Verschleppt

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Am Morgen wurde ich von Sonnenstrahlen in meinem Gesicht, und Daryl der meinen Arm mit seinem Finger entlang fuhr geweckt. Wie erwartet, ließ er mich schlafen und blieb die ganze Nacht wach, wie so oft.

Wir beide setzten uns auf und ich fing an, das Feuer mit einem alten Feuerzeug neu zu entzünden, damit wir so bald wie möglich jagen gehen konnten, fürs Frühstück, und dann weiterziehen konnten. 

Einige Minuten war es ruhig, dann hörten wir es in den Ästen rascheln. Instinktiv hielten wir Armbrust und Messer bereit, weil ich meine Pistole nicht griffbereit hatte. 

Kurz darauf stand Michonne vor uns und wir atmeten auf.

,,Was zur Hölle tust du hier?'', begrüßte ich sie und stach mein Messer in einen Baumstamm.

Michonne fuhr sich durchs Gesicht.
,,Ich hatte gehofft, dass ich euch finde. Ich konnte euch nicht über Walkie Talkie erreichen.''

Ich zog meine Augenbrauen zusammen, und checkte sofort das Walkie, um festzustellen, dass die Batterien leer waren.

,,Na super'', seufzte ich. Michonne hielt mir sofort ihres hin. 

,,Nimm. Ich nehm deins und wechsle die Batterien Zuhause. Aber deswegen bin ich nicht hier. Es ist was passiert.''

Verwirrt tauschte ich die beiden Funkgeräte und schaute Michonne erwartungsvoll an. Daryl ebenso.

Sie atmete aus.

,,Jocelyn ist mit allen Kindern verschwunden. Weggelaufen.''

Ich und Daryl machten große Augen. Unsere Tochter.

,,Wo ist sie'', sagte ich. Es war mehr eine Aussage als Frage. Ich würde dieser Frau wehtun, sollte sie meinen Patenkindern und meinem Kind etwas antun.

,,Ich weiß es nicht'', gab Michonne zu. ,,Ich und die anderen wollten die Kinder abholen, weil mehrere Kinder bei ihr übernachteten. Heute Morgen war sie weg und mit ihr die Kinder. Durch die Kanalisation.''

Daryl sprang auf.
,,Auf geht's.''', sagte er, und lief vor. 

Wenn ich jetzt so darüber nachdachte, hätten wir sie mitnehmen sollen. 

Ich fing an mir vorwürfe zu machen. Hätten wir nicht Monatelang nach einem Verbleib von Rick gesucht, wär es wahrscheinlich nie so weit gekommen. 

,,Hey'', sagte Michonne. ,,Ich mach mir auch Vorwürfe. Wir werden sie finden.''

Sie kannte diesen Blick, den ich vermutlich drauf hatte, schon klar. 

Wir liefen also Daryl hinterher, durch Gestrüpp, hohe Gräser und Wald.

Michonne fing immer mehr an, heftig zu atmen. Also machten wir eine Pause. Ich schaute zu Boden.

,,Wir werden sie finden'', sagte Daryl sanft. ,,Ganz sicher.''

Michonne nickte.
,,Ich fass'es nicht'', murmelte sie. ,,Ich und Jocelyn.. Wir waren befreundet.. Ich mein', so richtig. Wir haben alles zusammen gemacht. Herausgefunden, wer wir sein wollten, Liebeskummer, den.. den Tod meiner Mutter.. Ich wollte, dass es wieder so ist, weil ich es so sehr brauchte.. Ich hab mich verletzlich gemacht, und jetzt-''

Sie fing an zu wimmern.

,,Hey, das ist nicht deine Schuld'', beruhigte Daryl sie und sah mich an. ,,Und unsere auch nicht. Nichtmal ein bisschen ist einer von uns daran schuld. Michonne kannte sie von früher, wer hätte denn wissen können, das die Frau sich zu sowas entpuppt?''

,,Ich hätte es wissen müssen, Daryl'', wisperte Michonne. ,,Ich hätte irgendwas spüren sollen''

,,Das konntest du nicht'', sagte ich, den Blick immernoch auf dem Boden gerichtet. ,,Du bist nicht wie sie. Manche Menschen sind so.. Böse in ihren Herzen und verstecken es. Wie hinter ner Maske, oder so.''

,,Genau'', murmelte Daryl. ,,Nur sie ist Schuld, und dafür zahlt sie.  Wir finden sie. Ganz sicher.''

Michonne nickte entschlossen. 
,,Wir sollten dann weiter gehen.''

Ich half ihr auf, und zusammen liefen wir weiter. Ein paar Meilen, zu einer alten Schule. Ich und Daryl checkten die Gegend, während Michonne an der Schule entlang lief. Keine paar Minuten später, hörten wir Michonne schreien, aber sahen sie nirgends. Wir drangen durch ein Loch in einem Zaun, und konnten somit einen offenen Eingang in der Schule finden. Langsam schritten wir voran und was wir sahen, war jenseits unserer schlimmsten Vorstellungen. Michonne, mit dem Rücken zu uns Gewand, ein paar Teenager und ein paar Kinder standen vor ihr, bewaffnet, finster drein blickend.

,,Wo sind die Kinder?'', fragte Michonne panisch.

,,Fallenlassen''

Das war die einzige Antwort von einem der Teenager. Mit blick auf Michonnes Katana, meiner Pistole und Daryls Armbrust.

,,Sag mir nur, dass sie sicher sind.''

Im nächsten Moment, hatte ein kleines Mädchen einen Pfeil ihres Bogens losgelassen. Er traf Daryl in die Schulter. Ich wollte ihm helfen, aber er hielt die Hand hoch als Signal, ich solle mich bereit machen. Er würde es schaffen. So sehr ich ihm helfen wollte, ich musste jetzt auf alles gefasst sein. 

,,Ich sagte, fallen lassen.'', wiederholte der Junge und ich steckte meine Pistole weg, hielt aber meine Hand am Griff meines Messers, um es im Notfall werfen zu können. Auch Michonne steckte ihr Katana zurück. 

im nächsten Moment, spürte ich nur noch einen dumpfen Schlag auf den Hinterkopf und alles wurde schwarz.

Straight into my Heart || Daryl Dixon || PausiertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt