Kapitel 1

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"Ivy, enttäusche mich nicht."

Das waren die letzten Worte, bevor Silas aus dem Wagen gestiegen war. Mitten im Wald im Dunkel der Nacht und er parkte das Auto am Straßenrand. Er drückte mir sogar eine Waffe in die Hand. Dann war das Ding entsichert, damit könnte ich sofort schießen.

Wieso war der Mann so irre und gab ausgerechnet mir eine Waffe? Mit so etwas konnte ich absolut nicht umgehen. Silas nannte mich ständig seine unschuldige Blume, aber gab mir dann eine Pistole.

Mal wieder dachte ich es mir, der Mann hatte ernstzunehmende psychische Probleme.

Ich sollte ihm besser folgen und weniger nachdenken. Ansonsten bekam ich keine Antwort, was los war. Ich stieg also aus dem Wagen aus und die tausend Fragen schwirrten weiterhin in meinem Kopf umher. 

Für das hatte man mich derart gestylt? Zusätzlich ein Diadem auf den Kopf gesetzt. Nein, ich kam nicht ganz klar mit dieser Situation.

Silas stand bereits hinter dem Wagen und hinter unserem Wagen parkte ein paar Meter entfernt ein anderes Auto. Das kam mir bekannt vor, weshalb ich es genau ansah. Es war dunkel und ich war gerade mit allem maßlos überfordert. Da lief das eigene Hirn etwas langsam.

Ich ging zu Silas und fragte: "Was ist los? Warum gibst du mir eine Waffe?" Fragend und etwas verzweifelt sah ich zu ihm auf. Aber er sah nur nach vorne zu dem anderen Wagen. Silas hatte seine eiskalte Maske auf und war angespannt. Egal was, aber es waren keine freundlichen Umstände.

Ich hörte, dass die Autotür des anderen Wagens geöffnet wurde, weshalb ich nach vorne sah. Es war fraglich, wer uns Gesellschaft leistete.

Ich brauchte einen Moment, bis es richtig ankam. Eher, wer genau dort ausstieg. Es war ein viel zu vertrautes Gesicht, welches ich unfassbar vermisst hatte.

Mein Bruder.

Dort war ernsthaft Luke.

Was machte er hier? Hä?

Silas war extra stehen geblieben, also war das geplant von ihm gewesen. Gut, bei ihm lief alles nach Plan ab und das immer.

Warum zur Hölle wollte Silas mit Luke sprechen und das in meiner Anwesenheit?

Luke sah meinen Mann eiskalt an, aber sprach mich an: "Ivy, komm sofort her." Seine Stimme war genauso kalt und er sah ein bisschen verbittert aus. Das machte wohl das Amt eines Mafiabosses mit einem. 

Ich bekam nicht mal ein Hallo nach all der Zeit, nein, gleich kam ein Befehl. Antwort brachte ich keine über die Lippen, aber sie wäre mir klar.

Innerlich fühlte ich mich dennoch hin und hergerissen. Luke war mein Bruder, aber Silas war mein Mann.

Wenigstens machten seine Worte einen Sinn, dass ich ihn nie enttäuschen sollte. Scheinbar hatte Silas eine leise innere Stimme, die ihn gewarnt hatte, ob ich nicht die Seiten wechseln würde. 

Aber wie könnte ich ihn verlassen? Wie könnte ich die Liebe meines Lebens verlassen?

Luke mag mein Bruder sein, aber Silas war immer noch Silas. Mein Mann, den ich aufrichtig liebte. Ich rührte mich keinen Millimeter und stand weiterhin neben ihm. 

Luke sah unverwandt Silas an und richtete eine Waffe auf ihn, dabei sagte er: "Komm keine Sekunde auf den Gedanken Ivy festzuhalten." Silas tat es ihm gleich und richtete seine Waffe auf wiederum ihn. 

Das war mein persönlicher Alptraum. Ausgerechnet diese zwei Männer und richteten eine Pistole auf einander. Die zwei Männer, die mir am meisten bedeuteten, aber hassten einander.

Ich fand meine Stimme wieder und rief: "Waffen runter! Alle beide!" Das musste aufhören und zwar sofort.

Warum hatte Silas angehalten? Was hatte das für einen Sinn? Sollte er nicht eher darauf aus sein, dass Luke mir nie gegenüber stand?

My unwanted husband 2 | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt