Wolfstar Oneshots

Immer noch wir

Remus pov

Ein lautes Klopfen tönt durch das ganze Haus. Genervt davon, unterbrochen zu werden, lege ich mein Buch zur Seite, erhebe mich aus dem Sessel und gehe zur Tür. Ich öffne und sehe genau in die grauen Augen meines Schulfreundes Sirius Orion Black. Er wirkt fertig und ist klitschnass vom Regen. Nur seine Lederjacke schirmt den Regen ein wenig von ihm ab. Seit Lilys und James' Tod haben wir uns nur noch selten gesehen. Zu groß war der Schmerz. Aber irgendwas ist seltsam. Noch seltsamer, als es für Sirius üblich ist. Hat er zugenommen?

Die Stimme des Älteren reißt mich aus meinen Gedanken: "Bitte, Remus, ich brauche deine Hilfe." "Wenn das kein Fehler ist..." murmle ich zu mir selbst, bevor ich laut weiterspreche: "Was hast du getan?" "Ich..." Er zögert und wischt sich die nassen Haare aus dem Gesicht. Forschend sehe ich ihn an. Zögerlich öffnet er den Reißverschluss seiner Jacke und hält sie dann auf einer Seite auf: "Ich hab Harry entführt." Ich reibe mir mit den Händen durchs Gesicht und trete dann zur Seite, damit er reinkommen kann. Als er an mir vorbei geht, zaubere ich ihn trocken. "Du weißt ja wo das Wohnzimmer ist." sage ich und nehme ihm die Jacke ab.

Im Wohnzimmer schnallt Sirius Harry von seiner Brust ab und legt ihn auf die Couch. Ich betrachte ihn, wie er vor der Couch kniet und dem Baby vorsichtig über den Bauch reibt. Er wirkt so unglaublich traurig. "Sirius, du-" "-Bist verrückt! Ich weiß, ich kenne die Rede." "-Hast das Richtige getan, wollte ich sagen. Wir kennen ja Lilys Familie. Er hätte es dort nicht gut gehabt. Und James und Lily wollten es so, wie es jetzt ist." Ich setze mich mit auf die Couch und streiche über Harrys Haarflaum. 

~*~*~

Ich sitze in meinem Sessel und sehe Sirius an, auf dessen Bauch Harry schläft. Er streichelt Harrys Rücken und schaut mich ebenfalls an. "Wie geht's dir?" fragt er nach einer Weile, die wir uns angesehen haben. "Warum fragst du das?" "Weil ich mich nicht erinnern kann, wann ich dich das letzte Mal gefragt habe und ich glaube, dass ich dich sowas öfter fragen sollte." "Du fragst es mich jedes Mal nach dem Vollmond etwa tausendmal." "Dann schulde ich dir wohl dreitausendmal. Du hast die letzten Vollmonde allein verbracht." "Ich bin schon ein großer Junge, Tatze, du musst aufhören, dir Sorgen zu machen." "Das sagst gerade du. Du hast dir doch jedes Mal den Kopf zerbrochen, wenn James und ich einen Streich durchgezogen haben. Und du warst hinter jeden dieser Streiche das Mastermind." "Ich war was?" frage ich ihn vorwurfsvoll. "Ach komm schon! James ist klug! Und ohne selbstverliebt sein zu wollen-ich bin auch nicht doof. Aber du? Du bist ein Genie! Ohne es zu wollen hast du uns jeden verdammten Plan mit geschmiedet, durch dich hatten wir die besten Tricks." 

Ich lasse den Kopf nach vorn kippen: "Oh mein Gott." Ich höre Sirius lachen. "Vermutlich sollte ich Harry jetzt ins Bett bringen. Hast du ein Zimmer, wo er ungestört schlafen kann?" "Das Gästezimmer, aber dann kannst du nirgendwo schlafen." "Ich könnte bei dir schlafen, oder nicht?" fragt Sirius und richtet sich auf, seine Arme um Harry geschlungen. "Natürlich, das haben wir ja schon oft getan."

Sirius kommt zu mir und ich streiche Harry über den Kopf. "Gute Nacht, mein Kleiner." sage ich. Sirius bringt Harry nach oben in mein Gästezimmer. 

Später liegen Sirius und ich gemeinsam in meinem breiten Bett und schauen uns an. Auf einmal nimmt Sirius meine Hand in seine und hält sie fest. Er holt Luft als würde er etwas sagen wollen, schweigt dann aber. "Was wolltest du sagen?" frage ich. "Das wäre mit James als Rückenstärkung sehr viel leichter." sagt er und scheint zu versuchen nicht zu weinen. "Ich weiß. Mit Lily und James wäre alles sehr viel leichter. Aber ich bin noch da. Du kannst mir alles sagen." Ich drücke seine Hand ein wenig fester. 

"Wir reden morgen." seufzt Sirius und kuschelt sich an mich. Etwas überfordert lege ich meinen Arm um ihn und vergrabe meine Nase in seinen dunklen Haaren. 

~*~*~

Während ich Harry auf dem Arm wippe, koche ich für Sirius und mich Kaffee und mache Frühstück. Sirius habe ich schlafen lassen, da er anscheinend wirklich fertig war. Gestern ist er innerhalb von nur einer Minute eingeschlafen. 

Ich denke an unsere Schulzeit und was die Rumtreiber und ich alles erlebt haben. Lily und James zu verlieren, war das Schlimmste, was mir je passiert ist. Ich muss an die vielen Stunden denken, die ich mit Lily in der Bibliothek verbracht habe, an die unzähligen Nächte, die James und ich über der Karte des Rumtreibers verbracht haben, nachdem Sirius und Peter eingeschlafen sind. Die beiden liegen mir so sehr am Herzen und ich vermisse sie in jeder Sekunde unheimlich doll. 

"Guten Morgen." Ich fahre herum. Sirius kommt in die Küche. Seine Haare hängen nass und lockig auf seine Schultern. Das Hemd, das er trägt ist aufgeknöpft und ich kann seine unglaublichen Bauchmuskeln sehen. "Hast du gut geschlafen, Hübscher?" frage ich. Sirius nickt noch ein wenig verschlafen und hebt Harry von meinem Arm. "Möchtest du Kaffee?" "Kennst du mich eigentlich?" lacht Sirius und setzt sich an den Tisch. Lachend gieße ich ihm Kaffee ein und stelle ihm die Tasse hin. "Was hast du heute vor?" frage ich und setze mich ebenfalls an den Tisch. "Ähm... Ich weiß nicht. Eigentlich wollte ich nur auf der Couch liegen, mit Harry spielen." "Was hältst du von Fernsehen?" Sirius zieht eine Augenbraue nach oben: "Was?" "Fernseher. Hab ich dir doch schon mal gezeigt. Wir klären das später. Wenn Harry schläft können wir einen Film schauen." Sirius nickt.

Er spielt mit Harry Hoppe, hoppe Reiter, während ich ihn beobachte und dabei meinen Kaffee schlürfe. Harry lacht sein süßliches kindliches Lachen und das Glitzern in seinen Augen ist unglaublich niedlich. Außerdem ist es dem Glitzern in den Augen meines Schulfreundes sehr ähnlich. Man kann sehen, wie glücklich Harry ihn macht. 

Als Sirius Harry zu seinem Mittagsschlaf hingelegt hat, setzen wir uns auf die Couch und ich schalte den Fernseher an. Ich lehne mich an Remus und sehe zu ihm hoch. "Ich hab Angst, Sirius." sage ich leise, "Ich weiß einfach nicht, was ich ohne die beiden machen soll." "Wir kriegen das schon irgendwie hin. Wir haben ja immer noch uns."