Wunden

3.8K 194 39
                                    

Remus pov

Schwerfällig schleppe ich mich in unseren Schlafsaal. Mein Körper ist von blutigen Kratzern und Schnitten übersät und mir tut alles weh. Zum Glück verstaue ich draußen immer etwas zum Anziehen, damit ich nicht nackt durch ganz Hogwarts laufen muss. Jetzt trage ich immerhin eine lockere braune Stoffhose.

Als ich mich auf mein Bett fallen lasse, was mir nochmal starke Schmerzen bereitet, höre ich, wie sich die Badtür öffnet. Schnell richte ich mich wieder auf und sehe Sirius aus dem Bad kommen. Er hat ebenfalls einige blutende Wunden, jedoch nicht so viele, wie ich. "W-War ich das?" frage ich ängstlich. Sirius' Kopf schnellt nach oben und er sieht mich direkt an. Er mustert meinen blutenden Körper und kommt dann zu mir. "Ja, ist aber nicht so schlimm. Komm, wir kümmern uns erst mal um deine Wunden." Mit Leichtigkeit hebt er mich hoch und trägt mich ins Bad. Wir setzen uns auf den Boden und mit einem feuchten Tuch beginnt Tatze das Blut aus seinem Gesicht zu tupfen.

"Du weißt, du musst das nicht machen. Ich kann zu Madam Pomfrey gehen." "Warum soll sie den ganzen Spaß haben? Ich mag es dein Gesicht zu säubern." grinst er und tupft das Blut von meiner Unterlippe. "Hör zu:" beginne ich, "Das heute Nacht tut mir leid. Ich wollte dich nicht verletzen." So kleinlaut habe ich noch nie geklungen. Ich liebe Tatze über alles und ihn verletzt zu haben löst in mir Schuldgefühle aus, die ich nicht für möglich gehalten habe-und ich habe oft Schuldgefühle. "Moony..." "Was?" frage ich kläglich. "Halt die Klappe." Er grinst mich fröhlich an. Ich schweige und betrachte ihn schüchtern. Er ist wirklich süß.

"Hab ich James oder Peter auch verletzt?" frage ich nach einer Weile. "Nein, mach dir keine Sorgen." sagt er liebevoll und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. Seine Wunden sind schon mit Grind bedeckt, da sie nicht besonders tief waren und kaum geblutet haben. "Ich werde McGonagall bescheid sagen, dass du nicht zum Unterricht kannst. Du solltest dich ausschlafen und deine Wunden kurieren." "Aber ich muss zum Unterricht! Wir schreiben heute eine Prüfung!" "Du kannst sie nachschreiben! Und ich werde schon nicht durchfallen, nur weil ich mal nicht bei dir abschreiben kann." "Aber was wird Dumbledore sagen? Das wäre schon die vierte Prüfung, die ich verpasse! Es ist riesiges Glück, dass er mich als Werwolf überhaupt an die Schule gelassen hat!" sage ich verzweifelt.

Sirius seufzt und streicht mir über die Haare. "Moony, deine Noten sind perfekt und Dumbledore hat dich auf die Schule geholt, weil du ein kluger Junge bist. Und es ist okay mal zu fehlen. Dumbledore weiß, dass du diese Krankheit hast und er respektiert es. Für ihn ist es in Ordnung, wenn du ab und zu mal einige Tage verpasst." "Aber..." "Moony! Es reicht! Kein Aber! Ich verbinde jetzt deine Wunden und dann gehst du ins Bett, wir kuscheln, bis wir aufstehen müssen und dann gehe ich zum Unterricht und wir sehen uns in der Mittagspause." Ganz sanft klebt er Pflaster auf die Wunden oder bindet Verbände darum, wenn sie zu groß für Pflaster sind. Er hebt mich wieder hoch und trägt mich in mein Bett. Wir haben noch zwei Stunden Zeit, bis wir aufstehen müssen.

Sirius legt sich neben mich und nimmt mich in den Arm. Schnell schlafe ich an seine Brust gekuschelt ein.

~*~*~

Sirius kommt in den Krankenflügel gehüpft. Einige der Wunden haben sich entzündet und ich habe starkes Fieber bekommen. "Hi, Wölfchen!" grinst er und springt auf das Bett. "Na, du oller Köter." lache ich. Kurz guckt er beleidigt, dann zuckt er mit den Schultern und zieht etwas aus seiner Tasche. "Ich hab Schokolade!" ruft er freudig. Sofort grinse ich. Teils wegen der Schokolade, teils wegen Sirius' guter Laune. Ich mag es, ihn so aufgeweckt zu sehen. "Und? Wie war dein Tag so ganz ohne mich? Hast du mich vermisst?" "Aber natürlich!" lache ich und schlinge meine Arme um seinen Hals.

"Das will ich aber auch meinen!" grinst er und gibt mir einen Kuss auf die Wange. Die Stelle, an der seine Lippen meine Haut berührt haben, kribbelt warm und ich spüre, wie ich rot werde. "Äh..." stammle ich unsicher, weil ich nicht weiß, was ich sagen soll. "Danke." murmle ich. "Hast du dich gerade für den Kuss bedankt?" fragt Sirius und sieht mich verdutzt an. Ich werde knallrot und nicke unsicher.

Im nächsten Moment bemerke ich, dass ich auch einfach hätte sagen können, dass ich mich für die Schokolade bedankt habe. Wie bin ich überhaupt auf die Idee gekommen, mich für einen Kuss zu bedanken? Was stimmt mit mir nicht?

"Okay...Tu das nie wieder." Sofort nicke ich heftig. Sirius streckt sich und legt seine Lippen an meine Stirn. "Du glühst noch immer. Und ich weiß, das rüttelt an deiner Weltanschauung, aber ich glaube nicht, dass da Schokolade hilft." "Sie macht es aber auch nicht schlimmer." sage ich und nehme ihm die Schokolade aus den Händen, packe sie aus und beiße ein großes Stück ab. Sirius lacht und kuschelt sich an mich heran. Er legt seinen Kopf auf meine Schulter und starrt die Wand gegenüber an.

"Denkst du nach?" frage ich spöttisch. "Ja." "Tut es weh?" "Fürchterlich sogar!" meint Sirius und strahlt mich fröhlich an. "Und zu welchem Schluss bist du gekommen?" frage ich, nachdem einige Minuten vergangen sind. "Zu dem!" sagt er entschlossen und im nächsten Moment liegen seine warmen, samtigen Lippen auf meinen, welche rau und rissig sind. Das scheint ihn allerdings nicht zu stören, denn er bewegt seine Lippen sanft gegen meine. Nach einigen Sekunden, in welchen ich mir nicht sicher bin, ob dieser Kuss richtig ist, erwidere ich den leichten Druck auf meinen Lippen. Erleichtert seufzt Sirius in den Kuss hinein. Wenig später berührt er mit seiner Zunge meine Lippe und bittet um Einlass. Zögerlich öffne ich den Mund einen winzigen Spalt breit, was ihm aber reicht, um seine Zunge in meinen Mund zu drücken.

Sirius schmeckt undefinierbar, aber sehr gut. Ich drücke mich unbewusst näher an ihn heran und schlinge meine Zunge um seine. Dieser Kuss ist wohl seit Langem das Beste, was mir passiert ist. Ich genieße das warme Gefühl, welches sich in mir ausbreitet und das angenehme Kribbeln in meinem Bauch.

Nur sehr widerwillig lösen wir uns voneinander. Atemlos sehe ich in die grauen Augen des Älteren. "Ich bin in dich verliebt." sagt dieser undeutlich, aber durch die Stille im Krankenflügel kann ich ihn trotzdem verstehen. "Willst du mein Freund sein?" frage ich hoffnungsvoll, ohne seine "Liebeserklärung" zu erwidern. Eifrig nickt der Dunkelhaarige. Ich ziehe ihn wieder an mich und vereinige unsere Lippen miteinander. 

Wolfstar OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt