Das Gespräch

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Ashton Davis:

Ich überlege seit Tagen wie ich Dad das alles erklären soll, aber irgendwie finde ich keinen Anfang und kein Ende. Ich denke ich werde es einfach sagen und auch wenn es überrannt kommt, ist es besser es ihm gleich zu sagen.

Immer wieder sehe ich zu Tür und lege dann mein Handy weg und laufe nachunten. Dad sitzt auf der Couch und tippt auf seinem Laptop herum. Ich laufe zu ihm und lege mich neben ihn. Er sieht mich an und lächelt, "was ist los großer?" Fragt er und lächelt.

Ich sehe ihn an und atme tief durch. "Ich wollte mit dir reden." Fange ich an und er legt seinen Laptop weg und sieht mich an, "okay." Ich nicke und spreche langsam über meine Zeit im Internat und darüber was mich so verunsichert.

"und nun ja, da gab es einen Tag. Es war Tage nach dem Prom von dem Jungen und ich habe mich wirklich schlecht gefühlt, weil ich ja eigentlich dachte das Cody mich liebt, aber das war nicht so. Nun ja, ich saß an dem Tag in meinem Zimmer und sah auf den Boden, mir ging es nicht gut. Ich fühlte mich allein und auf dem Boden aufgeschlagen wie ein rohes Ei. Ich hatte das Gefühl, dass jemand mein Leben runtergeworfen hat wie eine Glasfigur. Ich hatte schon tagelang immer das bedrückende Gefühl in der Brust und an diesem Tag saß ich wie gesagt auf dem Boden nur in einer Hose bekleidet und ließ das zu was eigentlich nicht gut war.

Ich zog die Rasierklinge über meine Handgelenke. Alles was blutig, aber ich fühlte mich gut, ruhig und ganz langsam hatte ich das Gefühl, das alles was schlecht war aus mir rauslief. Ich saß einfach da und dann kam John. Er war erst geschockt, dann aber ging er ins Bad und kam wieder und saß sich neben mich. Er sprach nicht, sondern machte die Wunden sauber und verband die Handgelenke. Ich habe darüber nicht gesprochen, weil es mir auch Tage später nicht gut ging, ich war wieder da wo ich war. Ich war allein und keiner verstand mich, an dem Tag wo ich dann beim Brunch war, ich traf mich mit Jeremy und am Anfang war es wie immer, aber nach einer Zeit war mir klar ich stehe wieder da wie an diesem Tag im Internat. Genauso schlimm fühlte ich mich als du gesagt hast das Lisa nicht meine Mutter ist. Ich saß da und mir war klar, ich will nicht leben. Ich habe es gehasst das alle mich schlecht machen, weil ich Schwul bin und ich hasse es immer noch, weil es mich in die Ecke drängt und mich fühle lässt als wäre ich schlechter und nicht ich selbst. Ich wollte nicht leben und tue es bis heute nur dahin. Ich wache auf, mache alles was von mir verlangt wird und erwache wieder an einem neuen Tag. Ich wollte leben, jetzt tue ich dahinvegetieren. Ich will den normalen weg nicht gehen, ich will nicht Kindergarten, Schule, Universität, Arbeit, Hochzeit, Kinder. Ich will aus diesem Käfig raus und lebendig sein und nicht das tun was alle tun. Ich habe irgendwann zu mir selbst gesagt, wenn sich nichts ändert bringe ich mich mit Einundzwanzig um."

Mein Vater weint nicht oft, aber seine Tränen sind nicht zu übersehen. Er nimmt mich in den Arm und hält mich fest. "Mein Junge, egal was ist du kannst immer kommen. Du musst nicht allein das durchmachen, du musst nur was sagen und ich höre dir zu."

Ich nicke, aber Dad lässt mich nicht los. Er drückt mich nur enger an sich und hält mich fest. "Mein Junge, niemand tut dir mehr weh oder sorgt dafür das du sowas machen musst. Fühlst du dich nicht gut, dann sag es mir, sprich mit mir oder deinen Brüdern oder deinem Patenonkel. Du gehörst zur Familie und es gibt Menschen, die hören dir zu."

Ich nicke, kann mich aber kaum bewegen. "Du kannst mich loslassen." Sage ich, aber er schüttelt den Kopf. "Nein, ich lasse dich niemals los, du bist mein Sohn." Ich drücke ihn an mich. "Ich habe dich lieb Dad."

"Ich dich auch mein großer, aber ich brauch jetzt mal kurz ein paar Minuten für mich." Ich nicke und lasse ihn allein. Ich will gerade ihn nicht loslassen, dennoch laufe ich auf mein Zimmer und höre zu.

"Kyle, kannst du heute Abend vorbeikommen, ich muss mit dir reden." Leise höre ich weiter zu, "nein, mir geht es nicht so gut. Ashton sprach heute darüber wieso er so durch den Wind war und ich muss gerade darauf klarkommen. Ich sage dir das heute Abend, ich schaue jetzt nach meinem Jungen. Ich glaube langsam habe ich als Vater wirklich versagt. Das was er gesagt hat, das hat mich wirklich geschockt und traurig gemacht. Ich habe das Gefühl mein Herz ist gerade in einige Teile zersprungen und es wäre gut würdest du heute kommen."

Ich sehe auf meine Hände, es hat ihn verletzt und das war mir klar, aber ich habe ihm versprochen ich erzähle ihm was los ist. Ich will ihn nicht anlügen. Ich will das er die Wahrheit weiß und weiß was in mir vorgeht. Ich habe doch nur ihn, ich habe keine Mutter. Ich habe ihn als Elternteil und denn will ich behalten. Ich liebe meinen Vater, er bedeutet mir alles.

"Du solltest doch auf dein Zimmer." Ich sehe Dad an und er setzt sich neben mich auf die Treppe. "Ich wollte nicht das du das Gefühl hast zu versagen." Murmel ich leise, "als Vater hat man die immer mal wieder diese Momente, wo man sich denkt das man das hätte besser machen können oder wo man sich fragt, wie man so versagen konnte, wenn der Sohn bei der Polizei abgeholt werden muss oder was weiß ich. Ich habe schon lange das Gefühl gehabt, dass etwas nicht stimmt und jetzt wo du wieder bei mir bist, da habe ich auch gesehen was nicht stimmt. Mein Verhalten hat nicht gestimmt, ich habe dich einfach abgeschoben und dann so gelebt als wärst du nicht da gewesen. Dabei bist du mein Sohn, ich habe dich ein Leben lang aufgezogen und bin nachts auf gestand, wenn du Hunger hattest, ich habe mich um dich gekümmert und auf einmal warst du nicht mehr da und dann hatte ich andere Aufgaben. Doch seitdem du wieder da bist, da habe ich das Gefühl ich mache etwas gut. Immer wieder saß ich vor deinem Zimmer abends und dachte nach. Wie es dir wohl geht, was du wohl so machst im Internat? Dann kamst du wieder und hast einfach so getan wie immer, in den Ferien war es auch so und als es dann endgültig war das du zurückkommst, ich habe an dem Abend gelächelt und war froh darum, dass du wieder bei mir bist. Ich habe vielleicht nicht in aller Hinsicht versagt, aber einiges das ich heute sehr schwer bereue."

Ich nehme meinen Dad in den Arm und wir bleiben eine Zeitlang so sitzen bevor er nickt und wir aufstehen. "Ich muss noch ein wenig arbeiten, zum Abendessen hole ich dich. Kyle kommt vorbei, vielleicht haben wir glück und er bringt Pizza mit, wenn nicht koche ich Nudeln." Ich nicke und sehe wie er sich über die Augen wischt als er die Treppe runtergeht.

Ich habe meinen Vater lieb und das wird auch immer so bleiben. 

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