Einfach nur noch weg

4.2K 181 75
                                    

⚠TW Selbstverletzung, Selbstmordversuch⚠

Remus pov

Ich sitze alleine am Küchentisch und starre ins Nichts. Mir ist gerade einfach alles zu viel. Ich hatte Streit mit Lily, dann mit Krone, dann mit Wurmschwanz und dann auch noch mit Tatze. Und ich kann mich nicht an ein einziges Thema der Streits erinnern.

Und ich hasse mich dafür. Ich hasse mich für jeden einzelnen Satz, den ich während der Streits gesagt habe, ich hasse mich dafür, mich überhaupt mit ihnen gestritten zu haben. Und das alles nur wegen diesen dummen Stimmungsschwankungen! Alles nur, weil ich ein verdammter Werwolf bin!

Eigentlich ist es doch total dumm, dass ich noch am Leben bin! Ich bin ein Monster, eine Bestie! Ich sollte allen einen Gefallen tun und mich einfach umbringen. Das würde allen das Leben erleichtern. Keiner hätte mehr Probleme mit mir, keiner müsste sich mehr um mich sorgen, keiner würde sich mehr in Gefahr bringen, um mein wertloses Leben zu schützen. Ich verdiene es nicht, am Leben zu sein. Ich verdiene das alles nicht! Das ist doch alles nicht fair. Wie kann es sein, dass es solche tolle Menschen gibt, wie Lily, Krone, Tatze und auch Wurmschwanz, die sich mit solchen unbrauchbaren Gestalten, wie mir, abgeben müssen?

Ich stehe mit so viel Schwung auf, dass der Stuhl, auf welchem ich saß, nach hinten umkippt, woran ich mich aber nicht störe. Mich interessiert das alles nicht mehr, ich will hier einfach nur noch weg.

Auf dem Weg ins Bad ziehe ich mir den alten Pullover aus und werfe ihn achtlos auf den Boden. In dem halbblinden Badezimmerspiegel betrachte ich meinen nackten Oberkörper. Narben übersäen meinen Körper, verunstalten meine, ohnehin schon blasse, Haut. Ich will nicht mehr. Ich will das nicht mehr sehen müssen, die Schmerzen nicht mehr fühlen müssen. Ich greife nach einer der Rasierklingen, die in einer Schale im Regal stehen und schlitze mir den Finger auf.

Ich weiß nicht, ob es jemanden interessiert und ob mich jemand vermissen wird, aber trotzdem will ich irgendeine Nachricht hinterlassen. Mit dem Blut, das aus dem Schnitt an meinem Finger quillt, schreibe ich einen Satz an den Spiegel. Leise murmle ich den Satz beim Schreiben mit. Ja, das sollen meine letzten Worte sein.

Dann setze ich die Klinge an meinem Handgelenk an und ziehe einen tiefen Schnitt meinen Unterarm entlang. Es tut höllisch weh und wirkt trotzdem wie eine Befreiung. Blut quillt aus der Wunde hervor, läuft über meinen Arm, tropft auf die weißen Fliesen.

Ich spüre, dass ich falle, bekomme es aber kaum mit so benebelt bin ich schon durch den hohen Blutverlust. Ich höre Schritte und wie jemand meinen Namen ruft, aber es wirkt so weit weg-es ist nur Einbildung. Dann wird alles schwarz.

Sirius pov

Ich klopfe gegen die Tür von Moonys Wohnung. Während unseres Streits habe ich einige Dinge gesagt, die ich zutiefst bereue und nicht so gemeint habe. Jetzt fühle ich mich schlecht und will mich bei ihm entschuldigen.

"Komm schon, mach auf!" rufe ich und hämmere gegen die Tür. Nichts. Ist er wirklich so verletzt, dass er schon nicht mehr mit mir reden will? "Alohomora!" flüstere ich und höre das Klacken des Schlosses. Ich drücke die Tür auf und betrete die Wohnung. Auf eine gewisse Weise ist das zwar Einbruch, aber Moony ist einer meiner besten Freunde und mein Schwarm, also wird er mir das schon nicht übel nehmen. Hoffe ich zumindest. "Remus? Bist du da?" rufe ich, bekomme aber keine Antwort.

Dann höre ich plötzlich einen dumpfen Aufschlag und im gleichen Moment fällt mein Blick auf den am Boden liegenden Pullover. Moony lässt seine Sachen doch nie einfach auf den Boden fallen!

"Remus!" schreie ich, renne zum Bad, von wo ich glaube, den Aufschlag gehört zu haben. Ich stoße die angelehnte Tür auf und mein Blick fällt geradewegs auf den halbblinden Spiegel im Badezimmer des Werwolfs. Mit Blut steht darauf geschmiert ein einziger Satz. "Es tut mir leid"

Geschockt wandert mein Blick nach unten zum Boden dort liegt Moony. Bewusstlos. Auf den weißen Fliesen hat sich eine riesige Blutlache gebildet, noch immer suppt das Blut aus dem langen Schnitt an seinem linken Unterarm. Ich stürze zu ihm und rüttle an seinen Schultern. Verzweifelt schreie ich seinen Namen und Tränen fließen aus meinen Augen über meine Wangen, tropfen schon bald auf Remus' nackten Oberkörper.

Ich zaubere einen festen Verband um seinen Arm, in der Hoffnung, dass dieser die Blutung stoppt. Beim besten Willen will mir kein Heilzauber einfallen. Remus atmet noch, wenn auch nur noch minimal. Ich hebe ihn hoch, ignoriere, dass er voller Blut ist. Irgendwie schaffe ich es, uns ins St. Mungo Hospital zu apparieren, wo mir zum Glück schnell geholfen wird.

"Sie können nicht bei ihm bleiben! Bitte warten Sie im Aufenthaltsraum!" sagt eine Schwester und hält mich zurück. Stumm, noch immer mit nicht versiegen wollenden Tränen im Gesicht, schlurfe ich ins Wartezimmer und lasse mich auf einen leeren Stuhl, weit abseits der anderen Menschen, fallen. Als ich es endlich geschafft habe, dass ich nicht mehr weine, zaubere ich mir Pergament, Tinte und Feder herbei. Ich schreibe Krone einen Brief. Meine Hände zittern stark, was man meiner Schrift ansieht. Als ich auch noch versuche einen Brief an Peter zu schreiben, scheitere ich am Zittern meiner Hand, was sich nochmal um mindestens das Dreifache verstärkt. Also belasse ich es bei dem einen Brief und zaubere ihn zu James.

~*~*~

Remus pov

Ich öffne die Augen einen Spalt breit und blinzle ein wenig. Als ich mich an die, zum Glück sehr spärlichen, Lichtverhältnisse gewöhnt habe, öffne ich die Augen ein wenig weiter.

"Bin ich tot?" murmle ich und sehe mich um. "Nein, du verdammter Vollidiot!" Ich drehe meinen Kopf zur anderen Seite. Sirius sitzt auf einem Stuhl neben dem Bett, in dem ich liege und hält meine Hand fest. Er sieht fertig aus und seine Wangen sind tränenüberströmt.

"Aber du hast mich fast zu Tode erschreckt! Verdammt, du kannst dich doch nicht einfach umbringen! Ich brauche dich doch! Ich liebe dich doch!" schluchzt er und steht auf, um mich zu umarmen. "Ich wollte doch nur, dass ich keine Behinderung mehr für euch bin." sage ich leise. "Eine Behinderung? Moony, du bist keine Behinderung für uns! Warst du nie und wirst du nie sein! Du bist unser Freund, verdammt, und wir lieben dich." sagt Sirius verzweifelt. "Kuscheln?" biete ich ihm vorsichtig an, wobei das eher eigennützig ist, da ich jetzt unbedingt seine Wärme und seinen Halt spüren will. Tatze nickt und kommt zu mir ins Bett gekrabbelt, nachdem er sich die Schuhe ausgezogen hat. Er kuschelt sich ganz nah an meine Seite und schlingt vorsichtig seinen einen Arm um meinen Oberkörper.

"Dich da liegen zu sehen, das ganze Blut-das war der schlimmste Moment meines Lebens. Ich dachte, ich hätte dich für immer verloren. Das hat mein Herz gebrochen. Du hast keine Ahnung, wie froh ich bin, dass du noch lebst." "Du hast mich gefunden?" Sirius nickt leicht: "Ja, ich wollte mich entschuldigen. Wegen unserem Streit. Als du nicht aufgemacht hast, bin ich quasi eingebrochen. Ich hab gehört, wie du gefallen bist und bin zu dir gerannt, hab versucht mit dir zu reden, aber du warst bewusstlos. Also habe ich dich hergebracht und James geschrieben. Er und Lily sind gerade was essen gegangen." "Warum du nicht?" frage ich und streichle seine Haare.

"Ich hatte keinen Hunger. Außerdem wollte ich bei dir bleiben." "Danke, dass du mein Leben gerettet hast." flüstere ich in sein Ohr und küsse seine Haare. "Was hätte ich denn ohne dich machen sollen? Ich liebe dich und dich zu verlieren, hätte ich nicht verkraftet." Vorsichtig nähert er sich meinen Lippen und ich lasse ihn machen.

Ganz sanft, als hätte er Angst, ich würde zerbrechen, legt er seine Lippen auf meine und bewegt sich sanft gegen meine. Ich lege meine Hand in seinen Nacken und erwidere den Kuss sanft. In diesem Moment passt einfach alles. Unsere Lippen bewegen sich gegeneinander, als würden sie zusammengehören und wie von selbst fahren die Finger meiner Hand des unverletzten Arms in seine Haare und seine streichen meine Seite entlang. "Ich liebe dich. Und du musst mir versprechen, dass du das nie wieder tust! Du kannst James und mich doch nicht alleine lassen! Ohne dich werden wir draufgehen!" Ich muss lachen: "Versprochen. Ich liebe dich auch." Ganz sanft hauche ich ihm einen Kuss auf die Lippen, dann hören wir die Tür aufgehen. Sofort kuschelt Sirius sich eng an mich, als hätte er Angst, dass mich jemand ihm wegnimmt.

"Du bist wach!" ruft James und gleichzeitig quiekt Lily: "Du lebst!" Ich nicke ein wenig. Lily wirft sich quasi auf mich drauf und ich kann gerade so meinen Arm wegziehen, damit sie mir nicht wirklich weh tut. Auch James legt sich zu uns, wobei er sich mehr auf Tatze drauf legt, den das aber wenig zu stören scheint.

Verliebt lächle ich dem Black zu und er drückt mir einen sanften Kuss auf die Wange.

Der Selbstmordversuch war auf eine gewisse Weise das Beste, was mir hätte passieren können. 

Wolfstar OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt