Kapitel 69

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Die Fahrt ins Krankenhaus hatten meine Gedanken gerast. Das angenehme an Alejandro war, dass er die Klappe hielt. Ich hätte es nicht ertragen, wenn jetzt jemand mit mir geredet hätte.

Innerlich war die vollkommene Angst und ich machte mir gigantische Sorgen. Meine Gedanken waren das reinste Chaos.

Hoffentlich ging es ihm gut. Keine Ahnung, was ich ohne ihn machen sollte.

Was zur Hölle sollte ich ohne ihn machen?!

Mein Leben war mit ihm an meiner Seite geplant. Vor allem jetzt mit dem Baby.

Was wenn er oder sie ohne Vater aufwachsen musste?

Das konnte nicht sein. Es konnte ihm nichts Schlimmes passiert sein. Das würde alles ändern und das wäre eine sehr schlechte Veränderung. Nein, das musste ein Alptraum sein, falls ihm etwas Ernstes zugestoßen war.

Alejandro neben mir wirkte gelassen, aber ich ging davon aus, dass das Fassade war. Innerlich sah es sicher ganz anders aus. Silas war sein Cousin und die beiden verstanden sich sehr gut. Er musste sich praktisch Sorgen machen.

Als der Wagen endlich zum Stehen kam, war ich nicht zu halten. Ich stieg aus und rannte in Richtung des Eingangs.

Alejandro kam mir schon nach, da sah ich kein Problem. Außerdem wollte ich zu meinem Mann und endlich wissen, was los war.

Die Schiebetüren gingen automatisch auf und mein Ziel war die Info. Zuerst musste ich herausfinden, wo Silas sich genau befand.

Kurz bevor ich dort ankam, packte mich jemand am Oberarm und zog mich mit sich.

Ich wollte mich beschweren, aber als ich aufsah, sah ich Alejandro. Er sagte kühl: "Ich weiß, wo er ist."

Das hätte er mir gerne früher sagen können. So war es sowieso besser, jetzt gab es kein unnötiges Warten, bis die Mitarbeiterin endlich die richtige Zimmernummer rausgesucht hatte.

Wobei er vielleicht auch in einem Behandlungsraum oder in einem Operationssaal. Im Grunde konnte Silas überall sein.

Ich hätte ja nachgefragt, aber in der Familie war es allgemein bekannt, dass man keine Antwort bekam. Außerdem war mir das bald beantwortet.

Schnellen Schrittes gingen wir einen Gang entlang und bogen ein paar Mal ab.

Entweder kannte Alejandro sich in diesem Krankenhaus aus oder er war allgemein kein Mensch, der Schwierigkeiten mit der Orientierung hatte.

Dabei waren Krankenhäuser das reinste Labyrinth. Ich kannte mich längst nicht mehr aus und vertraute ganz auf Alejandro.

Allerdings sollte ich anmerken, dass ich noch nie in meinem Leben in einem Krankenhaus gewesen war. Ärztliche Behandlung hatte ich stets zu Hause bekommen. Immerhin hatte man mich mein Leben lang eingesperrt. Ein Aufenthalt in einem Krankenhaus wäre undenkbar gewesen.

Schließlich meinte Alejandro: "Wir sind fast da." Ich war dankbar, dass ich ihn überhaupt verstand bei meinem lauten Herzschlag.

Das Schild wies darauf hin, dass wir in die Notaufnahme gingen. An sich war das schon mal besser als die Abteilung in der ein Operationssaal wohnte.

Dennoch war die Notaufnahme nicht sonderbar viel besser. Dort wurden genauso Verletzungen behandelt.

Mein Hirn war mittlerweile wie leer gefegt. Ich bekam keinen vernünftigen Gedanken mehr hin. Es war mir alles zu viel und meine Angst war zu groß um meinen Mann.

Wir gingen an unzähligen Türen und Leuten vorbei. Der Wartebereich war überfüllt und es war allgemein ein hektisches Treiben.

In den Filmen hatte ich das bereits einige Male gesehen oder in Büchern gelesen. Jetzt sah ich so etwas hautnah.

Es war en Anblick auf den man verzichten konnte, aber ich konnte es sowieso nicht richtig wahrnehmen.

Fast am Ende des Ganges, hörte ich eine sehr vertraute Stimme: "Wenn das irgendjemand meiner schwangeren Frau sagte, dann bringe ich ihn um!"

Das war Silas.

Mein Mann.

Wenn er so rumschreien konnte, musste es ihm zumindest halbwegs gut gehen. Die Wut hatte man sehr klar aus seiner Stimme gehört. Dennoch erreichten mich seine Worte nicht ganz, da ich unfassbar erleichtert war seine Stimme zu hören.

Die Angst in mir war gigantisch gewesen, dass ich sie nie wieder hörte oder ihn nie wieder sah.

"Und ich gehe jetzt nach Hause! Sie muss krank vor Sorge sein!"

Wenn man diese Tonlage hörte, wollte man nicht das Gesicht dazu sehen, sofern man neine nahestehende Person von Silas war.

Damit konnte ich viel besser nachvollziehen, warum die Leute gerne Angst vor ihm hatten.

Wütend war er ganz eine andere Hausnummer. Wobei ich seine kalte Art am Anfang sehr gut kennen gelernt hatte. Aber diese Wut war etwas anderes.

Alejandro meinte leise: "Wir haben Glück, dass ich es dir gesagt habe. Ansonsten würde vermutlich wirklich jemand sterben."

Er bekam keine Antwort, da wir endlich bei der richtigen Tür ankamen.

Silas saß auf einer Behandlungsliege und war damit beschäftigt sich den Schlauch oder die Nadel einer Infusion aus dem Arm zu reißen.

Ein Arzt und eine Krankenschwester versuchten ihn davon abzuhalten und redeten auf ihn ein, aber natürlich ließ mein Mann sich das nicht befehlen.

Er sagte immer noch unfassbar wütend: "Nein, ich fahre jetzt nach Hause, bevor meine Frau vor Sorge krank wird."

Dabei war ich das längst gewesen.

Mittlerweile hatte ich Tränen in meinen Augen, da ich derart erleichtert war, ihn zu sehen. Man nahm mir eine Tonne an Sorgen von den Schultern mit seinem Anblick.

"Silas." Ich sagte es leise und die Verzweiflung hörte man aus meiner Stimme.

Ich ging auf ihn zu und sein Kopf schnellte in meine Richtung. Sein von Wut verzerrtes Gesicht wurde sofort viel weicher und sanfter.

"Ivy." Er kam nicht dazu weiterzusprechen, da ich bei ihm ankam und ihn umarmte.

Die Schwester hörte ich fragen: "In den Behandlungsräumen sind keine..." Alejandro unterbrach sie: "Sie ist seine Frau." Damit war sie ganz schnell still und ich hätte mich nie aus diesem Raum werfen lassen.

Ich konnte ein Schluchzen nicht halten und sagte danach: "Ich bin so unfassbar froh, dass es dir gut geht."

Moment.

Ich ließ ab von ihm und musterte ihn von unten bis oben als ich fragte: "Dir geht es doch gut, oder?"

Silas nahm meine Hand und antwortete  ruhig: "Natürlich geht es mir gut. Es ist alles in bester Ordnung."

Ich glaubte es ihm nicht ganz, weshalb ich zu dem Arzt sah. Der war so lieb und erklärte mir: "Ihr Mann hatte einen Autounfall. Zur Sicherheit würden wir gerne ein paar Tests machen, nur ist Mister Lockwood nicht sehr kooperativ."

Dafür bekam Silas einen bösen Blick von mir. Das konnte nicht sein Ernst sein. Wenn er schon hier war, dann sollte er sich untersuchen lassen.

Selbstverständlich wollte er sich herausreden und sagte: "Ivy, mir ist lediglich ein Reh vor mein Auto gesprungen. Deshalb brauche ich keine ärztliche Behandlung. Es geht mir bestens. So schnell bringt mich nichts um."

Sollte ich ihm das mit dem Reh glauben?

Es war ihm zu zutrauen, dass dieses sogenannte Reh, Ryder gewesen war. Bei Silas konnte man nie wissen. Vor allem, wenn man bedachte, weshalb er das Haus verlassen hatte.

Vor anderen Leuten konnte ich sowieso nicht nachfragen. Das musste ich auf später verschieben.

Ich umarmte ihn erneut und Silas erwiderte die Umarmung.

My unwanted husband 2 | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt