Kapitel 85

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Eiskalt fragte Silas: "Was hast du gesagt?" Natürlich musste er gleich eine Szene reißen, dabei heulte ich seit der Schwangerschaft wegen jedem Mist. Da musste man keine sonderbaren Sorgen an den Tag legen, nur weil ich beschloss ein Wasserfall zu werden.

Nach einem Schniefen sagte ich: "Nein, ich bin zu sensibel. Meine Hormone machen es mir schwer."

Bevor mein Mann auf Luke los ging, musste ich das klargestellt haben.

Mein Bruder merkte an: "Ich habe mich bei Ivy entschuldigt und mich erklärt." Das sagte er sehr ernst, weshalb ich zu ihm sah. Sein Blick lag auf Silas und das weit von freundlich entfernt.

Damit brach der Damm und ich gab ein Schluchzen von mir. Beide sahen zu mir und ich fragte verzweifelt: "Könnten wir endlich nett zueinander sein?" Es reichte und hatte genug Leid gegeben. Irgendwann musste das ein Ende finden. So konnte es nicht weitergehen.

Die Tränen rannen mir über die Wange und Silas zog mich an sich, um mich zu umarmen. Dabei wusste er was passierte, wenn man mich umarmte. Damit wurde mein Weinen kein bisschen besser. Das machte es schlimmer und ich gab ein weiteres Schluchzen von mir.

Leise sagte er: "Meine unschuldige Blume, ich habe mir lediglich Sorgen gemacht." Ich erwiderte die Umarmung, da sie mir gut tat. Außerdem überforderte mich das Gespräch mit Luke. Bei Silas fühlte ich mich sicher.

Lena hörte ich sagen: "Mach dir keinen Kopf. Seit der Schwangerschaft ist Ivy nahe am Wasser gebaut. Du wirst sehen, dass sie in spätestens zwei Minuten wieder lächelt."

Silas ignorierte das und sagte zu mir: "Falls dir dieses Gespräch heute zu stressig ist, können wir es auf ein andermal verschieben."

Ich holte tief Luft und schaffte es zu antworten: "Nein, schon gut." Ich löste mich von ihm und versuchte mich zu beruhigen. Ansonsten konnten wir das mit dem Reden vergessen.

Da sowieso allen klar war, dass ich geheult hatte, konnte ich ihnen in die Augen sehen. Mein Blick fiel auf Luke und die Schuld stand ihm groß ins Gesicht geschrieben. Seine ernste Miene war vollkommen verschwunden.

"Ivy, ich wollte dich nicht zum weinen bringen. Das tut mir leid." Ich tat es mit einer Handbewegung ab und nach einem Räuspern antwortete ich: "Nein, nein. Das lag an mir, da ich darüber nachgedacht habe, wie traurig das Alles ist."

Aus liebenden Geschwistern war das geworden, was auch immer wir waren. Eine richtige Beschreibung konnte ich dafür nicht finden. Wie sollte man das auch benennen?

Nach einem weiteren Räuspern fuhr ich fort: "Dafür musst du dich nicht entschuldigen." Diese Reaktion war meinen Hormonen zu verdanken, ansonsten hätte ich nie geheult. Klar, es hätte mich traurig gestimmt, aber nicht so sehr, dass ich zu weinen angefangen hätte. 

Luke übernahm das Wort in dem er sagte: "Trotzdem möchte ich mich für all die Dinge entschuldigen die ich getan habe. Im Nachhinein bereue ich es, dass ich daran gezweifelt habe, obwohl du es mir selbst gesagt hast. Den Brief nicht zu vergessen."

Immerhin sah er es ein, das war ein guter Anfang. Ich nickte nur, da ich Angst hatte, dass der Wasserfall erneut startete, wenn ich etwas sagte. 

Mit einer Hand streichelte ich mir über meinen Bauch, denn das beruhigte mich stets. Silas nahm meine andere Hand. Vermutlich ahnte er, dass nicht mehr viel fehlte für die nächste Eskalation. 

"Ich hoffe, dass du mir das irgendwann verzeihen kannst. Und nein, ich würde dich nie deinem Mann entreißen, wenn ich weiß, dass du ihn liebst. Wir sind Geschwister, Ivy. Ich wünsche dir, dass du glücklich bist und einen Mann an deiner Seite, der dich liebt."

Lena meinte: "Das tut mein Bruder wirklich. Du hättest ihn vor Ivy kennen sollen, dann wüsstest du was ich meine." Luke sah zu ihr und meine Mum hatte Recht. Man sah es ihm an, wie gerne er sie hatte. Das konnte er nicht verstecken. Hoffentlich erkannte Silas das genauso, das dürfte seine Nerven beruhigen. Das war der Beweis, dass Luke kein Schauspiel aufrecht erhielt. 

"Wenn sie das sagt und glücklich ist, dann glaube ich ihr das." Bevor er weiterredete, sah er zu mir: "Ich habe wirklich großen Mist gebaut und eigentlich kann man das nicht wieder gut machen. Aber ich verspreche dir, dass ich dir nie wieder Ärger oder Kummer bereiten werde. Ich habe es eingesehen und erkannt, dass du ein Leben führst, welches du führen möchtest." 

Silas drückte leicht meine Hand und ich schaffte es tatsächlich eine Antwort zu geben: "Danke, Luke. Schön zu hören, dass du es eingesehen hast." Für mich persönlich war das eine große Erleichterung. Da wurde mir eine schwere Last von den Schultern genommen. 

Bis jetzt war dieses Gespräch sehr gut verlaufen. In meiner Vorstellung war das nie derart gut abgelaufen. Da hatte ich einige Zweifel gehabt. 

Silas meldete sich zu Wort: "Von meiner Seite aus gibt es kein böses Blut. Das hat es seit dem Friedensvertrag nicht mehr gegeben. Außer, wenn du meine Frau entführen wolltest." 

Ja, da war ich ein sehr sensibles Thema für Silas, was sehr süß war. Es unterstrich, dass man geliebt wurde und das tat er. Eigentlich dürfte das für meinen Bruder genauso ein Zeichen sein. 

Luke nickte und antwortete: "Von meiner Seite auch nicht mehr." 

Das klang sehr nach einem friedlichen Vertragen. Ich wollte für beide Parteien hoffen, dass sie das ernst meinten. Bei Silas war ich mir zu hundert Prozent sicher, der hielt sein Wort und Menschen die ich liebte, würde er nicht weh tun. 

Bei Luke war ich mir eigentlich auch sicher, allerdings wurde ich davon verunsichert, da er all diesen Wahnsinn veranstaltet hatte. Außerdem sah man ihm an, dass er sich verändert hatte. Klar, er hatte vorhin gemeint, dass er mich sehr vermisst hatte und dergleichen. Das veränderte einen und das war normal. Trotzdem war ich einfach verletzt und das war hoffentlich verständlich. 

Eine Frage brannte in mir und die stellte ich an meinen Bruder gewandt: "Darf ich Mum endlich wiedersehen?" Die Hoffnung hörte man aus meiner Stimme.

Bevor Luke zu einer Antwort kam, sagte Lena: "Falls du jetzt nein sagst, dann versichere ich dir, dass Silas das auf seine Methode machen wird. Er schlägt seiner Frau nur sehr ungern einen Wunsch aus."

Da hatte sie ein sehr gutes Argument gefunden. Das würde Silas vermutlich tatsächlich machen. 

Luke lächelte mich leicht an und das gab die Antwort bereits bekannt. "Ja, natürlich." Das war eine große Freude für mich, weshalb es ein Lächeln auf meine Lippen schaffte. 

Zur Sicherheit sah ich auf zu Silas, denn Mister Paranoia konnte auch ein Problem darstellen, wenn es um Treffen ging. Er verstand die ungestellte Frage und nickte. Also würde er keinen Stress machen oder ein Drama herbeizwingen. 

Danach kam Lena dran, weshalb ich meine Hand aus der von Silas löste und auf Lena zu ging. "Lass dich nochmal umarmen." Sie kam mir entgegen und wir schlossen einander in die Arme. 

Lange hatten wir nicht mehr Zeit, deshalb sollten wir diese gut nutzen.

My unwanted husband 2 | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt