Ein schiefgegangener Streich

4.6K 170 62
                                    

Dieser Oneshot ist für @miaaaatm. Ich hoffe, es gefällt dir und entspricht deiner Vorstellung. Viel Spaß beim Lesen.

Remus pov

Das letzte, was ich sehe, bevor ich die Besinnung verliere, ist das entsetzte Gesicht eines mir mehr als bekannten Slytherins.

~*~*~

Ich schlage langsam die Augen auf und blicke mich um. Schnell erkenne ich, dass ich mich im Krankenflügel befinde. Ich bin nicht sicher, was letzte Nacht passiert ist. Doch dann fällt mir etwas wieder ein. Sirius, der lachend irgendwohin zeigt und dann den sehr entsetzt dreinblickenden Severus Snape. Er hat ihn zu mir geschickt, während ich mich verwandelt habe.

Meine Gedanken werden von einer Stimme unterbrochen: "Hey Moony! Du siehst doch gar nicht so schlecht aus! Wie geht's dir?" Ich wende mich zu Sirius. Kalt sehe ich ihn an. "Was ziehst du denn so ein Gesicht?" "Du hast ihn zu mir geschickt! Jetzt weiß er, was ich bin! Er wird es allen sagen! Du hast mich verraten! Wie konntest du nur?" Wütend und zugleich enttäuscht starre ich ihn an. Die Decke habe ich bereits zurückgeschlagen und habe mich vor ihn gestellt. "Das war doch nur ein Spaß, krieg dich ein." "Ich scheiße auf deine Späße. Ich scheiß auf dich. Du kannst mich mal. Ich hasse dich!" Mit diesen Worten gehe ich an ihm vorbei.

Wie konnte er mich nur verraten? Wie konnte er einfach Severus' Leben riskieren? Wie konnte er riskieren, dass ich mit dem Wissen jemanden ermordet zu haben leben muss? Wie konnte er so rücksichtslos, egoistisch und dumm sein? Als sei es nicht schon schwer genug, mit der Last meiner Lykanthropie leben zu müssen, muss er mich noch hintergehen?! Wie konnte ich ihm nur jemals vertrauen? Wie konnte ich nur glauben, dass er mein Geheimnis wahren würde?

Ich kann förmlich spüren, wie mein Herz bricht. Ich habe noch nie jemandem so getraut, wie den Rumtreibern und ausgerechnet einer von ihnen hat mich verraten. Nur ist es meist so, dass, wenn Sirius etwas anstellt, James da auch mit drinhängt. Und da Peter förmlich an den beiden klebt, haben sie mich wohl alle verraten. Sie hätten beinah zwei Leben ruiniert und eins haben sie so sehr in Gefahr gebracht, dass diese Person vielleicht nicht überlebt hätte. Ich weiß nicht, warum ich Severus nicht angegriffen habe, aber...

Moment! Ich weiß gar nicht, ob ich ihn angegriffen habe!

War ich allein im Krankenflügel? War dort noch ein anderer Patient? Habe ich Severus verletzt? Habe ich ihn getötet?

Schnell renne ich in meinen, zum Glück leeren, Schlafsaal, wo ich mich schnell umziehe. Von dort aus stürme ich zu Lilys Schlafraum, muss dort aber feststellen, dass sie nicht da ist. Ich mache mich wieder auf den Weg in meinen Schlafsaal, wo ich die Karte des Rumtreibers suche. Allerdings scheint einer meiner sogenannten Freunde sie zu haben, denn sie ist unauffindbar. Also muss ich meine Freundin wohl auf die altmodische Art und Weise finden und einfach das Schloss nach ihr absuchen.

Ich beginne in der Bibliothek, gehe dann weiter in die große Halle und suche sämtliche Klassenräume nach ihr ab. Aber auch sie ist nicht zu finden. Ich traue mich nicht, jemanden nach ihr zu fragen. Wenn ich Severus nicht umgebracht oder ins Koma befördert habe, weiß sicherlich schon ganz Hogwarts von meiner Krankheit. Schließlich entscheide ich mich noch dazu draußen nach meiner besten Freundin zu suchen. Tatsächlich finde ich sie nach einer ganzen Weile am schwarzen See.

"Lily..." keuche ich atemlos, als ich bei ihr ankomme. "Remus, was ist denn mit dir los?" "Wann... hast du... Severus... das letzte... Mal... gesehen?" frage ich schweratmend. "Wir sind hier in gut einer viertel Stunde verabredet. Warum fragst du?" "Wann... habt ihr... euch... verabredet?" keuche ich noch immer außer Atem. "Gestern. Aber warum ist das denn wichtig?" Gestern... "Hast du ihn heute schon gesehen?" frage ich mit auf einmal sehr klarer Stimme. "Nein, aber..." Ich unterbreche sie mit einem Kopfschütteln.

Sie hat ihn heute noch nicht gesehen oder gesprochen. Was, wenn ich ihn wirklich verletzt habe? Was, wenn er jetzt irgendwo blutend im Wald liegt? Was, wenn ich ihn gefressen habe?

"Was willst du hier, Lupin?" Erschrocken von der Stimme fahre ich herum. Erleichtert sehe ich den Schwarzhaarigen an. "Merlin sei Dank!" murmle ich. Severus hat eine Schramme an der Wange, die ein wenig entzündet aussieht. "Oh Mann! Sev! Was ist denn passiert?" fragt Lily entsetzt und schaut sich die Wunde an. Severus sieht zu mir. Schuldbewusst beiße ich mir auf die Unterlippe und sehe zu Boden. "Ich bin gestolpert, hingefallen und an einem Stein langgeschrammt. Nichts Weltbewegendes. Madam Pomfrey hat schon was drauf geschmiert." sagt der Dunkelhaarige schließlich. Ich sehe ihn dankbar an. Als Lily ihn loslässt und sich wieder auf den Boden setzt, flüstere ich: "Danke, dass du gelogen hast." "Hab ich nicht. Ich hab nur den Werwolf ausgelassen, der mich angegriffen hat, worauf ich weglaufen wollte, gestolpert bin und mit der Wange an einem Stein langgeschrammt bin. Ich werde nichts sagen, aber pass auf dich auf."

Verwundert sehe ich ihn an. Warum verrät er mich nicht? Und seit wann sorgt er sich um mich? Ich dachte immer, er hasst mich. Wobei ich damit vermutlich auch nicht sehr daneben liege.

Kurz nicke ich ihm zu, bevor ich mich wieder auf den weg ins Schloss mache. Ich lasse mich in unserem Schlafsaal auf mein Bett fallen und starre die Decke an. Noch immer kann ich es nicht glauben-Sirius hat mich verraten. Er hat riskiert, dass die ganze Schule von mir weiß. Wie soll ich ihm denn je wieder vertrauen?

"Remi...?" höre ich eine vorsichtige Stimme. Ich setze mich auf und sehe Sirius in der Tür stehen. "Was willst du?" frage ich und spüre die Wut wieder in mir aufkochen. "Es tut mir leid. Ich hätte das nicht tun dürfen, ich weiß auch nicht, was mich geritten hat. Ich weiß, du hast keinen Grund dazu, aber ich kann dich trotzdem nur bitten mir zu verzeihen. Es tut mir so unendlich leid, dass ich dir das angetan habe. Ich war dumm und habe mal wieder nicht darüber nachgedacht, was ich tue. Bitte vergib mir! Ich weiß, ich hab es nicht verdient aber..." Ich unterbreche ihn, indem ich einfach nur den Kopf schüttle.

"Ich weiß nicht, wie ich dir je wieder vertrauen soll." sage ich schließlich. "Bitte! Gib mir noch eine Chance. Lass mich bei Null anfangen. Lass es mich dieses Mal richtig machen, bitte!" Flehend sieht er mich an. Ich denke eine Weile nach. Dann halte ich ihm schließlich meine Hand hin und sage: "Ich bin Remus. Und du?" "Sirius." lächelt der Ältere.

~*~*~

"Und so haben Sirius und ich zum zweiten Mal kennengelernt." sage ich lächelnd. "Woooow! Das ist so cool!" grinst der Kleine. "Noch eine Geschichte!" fordert er dann. "Morgen bekommst du noch eine Geschichte. Jetzt ist es aber Zeit schlafen zu gehen, dir fallen ja schon die Äuglein zu." Ich beuge mich zu dem Schwarzhaarigen nach unten und gebe ihm einen leichten Kuss auf die gezeichnete Stirn.

Noch eine Weile bleibe ich bei Harry auf dem Bett sitzen, bis er eingeschlafen ist. Dann stehe ich auf und klopfe kurz gegen meinen Oberschenkel. Sirius, der in Hundegestalt zusammengerollt am Fußende des Bettes lag, springt auf den Boden und folgt mir aus dem Raum. Leise ziehe ich die Tür hinter uns zu. Als ich mich umdrehe, steht mein Mann schon in Menschengestalt vor mir. Er schlingt seine Arme um meinen Hals und lässt sich mit dem Rücken gegen die Wand sinken. Liebevoll legen wir unsere Lippen aneinander und küssen uns zärtlich.

"Treiben wir es jetzt auf dem Sofa?" "Du hast den Moment ruiniert, du Arsch!" rege ich mich auf und schlage den Älteren. Kurz darauf liegen wir uns aber schon wieder in den Armen und küssen uns lachend-so weit uns das möglich ist.

"Lass uns einen Film schauen." sage ich und ziehe den Black mit mir nach unten. "Nein..." jammert er, "Das Ding bringt dich immer zum Weinen!" "Wir haben einmal einen traurigen Film geguckt! Und danach hast du den Fernseher verprügelt." sage ich auf dem Weg nach unten. Noch immer scheint mein Mann nicht begeistert. "Wir gucken was Lustiges, versprochen." Sirius seufzt, setzt sich aber schließlich zu mir auf die Couch.

Sofort kuschelt er sich an meine Seite und lässt sich von mir streicheln. Ich starte einen Film und dann legen wir uns auf der Couch hin. Während des Films küssen wir uns immer wieder kurz, streicheln uns und irgendwann klettert Sirius hinter mich, sodass wir in der Löffelchenstellung liegen. In der gleichen Stellung schlafen wir schließlich auch in unserem Bett ein.

Ich habe ein riesiges Glück mit meiner kleinen Familie.

Wolfstar OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt