmt noch Glut. Leise husche ich die Treppen zu den Schlafräumen hinauf. Die Tür knarzt als ich sie öffne. Meine Freunde schlafen alle. Erst als ich mich in mein Bett lege, auf die Seite drehe und ruhig liegen bleibe, höre ich das unruhige Gemurmel, das von Sirius' Bett zu kommen scheint. "Tatze?" frage ich leise, bekomme aber keine Antwort. Ich stehe wieder aus meinem Bett auf und gehe zu ihm. Ich schiebe den Vorhang zur Seite und setze mich auf sein Bett. Sirius wirft sich unruhig hin und her, schwitzt, zittert. 

"Nein! Bitte! Ich kann nichts dafür!" murmelt er, seine Stimme klingt erstickt und brüchig. "Regulus, geh! Das ist nicht für deine Augen!" sagt er lauter. 

Regulus? Was hat sein Bruder damit zu tun? Hat er einen Albtraum? 

"Ich bin nicht nutzlos!" Mit einem Ruck dreht er den Kopf zur anderen Seite, als hätte man ihm eine Ohrfeige verpasst. Er beginnt zu weinen und schreit immer wieder, dass er nicht nutzlos sei. Schnell lege ich einen Schweigezauber über das Bett, damit James und Peter nicht wach werden. 

Gerade rechtzeitig, wie sich herausstellt, denn er beginnt zu schreien, sich zu krümmen und laut zu weinen. Das ist genau die Reaktion, die in meinen Büchern bei der Verwendung eines Cruciatus-Fluch steht. 

Schnell rüttle ich ihn wach. Sirius schreckt aus seinem Schlaf hoch und sieht sich panisch um. "Shh~! Es ist alles gut! Du bist in Sicherheit. Was hast du geträumt, Tatze?" Ich streiche ihm über die Mütze, die er seit neustem immer trägt und seine langen Haare darunter stopft. Und ich meine wirklich immer! Im Unterricht, draußen, drinnen, beim Essen und sogar beim Schlafen. Dabei schiebe ich die Mütze versehentlich ein Stück nach hinten. Verwirrt ziehe ich die Augenbrauen zusammen. Sonst fallen seine langen Strähnen immer sofort unter der Mütze hervor, das kenne ich aus den Wintermonaten. Mit einem Ruck ziehe ich die Mütze komplett von seinem Kopf. "Deine langen Haare..." murmle ich geschockt. Sirius senkt den Blick: "Meine Mutter hat sie abrasiert." "Oh mein Gott..." murmle ich. Ich nehme ihn in den Arm und gebe ihm einen Kuss auf die kurzen, stoppeligen Haare. "Warte." sage ich und schwinge meinen Zauberstab. Schon fallen seine Strähnen wieder lang auf seine Schultern. "Danke. Vielleicht sollte ich doch öfter lesen." sagt er unsicher. "Was hast du denn geträumt? Du hast geschrien und von deinem Bruder gesprochen und immer wieder gesagt, dass du nicht nutzlos bist und für irgendwas nichts kannst." 

Sirius beginnt an seiner Lippe zu knabbern und sagt dann, dass er einfach nur von Zuhause geträumt hat. Ich weiß schon länger, dass er es zu Hause nicht so leicht hat und seine Eltern ihn als Enttäuschung der Familie sehen, da er nicht nach Slytherin kam. "Warum hast du geschrien, als würde man dich mit dem Cruciatus-Fluch quälen?" Sirius legt sich wortlos hin und zieht sich die Decke bis zur Nase hoch. "Moment! Deine Mutter wendet diesen unverzeihlichen Fluch bei dir an!?" Der Dunkelhaarige nickt beinahe unmerklich. "Aber warum hast du denn nie etwas gesagt? Wir sind doch deine Freunde!" "Was hätte es denn genützt? Was hättet ihr machen wollen? Ihr könnt mir nicht helfen." Ich hebe die Decke an und schlüpfe mit darunter. Sirius nimmt mich wortlos in den Arm. "Sag den anderen nichts, ja?" Ich nicke stumm. 

Irgendwie muss ich ihm doch helfen können! Ich kann doch nicht zulassen, dass seine Familie weiterhin so schlecht behandelt! "Und wenn du wegläufst?" frage ich. "Moony, hör auf. Das ist nicht dein Problem. Jetzt schlaf, du bist eh schon viel zu spät." Ich schließe die Augen. Er hat ja recht, ich sollte schlafen. Aber so leicht gebe ich nicht auf. Das Thema ist noch lange nicht abgehakt. 

~*~*~

Das ist vollkommen verrückt. Aber was tut man nicht alles für einen Freund. Für einen Freund, für den man mehr fühlt, als man vielleicht sollte. Während ich darüber nachgegrübelt habe, wie ich ihm helfen kann, habe ich auch irgendwann festgestellt, dass ich wohl in ihn verliebt bin. Außerdem bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es keine Möglichkeit für ihn gibt, außer Weglaufen. Und da er es von selbst nie tun wird, muss ich ihm da wohl helfen. 

Ich habe mir James' Umhang geliehen und schleiche jetzt durch den Grimmauldplatz Nr. 12. Es ist kurz nach Mitternacht und überall im Haus ist es ruhig. Sogar die Hauselfen und Porträts scheinen zu schlafen. So unheimlich wie dieses Haus ist, würde es mich aber auch nicht wundern, wenn ich plötzlich vor einem Geist stehe. 

Dort ist Regulus' Zimmer, jetzt muss ich nur noch da von Sirius finden. Auch das dauert dann nicht mehr lange. Leise drücke ich die Türklinke herunter und schlüpfe in den Raum. Das Zimmer ist dunkel und die Tatsache, dass ich noch nie hier war, macht es noch schwieriger mich in der Dunkelheit zurecht zu finden. Schließlich finde ich das Bett und setze mich darauf. Ich rüttle an Sirius' Schulter. Er erschreckt sich so doll, dass er sofort aufrecht im Bett sitzt. Unruhig sieht er sich um und will sich schon wieder hinlegen, als mir einfällt, dass ich noch immer den Tarnumhang trage. Schnell ziehe ich ihn mir vom Kopf. Verblüfft starrt der Dunkelhaarige mich an. "Komm mit." sage ich nur und stehe wieder auf. "Aber..." "Nein! Du musst hier raus. Keine Wiederrede. Jetzt komm." Ich stehe auf und ziehe ihn an der Hand mit aus dem Bett. 

Ohne noch etwas zu sagen, zieht er sich etwas an und packt einige Sachen zusammen. Dann kommt er wieder zu mir und umarmt mich fest: "Danke." "Nicht der Rede wert." Wir schlüpfen unter den Umhang und gehen leise aus dem Zimmer. Wir schleichen durch das Haus, als ich auf einmal irgendwelches Gebrabbel höre. Sirius scheint es auch zu hören und bleibt stehen. "Wer ist das?" frage ich. Tatze legt sich einen Finger an die Lippen, um mir zu signalisieren, dass ich still sein soll. "Wer ist das?" frage ich nochmal. Wieder zeigt er mir, dass ich ruhig sein soll. "Sirius, w-" Mit einem Mal drückt Sirius seine Lippen auf meine. Mein Herz beginnt schnell zu klopfen und mir stockt der Atem. Als ich die geschlossenen Augen von Tatze vor mir sehe, schließe auch ich langsam die Augen und erwidere den Druck auf meinen Lippen.

~*~*~

James schließt seinen besten Freund in die Arme und drückt ihn an sich. "Willkommen in deinem neuen Zuhause." sagt er fröhlich und drückt seinen besten Freund nochmal. "Ihr zwei seid unglaublich." sagt Sirius und umarmt mich nochmal. 

Seit dem Kuss ist nichts mehr zwischen uns passiert. Und wir haben auch noch nicht darüber geredet. "Und das nächste Mal, wenn du Probleme hast, sagst du bescheid." sage ich und boxe ihm gegen den Arm. 

An diesem Abend schlafen wir alle gemeinsam im Gästezimmer der Potters, was von nun an Sirius' Zimmer sein wird. James hat schon ein riesiges AC/DC-Poster über dem Bett aufgehängt, um seinen besten Freund willkommen zu heißen. Wir liegen alle drei in dem großen Bett, James rechts, Sirius in der Mitte, ich links. Nachdem wir noch einen Film zusammen gesehen haben, ist James schon eingeschlafen. Tatze und ich liegen noch wach. "Du hast mich geküsst." sage ich nach einer Weile. "Du hast einfach nicht die Klappe gehalten." "Du hättest mir den Mund zu halten können. Und du hast die Augen geschlossen, als wir uns geküsst haben. Warum?" "Weil ich dich mag, du Idiot. Ich hätte hundert Sachen machen können, um dich zum Schweigen zu bringen, aber ich wollte dich wenigstens einmal küssen. Auch wenn du nicht in mich verliebt bist." Ich lege meine Hand an seine Wange, strecke mich zu ihm und gebe ihm einen zärtlichen Kuss. Sofort erwidert er und zieht mich nah an sich heran. 

Wenig später schlafe ich überglücklich in seinen Armen ein.

Wolfstar OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt