Hatte Silas mich das wirklich gefragt?
Musste ich ihm ernsthaft mitteilen, dass ich nicht wollte, dass mein Bruder gegen seinen Willen auf dieser verdammten Hochzeit war. So etwas sollte immer auf freiwilliger Basis sein. Aber nein, mein psychotischer Mann musste nachfragen.
Ich fuhr Silas an: "Wenn mein Bruder nicht freiwillig mitkommt, dann natürlich nicht! Du entführst ihn auf keinen Fall oder zwingst ihn dazu! Unterstehe dich!" Ich kam nicht mehr klar mit dem Ganzen. Es war zu viel und zu überraschend gewesen. Eine kleine Vorwarnung wäre sehr nett gewesen. So hatte man mich ins kalte Wasser geschubst. Nein, ins eiskalte Wasser. So kalt, dass ich beinahe am Schüttelfrost gestorben wäre.
Er nickte und antwortete ernst: "Wie meine Frau wünscht." Wenigstens tat er das, was ich ihm sagte. Bei dem Mann wäre es andersrum genauso möglich gewesen. Er konnte also doch auf mich hören.
Luke startete seinen Wagen und fuhr auch schon los. Da verlor jemand gar keine Zeit. Es brach mir mein Herz das zu sehen. Mein geliebter Bruder und es hatte so geendet. Ich hatte ihm gerade gesagt, dass ich mich für Silas über ihn entschied.
Mein Bruder, mit dem ich aufgewachsen war, der immer auf mich aufgepasst hatte.
Und jetzt?
Jetzt war ich bei seinem Erzfeind gelandet und sogar mit diesem glücklich verheiratet. Das ich den Mann liebte, den er verabscheute.
An sich hatte das Chaos ziemlich schnell geendet und vor allem friedlich. Also hatte mein Bruder eingesehen, dass es sinnlos war und er mich niemals von meinem Mann wegbringen könnte. Auch nie würde.
Silas meinte: "Letzte Chance, Ivy."
Meine Stimme ruhig zu halten wäre mir nie gelungen, deshalb schrie ich ihn an: "Nein! Verdammt nochmal Nein!"
Bekam er das nicht in seinen Dickschädel? Er konnte nicht jedem seinen Willen aufzwingen.
Erst jetzt fiel mir auf, dass ich mir noch immer die Waffe an den Kopf hielt, was selten dämlich war. Ich nahm sie herunter und Silas streckte seine Hand danach aus. Das sollte mir recht sein, die Situation war entschärft und ein Fan von Waffen war ich noch nie gewesen.
Ohne ein Kommentar gab ich ihm die Pistole. Silas gab mir trotzdem eine Antwort: "Danke. Endlich hat dein Wahnsinn ein Ende." Kurz überlegte ich etwas zurück zu feuern, aber unterließ es besser. Das würde am Ende nichts bringen.
Ich ging zur Beifahrertür hinüber, denn ich wollte einfach nur weg von hier. Am besten so weit es nur ging.
Ich riss mich zwanghaft zusammen, um meine Fassade zu wahren. Mein Herzschlag musste sich auch erst noch beruhigen und meine Nerven genauso.
Was hatte Silas sich nur dabei gedacht?
Ich stieg in den Wagen und kurz darauf saß besagter Mann neben mir. Er verlor keine weitere Zeit, startete den Wagen und fuhr los. Wie so gerne viel zu schnell, aber diesmal war es mir sogar recht. Umso schneller wir hier weg wären, desto besser.
Ich lehnte mich zurück, schloss meine Augen und holte tief Luft, ansonsten würde ich ihm den Schädel abreißen. Aber ich sollte schön ruhig bleiben, denn er steuerte das Auto, ich sollte ihn nicht anschreien, ansonsten bauten wir im schlimmsten Fall einen Unfall.
Silas durchbrach unsere Stille in dem er sagte: "Eigentlich ging ich davon aus, dass dein Bruder vernünftig genug wäre und es akzeptieren würde. Immerhin hat er dich gesehen und es geht dir offensichtlich gut. Aber nein, Luke musste meinen Plan zunichte machen."
Darauf würde ich nicht weiter eingehen, ansonsten würde das sowas von eskalieren. Stattdessen fragte ich: "Was war Plan B?"
"Ihn nicht ganz freiwillig mitzunehmen, aber das hast du bereits abgelehnt und jetzt ist es zu spät. Dein Bruder ist bereits weg und wir genauso."
Nein, was er nicht sagte. Innerliches Augenverdrehen.
Ungefragt fuhr er fort: "Die Hochzeit in Italien verlief alles andere als nach Plan, wie du es gerne gehabt hättest. Deshalb wollte ich es mit einer kleinen Feier nachholen oder richtig machen. Mit dem Bonus, dass diesmal deine Familie dabei wäre. Allerdings ist das etwas schwierig. Sie sind mir gegenüber eher weniger kooperativ."
Ich fragte etwas lauter: "Wundert es dich?! Wie kommst du überhaupt auf so eine selten dämliche Idee?! Es war glasklar, dass das schlecht endet! Es konnte nicht mal gut ausgehen! So sehr ich dich liebe, aber diese Aktion war..."
Bevor ich meinem Wutwahnsinn weiter nachgehen konnte, unterbrach mich Silas: "Es waren keine bösen Absichten, Ivy. Mir war klar, dass dein Bruder der schwerste Fall sein wird. Weshalb ich deine Anwesenheit benötigte. So hatte er den lebenden Beweis, dass es dir wirklich gut geht und du konntest ihm sogar selbst mitteilen, dass du bei mir bleiben willst. Außerdem wolltest du schon lange deine Familie wiedersehen."
Gut, so dumm klang das jetzt nicht. Dennoch war das eskaliert.
Silas ließ mir keine Zeit für eine Antwort und merkte an: "Deinem Vater hast du erst vor kurzem wieder gesehen und deinen Bruder soeben. Du siehst, ich gebe mir Mühe deine Wünsche zu erfüllen."
Meine Wünsche zu erfüllen. Da hatte der Mann eine interessante Art der Umsetzung meiner Wünsche. Dennoch sollte ich ihm anrechnen, dass er sich Mühe gab.
Eine gerechte Antwort fiel mir keine ein und sie war auch unnötig, da Silas meinte: "Deinen Vater habe ich trotzdem in seinem Gefängnis gelassen. Ich denke nicht, dass du ihn dabei haben willst. Seine Anwesenheit würde unserer Hochzeit nur der guten Laune berauben und das wollen wir diesmal unter keinen Umständen wiederholen. Deine Mutter hingegen kam freiwillig."
Mein Herz setzte bei seinem letzten Satz einen Schlag aus. Mein Blick schnellte zu ihm und ich konnte es kaum fassen.
Hatte er das wirklich gesagt? Nein, ich musste mich verhört haben.
"Was? Meine Mum?" Den Unglauben hörte man meiner Stimme an, aber ich realisierte das nicht richtig. Es musste praktisch gelogen sein.
Silas nickte und antwortete: "Ja, du siehst sie gleich wieder und kannst sie in deine Arme schließen. Sie ist bereits dort, sofern es nach Plan verlaufen ist."
Unwillkürlich bekam ich Tränen in meinen Augen. Ich würde meine Mum wiedersehen. Dann war es sogar freiwillig von ihr, sofern ich Silas Worten glauben konnte.
"Von Dauer ist euer Wiedersehen trotzdem nicht, aber für diesen Abend sehr wohl." Die Freude die ich gerade fühlte, konnte ich kaum in Worte fassen. Endlich würde ich meine Mum wiedersehen. Ich hatte sie viel zu sehr vermisst. Vor allem damals an unserem verrückten Hochzeitstag.
Jetzt holten wir diese Feier scheinbar nach und zumindest sie wäre dabei, was mich ungemein freute. Meine Freude kannte gerade Grenzen mehr und ich musste Lächeln. So schnell rückte das Treffen mit Luke in den Schatten.
Jetzt hatte ich eine andere große Freude vor mir.
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My unwanted husband 2 | ✔️
ChickLitDie Zwangsehe, die Ivy hatte eingehen müssen, war längst keine mehr. Sie hatte sich wirklich in Silas verliebt. Das Eheleben mit einem Mafiaboss war alles andere als einfach und da gab es so einige Hindernisse für die beiden. Vor allem, da Ivys Fami...